Die Automobilbranche setzt seit vielen Jahren auf additive Fertigungsverfahren aller Art. Ob Prototypen oder fertige Bauteile aus Kunststoffen oder Metall, der 3D-Druck ist sehr nützlich und bringt den Herstellern viele Vorteile. Wenn wir uns speziell mit Motorrädern beschäftigen, stellen wir fest, dass einige von ihnen mit 3D-gedruckten Teilen ausgestattet sind. Während viele Hersteller auf die additive Fertigung setzen, um individuelle Komponenten herzustellen und so den Marktanforderungen gerecht zu werden, setzen andere auf Gewichtsreduzierung, Zeit- und Kostenersparnis und höhere geometrische Komplexität. Mithilfe des 3D-Drucks können Motorräder leichter werden und gleichzeitig ein Höchstmaß an Geschwindigkeit und Komfort für den Fahrer bieten. Aber in welchen Motorrädern sind heute 3D-gedruckte Teile verbaut? Und welche Teile sind das? Hier ist ein Überblick über den aktuellen Markt!
DAB Motors und Becane arbeiten an der Entwicklung eines Motorrads
Während der Pariser Fashion Week präsentierten DAB Motors und Becane ein Elektromotorrad, das Technologie und avantgardistisches Design miteinander verbindet. Das auf dem Modell Concept-E basierende Motorrad zeichnet sich durch seine futuristische Ästhetik und ein hohes Maß an Individualisierung aus. Eines der auffälligsten Elemente ist der Einsatz von 3D-Druck für wichtige Teile wie dem vorderen Kotflügel und den Logos, die für ein einzigartiges Design und präzise Details sorgen. Das glänzend schwarze Metallfinish reagiert auf Licht, während der in einer Haute-Couture-Werkstatt gefertigte Ledersitz den Premium-Charakter des Motorrads unterstreicht. Das Bike wurde in einer immersiven Umgebung mit einer von Videospielen inspirierten Inszenierung enthüllt, die bei den Besuchern großen Eindruck hinterließ. Diese Zusammenarbeit demonstriert die Möglichkeiten des 3D-Drucks und der Individualisierung im Bereich der Elektromobilität.
Idastria fertigt 3D-gedruckte Teile für Motorrad-Sportteam
Idastria ist ein in Monza ansässiger 3D-Service-Dienstleister – und wer denkt bei Monza nicht direkt an die Automobilbranche? So ist es kaum verwunderlich, dass auch Idastria Leistungen in dieser Sparte anbietet und dafür Teile per SLA-, oder FDM-Verfahren herstellt. Um auch SLS im Portfolio zu implementieren, schaffte sich Idastria einen Formlabs Fuse 1 3D-Drucker an und war so in der Lage, auch hochwertige Teile aus PA12 per 3D-Druck zu fertigen. Diese neugewonnene Stärke brachte Idastria in eine Zusammenarbeit mit dem Moto2 Team SpeedUp- Boscoscoscur ein, indem es die Motorräder des Teams mit einigen 3D-gedruckten Teilen ausstattete, darunter Airbox-Verbindungen und aerodynamische Deflektoren. Per SLS-Verfahren konnte Idastria schnell einsatzbereite Teile mit hoher Genauigkeit herstellen. Darüber hinaus war es möglich, zügig Ersatzteile zur Verfügung zu stellen und Anpassungen am Design schnell umzusetzen.
Bild: Formlabs
Cara, das Motorrad mit 3D-gedruckten Teilen von VIBA
VIBA ist ein französisches Designstudio, das sich auf die Herstellung von maßgeschneiderten Motorrädern spezialisiert hat. Jedes Modell ist so konzipiert, dass es eine gewisse Perfektion erreicht, wenn man den Aussagen des Unternehmens Glauben schenken darf. Zu der angebotenen Produktpalette gehört auch Cara, ein elegantes schwarzes Motorrad, das nach dem berühmten Model Cara Delevingne benannt ist. Das Besondere an diesem Motorrad ist, dass es viele 3D-gedruckte Teile enthält. VIBA hat mit dem Dienstleister ERPRO Group zusammengearbeitet, um die Karosserie zu entwerfen, die aus Polyamid in 3D gedruckt wurde. Die hintere Verkleidung wurde ebenso wie der vordere Kotflügel mithilfe von additiven Fertigungsverfahren hergestellt. Der Lenker wurde aus Aluminium gedruckt und enthält den originalen BMW Tacho und ein maßgeschneidertes Gehäuse. Der hintere Rahmen ist ebenfalls 3D-gedruckt, diesmal aus Stahl. Cara ist ein perfektes Beispiel für die Möglichkeiten der additiven Fertigung und eine tolle Mischung aus 3D-Technologien!
Bild: VIBA
Eine 3D-gedruckte Sitzbank für das Elektro-Motorrad Ego
CRP Technology verfügt über langjährige Erfahrung im SLS-Druck von verstärkten Verbundwerkstoffen. Dank dieser Expertise konnte Energica Motor Company sein Elektro-Motorrad Ego mit einer 3D-gedruckten Sitzbank ausstatten. Im Rahmen der Zusammenarbeit entstanden so zwei Prototypen für das Elektro-Motorrad, die den Zertifizierungstest von Energica unterzogen wurden, und auf ihre Ergonomie, die Montage und den Einsatz auf der Straße getestet wurden. Die 3D-gedruckte Sitzbank besteht aus einem Rahmen und einem weichen Teil. Für den weichen Teil kam das Material Windform RL zum Einsatz, für den harten Windform GT. Der Rahmen stellte eine besondere Herausforderung dar, denn er musste widerstandsfähig sein, aber auch genug Flexibilität zulassen. Darüber hinaus waren Ästhetik, Komfort und Handhabung wichtig, denn unter der Sitzbank befindet sich die Steckdose zum Aufladen. CRP konnte mit seinen Materialien und professionellen 3D-Drucktechnologien einen überzeugenden Prototyp vorlegen. Durch die Nutzung des 3D-Drucks konnte die Produktentwicklungszeit erheblich verkürzt werden und die Prototypen konnten schnell getestet werden.
Bild: Gianluca Muratori
„Light Rider“, das erste 3D-gedruckte Motorrad
APWorks, eine Tochtergesellschaft der Airbus Group, ist ein Pionier auf dem Gebiet der additiven Fertigung und hat das weltweit erste 3D-gedruckte Motorrad entwickelt. Das Motorrad mit dem Namen Light Rider wurde aus Scalmalloy®, einem exklusiven Material von APWorks, hergestellt und wiegt nur 35 kg. Das Projekt ist zwar schon älter, gehört aber immer noch zu den ersten seiner Art. Mithilfe von 3D-Metalldruck und dem innovativen Material konnte APWorks einen ultraleichten Rahmen entwerfen, der nur 6 kg wiegt und das Motorrad 30 % leichter als herkömmliche Elektromodelle macht. Angetrieben von einem 6-kW-Elektromotor kann es in wenigen Sekunden auf 80 km/h beschleunigen. Die Optimierung der Struktur des Light Riders erfolgte mithilfe eines Algorithmus, wodurch das Gewicht reduziert werden konnte, während gleichzeitig eine ausreichende Festigkeit für die Belastungen des täglichen Fahrens gewährleistet wurde.
Das Motorrad Honda CBF 250 von Born Motors
Das in Calella bei Barcelona ansässige Unternehmen BORN Motor Co. ist auf die Herstellung von hochwertigen dekonstruierten Motorrädern spezialisiert. Die Integration des 3D-Drucks hat den kreativen Prozess vom Design über Tests bis hin zur endgültigen Herstellung erheblich beschleunigt. Mit dem 3D-Drucker BCN3D Sigma können die Ingenieure von BORN nun Endgebrauchsteile aus verschiedenen Materialien wie Nylon, PETG oder ABS für eine breite Palette von Anwendungen herstellen. Diese Technologie, die im Unternehmen mittlerweile unverzichtbar ist, ermöglicht es den Konstrukteuren, komplexere Teile mit einer erheblichen Zeit-, Aufwands- und Kostenersparnis zu fertigen. Wo früher die handwerkliche Herstellung von Bauteilen eine hohe Investition erforderte, setzt der 3D-Druck nun Zeit frei, um sich auf Teile mit höherem Mehrwert zu konzentrieren und so die Innovation und Leistung der von BORN Motor Co. entworfenen Motorräder zu optimieren.
NERA, das E-Motorrad von BigRep
Dieses vom industriellen 3D-Druckerhersteller BigRep entwickelte Motorrad ist revolutionär. NERA, ein Name, der an die für das Fahrzeug gewählte Farbe erinnert, ist eines der ersten Prototypen eines E-Motorrads, der vollständig in 3D gedruckt wurde und aus nur 15 Teilen besteht. Der Designer Marco Mattia Cristofori hat das Motorrad zusammen mit dem BigRep-Team entworfen, wobei er an ein vollständig anpassbares und hochfunktionales Fahrzeug dachte. Die Teile von NERA wurden so konzipiert, dass sie ausschließlich mit den großformatigen FFF-3D-Druckern des Unternehmens und den firmeneigenen Materialien hergestellt werden können, von denen jedes eine bestimmte Funktion hat: TPU 98A für die Griffe, den Sitz, die Reifen und die Stoßstangen, ProHT für die starren Komponenten, PLA, um dem E-Bike Farbe zu verleihen, und PETG für die Lichtreflektoren. Das Team wählte ein Polygon als Basis und entwickelte dann alle anderen Komponenten in Übereinstimmung mit dieser Form. Die einzigen Teile, die nicht im 3D-Druckverfahren hergestellt wurden, sind der Elektromotor, die Batterie, die Kabel und die Steuersysteme. Die Entscheidung für einen Elektromotor hat neben der Nachhaltigkeit auch mit dem Design von NERA zu tun: Herkömmliche Verbrennungsmotoren lassen sich nicht in polymere Objekte integrieren.
Bild: BigRep
Rugged, ein von E-Racer und WASP entwickeltes elektrisches Motorrad
Zu den vermarkteten Motorrädern, bei deren Herstellung 3D-Druck eingesetzt wurde, gehört das Elektromotorrad Rugged von E-Racer, das in Zusammenarbeit mit WASP hergestellt wurde. Rugged wurde auf der Grundlage eines Modells aus dem Jahr 2018 neu entwickelt, um es für die Produktion und den Vertrieb im Jahr 2020 zu optimieren. Um den Prozess zu beschleunigen, beschloss E-Racer, sich bei der Herstellung einiger Komponenten des Motorrads auf WASP zu verlassen: Kurbelgehäuse, Sitz, Heck, Seitenrahmen und Tank. Das Team reduzierte die Formen der Bauteile auf das Wesentliche, um die Funktionalität zu verbessern und das Motorrad leichter zu machen. Die Teile wurden aus ABS gedruckt, anschließend geschliffen und mit einer Schutzschicht versehen, um es haltbarer und wetterfest zu machen.
Das V13-Motorrad von Vagabund Moto
Vagabund Moto mit Sitz in Österreich ist ein Unternehmen, das sich auf den Umbau von Motorrädern mit einem modernistischen und hochpräzisen Ansatz spezialisiert hat. Das Unternehmen verwandelt klassische Motorräder in Einzelstücke mit einem avantgardistischen Design, das sich an den Normen orientiert, und bietet diese dann zum Verkauf an. Ein Schlüsselelement im Herstellungsprozess ist der Einsatz von 3D-Druck. Mit dieser Technologie kann das Unternehmen maßgeschneiderte Komponenten mit großer Genauigkeit herstellen, wie bei der hier abgebildeten Honda NX650, die sie V13 nannten. Das Team druckte Teile wie den Tank, die Heck- und Luftfilterabdeckungen sowie Schaltergehäuse und Blinkerhalterungen aus PA12. Dank der additiven Fertigung erreicht Vagabund Moto ein makelloses Finish und integriert die neuen Elemente in jedes nachgebaute Motorrad. Auf diese Weise sind ihre Motorräder eine Kombination aus Tradition und Technologie.
Die umgebautes Kawasaki 966 von Mr. Martini
Der italienische Motorrad-Customizer Mr Martini hat dank der 3D-Technologien und der Verwendung von Hightech-Materialien auch im Motorraddesign eine neue Stufe erreicht. Bei der hier abgebildeten Kawasaki arbeiteten Fabula 3D, LATI3Dlab und Mr. Martini zusammen, um verschiedene Teile des Motorrads zu bauen, darunter die Karosserie. Für die Formgebung der Seiten und anderer interner Komponenten wurden kohlefaserverstärkte Filamente wie LATAMID 12 AM H2 K/15 und LATER G HT AM K/10 verwendet. Diese bieten Festigkeit und Flexibilität. Durch die Kombination des Fachwissens der drei Beteiligten wurde ein Ergebnis erzielt, das ästhetisch ansprechend, hitzebeständig und verformungsbeständig ist. Diese Technologie und die 3D-gedruckten Bauteile sind bereits Teil des regulären Prozesses von Mr. Martini.
Bildnachweis: LATI
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