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„Heute entscheidet sich, was morgen auf unseren Tellern landet“ – Uni Hohenheim stellt New Food per 3D-Druck her

Am 12. März 2024 von Astrid Z. veröffentlicht
Universität Hohenheim

Essen muss satt machen war einmal, heute sind an Lebensmittel mehr Anforderungen gestellt, denn sie müssen sowohl ethischen als auch gesundheitlichen Werten gerecht werden. Lebensmittel sollen regional sein, gesund und lecker, gleichzeitig die Umwelt nicht belasten, erschwinglich sein, unseren Nährstoffbereich abdecken und auch noch Spaß machen. Es ist kein Geheimnis, dass wir Menschen unsere Ernährungsgewohnheiten im Angesicht des Klimawandels zwingend überdenken und anpassen müssen. Noch immer entstehen bei der Lebensmittelproduktion Ressourcen, die nicht verwertet werden können und im Abfall landen. Auch der Fleischkonsum ist ein ökologisches Problem. Obwohl alternative Ernährungsweisen, wie vegetarisch, vegan etc. im Trend liegen, gilt es, dass pflanzliche Lebensmittel uns vor allem eines geben: Energie. Vegetarier und Veganer müssen sich ihre Nährstoffe bewusst zusammen kalkulieren und eventuell Vitamine und Mikronährstoffe durch Tabletten supplementieren. Forscher der Universität Hohenheim befassen sich daher mit alternativen Ernährungskonzepten der Zukunft und gehen der Fragestellung nach, wie 3D-Druck unsere Essensgewohnheiten positiv beeinflussen kann. Die Forscher stellen daher pflanzliche Lebensmittel per 3D-Druck her und gestalten so das individuelle Essen der Zukunft.

Für den 3D-Lebensmitteldruck entwickelten die Forscher des Instituts für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie der Uni Hohenheim einen eigenen Food-3D-Drucker. Dieser kann gebräuchliche Lebensmittel, wie wir sie kennen, verwerten und zum Beispiel Margarine, Zucker, Backpulver etc. verdrucken. Die Forscher der Uni Hohenheim beschäftigen sich im Rahmen des 3D-Lebensmitteldrucks aber auch mit der ökologischen Komponente unserer Ernährungsgewohnheiten. Daher ist der Drucker in der Lage, Reststoffe zu verdrucken, die sonst im Müll landen würden. Ein konkretes Beispiel für ein solches Abfallnebenprodukt sind Haferfeststoffe, die bei der Hafermilch-Herstellung entzogen werden. Die übrig bleibenden Feststoffe finden keine Verwertung, trotz den enthaltenen Ballaststoffen. Um diese Energiebündel nicht zu verschwenden, haben die Forscher der Uni Hohenheim einen Weg gefunden, die Feststoffe dem Teig für ihren Lebensmitteldruck beizufügen und daraus schmackhafte Kreationen zu drucken.

Der 3D-Drucker der Uni Hohenheim. (Bild: Universität Hohenheim / Dorothea Elsner)

Durch die nachhaltige Verwertung dieser Nährstoffe heben die Forscher die ökologischen Vorteile des 3D-Lebensmitteldrucks hervor. Mehr Bestandteile von Lebensmitteln gezielt weiterzuverarbeiten, ist allerdings nur ein Hauptargument für den 3D-Druck von Lebensmitteln. Durch den Druckprozess können außerdem vielfältige Texturen und Konsistenzen erzielt werden, die den Original-Vorbildern besonders nahekommen. Ein Keks aus dem Drucker ist so knusprig, Obst knackig, Kuchen fluffig etc. Die Konsistenz kann allerdings auch nach gegebenen Anforderungen individualisiert werden. Ältere Menschen mit Schluckbeschwerden profitieren von der Technologie des 3D-Drucks, indem schmackhafte Lebensmittel entstehen, die leicht zu kauen sind. Auch in puncto Nährstoffzusammensetzung ermöglicht der 3D-Druck Personalisierung. 3D-gedruckte Lebensmittel können so an den Bedarf von Sportlern, Kindern und kranken Menschen angepasst werden und unsere generellen Nährstoffe gezielt abdecken, um unsere Gesundheit zu erhalten. Ziel der Forschung der Uni Hohenheim ist es jedenfalls, das eigene Essen gezielt zu designen.

Uni Hohenheim stellt Food-Drucker am New Food Festival vor

Dieses Leitmotiv nahmen sich die Forscher zum Vorbild und stellten im Praxis-Workshop „Design your own food“ den Food-Drucker am vergangenen New Food Festival vor. Dabei handelt es sich um eine internationale Konferenz und Messe, die Zukunftstrends und Innovationen im Lebensmittelbereich in den Fokus rückt. Das Festival richtet sich an Startups aus dem Food-Bereich und wird vom Verband crowdfoods initiiert. Dieses Jahr fand es unter dem Motto „Die Zukunft ist jetzt“ vom 29.2. bis 1.3. in Stuttgart statt. Dabei präsentierte die Uni Hohenheim ihre Forschung zum 3D-Druck mit Lebensmitteln und Interessierte konnten live bestaunen, wie Essen im 3D-Drucker entsteht.

Welchen Stellenwert die Technologien in der Zukunft der Lebensmittelbranche einnehmen, hebt Michael Kaiser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH hervor: „New Food-Technologien können auf verschiedene Weise dazu beitragen, die globalen Herausforderungen der Nahrungsmittelversorgung zu bewältigen. Alternative Proteinquellen, Vertical Farming oder auch Präzisionslandwirtschaft sind alles vielversprechende Ansätze (…)“. Auch Mark Leinemann, Vorsitzender von crowdfoods, spricht sich für innovative Ideen aus, die die Zukunft der Ernährung mitgestalten: „Die Zukunft der Ernährung passiert nicht erst morgen, sondern findet bereits heute statt. Heute entscheidet sich, was morgen auf unseren Tellern landet. Angesichts des Klimawandels müssen wir jetzt handeln, Innovationen und Starups stärken und den Wandel vorantreiben.“

Es bleibt abzuwarten, wohin sich der 3D-Lebensmitteldruck in nächster Zeit entwickeln wird. Wer weiß, vielleicht finden sich in einigen Jahren in jedem Haushalt und jeder Kantine 3D-Drucker, die Essensreste effektiv verwerten und unsere persönlichen Lieblingsgerichte mit optimiertem Nährstoffgehalt und ganz nach unserem Geschmack zubereiten…

Prof. Dr. Mario Jekle, Leiter des Fachgebiets Pflanzliche Lebensmittel der Universität Hohenheim, Bernhard Grieb, Leiter der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart, Michael Kaiser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, Mark Leinemann, Vorsitzender des Verbands crowdfoods und Mitarbeitende der Uni Hohenheim. (Bild: Max Kovalenko, Copyright: LHS)

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*Titelbildnachweise: Forschung zu New Food: Studierende der Uni Hohenheim entwerfen ein Gebäck in Form des Hohenheimer Schlossses, Bild: Universität Hohenheim / Dorothea Elsner

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