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#Working3D: Sechs Fragen an eine Prüferin für 3D-Druck-Patente

Am 12. Dezember 2023 von Astrid Z. veröffentlicht

Im Rahmen unserer Artikelserie #Working3D, in der wir die verschiedenen Berufe im Bereich der additiven Fertigung vorstellen, hatten wir die Gelegenheit, den Arbeitsbereich der 3D-Druck-Patente genauer zu untersuchen. Insbesondere haben wir Monica Lozza, eine Vertreterin des Europäischen Patentamts (EPA), interviewt, die uns erzählt hat, wie ihr Beruf als Patentprüferin für 3D-Druck aussieht. Wir haben sie gebeten, uns zu erzählen, wie ihr Arbeitsalltag aussieht, welche Qualifikationen sie für diesen Beruf benötigt und welche Ratschläge sie denjenigen geben kann, die denselben Beruf ergreifen möchten. Sie dürfen gespannt sein!

3DN: Hallo, können Sie sich vorstellen und uns mehr über die Tätigkeit des EPA erzählen?

Patentprüferin Monica Lozza

Hallo, mein Name ist Monica Lozza und ich arbeite als Patentprüferin beim Europäischen Patentamt (EPA) in Den Haag. Das EPA ist die Behörde, die Patente für Europa an Erfinder, Forscher und Unternehmen in der ganzen Welt erteilt. Es ist eine der größten Organisationen des öffentlichen Dienstes in Europa mit rund 6300 Mitarbeitern, darunter mehr als 4000 Wissenschaftler und Ingenieure, die als Patentprüfer tätig sind.

Wir arbeiten in allen Bereichen der Technik und ich arbeite in einem Team mit zehn Kollegen, das sich auf den 3D-Druck von Kunststoffen konzentriert. Mein Fachgebiet sind Maschinen und Verfahren für den 3D-Druck von Kunststoffen, daher befasse ich mich speziell mit Patentanmeldungen, die bei unserem Amt in diesem Bereich eingereicht werden. In anderen Teams konzentrieren sich andere Kollegen auf den 3D-Druck von Metallen, andere auf die digitalen Aspekte der Technologie und wieder andere auf Materialien (Polymere, Biomaterialien usw.).

3DN: Wie sieht ein typischer Tag eines Patentprüfers auf dem Gebiet des 3D-Drucks aus?

Jede Patentanmeldung ist anders und daher ist auch jeder Tag anders. Patentanmeldungen sind Texte und Zeichnungen, die eine Erfindung beschreiben. Wir beginnen mit einer formalen Prüfung und recherchieren dann in unseren Datenbanken, denn wir müssen feststellen, ob die angebliche Erfindung wirklich neu ist oder ob sie bereits irgendwo anders auf der Welt existiert. Patente werden nur für neue, nicht naheliegende, gewerblich anwendbare technische Erfindungen erteilt. In unserer täglichen Arbeit verbinden wir daher wissenschaftlichen Sachverstand mit analytischen Recherchen und einem Blick für die rechtlichen Aspekte des geistigen Eigentums. Um höchste Qualität zu gewährleisten, wird jede Patentanmeldung beim EPA von einem Team aus drei Prüfern geprüft. Darüber hinaus konsultieren wir bei Bedarf Kollegen, die über Informationen aus anderen Fachgebieten verfügen, und kommunizieren mit den Anmeldern, um ihre Anmeldung mit den rechtlichen Anforderungen für ein europäisches Patent in Einklang zu bringen.

Monica Lozza mit ihrem Team.

3DN: Welche Qualifikationen sind für diese Stelle erforderlich?

Um Patentprüfer zu werden, benötigen Sie einen Abschluss in einem natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Fach, mindestens jedoch einen Master-Abschluss. Der Abschluss sollte für den technischen Bereich, in dem Sie arbeiten möchten, relevant sein. Ich habe zum Beispiel einen Abschluss in Chemieingenieurwesen am Politecnico di Milano gemacht. Außerdem benötigen Sie ausgezeichnete Sprachkenntnisse, da wir in drei Amtssprachen arbeiten: Englisch, Französisch und Deutsch.

3DN: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation auf dem Markt für 3D-Druckpatente in Europa und weltweit?

Das EPA hat gerade eine Studie über die weltweiten Innovationstrends im Bereich des 3D-Drucks veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass Europa und die USA bei der Innovation in dieser Technologie weltweit führend sind. Wir haben einen starken und schnellen Anstieg der Zahl der beim EPA eingereichten Patentanmeldungen beobachtet. Es gibt viele Erfindungen von großen Unternehmen, aber auch von Universitäten, öffentlichen Forschungsinstituten und Startups.

Persönlich kann ich dieses starke Wachstum der Patentanmeldungen in diesem Bereich nur bestätigen. Als ich vor 15 Jahren nach meinem Studium und einer Tätigkeit in der Industrie zum EPA kam, war ich eine von nur drei Patentprüfern auf dem Gebiet des 3D-Drucks. Damals hieß es noch nicht einmal „3D-Druck“ oder „additive Fertigung“, sondern „Rapid Prototyping“. Das zeigt, wie sich der Schwerpunkt der Technologie verändert hat. Heute haben wir mehr als zehn Kollegen in meinem Team und viele weitere Prüfer bearbeiten Anmeldungen in anderen Bereichen desselben Gebiets.

3DN: Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie sich in diesem Beruf stellen müssen?

Bei der Arbeit als Patentprüfer ist es notwendig, mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten. Im Bereich des 3D-Drucks haben wir unglaubliche Fortschritte erlebt und wir müssen eine starke Zunahme des „Stands der Technik“ (alle Informationen, die der Öffentlichkeit vor dem Datum der Patentanmeldung zur Verfügung stehen) berücksichtigen, der in jeder Sprache, einschließlich Japanisch, Chinesisch und Koreanisch, vorliegen kann. Zu diesem Zweck verfügt das EPA über umfangreiche Datenbanken und Übersetzungshilfen, die eine umfassende und genaue Recherche ermöglichen. Wir müssen auch bei der Anwendung des europäischen Patentrechts auf alle Anmeldungen einheitlich vorgehen, denn das Ergebnis unserer Arbeit muss vorhersehbar sein, damit Patente für die Wirtschaft und die Gesellschaft von Nutzen sind.

Die Prüfung von 3D-Druck-Patenten erfordert soziale Kompetenz und Teamarbeit.

3DN: Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der den Beruf als Patentprüfer ergreifen möchte?

Zusätzlich zu den oben genannten Mindestanforderungen (wissenschaftlich-technischer Abschluss und Sprachkenntnisse) muss man ein Auge für Details und Interesse an Innovationen haben. Man muss sich in anderen Sprachen zurechtfinden und sich klar ausdrücken können. In meinem Fall hat die Berufserfahrung definitiv dazu beigetragen, meinen universitären Hintergrund um praktische Kenntnisse zu ergänzen, aber viele Kollegen haben direkt nach dem Studium beim EPA angefangen. Das Arbeitsumfeld ist sehr international, anregend und integrativ: Mädchen, die sich für Wissenschaft und Technik interessieren, sollten eine Bewerbung beim EPA in Betracht ziehen!

Was halten Sie von den Tätigkeiten der Patentprüferin Monica Lozza? Lassen Sie uns gerne einen Kommentar da, oder teilen Sie es uns auf Facebook oder  LinkedIN  mit. Möchten Sie außerdem eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuigkeiten im 3D-Druck und der additiven Fertigung direkt und bequem in Ihr Postfach erhalten? Dann registrieren Sie sich jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter.

Bildnachweise: “Copyright European Patent Office”

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