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Experteninterview: Wie finde ich den richtigen 3D Scanner?

Am 17. Mai 2017 von Raphael S. veröffentlicht
3D Scanner

In unseren früheren Experteninterviews haben wir Ihnen mit der Hilfe von drei Profis gezeigt, wie Sie den besten 3D Drucker und das passende Filament finden können. Doch auch die 3D Scanner sind ein fundamentales Werkzeug, gleichermaßen für die Produktion von Video-Animationen und das Erstellen von 3D Modellen für den 3D Druck. Die Preisspanne erstreckt sich wie bei den Druckern über ein weites Spektrum und den richtigen Scanner für die eigenen Zwecke zu finden ist nicht einfach.

Welche Scanning Technologie ist die bessere? Auf welche Kriterien muss ich beim Kauf achten: Genauigkeit, scanbares Volumen, Kompatibilität? Welcher Scanner passt für meine Anwendung? Um Ihnen diese Fragen zu beantworten und bei der Auswahl des richtigen Scanners zu helfen, haben wir drei Experten aus unterschiedlichen Bereichen um Rat gebeten: Einen 3D-Scan-Service, einen Reseller und einen Künstler.

Oliver Jan Wagner – Rapidobject

Oliver Jan Wagner

Der etablierte 3D Druckservice Rapidobject ist bereits seit über 10 Jahren im Geschäft und bietet neben der Fertigung von Prototypen oder Kleinserien auch einen 3D Scanning Service für Industrieunternehmen, Architekten und Endverbraucher an. Oliver Jan Wagner, der Produktionsleiter und Innovationsmanager von Rapidobject beschäftigt sich seit 7 Jahren mit 3D Scannern. Für ihn ist beim Einstieg in das 3D Scanning vor allem die Abwägung von Kosten und Nutzen ein Muss.

Wenn man nur wenige Bauteile, zum Beispiel 5-6 Stück im Jahr scannen möchte, dann reicht womöglich auch ein spezialisierter Dienstleister. Das macht vor allem dann Sinn, wenn die Objekte sehr unterschiedlich sind und ein einziger Scanner nicht für alle Anwendungen geeignet ist. Ein Scanning Service kann vor allem auf verschiedene Technik zurückgreifen und hat auch die notwendige Erfahrung, um schnell zu guten Ergebnissen zu kommen.

Sollte man sich für den Kauf eines Gerätes entscheiden, ist es wichtig zu wissen, welche Art von Objekten man digitalisieren möchte. Für Personen oder Tiere eignen sich spezielle Scankabinen. Damit kann man auch Tiere innerhalb von Sekundenbruchteilen erfassen und diese dann zu einem 3D Objekt zusammenfassen. Möchte man eher Straßenzüge und Häuser scannen, sollte die Wahl auf einen Laserscanner fallen, welcher Messpunkte bis zu 300 Meter weit erfassen kann.

Die Empfehlungen des Profis:

  • Für den privaten Bereich und zum Sammeln von ersten Erfahrungen: Sense von 3D Systems (Preisbereich 400€ – 600€)
  • Für einfache und effektive gewerbliche Nutzung: Artec EVA oder Spider (Preisbereich 7000€  – 16.000€)
  • Für Vermessungsaufgaben oder dem Scannen von ganzen Gebäuden eignet sich ein GOM-System bzw. ein Laserscanner von Faro (> 80.000€)

Uwe Krill – 3Dmensionals

Uwe Krill

3Dmensionals ist führender Fachhändler in Deutschland rund um das Thema 3D Drucker, 3D Scanner, 3D Filament und 3D Zubehör. Neben zahlreichen Geräten bietet der Online-Shop auch Services und Schulungen an, für Geschäftskunden, Bildungseinrichtungen oder Maker. Neben Scannern für eine gewerbliche Anwendung, die mit strukturiertem Licht arbeiten, führt der Händler ebenfalls Laser bzw. Infrarotbasierte Geräte für den Konsumentenbereich.

Der Vorteil von Scannern mit strukturiertem Licht sind schnelle und sehr präzise Scans, zum Teil sogar in Echtzeit. Die Scanner gibt es je nach Einsatzanforderung als stationäre (z.B. HP Structured Light Scanner) oder mobile Geräte (Shining, Artec). Darüber hinaus bieten sie ein exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis.

HP Structured Light Scan

Zunächst ist es wichtig, die Größe der zu scannenden Objekte festzulegen, daraus geht dann hervor, ob man ein stationäres oder mobiles Gerät benötigt. Weitere wichtige Vergleichskriterien sind die Anforderung im Hinblick auf Genauigkeit (Auflösung) und der individuellen Scandauer. Doch nicht nur der Scanvorgang selbst und die damit verbundenen Merkmale sind entscheidend für die richtige Auswahl eines Scanners, mindestens genauso relevant ist die Frage, wie die 3D Bilddateien weiterverarbeitet werden (z.B. Reverse Engineering oder Animation).

Den letzten wichtigen Punkt spielt das Budget, welches mit den technischen Anforderungen vereinbart werden kann. 3Dmensionals legt in jedem Fall nahe, sich beraten zu lassen, um mit der Hilfe von Experten eine optimale Lösung zu finden.

Die Empfehlungen des Profis:

Fabian Hesse – FabLab München

Fabian Hesse

Fabian ist bildender Künstler und nutzt den 3D Druck und das 3D Scanning um bizarre Skulpturen zu schaffen. Im FabLab München gibt er gelegentlich Workshops über den 3D Druck und diskutiert mit seinen Kollegen die neuesten Verfahren und Möglichkeiten. Es gibt eine Vielzahl an 3D Scanning Techniken und Herstellern, die sich auch schnell entwickeln. Das richtige Gerät oder Tool hängt meist von der Weiterverarbeitung und dem gewünschten Ergebnis ab: Soll es 3D gedruckt werden, oder wird es für die Betrachtung am Bildschirm, Animation oder Virtuelle Realität genutzt?

Für seine Projekte, die den Scan von Personen erfordern, hat er sich für einen Artec Scanner entschieden. Dieser ist ziemlich hochwertig und etwas teuer für Privatpersonen, jedoch notwendig, da die 3D Daten für den Druck von lebensgroßen Objekten verwendet werden. Es gibt aber auch günstigere Alternativen: Programme wie ReMake lassen sich mit einfachen Smartphone-Kameras nutzen – dabei werden eine Vielzahl an Fotos lokal oder in der Cloud zum 3D Modell zusammengefügt. Der Nachteil ist eine für den 3D Druck unzureichende Präzision, ReMake wird grundsätzlich für die Videoanimation oder die Betrachtung auf dem Bildschirm genutzt.

Skulpturen von Fabian Hesse mit Mitra Wakil – Bild via fabianhesse.com

Ein hierfür interessantes Verfahren ist auch das Google-Projekt TangoConstructor, seit ein paar Monaten ist es mit dem Phab2Pro Tablet erhältlich: Komplett mobil einsetzbar lassen sich damit ganze Abfolgen von Räumen erstellen und Personengruppen scannen, dabei kann man den Scanvorgang in Echtzeit betrachten.

Bei der Auswahl des richtigen Scanners sollte man zuerst kostenfreie Programme nutzen, um ein Gefühl zu bekommen, mit was man es zu tun hat. Eine sehr effiziente Lösung kann auch die Miete eines hochwertigen Gerätes sein, wenn man nur kurzfristigen Bedarf eines 3D Scanners hat. In allen Fällen ist es immer ratsam, eine kompetente Expertenmeinung einzuholen, zum Beispiel im FabLab um die Ecke.

Die Empfehlungen des Profis:

  • Für Profi-Projekte: Den Artec Eva (Preisbereich 7000€ – 16.000€)
  • Für einen Einblick ins 3D-Scannen: Erste Erfahrungen in einem FabLab sammeln

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In unserem 3D-Vergleichsportal können Sie die aktuellsten Scanner vergleichen und ihr Gerät finden!

Kommentare

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  1. Es ist wirklich beeindrucken, wie sich diese Technologie weiterentwickelt hat. Ich wusste nicht, dass man die 3D-Technologie auch für Video-Animationen verwenden kann. Für uns spielt das eher eine Rolle im Sinne der Vermessungstechnik. Aber sehr beeindruckend, was man damit alles machen kann.

  2. Mir gefällt der Mix des Unternehmens. Gleichzeitig z.B. Kleinserien in Auftrag geben können und das mit dem 3D Scanning Service zu verbinden halte ich für sinnig, besonders bei Industrieunternehmen. Neu ist mir jedoch, dass man auch Tiere oder Personen scannen kann.

  3. Kira N. sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag zum 3D Scanner. Interessant, dass sich für Vermessungsaufgaben ein GOM-System eignet. Ich lese mich gerade in das Thema Laserscanning ein und fand diesen Artikel sehr spannend.

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