Ein kreativer und branchenübergeifender Wandel: Faserkunst 3D über die Kombination von 3D-Druck und Textil

Faserkunst 3D ist eine Agentur und ein Modelabel für die additive Fertigung von Stütz- sowie Zierstrukturen auf Textil. Das Ziel des Unternehmens liegt in der zukunftsweisenden Verbindung von 3D-Druck und der Textilindustrie, um das enorme Innovationspotential beider Bereiche optimal zu nutzen. So möchten sie die ansässige Textilindustrie gezielt schulen, beraten und unterstützen, indem Faserkunst 3D moderne Technologien in traditionelle Fertigungsprozesse integriert und so neue Möglichkeiten für Design, Produktion und Nachhaltigkeit schaffen. Wir hatten die Chance mit den Gründerinnen des Unternehmens zu sprechen!

3DN: Könnten Sie sich kurz vorstellen und erzählen, wie Sie zum 3D-Druck gekommen sind und wie es dann zur Gründung von Faserkunst 3D kam?

Faserkunst 3D ist ein innovatives Designstudio mit Sitz in Pforzheim, das sich auf die additive Fertigung von Stütz- und Zierstrukturen auf Textilien spezialisiert hat. Unser Ziel ist es, eine kreative und branchenübergreifende Revolution voranzutreiben, indem wir 3D-Druck mit Textil kombinieren. Dabei legen wir besonderen Wert auf Ästhetik, Funktionalität und Komfort, um individuelle, körpernahe Produkte zu entwickeln. Gegründet wurde Faserkunst 3D von uns, Lina Nolde und Lara Gantner. Wir bringen unterschiedliche, aber sich ideal ergänzende Fachrichtungen und Erfahrungen in das Unternehmen ein. Lina hat einen Bachelor in Industrieller Produktentwicklung und arbeitet seit vielen Jahren in einer Agentur für digitale Produktentwicklung, wo sie sich intensiv mit additiven Fertigungstechnologien beschäftigt. Lara hat ihren Bachelor in Textil- und Bekleidungstechnologie gemacht und verfügt über langjährige Berufserfahrung in der Textilindustrie.

Die Gründerinnen Lina Nolde und Lara Gantner von Faserkunst 3D.

Während unseres Masterstudiums in Produktentwicklung an der Hochschule Pforzheim haben wir gemeinsam an einem Projekt gearbeitet, das den Einsatz von 3D-Druck in der Textilbranche erforschte. Diese Erfahrung hat uns gezeigt, welches Potential in der Verbindung von 3D-Druck und Textil steckt – und so entstand die Idee für Faserkunst 3D. Faserkunst 3D wurde dann im Jahr 2022 im Rahmen des Masterstudiengangs Produktentwicklung an der Hochschule Pforzheim ins Leben gerufen. Ausgangspunkt war ein gemeinsames Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit dem Schwerpunkt „Zier- und Stützstrukturen auf Textilien mittels additiver Fertigung“.

In Zusammenarbeit mit Alphacam, CREATE 3D und der Hochschule Pforzheim untersuchten wir neuartige Anwendungen und erprobten 3D-Druckmethoden wie PolyJet und FDM, um textile Oberflächen mit funktionalen und ästhetischen Strukturen zu versehen. Dabei erkannten wir das enorme Potential dieser Technologie für die Mode- und Textilbranche. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte sich die Vision, textile Innovationen mit 3D-Druck zu vereinen und neuartige Produkte zu schaffen. Die Geschäftsidee nahm Gestalt an, und schließlich gründeten wir Faserkunst 3D um das Potential zu testen und für die Mode- und Textilindustrie nutzbar zu machen.

3DN: Welche Materialien und Drucktechnologien nutzen Sie und welche technologischen Entwicklungen im 3D-Druck sind für Ihr Geschäftsmodell besonders relevant?

Je nach Anwendung und Einsatzzweck setzen wir auf unterschiedliche Materialien und Fertigungstechnologien. Für unser Modelabel verwenden wir vorrangig das FDM-Verfahren sowie das PolyJet-Verfahren mit der TechStyle J850 von Stratasys, das besonders präzise und vielseitige Druckmöglichkeiten bietet. Darüber hinaus kommen für spezifische Anwendungen auch innovative Technologien zum Einsatz, darunter ein spezielles Spannsystem des Sächsischen Textilforschungsinstituts sowie das RX-Verfahren von Chromatic 3D, das neue Möglichkeiten in der additiven Fertigung eröffnet. Die Auswahl der Materialien erfolgt stets anwendungsbezogen, um sowohl funktionale als auch ästhetische Anforderungen optimal zu erfüllen.

Für uns sind insbesondere die kontinuierlichen Fortschritte im FDM-Druck von großer Bedeutung. Dazu gehören Verbesserungen in der Haftungseigenschaft der Materialien, eine optimierte Druckqualität sowie präzisere Steuerungsmöglichkeiten. Zudem spielen Entwicklungen in den Bereichen Software, Digitalisierung und Automatisierung eine wesentliche Rolle. Fortschrittliche Softwarelösungen ermöglichen eine effizientere Prozesssteuerung und erweiterte Designfreiheit, während die zunehmende Automatisierung des 3D-Drucks neue Potentiale für Skalierbarkeit und Effizienz eröffnet. Diese technologischen Innovationen tragen dazu bei, das unsere Produktionsprozesse stetig optimiert werden können.

Ein Hochzeitsaccessoire, welches mittels PolyJet-Verfahren hergestellt wurde.

3DN: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen und Chancen für 3D-Druck in der Textilbranche?

Die Textilbranche ist traditionell geprägt und hatte bisher nur wenige Berührungspunkte mit 3D-CAD-Konstruktion und additiver Fertigung. Eine der größten Herausforderungen besteht daher darin, Unternehmen für diese neue Technologie zu begeistern und ihnen das enorme Potential aufzuzeigen. Hier bieten wir Schulungen, Beratung oder die Unterstützung bei der Entwicklung unternehmensspezifischer Produkte.

Gleichzeitig sehen wir enorme Chancen für den 3D-Druck in der Textilbranche, insbesondere in den Bereichen Automobil, Medizin, Mode und Industrie. Die Möglichkeiten sind äußerst vielfältig: Von Akustikpaneelen über Taschen und innovative Automobil-Interieurs bis hin zu individuell angepassten Prothesen, Orthesen und Arbeitsschutzlösungen. Diese Vielfalt zeigt, dass die Technologie branchenübergreifend neue Wege eröffnet und völlig neue Design- und Funktionsmöglichkeiten bietet. Unser Ziel ist es, Unternehmen bei diesem Wandel zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, die Vorteile des 3D-Drucks für ihre spezifischen Anwendungen zu nutzen.

3DN: Was waren bisher Ihre spannendsten Projekte?

Mit unserem Ansatz lassen sich sowohl funktionale als auch ästhetische Aspekte auf ein völlig neues Level heben. Besonders spannend finden wir die funktionalen Möglichkeiten, die der 3D-Druck in der Textilbranche eröffnet. Ein Beispiel ist die Entwicklung eines BHs, bei dem der herkömmliche Metallbügel durch ein additiv gefertigtes Material mit optimal abgestimmter Shore-Härte auf der Außenseite des Textils ersetzt wurde. Dadurch können nicht nur Produktionsschritte reduziert, sondern auch der Tragekomfort erheblich verbessert werden.

Solche innovativen Lösungen zeigen, welches Potential in der Verbindung von 3D-Druck und Textil steckt. Besonders reizvoll ist es für uns, neue funktionale Möglichkeiten zu entdecken – sei es durch Materialoptimierung, individuelle Anpassung oder die Integration zusätzlicher Eigenschaften wie Flexibilität, Stabilität oder Dämpfung. Jedes Projekt bringt neue Herausforderungen mit sich, die uns dazu inspirieren, die Grenzen des Machbaren weiter auszudehnen.

Der herkömmliche Metallbügel des BHs konnte durch ein additiv gefertigtes Material mit optimal abgestimmter Shore-Härte auf der Außenseite des Textils ersetzt werden.

3DN: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?

In den nächsten Jahren möchten wir Faserkunst 3D als führendes Unternehmen für innovative 3D-gedruckte Textillösungen weiter etablieren. Unser Ziel ist es, deutschlandweit bekannt zu sein, insbesondere im Bereich der Eventmode, Dessous und Accessoires. Zudem möchten wir uns als gefragter Dienstleister und Fertiger für exklusive Unikate mit hohem emotionalem Wert auf dem Hochzeitsmarkt positionieren. Wir sehen uns als starke Partner für Designprojekte, die von unserer großen Expertise und unserem weitreichenden Netzwerk profitieren. Durch unsere spezialisierte Beratung helfen wir Unternehmen, die Möglichkeiten des 3D-Drucks im Textilbereich optimal zu nutzen.

Ein weiterer wichtiger Baustein unserer Zukunftsvision ist es, die Textilindustrie als Enabler beim Einsatz neuer digitaler Technologien zu unterstützen. Mit gezielten Schulungen und Workshops wollen wir Unternehmen den Zugang zur 3D-CAD-Konstruktion und additiven Fertigung erleichtern und ihnen helfen, diese innovativen Verfahren erfolgreich in ihre Prozesse zu integrieren. Langfristig möchten wir dazu beitragen, die Textilbranche nachhaltig zu transformieren und ihr neue kreative sowie funktionale Möglichkeiten durch den Einsatz des 3D-Drucks zu eröffnen.

Ein universelles Hochzeitsaccessoire, welches das Unternehmen im PolyJet-Verfahren hergestellt hat.

Ein zentraler Bestandteil unserer Vision ist die Entwicklung eines eigenen Modelabels, das sich durch neuartige, innovative Produkte auszeichnet und neue Maßstäbe in der Modebranche setzt. Unser Ziel ist es, die Modeindustrie grundlegend zu revolutionieren, indem wir neue Technologien, Materialien und digitale Fertigungsprozesse nutzen, um einzigartige, individualisierbare und ressourcenschonende Produkte zu schaffen. Durch diesen Ansatz wollen wir nicht nur kreative Designmöglichkeiten erweitern, sondern auch die Art und Weise, wie Mode entworfen, produziert und konsumiert wird, nachhaltig verändern.

3DN: Haben Sie noch abschließende Worte an unsere Leserschaft?

Wenn Sie mehr über unsere Arbeit erfahren oder mit uns an einem spannenden Projekt zusammenarbeiten möchten, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme. Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft des 3D-Textildrucks gestalten! HIER erfahren Sie mehr über uns.

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*Bildnachweise: Faserkunst 3D

Kaja F.:
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