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Artha France: 3D-gedruckter Lendengurt hilft Sehbehinderten

Am 29. Februar 2024 von Astrid Z. veröffentlicht

Heutzutage sind die Anwendungen des 3D-Drucks für Handicaps vielfältig und umfassen Bereiche wie die Herstellung von individuell angepassten Prothesen, maßgefertigten Hörgeräten und sogar behindertengerechten Fahrzeugen. Das Pariser Startup Artha France hat in Zusammenarbeit mit Sculpteo, einem führenden französischen Unternehmen im Bereich des 3D-Drucks, kürzlich die Testphase eines innovativen Geräts erfolgreich abgeschlossen. Dieses Produkt soll die Lebensqualität von Menschen mit Sehbehinderungen verbessern. Es besteht aus einem mit einer Kamera ausgestatteten Gurt, der diskret an einer Brille befestigt wird. Seit 2020 haben 140 Personen an Tests in verschiedenen Kontexten teilgenommen, wie z. B. bei der Nutzung eines Computers, beim Autofahren und bei der Navigation durch die Stadt. Dieser vielversprechende Fortschritt könnte eine wertvolle Lösung für eine größere Unabhängigkeit der Betroffenen darstellen.

Artha France hat es sich zum Ziel gesetzt, seine Innovationen für alle zugänglich zu machen und dabei darauf zu achten, dass Qualität und Leistung erhalten bleiben. Diese Initiative wird durch die Herstellung eines Lendengurts mithilfe der 3D-Drucktechnologie konkretisiert. Wir hatten die Gelegenheit, mit Louis de Veron, dem Mitbegründer von Artha France, zu sprechen, um mehr über diesen Fortschritt zu erfahren und zu verstehen, wie der 3D-Druck zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen beiträgt.

3DN: Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns mehr über Artha France erzählen?

Artha France ist ein Unternehmen, das sich der Entwicklung innovativer technologischer Lösungen widmet, um das Leben von sehbehinderten und blinden Menschen zu verbessern. Unser Projekt geht über die bloße Innovation hinaus; es stellt eine echte Revolution für diejenigen dar, die auf ihre taktilen und auditiven Sinne angewiesen sind, um die Welt um sich herum wahrzunehmen. Unsere Vision ist es, eine Zukunft zu schaffen, in der Unabhängigkeit und Sinneswahrnehmung nicht durch das Sehen eingeschränkt werden. Wir wollen blinden und sehbehinderten Menschen ermöglichen, eine völlig neue Wahrnehmung ihrer Umgebung zu entwickeln, mehr Unabhängigkeit in ihren Bewegungen zu erlangen und ihre tägliche Sicherheit zu erhöhen.

Wir glauben, dass jeder Mensch die Chance verdient, sein Leben unabhängig von seiner Sehkraft voll auszukosten. Unsere Technologie hat bereits mehrere wichtige Meilensteine erreicht, darunter erste Tests an einem vollmechanischen Prototypen, Proof-of-Concept-Demonstrationen und Experimente zur Bewegung und Orientierung in virtuellen Umgebungen. Wir haben sogar Autofahrversuche durchgeführt, um die Grenzen des Geräts zu testen.

3DN: Können Sie im Detail erklären, wie der Lendengurt für Sehbehinderte und Blinde funktioniert?

Der Lendengurt von Artha France ist eine Schlüsselkomponente unserer innovativen Technologie. Er funktioniert, indem er die visuellen Bilder, die von einer an einer Standardbrille angebrachten Minikamera erfasst werden, in taktile Darstellungen umwandelt. Eine Minikamera, die an der Brille des Nutzers befestigt ist, erfasst Bilder der unmittelbaren Umgebung. Diese Kamera ist so konzipiert, dass sie Objekte und Hindernisse in der Umgebung des Nutzers erkennt. Die erfassten Bilder werden dann verarbeitet und in taktile Informationen umgewandelt, die auf der Tiefenwahrnehmung basieren. Anstatt Farbbilder zu präsentieren, verwendet unsere Technologie Tiefenvariationen, um die Umgebung darzustellen, ähnlich wie bei einem Schwarz-Weiß-Bildschirm, bei dem Helligkeitsvariationen durch Tiefenvariationen ersetzt werden.

Nachdem die Bilder verarbeitet wurden, werden die Daten an einen speziellen Lendengürtel übertragen, den der Nutzer trägt. Dieser Gürtel ist mit Mechanismen ausgestattet, die sanften Druck auf die Haut des Nutzers ausüben, um ein „Bild“ der Umgebung zu erzeugen. Der Nutzer nimmt dieses Bild durch seinen Tastsinn wahr. Der Gürtel erzeugt eine räumliche Darstellung von Objekten und Hindernissen in der Umgebung, sodass der Nutzer sie fühlen kann. Die Technologie ist so konzipiert, dass sie intuitiv und an die spezifischen Bedürfnisse jedes Nutzers anpassbar ist. Sie kann über eine mobile App konfiguriert und personalisiert werden und bietet Nutzern oder medizinischem Fachpersonal die Möglichkeit, die Einstellungen an die individuellen Merkmale jedes Nutzers anzupassen. Darüber hinaus ist ein entscheidendes Merkmal des Gürtels seine Fähigkeit, die zu übertragenden taktilen Informationen zu filtern und auszuwählen. So kann sich das Gehirn des Nutzers auf die relevanten Informationen konzentrieren, während es die weniger entscheidenden Informationen ignoriert, wodurch die kognitive Überlastung verringert wird.

Artha France

3DN: Warum haben Sie sich für den 3D-Druck und gegen herkömmliche Fertigungstechniken entschieden? Welche Vorteile bietet er im Zusammenhang mit diesem Projekt?

Die Verwendung des 3D-Drucks für das Projekt des Lendengurts wurde vor allem aus zwei wichtigen Gründen gewählt: die deutliche Kostensenkung und die Flexibilität im Entwicklungs- und Testprozess. Einer der bemerkenswertesten Vorteile des 3D-Drucks für dieses Projekt ist die erhebliche Senkung der Herstellungskosten. Tatsächlich erwies sich der 3D-Druck als mehr als zehnmal günstiger als herkömmliche Fertigungstechniken. Diese Kostenersparnis ist besonders relevant für ein innovatives Projekt wie den Lendenwirbelgurt, bei dem die Kostenkontrolle entscheidend ist, um die Technologie einer größeren Anzahl von Nutzern zugänglich zu machen.

Ein weiterer großer Vorteil ist die Geschwindigkeit, mit der Änderungen mithilfe dieser Technologie vorgenommen und getestet werden können. Durch den Einsatz des 3D-Drucks ist es möglich, von der bloßen Idee, die Struktur zu ändern, bis zur Verfügbarkeit des Teils in weniger als 24 Stunden zu gelangen. Diese Flexibilität ist im Entwicklungsprozess von entscheidender Bedeutung, insbesondere bei einem technologischen Produkt, bei dem schnelle Iterationen und Tests grundlegend sind, um das Design und die Funktionalität zu verfeinern und zu optimieren. Der 3D-Druck ermöglicht auch eine hohe Individualisierung der Komponenten, was besonders nützlich ist, um den Lendengurt an die spezifischen Bedürfnisse jedes einzelnen Nutzers anzupassen.

Er erleichtert die schnelle Erstellung von Prototypen, sodass Designer und Ingenieure verschiedene Konfigurationen, Formen und Materialien schnell testen können. Dies beschleunigt den Entwicklungsprozess und liefert wertvolle Rückmeldungen über die Funktionalität und Ergonomie des Produkts. Schließlich kann der 3D-Druck auch nachhaltiger sein, da er den Abfall reduziert, indem er nur die benötigte Menge an Material herstellt und keine Überschüsse produziert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der 3D-Druck eine Kombination aus Kostensenkung, Geschwindigkeit, Flexibilität und Individualität bietet, die perfekt auf die einzigartigen Anforderungen des Lendengurts von Artha France zugeschnitten ist.

Artha France

3DN: Welches 3D-Druckverfahren und welche Materialien verwenden Sie für die Herstellung des Lendengurts?

Für die Herstellung der Lendengurts kooperiert Artha France mit Sculpteo, das den 3D-Druck vornimmt und dafür TPU (Thermoplastisches Polyurethan) verwendet. Das Material eignet sich aufgrund seiner Flexibilität und Robustheit sehr gut. Dieser Ansatz ermöglicht die Herstellung von flexiblen, langlebigen und für den Benutzer bequemen Gürteln, während gleichzeitig das von Sculpteo angebotene Fachwissen und die schnelle Produktion genutzt werden können.

3DN: Haben Sie noch ein letztes Wort an unsere Leser?

Zögern Sie nicht, bei Ihren Projekten viele Iterationen durchzuführen. Oft ist es viel schneller und effektiver, eine Idee direkt zu testen, als viel Zeit in langwierige Studien zu investieren, um herauszufinden, ob das Produkt funktionieren wird. Experimentieren und Lernen durch Versuch und Irrtum sind Schlüsselkomponenten der Innovation.

Was halten Sie Artha France und den Lendengürtel für Sehbehinderte? Lassen Sie uns gerne einen Kommentar da, oder teilen Sie es uns auf Facebook oder LinkedIN mit. Möchten Sie außerdem eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuigkeiten im 3D-Druck und der additiven Fertigung direkt und bequem in Ihr Postfach erhalten? Dann registrieren Sie sich jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter.

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