Das junge Unternehmen Advanced Additive hat sich dem Ziel verschrieben, extrusionsbasierten 3D-Druck auf Software-Ebene zu optimieren. Die Unsicherheit bei der Materialablage führt nämlich häufig zu mangelnder Qualität der Bauteile und zu einer geringen Reproduzierbarkeit. Mit seiner Software Project Path will Advanced Additive hier Lösungen schaffen. Durch eine verbesserte Pfadplanung sorgt Project Path für eine präzise Materialablage und garantiert so hochwertige Bauteile mit besseren mechanischen Eigenschaften. Wir sprachen mit Julia Paternoster, Mitgründerin von Advanced Additive, über die Gründung des Startups und wollten von ihr wissen, wie Project Path funktioniert.
3DN: Könnten Sie sich kurz vorstellen und erzählen, wie Sie zum 3D-Druck gekommen sind?
Mein Name ist Julia Paternoster und ich bin Mitbegründerin von Advanced Additive. Hier verantworte ich die Bereiche Kommunikation, Marketing und Vertrieb und gestalte aktiv die Außendarstellung und Kundenbindung unseres Unternehmens. Gemeinsam mit dem Gründer und CEO Florian Aigner, der die technische Seite der Unternehmung übernimmt, arbeiten wir an innovativen Softwarelösungen für die additive Fertigung.
Julia Paternoster und Florian Aigner auf dem Startup-Festival von Stellwerk 18.
Wir teilen beide eine Begeisterung für Technologie und Innovation. Florian hat sich während seines Studiums und in verschiedenen Projekten intensiv mit 3D-Druck beschäftigt, während ich von der Möglichkeit fasziniert war, komplexe Produkte effizient herzustellen und neue Anwendungsfelder zu erschließen.
3DN: Wie kam es dann zur Gründung von Advanced Additive und was waren seither die wichtigsten Meilensteine?
Die Idee für Advanced Additive entstand aus der Überzeugung, dass Software eine Schlüsselrolle in der Optimierung der additiven Fertigung spielt. Dabei waren die Technische Hochschule Rosenheim und das ROCkET Gründungszentrum entscheidende Partner. Die Hochschule bot uns nicht nur eine inspirierende Umgebung für Forschung und Entwicklung, sondern unterstützte uns auch maßgeblich bei der Antragstellung für das EXIST-Gründungsstipendium. Dank dieser Unterstützung und später durch das Flügge-Stipendium konnten wir das Unternehmen aufbauen und die Entwicklung unseres Produkts, Project Path, vorantreiben.
Ein wichtiger Meilenstein war die Fertigstellung des Prototyps von Project Path, gefolgt von der Teilnahme an der Formnext-Messe, wo wir wertvolles Feedback und Kontakte gewinnen konnten. Dieses Feedback war die Grundlage für die erfolgreiche Durchführung des Betatests, bei dem unsere Software in realen Anwendungen getestet wurde. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde die Software weiter verfeinert und schließlich fertiggestellt, um unseren Kunden eine zuverlässige und leistungsstarke Lösung zu bieten.
Auch der Übergang von einer KI-zentrierten Entwicklung hin zu einer universelleren Softwarelösung hat uns maßgeblich geprägt und die Ausrichtung unseres Unternehmens gestärkt. Unterstützt durch Partnerschaften mit Zortrax sowie die Förderprogramme EXIST und Flügge konnten wir nicht nur unsere technischen Lösungen weiterentwickeln, sondern auch unser Netzwerk in der Branche ausbauen.
Vergleich Cura (links) vs. Project Path (rechts) – optische Verbesserung der Bauteile.
3DN: Könnten Sie Ihre Arbeit und Project Path näher erklären?
Wir entwickeln Softwarelösungen, die den Produktionsprozess in der additiven Fertigung effizienter gestalten. Software ist unserer Meinung nach der Bereich, der noch am meisten Potential im 3D-Druck ermöglicht. Wir entwickeln deshalb aktuell optimierte Pfadplanungsalgorithmen, welche die mechanischen Eigenschaften von Bauteilen optimieren und diese zudem reproduzierbarer macht. Diese Qualität von Bauteilen ermöglicht uns weitere Anwendungen für den 3D-Druck zu erschließen und gleichzeitig Ressourcenverschwendung durch Ausschuss zu reduzieren. Gemeinsam mit unseren Entwicklungs- und Kooperationspartnern arbeiten wir daran, eine Softwareanwendung zu schaffen, die nicht proprietär zur Maschine läuft, sondern vollständig unabhängig von Maschine und Material ist und in jedem Slicer/auf jeder Plattform verfügbar ist.
Project Path ist eine universelle Softwarelösung, die die Pfadplanung für 3D-Druckprozesse revolutioniert. Durch den Einsatz variabler Extrusionsbreiten werden Bauteile vollständig und präzise gefüllt, was zu einer deutlichen Verbesserung der mechanischen Eigenschaften, der Bauteilqualität und Prozesssicherheit führt. Damit heben wir den 3D-Druck auf ein neues Niveau – mit Ergebnissen, die in ihrer Qualität und Zuverlässigkeit mit Spritzgussverfahren vergleichbar sind. Unsere Software lässt sich nahtlos als Plug-in oder Post-Prozessor in bestehende Produktionsumgebungen integrieren, unterstützt gängige Nutzeroberflächen wie die Zortrax Z-Suite und ist maschinen- sowie materialagnostisch. Aktuell arbeiten wir außerdem an weiteren Optimierungen, darunter Brick Layers, Circular Infill und Geschwindigkeitsoptimierung, um die Effizienz und Qualität im 3D-Druck noch weiter zu steigern.
3DN: Project Path soll Druckfehlern direkt im G-Code vorbeugen. Wie geht das?
Unsere Software generiert optimierte G-Codes, die eine präzisere Materialdeposition und gleichmäßigere Füllung und Oberfläche ermöglichen. Dadurch werden die mechanischen Eigenschaften verbessert, Produktionsfehler reduziert und mehr Möglichkeiten für die Nutzung von 3D-Druck im industriellen Bereich geschaffen.
Ein Beispiel ist die Herstellung von Druckluftsystemkomponenten, bei denen eine extrem präzise Steuerung erforderlich ist. Mit Project Path konnten wir die Leckagerate auf nur 0,019 bar/h reduzieren, was zu überragender Luftdichtheit führte. Diese Fortschritte verdanken sich neuen Füllwegen mit adaptiver Extrusionsbreite, die sich perfekt an die Bauteilgeometrie anpassen und so höchste Präzision ermöglichen.
Anwendungsbeispiel: Druckdichte Behälter. Die Leckageraten konnten auf nur 0,019 bar/h reduziert werden.
3DN: Für welche Drucktechnologien kann die Software eingesetzt werden?
Aktuell liegt unser Fokus auf extrusionsbasierten Verfahren (FDM/FLM/FFF) und dabei auf den anspruchsvollsten Materialien und Anwendungen, wie beispielsweise Sintermaterialien und (Carbon-) fasergefüllte Systeme.
Generell sind unsere Lösungen jedoch Pfadplanungsalgorithmen, womit technologieunabhängig 3D-Druck Verfahren, welche Pfade nutzen, Optimierungspotential zeigen. Die naheliegendsten Verfahren für unsere Zukunft sind deshalb aktuell Robotik Systeme wie DED, WAAM, aber auch Pulverbettverfahren wie SLS oder LBM sind technisch mit kleinen Anpassungen umsetzbar.
3DN: Haben Sie noch abschließende Worte an unsere Leserschaft?
Wir suchen derzeit aktiv nach zehn weiteren Pilotkunden und -projekten, die gemeinsam mit uns die Zukunft der additiven Fertigung gestalten möchten. Unser Pilotprogramm bietet Ihnen die exklusive Möglichkeit, frühzeitig von unserer innovativen Softwarelösung zu profitieren und aktiv an deren Weiterentwicklung mitzuwirken. Dabei schaffen wir gemeinsam ein neues Niveau der industriellen Fertigung – präzise, effizient und unabhängig von Maschine oder Material. Ihr Vorteil: Nutzen Sie die Chance, Ihre Produktion zu optimieren und Teil einer technologischen Revolution zu werden. Auf unserer Website können Sie mehr dazu erfahren.
Bei den druckdichte Behälter konnte die Leckagerate durch die Lösung von Advanced Additive deutlich reduziert werden.
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*Bildnachweise: Advanced Additive, Titelbild: Project Path im Test – Zugversuche zur Verdeutlichung der mechanischen Verbesserungen