Diese Woche in #3DExpress präsentieren wir die neue Digital Construction Site (DCS) der TU Braunschweig. Diese Anlage soll die Erforschung von digitalen Bauprozessen unter tatsächlichen Bedingungen ermöglichen. Dann werfen wir einen Blick auf die Ankündigung von Trumpf, sich vom 3D-Metalldrucksegment LPBF zu verabschieden. Außerdem beleuchten wir das aktuelle Sanierungsverfahren von voxeljet. Danach wenden wir uns erstaunlichen Anwendungen zu: einem 3D-gedruckten Elefanten in einer lebenden Zelle und einem 3D-gedruckten Stuhl. Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende!
TU Braunschweig erforscht digitale Bauprozesse vor Ort
Die TU Braunschweig hatte vor Kurzem die Plattform Digital Construction Site (DCS) eröffnet. Ziel ist es, digitale Bauprozesse unter realen Bedingungen zu erforschen und universitäre Forschung mit konkreter Anwendung zu verbinden. Die DCS-Anlage ist auf einem 2.800 Quadratmeter großen Bereich am Campus Ost angesiedelt. Herzstück ist ein großformatiges 3D-Drucksystem, das in Zusammenarbeit mit COBOD entwickelt wurde. Dieses Drucksystem ist zentral, um automatisierte Bauprozesse näher zu untersuchen. „Mit der Digital Construction Site erproben wir digitale Technologien unter realen Baustellenbedingungen“, sagte Professor Patrick Schwerdtner, einer der Initiatoren des Projekts. „Unser Ziel ist es, zukünftige Bauprozesse nachhaltiger, effizienter und sicherer zu gestalten und damit wesentliche Impulse für den dringend notwendigen Wandel der Branche zu geben.“
Bild: Start für die Digital Construction Site: TU-Präsidentin Angela Ittel, Dr. Neven Josipovic, CIO der Stadt Braunschweig und die am Projekt beteiligten Professoren Norman Hack, Patrick Schwerdtner, Harald Kloft, Dirk Lowke, Markus Gerke und Dr. Thorsten Leusmann (v.l.) Bild: Kristina Rottig/TU Braunschweig
Trumpf trennt sich von LPBF-Druck-Geschäft
Anfang der Woche wurde von der DUBAG Group verkündet, den Geschäftsbereich Laser Metal Fusion (LFM) – die LPBF-Technologie von Trumpf – zu übernehmen. Dieser Geschäftsbereich soll von der DUBAG Group von Italien aus als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden. Dies zielt darauf ab, die Aktivitäten zu reduzieren und mehr auf Anwendungen zu konzentrieren. Es soll dazu beitragen, die Gruppe zu einem der technologisch führenden Lösungsanbieter für 3D-Metalldruck zu machen. Neben den Maschinen, sollen Kunden auch von Anwendungsberatung, Prozessentwicklung und Automatisierungslösungen profitieren. Der Fokus sollte stärker auf einige Vertikalen und deren Bedürfnisse ausgerichtet werden, darunter die Luft- und Raumfahrt, die Medizintechnik, die Zahnmedizin und Industrie. Die Transaktion muss noch von den lokalen Behörden gewilligt werden. Wichtig ist auch, dass Trumpf den Sektor Laser Metal Deposition (Laserauftragschweißen) selbst weiterführen wird.
Bild: Trumpf
Sanierungspaket für voxeljet
Wie in den vergangenen Monaten berichtet, wurde bei voxeljet, einem bedeutenden deutschen Hersteller für industrielle 3D-Drucker, ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Nun genehmigte das Amtsgericht München einen Sanierungsplan. Dieser beinhaltet Schuldenerlasse und Kapitalmaßnahmen. Konkret investiert der Investor Anzu (Anzu Special Acquisition Corp II) 2,5 Mio Euro neues Kapital, und es werden schulden von 3,4 Mio Euro erlassen. Außerdem ist im Plan festgelegt, dass die bisherigen Aktionäre vollständig enteignet werden. Die Rückzahlung bestehender Darlehen wird bis Januar 2031 gestattet. Für voxeljet kann dieser Sanierungsplan zur finanziellen Neuaufstellung beitragen, die die Zukunft des Unternehmens sichern soll. CEO Rudolf Franz sieht deutet den Plan positiv: „Der Restrukturierungsplan schafft die Voraussetzungen für eine stabile Fortführung unseres Geschäftsbetriebs und zeigt unser klares Bekenntnis zur verlässlichen Betreuung unserer Kunden, Lieferanten, Mitarbeitenden und Tochtergesellschaften.“
Bild: voxlejet
Wissenschaftler drucken winzige Elefantenfigur in lebender menschlicher Zelle in 3D
Wie slowenische Forscher berichten, ist es ihnen erstmals gelungen, mithilfe der Zwei-Photonen-Polymerisation maßgeschneiderte polymere Mikrostrukturen direkt in lebenden Zellen zu erzeugen. Das Team wollte den Wert des 3D-Drucks auf subzellulärer Ebene erforschen und druckte daher in lebenden Zellen verschiedene Formen, darunter einen 10 µm großen Elefanten und Strichcodes zur Zellverfolgung. Zunächst injizierten sie Fotolacke in die Zellen und polymerisierten sie dann selektiv mit einem Femtosekundenlaser. Nicht polymerisierter Fotolack löste sich auf natürliche Weise im Zytoplasma auf und hinterließ stabile intrazelluläre Strukturen mit einer Auflösung im Submikrometerbereich. Die Forscher behaupten, dass ihr Ansatz „neue Wege für verschiedene Anwendungen eröffnen könnte, einschließlich intrazellulärer Sensorik, biomechanischer Manipulation, Bioelektronik und gezielter intrazellulärer Medikamentenverabreichung.“ Darüber hinaus könnten diese eingebetteten Strukturen eine noch nie dagewesene Kontrolle über die intrazelluläre Umgebung bieten und die Entwicklung von Zelleigenschaften ermöglichen, die in der Natur nicht vorkommen. Bemerkenswerterweise blieben die Zellen nach dem Druck mehrere Stunden lang am Leben, obwohl sie schließlich alle starben, was die Forscher zu der Feststellung veranlasste, dass das Druckmaterial wahrscheinlich zytotoxisch war.
Mikroskopische Elefantenfigur in einer lebenden Zelle (Bild: Mur et al.)
Ein Stuhl aus dem 3D-Drucker
Sie fragen sich wahrscheinlich, was die Innovation hinter diesem Stuhl ist, abgesehen davon, dass er in 3D gedruckt wurde. Denn ja, es ist nicht der erste, bei dem die additive Fertigung zum Einsatz kam. Das Besondere an diesem Projekt ist, dass der Stuhl in einem einzigen Arbeitsgang in 3D gedruckt wurde. Es wurde nichts zusammengebaut – keine Schrauben, keine zusätzlichen Teile wurden benötigt. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt, das vom Designstudio Jouin Manku getragen wird und an dem Dassault Systèmes und der Druckservice ERPRO beteiligt sind. Laut ERPRO wurde der Stuhl 35 Stunden lang auf einer SLS-Maschine von EOS gedruckt. Ebenso lange dauerte es, bis das Polyamidteil abgekühlt war. Ein Projekt, das das ganze kreative Potenzial der additiven Fertigung aufzeigt!
Bild: ERPRO/Cyrille Vue
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