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Forscher erstellen 3D-Druckmodelle von bedrohten Sprachen

Am 14. Februar 2023 von Delona Z. veröffentlicht
3D-Druckmodelle von bedrohten Sprachen

Die 3D-Modellierung soll die Komplexität von Systemen veranschaulichen und feine Details sichtbar machen. Während man bei 3D-Modellen vielleicht an chirurgische Planung oder technische Teile denkt, stellen wir Ihnen heute ein Projekt aus dem Jahr 2022 vor, bei dem die Technologie zur Darstellung von Sprache verwendet wird. Alex Pillen, Doktorand an der School of Antholopology am UCL, hat mit Emma-Kate Matthews von der Architekturschule derselben Universität zusammengearbeitet. Sie erstellten eine Reihe von Modellen auf der Grundlage von vier Sprachen: Kurdisch, Tarania (eine amazonische Sprache), ein alter mesopotamischer Dialekt namens Akkadian und amerikanisches Englisch.

Die Forscher wollten den grammatikalischen Aspekt dieser Sprachen modellieren: nämlich die Evidentialität. Damit ist gemeint, ob es für eine Aussage Beweise gibt und wenn ja, welche Art von Beweisen. In der Linguistik ist es die Methode, mit der Beweise vermittelt werden. In bestimmten Sprachen drücken die Sprecher die Evidentialität durch die Grammatik aus. Am Beispiel von Tarania drückt der Sprecher vier Arten von Evidenz durch unterschiedliche grammatische Strukturen aus. Diese Beweisarten sind visuell, nicht visuell, abgeleitet, berichtet und aus dem Allgemeinwissen übernommen. Amerikanisches Englisch wurde zum Vergleich mit den anderen Sprachen gewählt, weil Evidentialität im Englischen nicht durch Grammatik ausgedrückt wird und die Modelle daher nicht mit den anderen vergleichbar sind.

3D-Druck zur Modellierung von Sprache

Alex Pillen (links) und Emma-Kate Matthews (rechts), die Mitbegründer des Projekts 3D-Modellierungssprache, mit ihren Entwürfen

Das Team stützte sich zunächst auf eine etablierte theoretische Verbindung zwischen Grammatik und Geometrie, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Für den praktischen Teil des Projekts verwendeten sie Grasshopper und Rhino3D, um spezifische Sprachmerkmale auf ein kartesisches Koordinatensystem abzubilden. Zunächst formatierten sie das Transkript manuell in Excel und wiesen jedem Beweismittel eine numerische Gewichtung zu. Die x-Achse stellt den zeitlichen Verlauf der Rede dar, da eine Phrase auf eine andere folgt, während die y-Achse die Anzahl der Silben in jeder Zeile eines Transkripts angibt. Die x- und y-Achse können somit die elementare Struktur der Sprache darstellen, die sich in einem Transkript widerspiegelt. Die z-Achse ist der Hinweis auf die Beweisgrammatik innerhalb der Probe. Diese Markierungen erhalten ein „virtuelles Gewicht“, das dem Modell sein 3D-„Drahtgitter“-Erscheinungsbild verleiht.

Die 3D-Modelle wurden zunächst auf Nylon-Kunststoff (PA12, Polyamid) mittels selektivem Lasersintern (SLS) gedruckt. Ein weiteres Modell wurde mit einer Silberlegierung gedruckt, die es ermöglichte, feinere Details der Sprache darzustellen. Ein Modell wurde auch aus Gummi gedruckt, um den „gewebeartigen“ Charakter zu verbessern. Den Forschern zufolge hoffen sie, in Zukunft noch nicht erfundene Materialien für weitere Entwürfe verwenden zu können.

3D-Druck zur Modellierung von Sprache

Blaue Markierungen im Modell des Kurdischen zeigen wörtliche Zitate an (d. h. direkte Wiedergabe einer bezeugten Äußerung), eine Form der Evidentialität

Warum 3D-Modelle für Sprache verwenden?

Kurz gesagt sind die Forscher der Meinung, dass die traditionellen Methoden zur Darstellung von Sprache übermäßig vereinfachend sind, bis hin zum „Reduktionismus“. Sie sind der Meinung, dass 2D-Modelle und Notationen der Sprache nicht gerecht werden. Außerdem ist es für sie wichtig, dass die Modelle auf einem algorithmischen Design basieren.

Sie wollten nicht nur die linguistische Bedeutung der grammatikalischen Evidenz aufzeigen, sondern auch gefährdete und wenig bekannte globale Sprachen wahren. Pillen erklärt die Bedeutung so: „Indem wir die Geometrie der Grammatik in 3D erzeugen, ermöglichen wir den Menschen eine unmittelbare intuitive Beziehung zu diesen Sprachen, die bedroht sind – oder die verschwinden könnten.“ In der Tat ist dies eines der vielen Projekte, die den 3D-Druck für die Erhaltung und den Schutz bedrohter Systeme und Ressourcen nutzen. Andere Projekte dieser Art umfassen 3D-gedruckte Korallenriffe für Umweltzwecke. Mehr zu dem Projekt über die Untersuchung von Sprache finden Sie HIER.

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*Alle Bilder: Dr Alex Pillen, Emma-Kate Matthews; Natural language modelled and printed in 3D: a multi-disciplinary approach. Humanit Soc Sci Commun

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