Druckbare Getränke? Print a Drink machts möglich!

Ein komplett einzigartiges Konzept und nur ein Mann hinter dem Steuer – das ist Print a Drink, ein junges Unternehmen, welches auf Events zahlreiche Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Was genau versteckt sich hinter dem Konzept? Das ist einfach zu beantworten: druckbare Flüssigkeiten! Oder vielleicht doch nicht so einfach – hinter der Idee stecken zahlreiche Prototypen und technische Hürden, die Benjamin Greimel, der Gründer von Print a Drink überwinden musste. Heute berichtet uns der CEO und Business Developer und Programmierer und noch viel mehr von der spannenden Konzeption des Startups, seiner Entscheidung, das Unternehmen schlank zu halten, sowie den technischen Feinheiten, die sein Geschäftsmodell ausmachen.

3DN: Wie kam es zur Gründung von Print a Drink?

Gründer von Print a Drink, Benjamin Greimel

Die Idee zu Print A Drink entstand während meines Masterstudiums im Bereich Industrial Design in Linz. Es war Teil eines Semesterprojekts, nachdem ein neuer Professor den KUKA Roboter und entsprechende Vorlesungen an der Universität eingeführt hatte. Die Aufgabenstellung war offen: Wir sollten etwas Kreatives mit Robotern und Lebensmitteln entwickeln. Anfangs spielte ich mit der Idee, nicht bzw. schlecht mischbare Flüssigkeiten wie Essig und Öl zu verarbeiten. Schritt für Schritt entwickelte sich daraus das Konzept des 3D-Drucks von Getränken. Nach einem Semester und zahlreichen Experimenten hatte ich schließlich einen vielversprechenden „Proof of Concept“ erarbeitet.

Da es weltweit keine vergleichbare Technologie gab, habe ich früh an das Potential von PRINT A DRINK als Nischentechnologie für den Event- und Entertainmentbereich geglaubt. Die Idee Roboterarme an die Universität zu bringen hat übriges wunderbar funktioniert: Mittlerweise gibt es an der Kunstuniversität in Linz eine eigene „Creative Robotics“ Abteilung. In meiner Freizeit habe ich das Verfahren kontinuierlich weiterentwickelt, bis es als Dienstleistung für Veranstaltungen angeboten werden konnte. Schon während der Entwicklung habe ich erste Anfragen von Firmen bekommen und konnte mit dem Konzept einige Wettbewerbe gewinnen. Mit den Umsätzen konnte mir schnell neues Equipment und einen ersten eigenen Roboterarm kaufen. Heute habe ich jeweils ein komplettes Roboter-Setup in Europa und in den USA, wo ich auch einen Großteil meines Umsatzes generiere. Obwohl Print A Drink nach wie vor eine Nischentechnologie ist, ist es seit über sechs Jahren mein Vollzeitberuf. Alle Abläufe, die Hardware und die Logistik sind inzwischen soweit optimiert, dass ich selbst größere internationale Events alleine vorbereiten und durchführen kann.

3DN: Und welches Ziel haben Sie sich mit Print a Drink gesetzt?

Ich habe mich dafür entschieden das Unternehmen sehr schlank zu halten und laufende Ausgaben auf ein Minimum zu reduzieren. Das bedeutet konkret, dass ich alle Aufgaben selbst übernehme: vom Kundenkontakt über die Rezeptentwicklung und das Prototyping bis zur Roboterprogrammierung und dem Abwaschen der Gläser nach den Events. In der heutigen Start-up-Welt ist das vielleicht ein unkonventioneller Ansatz, aber für mein sehr spezielles Geschäftsmodell hat es sich die Strategie bewährt und ich kann mir aktuell keinen schöneren Beruf vorstellen.

 

Erste Konzepte auf der Creative Robotics Exhibition in Linz, 2017 (Bild: Ars Electronica | Martin Hieslmair)

 

3DN: Welche Technologien verwenden Sie und warum?

Für die Generierung des „G-Codes“ für den Roboter habe ich mir einen eigenen „Slicer“ programmiert. Die 3D-Muster für die Cocktails können mit CAD generiert werden, der Robotercode wird dann – ähnlich wie in einem konventionellen 3D-Druck-Slicer – parametrisch erstellt. Im Laufe der Entwicklung von PRINT A DRINK habe ich auch zahlreiche Werkzeuge und Hilfsmittel entwickelt oder modifiziert, die für die Herstellung der Cocktails, die Arbeit während der Events oder die Wartung der Geräte wichtig sind. Man kann das vermutlich mit Kaffee-Enthusiasten vergleichen, die für die Community neue Tools und Gadgets entwickeln, um noch mehr aus ihren Mühlen oder Siebträgermaschinen herauszuholen. Einziger Unterschied: Ich bin vermutlich der einzige Mensch auf der Welt, der sich mit Getränke 3D Druck beschäftigt.

3D-Druck ist für mein Prototyping die zentrale Technologie. Anfangs habe ich noch gelegentlich SLS- oder SLA-Teile von Dienstleistern bestellt. Mittlerweile produziere ich alle Bauteile auf meinen eigenen FDM-3D-Druckern. Mit den richtigen Designtechniken lassen sich auch komplexe, ästhetische und filigrane Bauteile gut mit FDM herstellen. Die Möglichkeit der schnellen Iteration ohne Nachbearbeitung und Reinigung war für mich der Hauptgrund, ausschließlich diese Technologie für meine Entwicklung zu verwenden.

 

 

3DN: Wo wird Print a Drink zurzeit eingesetzt und welche Rückmeldungen gab es bislang?

PRINT A DRINK gibt es derzeit ausschließlich als Dienstleistung für Events, Messen und Shows. Dieses Businessmodell will ich auch in den nächsten Jahren so weiterführen. Die Aufträge reichen dabei von exklusiven Firmenveranstaltungen bis hin zu internationalen Großevents. Die Kunden sind dabei meist internationale Konzerne aus der Tech- oder IT-Branche oder große Eventagenturen. Das Feedback ist immer positiv und mit den meisten Kunden gibt es Folgeaufträge für weitere Events.

3DN: Wo bestehen aktuell Ihre größten Herausforderungen?

Während der Entwicklung von PRINT A DRINK gab es unzählige technische Herausforderungen, die gelöst werden mussten – viele kleine und einige große. Eine der ersten Fragen, an die ich mich erinnern kann, war die Suche nach einem geeigneten Druckmittel. Nach den ersten Experimenten war klar, dass sich aufgrund der Polarität wasserlösliche Flüssigkeiten (Sirupe, Spirituosen etc.) nicht als Druckmittel eignen. Die Lösung wirkt heute trivial: Tröpfchen aus Speiseöl welche stabilisiert im Getränk aufgrund der Oberflächenspannung zu perfekten Kügelchen formen. Die Kügelchen kann man sich wie schwebende 3D-Pixel im Getränk vorstellen. Außerdem kann man, beispielsweise mit Zitronen- oder Nussöl, zusätzliche Geschmacksnoten ins Getränk bringen. Viskosität, Dichte und Temperatur müssen präzise aufeinander abgestimmt werden, damit die Öltröpfchen im Cocktail stabil bleiben.

 

 

Das Herzstück der Hardware ist der Druckkopf. Die Aufgabe war, die Öltröpfchen im Mikroliterbereich präzise, wiederholgenau und schnell in den Cocktail zu dosieren. Der Druckkopf sollte dabei rein elektrisch (ohne Druckluft, wie sie bei Dosiersystemen oft zum Einsatz kommt) funktionieren und die Dosierzeit pro Druckpunkt maximal 200ms betragen. Außerdem muss ein Nachdrücken der Flüssigkeit bis hin zum Nanoliterbereich verhindert werden, damit während des Druckprozesses keinefehlerhaften Druckpunkte entstehen. Natürlich sollten alle Bauteile, die mit dem Druckmittel in Berührung kommen,  ebensmittelsicher sein. Meine ersten Prototypen waren modifizierte Laborpipetten, die jedoch einige Limitierungen hatten. Mittlerweile ist der Druckkopf eine komplette Eigenentwicklung mit einigen Spezialbauteilen (z.B. Mikroventilen) aus der Medizintechnik.

Außerdem kann das Dosiervolumen von ca. 500 Nanolitern bis zu einigen Mikrolitern pro Druckpunkt gesteuert werden. Der Druckkopf wurde über Jahre immer weiter optimiert, bestimmt habe ich für die Entwicklung hunderte Bauteile konstruiert und 3D gedruckt. Die Glaskapillare, über die das Druckmittel dosiert wird, ist eine Spezialanfertigung. Die Geometrie wurde optimiert damit sich die Öltröpfchen so gut wie möglich von der Kapillare lösen und dabei keine Turbulenzen in der Flüssigkeit entstehen.

3DN: Können Sie schon zukünftige Projekte anteasern?

Derzeit betreibe ich kein aktives Marketing, weshalb das Unternehmen relativ unbekannt ist. Mein großer Vorteil: Jedes Event ist zugleich ein Werbeauftritt, und der Druckprozess wird fast immer gefilmt und oft in den sozialen Medien geteilt. Das generiert genügend Anfragen und Aufträge pro Jahr. Zukünftig möchte ich jedoch aktives Marketing und gezielte Akquise betreiben. Dabei möchte ich mich auf die größten Entertainment-Konzerne und exklusive Eventagenturen konzentrieren. Mit dem richtigen Partner könnte ich mir auch eine permanente Installation in einem Vergnügungspark, einem Hotel oder einem High-End-Restaurant vorstellen. Events in Asien würden mich auch sehr reizen. Anfragen gab es diesbezüglich immer wieder, doch bisher scheiterten die Aufträge stets an der komplizierten und teuren Logistik.

 

Kunstvolle Designs und mehr, Print a Drink überzeugt auf zahlreichen Events

 

Mehr zu Print a Drink finden Sie HIER. Was halten Sie vom Ansatz des Unternehmens, druckbare Flüssigkeiten zu fertigen? Lassen Sie uns dazu einen Kommentar da, oder teilen Sie es uns auf  LinkedIN mit. Möchten Sie außerdem eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuigkeiten im 3D-Druck und der additiven Fertigung direkt und bequem in Ihr Postfach erhalten? Dann registrieren Sie sich jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter.

*Bildverweise: Print a Drink

Nele, H.:
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