3D-Druck und Politik? Interview mit dem 3DDruck Verband e.V.

Seit vergangenem Jahr gibt es in Deutschland einen Interessenverband, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Interessen rund um den 3D-Druck zu bündeln und diese insbesondere im Sinne, der darin organisierten Mitglieder durchzusetzen. Wir haben uns mit Christian Meiser unterhalten, um mehr über den Verband 3DDruck e.V. und dessen Arbeit zu erfahren. Christian Meiser verantwortet neben einem im Bereich des 3D-Drucks international tätigen Unternehmen, auch den Bereich Startups im Verband.

3Dnatives: Kannst Du mir etwas über die Geschichte des Verbandes erzählen? Wann wurde er gegründet und wie beziehungsweise durch wen?

Der Verband 3D Druck wurde circa vor einem Jahr mit dem Start des KICK OFF MEETINGS 2016, ebenfalls in den Reinbeckenhallen/Berlin, ins Leben gerufen. Justus Bobke(Anm. d. Red.: nun Vorsitzender), Peter Scholz(stellv. Vorsitzender), Udo Sonnenberg(Geschäftsführer) sowie Henning Finck(ehem. Vorsitzender d. Beirats) machten es sich in dem politischem Berlin zur Aufgabe, das deutsche Additive und 3D Druck Know-How zu bündeln. Eine ständige Interessenvertretung gegenüber dem Bürger, der Industrie und dem Bundestag war geboren.

Interviewpartner Christian Meiser

3Dnatives: Welche Ziele verfolgt Ihr mit Eurem Verband?

Der Verband 3DDruck e.V. verfolgt einen branchenübergreifenden und umfassenden Ansatz, versteht sich als überparteiliche Denkfabrik und ist offen für strategische Allianzen mit allen Stakeholdern, die sich für die Entwicklung der additiven Fertigung in Deutschland und Europa engagieren. Die Arbeit des Verbandes ist vor allem kommunikativ ausgerichtet. Über Gespräche, Projekte und Veranstaltungen werden Meinungsbildner sowie eine breite Öffentlichkeit angesprochen und für die Themenvielfalt rund um die additive Fertigung sensibilisiert. Der Verband V3DDruck e.V. ist Fördermitglied im Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V.(GKV) und Teil des Netzwerks des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

3Dnatives: Wer gehört diesem Verband alles an?

Der Verband 3D Druck besteht aus dem Vorstand, den Beiräten und den Mitgliedern. Die Beiräte übernehmen verschiedene ehrenamtliche Aufgaben und bringen aktiv ihre Ideen in verschiedene Positionspapiere an die Bundesregierung ein, die in gemeinsamen Arbeitsgruppen mit den Mitgliedern entstehen. Wie z.B. beim 3DKonzeptLAB 2017. Unter anderem ist der TÜV SÜD, Makerbot, Dachser, 3dk.berlin, Fraunhofer, Botspot, fabb.one, delbramed und natürlich die CMB 3D Ideenschmiede4.0 Mitglied oder als Beirat tätig.

Letzten Freitag organisierte der Verband 3DDruck e.V. die Veranstaltung 3DKL, sodass ich etwas mehr darüber erfahren wollte.

3Dnatives: Kannst du uns ein kurze Zusammenfassung des 3DKL in Berlin vom vergangenen Freitag geben?

In branchenübergreifenden und interdisziplinären Arbeitsgruppen wurdenzu den Handlungsfeldern Gesundheit, Innovation, Recht, Bildung und Logistik Konzepte entwickelt, die mittels 3D-Druck-Technologie und –Know-how realisiert werden können. Nach einem Mittagssnack gab es die Podiumsdiskussion mit Herrn Schnorr vom Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und verschiedenen Politikern (CDU, FDP und die Grünen) sowie Vertretern aus  der Industrie(CMB 3D,Veritas Technologies) Es wurde scharf über verschiedene aktuelle Themen diskutiert wie z.B. Bildung an Schulen und Hochschulen sowie Berufsschulen und weiterbildende Einrichtungen. Ebenfalls eine schnellere und einfachere Förderung für Start-ups und junge Gründer mit keinem Hochschulbackround sollten mehr unter die Lupe genommen werden. Das lag mir persönlich sehr am Herzen und ich habe es mehrmals gegenüber der Politik erwähnen können. Investition in Bildung sind meiner Meinung nach nie falsch gewählt und zahlt sich langfristig immer aus. Weiter ging es mit dem 2.Teil der Arbeitsgruppen. Jedes Team wurde von einem kompetenten Impulsgeber betreut und am Ende des Tages präsentierten die Teilnehmer ihre Ergebnisse den anderen Gruppen.

Diskussion zum Thema 3D-Druck mit Blick aus dem Paul-Löbe-Haus auf das Berliner Reichstagsgebäude. Bild via Christian Meiser

3Dnatives: Du bist, wenn man das so sagen kann, beim Verband 3D-Druck für die Start-up-Szene verantwortlich. Wie kann man sich deine Arbeit innerhalb des Verbandes vorstellen?

Als Beirat für den Start-Up Bereich bin ich beim Verband 3D Druck Berlin Ansprechpartner für die Fragen: Gründung, Fördermittel, rechtliche Grundlagen, 3D- Druck Produkte, Fragen bei staatlichen Fabblabsgründungen. Ebenfalls unterstützen die Beiräte die Bundesregierung bei Expertenfragen zu den verschiedenen Bereichen in der additiven Fertigung, sowie 3D Drucken/3D Scannen und Materialkunde. Auch die Industrie, der Mittelstand und normale Bürger können uns bei jedem Anliegen kontaktieren.

Zusammenfassung der Aktivitäten des Verbandes. Bild via Verband 3DDruck e.V.

3Dnatives:Wie würdest du aktuell die 3D-Druck-Branche in Deutschland beschreiben? Nimmst du irgendwelche Unterschiede zum französischen oder dem US-Markt wahr?

Die Lage in Deutschland sehe ich eher kritisch. Sehr gut, dass wir jetzt im Moment führend sind was Maschinenbau und 3D gedruckte Produkte sind. Aber dies sind so spezielle Technologien, dass uns in den nächsten Jahren das Fachpersonal zum Bedienen und Yeiterentwickeln fehlen werden. Es bringt nichts, wenn die Entwickler es können und verstehen. Das Wissen muss auch an die nächste Generation frühzeitig weitergeben werden, da sonst der Effekt der innovativen Möglichkeiten verfliegt und andere Länder diese Vorteile wesentlich früher erkennen werden. Da dort diese Technologie und der Vorteil durch Leichtbau und Ressourcenschutz besser kommuniziert wird. Beim französischen Markt sehe ich es ähnlich wie in Deutschland. Bei den Amerikanern sehe ich eine eine positive Entwicklung. Mit Concept Laser hat sich Amerika einen grossen Kuchen deutsches Know-how gekauft. Aber solche Firmen haben das Kapital. Und setzen dieses auch ein. Auch verschiedene 3D gedruckte Produkte sind schon längst in dem Amerikanischen Consumer-Markt. Dies wäre in Deutschland oder Europa in 10 Jahren nicht machbar mit den ganzen Gesetzen. So werden wir fast jeden „Tech-Run“ verlieren. Leider klappt es in Deutschland nur, wie als z.B das MP3-Format durch Zufall erfunden wurde in Erlangen. Und das geht nur mit Forschung und Entwicklung!

3Dnatives: Glaubst du, dass die anstehenden Wahlen einen Einfluss auf die Entwicklung der neuen Technologien und hierbei insbesondere auf den 3D-Druck haben werden?

Nein ich glaube nicht das es einen Einfluss hat. 3D Druck wird auch nur zum Stimmenfang benutzt. Mehr ist es für die Politik nicht. Schade eigentlich. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung und mein Eindruck, den ich mir machen konnte.

Um mehr über diesen Verband zu erfahren, besuchen Sie die Website des Verbandes 3DDruck e.V.

Wofür sollte sich der Verband 3DDruck e.V. deiner Meinung nach stark machen?

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Moritz M.: Als Student des deutsch-französischen Masterstudienganges in Internationalen Wirtschaftsbeziehungen in Freiburg und Paris, bin ich seit August 2017 Teil des 3Dnatives Team. Ich bin jeden Tag aufs Neue erstaunt, welche ungeahnten Möglichkeiten der 3D-Druck bereithält und freue mich, Sie diesbezüglich auf dem Laufenden zu halten. Neben Technik und Wirtschaft, begeistere ich mich für Reisen und die Politik.
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