Formnext 2025: Eine stabile Industrie präsentiert stolz ihre neuesten Anwendungen

Die Formnext ist vorbei, aber dieses Jahr war es eine ganz besondere Messe: Das Event feierte sein zehnjähriges Jubiläum. Ein guter Anlass also, um auf die Entwicklung des Marktes zu blicken, die Richtung der Industrie einzuordnen und die wichtigsten Trends zu betrachten. Was ist auf der Formnext 2025 besonders aufgefallen? Was lässt sich daraus mitnehmen? Zeit für eine Bestandsaufnahme und unsere Einschätzung der Messe. Im vergangenen Jahr war die Stimmung eher von Stagnation geprägt, da der Markt deutlich unter der geopolitischen Lage und einem weltweit angespannten Umfeld litt. Daran hat sich wenig geändert – die Situation bleibt anspruchsvoll und teilweise belastend. Umso bemerkenswerter, dass die diesjährige Formnext dennoch positiv überrascht hat, denn auf den ersten Blick sah es nicht danach aus: Weniger Aussteller (803 gegenüber 864 im Jahr 2024), einige prominente Absagen, kleinere Stände und weitere Hinweise auf eine verhaltene Marktlage.

Einer der deutlichsten Trends war auch in diesem Jahr die starke Präsenz der metallbasierten additiven Fertigung, mit zahlreichen Neuheiten über alle Verfahren hinweg. Die Dominanz chinesischer Anbieter im Segment des Polymer-Desktopdrucks war bereits 2024 deutlich sichtbar und hat sich in diesem Jahr weiter verstärkt. Auf der Messe stand zudem der praktische Einsatz der additiven Fertigung im Mittelpunkt. Gezeigt wurden ausgereifte, getestete und bewährte Anwendungen, die zeigen, wie weit die Technologien inzwischen sind. Wir befinden uns sehr deutlich in einer Phase, in der 3D-Technologien in immer anspruchsvolleren Umgebungen eingesetzt und akzeptiert werden.

Zahlreiche Besucher:innen strömten durch die Messehallen

Die wichtigsten Erkenntnisse

Bevor wir von unseren Eindrücken der Messe berichten und auf einige neue Trends eingehen, möchten wir zunächst ein paar Ankündigungen hervorheben, die die vier Tage bestimmt haben. Formnext 2025 bot unter anderem eine gute Gelegenheit, die Rolle der additiven Fertigung in den Bereichen Architektur und Bauwesen erneut in den Fokus zu nehmen. Ein eigener Bereich, koordiniert von BE-AM, präsentierte verschiedene Anwendungsbeispiele und zeigte, welche Möglichkeiten 3D-Technologien in diesen Märkten bieten, ob mit Beton oder recycelten Kunststoffen. Zu sehen waren beispielsweise Strukturen, die aus Fischernetzen oder Dattelkernen gefertigt wurden.

Auch in diesem Jahr wurden auf der Formnext mehrere Initiativen mit den Formnext Awards ausgezeichnet. Insgesamt wurden sechs Preise vergeben: Design, AMbassador, (R)evolution, Rookie, Start-up und Sustainability. Wir konnten zudem den Gewinner des Start-up Awards, PERFI Technologies, treffen: Seien Sie gespannt auf das komplette Interview. Die Liste aller Gewinner finden Sie HIER.

Die diesjährigen Gewinner (Bildnachweis: Copyright Mesago Messe Frankfurt, Marc Jacquemin)

Metallbasierte additive Fertigung und robotergestützte Verfahren

Die Entwicklung ist nicht neu, denn schon im vergangenen Jahr haben wir über die große Bedeutung metallischer 3D-Technologien gesprochen. Und auch dieses Jahr führte kein Weg daran vorbei: Ein Dutzend Aussteller präsentierten ihre neuen Metallmaschinen, in sämtlichen Verfahren. Im Fokus standen Produktivität und Wiederholgenauigkeit. Der Trend geht klar in Richtung Industrialisierung, mit dem Ziel, die additive Fertigung stärker in die Wertschöpfungskette zu integrieren.

Die Hersteller setzen zudem verstärkt auf größere Bauvolumen: Gefertec stellte eine WAAM-Maschine vor, die Bauteile bis zu 1 200 x 1 200 x 1 200 mm fertigen kann. AddUp kündigte eine baldige Maschine mit einem Volumen von 750 x 750 x 1 000 mm an, und EOS hat die Plattformgröße seiner neuen 3D-Druckmaschine um 25 Prozent erhöht. Diese Beispiele verdeutlichen, dass die metallbasierte additive Fertigung einen wichtigen Entwicklungsschritt gemacht hat.

La fabricación aditiva metálica fue el tema central de los debates. (Créditos de la foto: Mesago).

Und bei diesen Verfahren bleibt es nicht. Im Polymerbereich waren in den Messehallen zahlreiche robotergestützte Lösungen zu sehen – teils als 3D-Drucksysteme in Containern untergebracht, teils als Robotergelenke in offenen Produktionsumgebungen. Das ist nicht ganz neu, zeigt aber, dass die Industrie immer mehr darauf setzt, vorhandene Technologien zu stabilisieren und weiter auszubauen. Ein höherer Reifegrad spielt dabei eine zentrale Rolle. Entsprechend präsentierten Unternehmen wie Caracol, WASP, CMS, Breton oder Moi Composites (italienische Hersteller) Lösungen, die große, komplexe und langlebige Strukturen herstellen können. Interessant ist auch die Materialvielfalt: Nutzer können nun mit recycelten und recycelbaren Polymeren arbeiten, aber auch mit kunststoffbasierten Materialien, die mit Carbon– oder Glasfasern verstärkt sind.

Gute Struktur im asiatischen Markt

Wer durch die Hallen der Formnext gegangen ist, dürfte die lebhafte Stimmung in Halle 12.1, insbesondere in den Gängen C und D auf der Südseite, kaum übersehen haben. Bambu Lab, Creality und Elegoo zogen dort ununterbrochen Besucher:innen an und zeigten einmal mehr, wie gut chinesische Hersteller die Nachfrage nach Desktop-3D-Drucklösungen bedienen. Diese Tendenz spiegelt sich auch im chinesischen Markt wider, in dem die Industrieanbieter inzwischen klar präsent sind. Unternehmen wie BLT, Farsoon oder E-Plus 3D waren ebenfalls mit großen Ständen vertreten. Insgesamt verzeichnete die diesjährige Messe 95 chinesische Aussteller. Zum Vergleich: Die USA stellten 54 und Frankreich 39 Unternehmen.

Der Stand von Bambu Lab

Ausgereifte Anwendungen

Sascha F. Wenzler, Vizepräsident der Messe, eröffnete die Formnext mit den Worten: „In diesem Jahr zeigt die Formnext mehr Anwendungen und mehr Materialien, mit einem klaren Fokus auf die technologische Reife. Die Aussteller präsentieren eine breitere Palette an Bauteilen, wobei sich einige Branchen klar im Vordergrund stehen, unter anderem Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Medizintechnik und Maschinenbau.“ Tatsächlich zeigte sich beim Rundgang über die Messe, wie viele Bauteile in diesem Jahr ausgestellt wurden. Einige Aussteller verzichteten sogar bewusst auf Maschinen und präsentierten ausschließlich Anwendungen. Dabei wurde klar, dass diese Teile bereits in unterschiedlichen Industrien eingesetzt werden, dass es sich um reale Use Cases handelt und dass sie dort verschiedensten Belastungen und Anforderungen standhalten müssen. Besonders häufig vertreten waren Bauteile für die Luft- und Raumfahrt, die Bahnindustrie und den medizinischen Bereich.

Diese technologische Reife war auch in den Gesprächen spürbar, die wir während der Messe geführt haben. Wir hatten im Vorfeld einige Bedenken und Fragen zur diesjährigen Formnext, da Markt in den vergangenen Jahren spürbar gelitten hat. Wie bereits erwähnt, einige wichtige Unternehmen waren dieses Jahr nicht dabei. Wenig überraschend fehlten Arburg, Nexa3D und Forward AM – drei Unternehmen, die früher einen großen Teil der Messefläche eingenommen hatten. Überraschender war jedoch die Abwesenheit von Markforged, nTop, Roboze und Photocentric. Zudem traten Marken wie UltiMaker auf dieser 10. Formnext sehr zurückhaltend auf, was unseren Eindruck zur zunehmenden Strukturierung des asiatischen Marktes bestätigt hat.

Dennoch hat dies weder den insgesamt sehr positiven Eindruck noch die konstruktiven Gespräche beeinträchtigt, die wir auf der Messe führen konnten. Die Stimmung auf der Messe war ausgesprochen positiv, und viele Aussteller erzählten uns, wie zufrieden sie mit der Qualität ihrer Gespräche waren. Man merkt, dass sich der Markt langsam erholt, und wir gehen davon aus, dass die kommenden Jahre für die Branche entscheidend sein werden. Mit einer rasanten Entwicklung rechnen wir zwar nicht, wohl aber mit einem stetigen, kontinuierlichen Ausbau der Industrie.

Man darf nicht vergessen, dass die additive Fertigung nur einen kleinen Teil des gesamten Fertigungsmarkts ausmacht. Umso spannender wird es sein zu sehen, wie sich 3D-Technologien künftig noch besser und intelligenter in bestehende Produktionsprozesse einfügen lassen. Bereits auf der diesjährigen Messe waren zahlreiche Lösungen zu sehen, die 3D-Druck mit klassischen Fertigungsmethoden verbinden. Hier zeichnet sich klar ein Trend ab, und wir sind gespannt auf viele neue hybride Maschinen im nächsten Jahr.

Algunos stands solo presentaban aplicaciones de forma voluntaria. (Créditos de las fotos: 3Dnatives).

Eines ist sicher: Die 11. Formnext kann kommen – und wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr!

Carol S.:
Related Post
Disqus Comments Loading...