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Wie hat der 3D-Druck die Musikindustrie verändert?

Am 17. Juli 2023 von Astrid Z. veröffentlicht

Die additive Fertigung ist in der Welt der Musik angekommen und hat sie in vielerlei Hinsicht auch verändert. Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass wir einen großen Umbruch dank des 3D-Drucks in einem Sektor erleben. Aber in diesem speziellen Fall konnten wir sehen, wie er nicht nur die Herstellungsprozesse von Instrumenten umgestaltet und optimiert hat, sondern ihnen auch einen zusätzlichen Mehrwert verschafft hat, indem er die Zugänglichkeit von Musik verbessert hat. Der 3D-Druck in der Musikindustrie hat den Zugang zur Musik für alle erleichtert, neue kreative Möglichkeiten eröffnet, einige Instrumente aus der Vergangenheit wieder zum Leben erweckt, Bedürftigen geholfen und das Musikerlebnis in vielen Hinsichten verbessert. Außerdem hat er die Branche nachhaltig und umweltschonend gemacht. Im Folgenden werden wir sehen, wie der 3D-Druck diese Aspekte konkret beeinflusst hat und ein wenig besser verstehen, worin diese Veränderungen in der Musikindustrie bestehen. Wir werden vor allem auf folgende Fragestellungen eingehen: Sind 3D-gedruckte Instrumente leichter zugänglich? Stimmt es, dass sich das Design und die Anpassung von Musikprodukten verbessert haben? Haben Musiker ein neues und wertvolles Werkzeug, um ihre Zukunft zu gestalten?

Ein Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Musikindustrie

Der 3D-Druck ist in der Lage, die Effizienz von Produktionsprozessen zu verbessern, da er es ermöglicht, ein Produkt digital zu entwerfen und es dann genau so zu bauen, wodurch mögliche Herstellungsfehler vermieden werden können. Dank dieser Technologie ist es möglich, einen Prototyp zu entwerfen und seine endgültige Produktion zu antizipieren, indem man das, was man bauen möchte, auf viel kostengünstigere und effizientere Weise testet. Dabei spart man auch an möglichem Abfall, der bei traditionellen Methoden anfällt. Im Bereich der Musik hat der 3D-Druck ein enormes Potenzial zur Förderung einer nachhaltigeren Welt. Dieses Potenzial spiegelt sich sowohl in der Herstellung selbst als auch in der Lösung einiger Probleme in der Branche wider: Zum Beispiel sind Produkte wie Vinyl nicht gerade nachhaltig, da sie aus Polyvinylchlorid (PVC) hergestellt werden, einem biologisch nicht abbaubaren Kunststoff, der bei der Verbrennung zur Luftverschmutzung beiträgt. Außerdem findet ein Großteil der Produktion von Schallplatten in anderen Ländern statt und werden durch lange Transportwege importiert.

Bild: Unsplash

Dies zeigt die mangelnde Nachhaltigkeit einer Musikindustrie, die sich auf veraltete und umweltschädliche Materialien und Herstellungsverfahren verlässt. Der 3D-Druck ermöglicht die Herstellung von Musikinstrumenten, Audiokomponenten und Vinyl-Schallplatten, unter anderem mit umweltfreundlicheren Materialien. Durch den Einsatz des 3D-Drucks ist es möglich, die Abhängigkeit von biologisch nicht abbaubaren Kunststoffen zu verringern und umweltfreundlichere Optionen zu erforschen. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit von Green Vinyl Records, einem niederländischen Unternehmen, das sich um die Herstellung nachhaltigerer Vinyl-Schallplatten bemüht. Anstelle von herkömmlichen Kunststoffen verwendet Green Vinyl Records umweltfreundliche Materialien, um Schallplatten herzustellen, die die gleiche Qualität und den gleichen Klang wie herkömmlich gefertigte Schallplatten aufweisen. Außerdem behauptet das Unternehmen, dass sein Herstellungsprozess 60 % weniger Energie verbraucht und die Produktionszeit verkürzt.

In der Welt der Musik erleben wir, wie Künstler, Musiker und Ingenieure der additiven Fertigung ihre Kräfte bündeln, um erstaunliche und nachhaltige Produkte zu schaffen. Die E-Gitarre „Greenaxe“ von Olaf Diegel ist ein Beispiel für diese Bewegung. Durch die Verwendung von recyceltem Sägemehl, Holzbindemittel und einem 3D-Drucker gelang es Diegel, die Gesamtkosten für die Herstellung zu minimieren. Das Ergebnis ist eine wunderschöne, handgefertigte Gitarre aus recycelten Materialien, die Musik erschwinglicher und zugänglicher macht und den Umwelt-Aspekt mit einbezieht.

Die E-Gitarre „Greenaxe“ von Olaf Diegel. (Bild: Olaf Diegel)

Der Haupteffekt ist die Einfachheit und die Reduzierung der Herstellungskosten. Wenn wir die traditionelle Geigenbaukunst mit unserer digitalen Geigenbaukunst vergleichen, müssen alle Änderungen, die wir an den Instrumenten vornehmen, zunächst mit einem 3D-Modellierungsprogramm entworfen werden. Hier ist es möglich, nach künstlerischen und/oder funktionellen Optionen zu suchen, das Instrument zu planen, Materialien zu kombinieren usw. – Martin Juarez Brizzi, CEO des 3D-Druck-Instrumentenherstellers Fona.

Auch bei der Vermarktung von Produkten durch Musiker spielt der 3D-Druck eine wichtige Rolle. Diese Technologie ermöglicht die Herstellung von personalisierten und exklusiven Produkten und bietet Künstlern und Musikern neue Möglichkeiten, einzigartige und auffällige Produkte für ihre Fans zu schaffen. Ganz gleich, ob es sich um die Reproduktion schwer zu findender Vintage-Instrumente handelt, die sie bei ihren Konzerten spielen wollen, oder um neue Designs für ihr Merchandising – der 3D-Druck ist zu einem Weg für eine leichter zugängliche und kostengünstige Produktion von Musikprodukten geworden.

Herstellung von Musikinstrumenten

Wenn die Welt der Technologie und die der Kunst aufeinandertreffen, gibt es in der Regel einige Meinungsverschiedenheiten. Traditionellere Musiker und Instrumentenhersteller argumentieren, dass 3D-gedruckte Instrumente nicht so gut klingen, während andere dagegenhalten, dass die Technologie präzisere, leichtere Designs und damit hochwertigere Instrumente ermöglicht.

Der 3D-Druck hat die Herstellung von Musikinstrumenten und den Zugang dazu allerdings vereinfacht und ist in dieser Hinsicht ein wertvolles Werkzeug. Durch den Einsatz spezifischer Materialien und Technologien können Instrumente mit besonderen klanglichen und physikalischen Eigenschaften hergestellt werden, die mit herkömmlichen Produktionstechniken nicht möglich waren. Die 3D-Drucktechnologie hat den Zugang zu Musikinstrumenten zudem bedeutend erleichtert und sie für Musiker auf der ganzen Welt zugänglicher und auch erschwinglicher gemacht. Dies ist besonders für Gesellschaftsschichten und Orte von Vorteil, in denen der Zugang zu Instrumenten eingeschränkt ist. Musiker können nun maßgeschneiderte Instrumente erhalten, die ihren speziellen Bedürfnissen und Vorlieben entsprechen, ohne auf ein begrenztes Angebot auf dem Markt angewiesen zu sein. Oder stellen ihr Wunsch-Instrument sogar selbst auf Online-Plattformen wie etwa Thingiverse her.

Das Grand Piano von Monad Studio. (Bild: Monad Studio)

Hinzu kommt, dass der 3D-Druck auch die Herstellung neuer Musikinstrumente ermöglicht, welche Elemente verschiedener bestehender Instrumente kombinieren. Das Ergebnis sind hybride Instrumente mit einzigartigen klanglichen und physikalischen Eigenschaften. Der 3D-Druck ermöglicht eine größere Freiheit bei der Erforschung neuer Instrumentenkonzepte und bei der Schaffung maßgeschneiderter Instrumente, die auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche von Musikern zugeschnitten sind. Darüber hinaus kann die Kombination verschiedener Elemente bestehender Instrumente zu neuen Möglichkeiten der Musikgestaltung führen. „Das Interessanteste an der digitalen Fertigung ist nicht die Tatsache, dass wir alle Komponenten durch den 3D-Druck ersetzen, sondern dass wir den 3D-Druck mit bestehenden Methoden kombinieren und auf diese Weise vielleicht die Produktivität beeinflussen, die Personalisierung eines Instruments erweitern und ihm mehr künstlerische oder funktionale Argumente geben“, hält Martín Juarez Brizzi, CEO von Fona, fest.

Technologien und Materialien für 3D-gedruckte Instrumente

Wenn es um 3D-gedruckte Musikinstrumente geht, können wir eine breite Palette von Materialien finden. PLA, ABS, PC, ULTEM, ASA und PETG finden wir bei Instrumenten, die Kunststoffstrukturen haben. Meist wird dessen Harz verwendet oder im Falle von Nylon Pulver und Filament. Neben den oben genannten Materialien finden sich auch pulverförmige Metalle, die in 3D gedruckt werden können. Die Verwendung dieser Materialien hängt von den Ergebnissen und Zielen des Herstellers für seine Instrumenten-Kreationen ab. Um die Gesamtfestigkeit von 3D-gedruckten Musikinstrumenten zu verbessern, werden sie oft mit kurzen oder kontinuierlichen Fasern verstärkt, um Verbundwerkstoffe zu erhalten. Anschließend kann natürlich eine Nachbehandlung erfolgen, um die gewünschte Oberflächenbeschaffenheit zu erreichen.

Wir haben von Anfang an FDM (Fused Deposition Modeling) für die Herstellung von Syos-Mundstücken verwendet. Unser Anforderungskatalog ist sehr anspruchsvoll, zumal die Musiker das Produkt in den Mund nehmen werden. Wir haben ein französisches Unternehmen beauftragt, ein Material zu entwickeln, das speziell auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist.“ – Maxime Carron, Mitbegründer von Syos, dem Hersteller von 3D-gedruckten Mundstücken.

Wenn wir über die Technologien für die Herstellung sprechen, können wir für jede Art von Material und Instrument eine vorherrschende Technologie festmachen. Eine Ukulele aus ABS wird so aus Filament mittels 3D-FFF-Druck hergestellt. Wenn wir andererseits über eine 3D-gedruckte Trompete sprechen, benötigen wir Metallpulver und können die DMLS-, oder EBM-Technologie in Erwägung ziehen.

Das 3D-gedruckte Saxophon ist klein und sehr leicht. (Bild: Odisei Music)

Wir verwenden einen Jet Fusion-Drucker von HP für die Herstellung unserer 3D-gedruckten Saxophone. Diese Maschine ermöglicht es uns, Endteile mit sehr guten ästhetischen und mechanischen Eigenschaften herzustellen. Wir verwenden diese Technologie auch wegen ihrer hohen Produktionsleistung. Wir glauben, dass sie für die Art von Produkten, die wir entwerfen und herstellen, am besten geeignet ist. – Ramón Mañas, OdiseiMusic

Das katalanische Unternehmen Odisei Music widmet sich der Entwicklung und Herstellung von 3D-gedruckten elektronischen Blasinstrumenten, deren bekanntestes ein elektronisches Saxophon ist. Es heißt Travel Sax und nutzt die Multi Jet Fusion-Technologie für den Produktionsprozess. Ziel des Unternehmens ist es, die Musik in der ganzen Welt zu verbreiten, indem es Musikern hilft, ihre musikalischen Fähigkeiten schneller und einfacher zu entwickeln, und so das Potenzial der Technologie in dieser Branche demonstriert.

Mit neuen Technologien zur barrierefreien Musik

Wir haben gesehen, dass viele 3D-gedruckte Instrumente entwickelt wurden, um Musikern zu helfen. Frank DeFalco, Manager von Canada Makes, einer 3D-Druck-Organisation, sagte dazu in einem Interview mit Design Engineering: „3D-gedruckte Instrumente sind nicht schlechter oder besser, nur anders in ihrem Ansatz.“ In den meisten Fällen liegt der Schwerpunkt darauf, die Erfahrung des Musikers zu verbessern und ihm bei allem, was er braucht, zu helfen. Ein Beispiel für die Entwicklung von Instrumenten, die zugänglicher und komfortabler werden sollen, stammt von Robert Hunter, einem Doktoranden der Universität Ottawa, der eine Klarinette und einen Handgelenkriemen entworfen hat, die zusammenarbeiten, um dem Spieler zu helfen, das Gewicht des Instruments über längere Zeiträume zu tragen. Inspiriert wurde er durch seine eigenen Erfahrungen als Klarinettist in der High School, wo er nach stundenlangem Üben unter starken Schmerzen in der Daumensehne litt.

Auch blinde Menschen haben dank des von Kim Yeaji und einem Forscherteam der Universität von Wisconsin geleiteten Projekts „3D-gedruckte Notensysteme für Blinde“ eine Möglichkeit gefunden, Notenlinien zu lesen. Kim verlor allmählich die Sehkraft und entdeckte in der Musik eine Möglichkeit, sich mit der Welt zu verbinden.

Es ging nicht nur darum, einen Prototyp für sie oder die Musikschule zu bauen. Es war eine echte Zusammenarbeit, bei der wir mit Kim kollaboriert haben, um ihre Bedürfnisse zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu finden“, sagt einer der am Projekt beteiligten Ingenieure.

Das Projekt mit dem Namen „Tactile Stave Notation“ (Taktile Notensysteme) zielt darauf ab, Papierpartituren mit deutlichen Reliefs nachzubilden, die nicht nur gelesen, sondern auch durch den Tastsinn erkannt werden können. Um dies zu erreichen, war ein sehr detaillierter 3D-Druck erforderlich. Daher wurde die Technologie des selektiven Lasersinterns (SLS) eingesetzt, die eine bessere Auflösung und die Nachbildung der Noten als kleine Erhebungen auf der Partitur ermöglichte.

Es gibt noch viel zu tun, um Musik zugänglicher zu machen, und die Tatsache, dass neue Technologien wie der 3D-Druck für die Herstellung eingesetzt werden, kann dazu beitragen, den Drang der Technikfans zu wecken. Musik hat immer noch ein sehr traditionelles Image. Die Verwendung von Farben und ungewöhnlichen Materialien sowie das Aufbrechen von Codes kann durch die Neuartigkeit, die sie einem alternden und sehr altmodischen Markt bringt, ebenfalls eine gewisse Anziehungskraft erzeugen. Jedenfalls hoffen wir das bei Syos“, sagt Maxime Carron von Syos dazu. Es liegt auf der Hand, dass der 3D-Druck, auch wenn es noch viel zu tun gibt, das perfekte Werkzeug ist, um die Zugänglichkeit in der Musikindustrie zu fördern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir bereits viele Beweise dafür gesehen haben, dass der 3D-Druck ein großartiger Verbündeter für viele Branchen ist. Der Einsatz von 3D-Druckern zur Herstellung von Instrumenten und Schallplatten, die sowohl umweltfreundlich als auch für uns alle zugänglich sind, zeigen auf, in welche Richtung es geht. Der Prozess hin zu mehr Nachhaltigkeit und Inklusion kann damit beginnen, dass wir die verwendeten Materialien ändern, den Abfall reduzieren und den Bedürftigen aktiv zuhören. Vielleicht werden wir irgendwann so weit sein, Schallplatten in den Plattenläden selbst zu drucken. Oder wir gehen in ein Musikinstrumentengeschäft und haben die Möglichkeit, unser Instrument nach unseren speziellen Bedürfnissen zu gestalten.

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