Willowprint ist ein Unternehmen, welches sich der Nachhaltigkeit gewidmet hat. Genauer gesagt, der Nachhaltigkeit im Baugewerbe, denn: die Bauindustrie ist eine der größten Umweltverschmutzer unserer Zeit, bis zu 65 % der Abfallproduktion verfällt auf sie. In Deutschland sind es allein schon 55 %, ein Zustand, dem sich das deutsche Startup entschieden stellt. Das Aachener Team unter Dr. Joost Meyer und Dr. Federico Garrido setzte sich zum Ziel, die Bauindustrie durch nachhaltige Baumaterialien und den 3D-Druck zu revolutionieren. Dabei verknüpfen die leidenschaftlichen Architekten und Designer Kunst und digitale Technologien. Mit dieser innovativen Herangehensweise überzeugte Willowprint bereits die Jury der 3D Pioneer Challenge 2024. Als Sieger des Events finden Sie sich sogar im Rennen für den Titel des „Pioneer of the Decade“. Finden Sie heraus, wie das junge Team sich zu Willowprint zusammengesetzt hat und welche Meilensteine sie bereits erreicht haben – hier in unserem Interview!
3DN: Könnten Willowprint kurz vorstellen und erzählen, wie es zur Gründung gekommen ist?
Wir sind Willowprint und entwickeln nachhaltigen 3D-Druck mit Holz. Unser Team besteht aus Künstlern, Designern, Architekten und Materialexperten. Unsere Vision ist es, mit innovativen Materialien und Technologien einen kleinen Beitrag zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks zu leisten. Die erste Idee für Willowprint hatten wir im Kölner Waldlabor. Dort werden Waldbilder der Zukunft erforscht, unter anderem werden dort schnell wachsende Hölzer in so genannten Kurzumtriebsplantagen angebaut und zur energischen Nutzung verbrannt. Als wir diese Zwischennutzung sahen, stellte sich uns die Frage: Warum nicht Holz in der additiven Fertigung einsetzen? Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, dass es dazu wenig Forschung gibt. Ein guter Zeitpunkt, um damit anzufangen.
Das Team hinter Willowprint
3DN: Ihr Startup ist in der Baubranche angesiedelt – was ist das Ziel von Willowprint, speziell in der Baubranche?
Wir sind Architekten und Gestalter und wollen unsere zukünftige gebaute Umwelt nachhaltig verändern. Beton ist ein notwendiger Baustoff, aber auch der größte CO₂-Emittent auf der Erde. Überall dort, wo der Einsatz von Beton und anderen hochwertigen Materialien vermieden werden kann, kommt Willowprint zum Einsatz. Es bietet flexible, kostengünstige und temporäre Lösungen, ganz im Sinne der Forderung u.a. des Neuen Europäischen Bauhauses.
3DN: Wie haben Sie zum 3D-Druck gefunden und welche Technologien verwenden Sie genau?
Im Rahmen meiner Dissertation (Antwort von Dr.-Ing. Joost Meyer) hatte ich damals sowohl handwerkliche als auch digitale Möglichkeiten, 3D Objekte herzustellen. Als Künstler war es mir wichtig, den künstlerischen Ausdruck mit digitalen Technologien zu verbinden. Wir haben uns für das Liquid Deposition Modelling Verfahren entschieden, weil es in unserem Fall entscheidende Vorteile bietet. Die Energieeinsparung durch eine an der Luft aushärtende Paste ist erheblich. Außerdem werden keine Polymere verwendet, deren nachhaltige Verwendung oft schwierig ist. Wir verwenden ausschließlich Nebenprodukte der Holzindustrie und fügen Bindemittel und Additive biologischen Ursprungs hinzu, die zu 100 % abbaubar sind. Unsere patentierte „just add water“ Mischung ist einfach in der Anwendung und daher auch für alle neugierigen Gestalter geeignet.
Ein Blick in die Zukunft von Willowprint
3DN: Eines Ihrer neuesten Projekte ist die RetUrn – wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Mit dem Projekt RetUrn wollen wir zwei wichtige Aspekte miteinander verbinden. Zum einen das Thema Tod und zum anderen die Bedeutung der Kreislauffähigkeit für innovative Materialien. So ist das Design der Urnen ein perfektes Symbol für den Kreislauf des Lebens, den wir in die Mitte der Gesellschaft tragen.
Funktion und Form zu vereinen und dabei Tabu-Themen, wie den Tod anzusprechen – das war das Ziel hinter der RetUrn
3DN: Haben Sie abschließende Worte zur Zukunft des Unternehmens?
Im Moment übertragen wir die bestehende Technologie auf ein völlig neues Robotersystem. Dabei treten material- und technologiebedingte Probleme auf, die wir derzeit lösen. Unser nächster großer Schritt wird die Ausgründung von Willowprint als Spin-off der RWTH Aachen sein. Weitergehend entwickeln wir ein Konzept für eine nachhaltige modulare Architektur. Unser Ziel ist es, das erste 3D-gedruckte Haus zu präsentieren.
Wir bedanken uns für das spannende Interview und wünschen dem Team viel Erfolg bei der diesjährigen Pioneer Challenge! Wir sind gespannt auf weitere Entwicklungen. Um mehr über das Unternehmen zu erfahren, können Sie HIER klicken.
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