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Human-Computer Interaction: Interview mit Professor Patrick Baudisch

Am 17. Oktober 2016 von Alexander H. veröffentlicht

3Dnatives hatte die Gelegenheit mit Patrick Baudisch, Professor für Human-Computer Interaction am Hasso Plattner Institut zu sprechen. Wir erhalten Einblicke in seine spannende Forschungsarbeit, die unter anderem auch den 3D-Druck miteinschließt. Zuvor verbrachte Prof. Baudisch 10 Jahre als Forschungswissenschaftler bei Microsoft und Xerox.

Patrick Baudisch ist Professor für Human-Computer Interaction am Hasso Plattner Institut in Potsdam.

1. Hallo Professor Baudisch. Können Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen?

Gerne. Ich bin Professor beim Hasso Plattner Institut. Als Leiter des Fachgebiets Human-Computer Interaction sehe ich meine Aufgabe darin, die Zukunft der Interaktion zu erforschen. Das ist eine überraschend schwierige Herausforderung. Viele der Themen, die einem unter Umständen in den Sinn kommen sind tatsächlich schon viel älter als man es erwarten würde. Virtuelle Realität wurde vor über 50 Jahren erfunden. Touch-Eingabe sogar noch davor. Oft dauert es so lange bis eine Technologie Mainstream wird. An welchen Technologies müssen wir heute arbeiten, die dann in 50 Jahren Mainstream werden? 

2. Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass sich die beiden Disziplinen Computerwissenschaften und Maschinenbau vereinen. Was genau meinen Sie damit und welche Rolle spielt dabei der 3D-Druck?

Klassisch haben sich die Computerwissenschaften mit Daten beschäftigt. Daten rein, Daten raus. Mit der Hilfe von 3D-Druckern ist es heute möglich Materie zu digitalisieren und auch digitales wieder physisch werden zu lassen. Das erweitert den Bereich in dem die Methoden der Computerwissenschaften Anwendung finden und erlaubt uns Anwendungsfelder wie Industriedesign, Statik, Maschinenbau, etc. mit den Methoden der Informatik zu behandeln.

3. Viele Ihrer Forschungen behandeln das Thema 3D-Druck, so auch das WirePrint-Projekt. Können Sie uns davon erzählen?

WirePrint ist ein ganz gradliniges Projekt. Der 3D Druck benötigt heute unter Umständen viele Stunden um ein einziges Objekt zu produzieren. In der Zukunft wird es beim Ausdrucken eine Check geben: „als Preview drucken (10x schneller)“ und das wird das Objekt mit unserer Technologie als Drahtgestell produzieren. Benutzer werden diese Option für erste Entwürfe wählen – erst wenn alles stimmt werden Benutzer das Modell in Originaltreue drucken. Insgesamt beschleunigen wir so den Workflow.

4. Die Struktur von 3D-gedruckten Objekten stand auch in Ihrem neuesten Projekt „Metamaterial Mechanisms“ im Fokus. Worum geht es da genau? Wie kam es zu der Idee und wird diese Technologie bald überall zu finden sein?

Die grundlegende Idee hier ist, dass man nicht nur die Aussenseite von Objekten designen kann, sondern auch das Innere, also die Funktionsweise. Metamaterial mechanisms erlauben es Objekte und Mechanik in einem Stück zu drucken, was ein Zusammenbauen unnötig macht. Diese nicht in der Natur auffindbaren inneren Strukturen haben außerdem den Vorteil, dass sie bereits mit einem einfachen FDM-Drucker hergestellt werden können.

5. Danke für das Interview! Ein letztes Wort an unserer Leser?

Die 3D-Druck-Technologie wurde mit Ablaufen der Patente im Jahre 2009 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Folglich gelang kurz darauf durch das Startup Makerbot der erste Desktop-3D-Drucker auf den Markt. Wir haben uns die Frage gestellt, ob ein Übergang von der Industrie zum Massenmarkt ähnlich wie bei anderen Technologien wie dem PC oder Video-Editing möglich sei. Wir sehen diesen Übergang als sehr wahrscheinlich an. Der Konsument wird zum Produzent. Diese Entwicklung hätte weitreichende Folgen für das produzierende Gewerbe. Angesichts der Tatsache, dass der erste personale 3D-Drucker erst im Jahre 2009 veröffentlicht wurde, stehen wir jedoch am Anfang dieses Übergangs. Spannende Zeiten stehen also noch bevor.

Mehr Informationen über Prof. Baudisch (Lebenslauf, Forschungsprojekte, etc.) finden Sie hier.

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