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Matt Harkness kompostiert PLA-Abfälle auf menschlicher Haut

Am 22. April 2021 von Regina P. veröffentlicht
matt harkness

Das 3D-Druck Filament PLA zählt zu den sogenannten erneuerbaren Kunststoffen und wird deshalb häufig als umweltfreundlich beworben. Der Grund dafür: Polyactid wird zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke hergestellt. Produkte aus PLA können deshalb mit dem Label “biologisch abbaubar” gekennzeichnet werden. Dieser Öko-Stempel kann für einige Konsumenten irreführend sein, da viele der Meinung sind, dass dies mit “kompostierbar” gleichgesetzt werden kann. Dass das jedoch so nicht ganz stimmt, weiß unter anderem der australische Künstler Matt Harkness. Dieser will mit seinen Projekten das Bewusstsein für die Umweltauswirkungen des 3D-Druck, auf seine ganz eigene Art und Weise, schärfen. Eine seiner End-of-Life-Optionen für 3D-Druckerabfälle geht dabei sogar unter die Haut. Mit einem Tattoo PLA-Abfälle am menschlichen Körper kompostieren? Wir erklären Ihnen was hinter der etwas skurrilen Idee des Künstlers steckt. 

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Die biorecyling machine von Künstler Matt Harkness. (Bild: Matt Harkness)

Der Mensch als Reyclinghof für PLA

Matt Harkness ist ein Art, Design und Media PhD Student an der University of New South Wales. Seine “biorecycling machine” ist ein hypothetisches Konzept, welches 3D-Druckabfälle in Form von Granulat zu einer PLA-Polymer Tinte umwandelt und mittels eines speziellen Apparates unter die Haut gesetzt werden kann. Sobald das PLA dann in die Hautschicht der Person eintritt, beginnt der Hydrolyse Prozess. Polymilchsäure-Mikroplastikpartikel werden langsam in Milchsäure, Kohlendioxid und Wasser umgewandelt. Nach dreißig Wochen hat der Körper die PLA-Partikel vollständig “recycelt” und die Bestandteile durch Urinieren oder Atmen ausgeschieden.

Laut Angaben des Künstlers stellt die biorecycling machine einen hypothetischer Weg dar, wie PLA-Abfälle, welche beim 3D-Druck entstehen, auf natürliche Weise kompostiert werden können. Der Künstler merkt dabei an, dass sich ohnehin in 50% der Menschen Mikroplastikpartikel finden lassen würden.  Natürlich lässt sich die Ironie hinter diesem Projekt nicht verbergen. Harkness findet mit der biorecyling machine einen kreativen Weg, um auf die zum Teil leichtsinnige Vermarktung der Hersteller von Bio-Kunststoffen aufmerksam zu machen. Zudem will er das Bewusstsein der Maker-Community schärfen. In dem wachsenden Trend einen Desktop-3D-Drucker zu Hause zu haben, sieht der Australier die Gefahr, dass dies zu einer erheblichen Menge an zusätzlichen Kunststoffabfällen führen wird. Denn gerade weil die Hersteller ihre Filamente gerne als umweltfreundlich bewerben, wissen viele Privatnutzer nicht, dass die Abfälle nicht einfach in der hauseigenen Kompost Tonne entsorgt werden können. 

Für die Kompostierung müssen die Parameter stimmen

Bereits in der Vergangenheit haben wir die Nachhaltigkeit von PLA hinterfragt. PLA-Abfälle sind zwar biologisch abbaubar, kann jedoch nur in einer industriellen Kompostieranlage abgebaut werden. Das bedeutet, dass sich das Material nur zersetzt, wenn die Bedingungen stimmen. Dafür bedarf es einer kontrollierten Temperatur (55-70ºC), Feuchtigkeit und der Gegenwart von Mikroorganismen. Parameter, welche die hauseigene Biotonne nicht erfüllt. Daher kann PLA nicht etwa gemeinsam mit den Eier- oder Bananenschalen entsorgt werden. Harkness kritisiert in diesem Zusammenhang neben der Vermarktung der Hersteller, welche die Spezifikationen für die Entsorgung häufig nicht ausreichend anführen, auch die fehlende Infrastruktur solch industrieller Kompostieranlagen. Es fehlt neben dem Bewusstsein der Allgemeinheit also auch an den notwendigen Recyling-Sammelstellen. Neben seiner biorecyling machine verwertet der Australier 3D-Druck Abfälle auch zu Haushaltsgegenständen und Möbelstücken wieder. Darunter auch eine Kehrschaufel und einen Handfeger, welche aus geschmolzenen PLA-3D-Druckerabfällen gefertigt wurden. Damit macht der Künstler klar, dass die fehlenden Wiederverwertungsmöglichkeiten von Kunststoffabfällen nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden können.

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Bild: Matt Harkness

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*Titelbild: Matt Harkness

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