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Wie 3D-Druck Geschichte schreibt und zur Wahrung des menschlichen Erbes beiträgt

Am 19. Oktober 2017 von Moritz M. veröffentlicht
3D-Druck Geschichte

Es gibt zahlreiche Initiativen, die zeigen, wie der 3D-Druck in der Kunst und in der Geschichte Anwendung finden. Dies kann durch die Schaffung komplexer Formen und neuer Werke, den Zugang eines größeren Publikums hierzu, die Erhaltung von Artefakten oder dadurch erfolgen, dass diese Artefakte wieder zum Leben erweckt werden. Durch die Nachbildung eines zerstörten Denkmals zum Beispiel ist es möglich, dessen Erbe zu bewahren und mit diesem zu interagieren, was ohne den 3D-Druck nicht möglich gewesen wäre.

Letzteres wird von von mehreren Professoren und Ärzten des Harvard Semitic Museum in Cambridge weiter ausgebaut. Sie sind der Meinung, dass „die moderne, digitale 3D-Visualisierung ermöglicht antike, architektonische Überreste in vollem Umfang virtuell zu rekonstruieren, welche bis zum heutigen Tage nur in beschädigter Form oder in Form von Ruinen überlebt haben. Mithilfe digitaler Animation, dem Hinzufügen von Farb- und Lichteffekten kann gezeigt werden, wie sich Orte und Monumente im Laufe der Zeit verändert haben, angefangen von deren ursprünglichen Enstehung über deren Nutzung in der Antike bis hin zu deren Aufgabe durch den Menschen und deren Zerstörung.“

Der Trend, dass der 3D-Druck auch in diesen Bereich vordringt und Einzug hält, wird auch von einem Bericht österreichischer Forscher gestützt. In „3D Printing for Cultural Heritage“ zeigen die Forscher unter anderem, wie 3D-Technologien einen Schlüssel dazu darstellen, Museen für Besucher (be)greifbarer zu machen.

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3D-Druck als Werkzeug der Reproduktion

Wenn es darum geht, Artefakte zu bewahren, spielt Sorgfalt eine sehr große Rolle. Trotz großer Sorgfalt ist dieser Prozess ein sehr schwieriger. Mit der 3D-Technologie kann dieses Verfahren bewältigt werden, ohne dass hierfür das Objekt berührt werden muss. Zudem können Replikate angefertigt werden, selbst von Teilen, die es eigentlich nicht mehr gibt.

Ein aktuelles Beispiel stammt aus Syrien, genauer gesagt aus der antiken Stadt Palmyra, die vom ISIS belagert wurde. Viele der kulturellen Artefakte sind in Folge der Besatzung durch die Terroristen entweder zerstört oder stark beschädigt worden. Professor Peter Der Manuelian erklärt hierzu, dass „die 3D-Drucktechnologien die vollständige, virtuelle Rekonstruktion der Architektur und der archäologischen Schätze erlauben, um das Erbe Palmyras zu erhalten.“

Ein Beispiel ist der Torbogen von Palmyra, der 2016 rekonstruiert wurde. Trotz einer Höhe von sechs Metern und einem Gewicht von elf Tonnen, konnte ein Duplikat in nur sechs Stunden auf Basis von 2D-Bildern des Originals geschaffen werden. Dies gelang durch das italienische Unternehmen Tor Art, welches den Torbogen mithilfe zweier Roboterarme, entwickelt von RobotMill, rekonstruierte. Der 3D-Roboter druckte unterschiedliche Blöcke, die dann auf dem Trafalgar Square in London, in New York und Dubai zusammengesetzt wurden.

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Die 3D-Technologien helfen nicht nur Kulturschätze zu erhalten, sondern erwecken unseren Vorfahren bisweilen zum Leben. Eines der jüngsten Beispiele hierfür, stammt aus Peru, wo ein Forscherteam die Lady of Cao, die erste weibliche Anführerin der Moche-Zivilisation, neu erschaffen konnte. Sie fanden mumifizierte Überreste im Jahr 2006 und konnten dank eines 3D-Scanners von Faro Technologies deren Körper digitalisieren und anschließend ein 3D-Bild erstellen. Auf Grundlage dessen konnte eine Büste mit dem SLA-Drucker iPro 8000 angefertigt werden.

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Milagros Arquiñigo von der Stiftung Wise kommentierte, dass man ein „internationales Team aus Archäologen, Anthropologen, Forensikern, Zahnärzten und Experten aus dem Bereich der 3D-Technologien versammelt habe, um ein digitales Modell in 3D von der Mumie zu erstellen und anschließend ein Replikat in 3D zu drucken, um der Nachwelt zu zeigen, wie diese damalige Herrscherin ausgesehen habe.“

3D-Druck als Werkzeug für Restaurationen in Museen

Nach der französischen Revolution wurden viele Gegenstände in Versailles gestohlen oder zerstört, darunter Objekte der letzten regierenden Monarchen Frankreichs. Durch ein Projekt des Victoria & Albert Museums in London konnten Historiker einen Stuhl von Marie Antoinette mit Hilfe von Formen, 3D-Scannern und 3D-Druckern ausbessern. Durch Scannen der fehlenden Teile konnten diese anschließend durch 3D gedruckte Teile ersetzt werden.

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3D erleichtert Zugang zu Kultur

Was wäre, wenn man Ihnen sagen würde, dass der 3D-Druck sogar ein pädagogisches Werkzeug sein kann? Immer mehr Museen greifen auf diesen neuen Trend zurück, wobei hierbei das British Museum der Vorreiter ist. Seit 2014 bietet das Museum online Zugriff auf mehr als 4.700 historische Stücke, verbunden mit der Möglichkeit, sie zu Hause in 3D zu drucken. Die Relikte werden zuerst durch Photogrammetrie in 3D gescannt – eine Methode, die mehrere Aufnahmen des Objekts aus verschiedenen Blickwinkeln macht. Nach dem Scannen werden die verschiedenen Artefakte auf der Sketchfab-Plattform, die Hunderttausende von 3D-Modellen bietet, online gestellt. Manchen Objekten werden Audio-Erklärungen hinzugefügt, um deren Geschichte besser zu verstehen.

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Das Museum arbeitet auch mit dem englischen Unternehmen ThinkSee3D zusammen, um einige dieser 3D-Modelle im Museumsshop zu verkaufen. Nachdem verschiedene Fertigungstechnologien wie Schmelzschichtung oder Pulverdruck getestet wurden, entschieden man sich schließlich für einen indirekten Herstellungsprozess unter Verwendung der Wachsausschmelzverfahrens. So findet man nun Repliken, wie die Statue von Roy (£ 200) und die von Antinous (£ 250). Daniel Pett, Senior Digital Humanities Manager im British Museum, sagte: „Es war schnell klar, dass Kunststoffmodelle nicht sehr umweltfreundlich sind und Gipsabdrücke zu teuer gewesen wären. Deshalb haben wir uns entschlossen, eine Methode zu verwenden, die auf 3D-gedruckte Formen zurückgreift.“

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Obwohl das British Museum als einer der Pioniere gilt, so gibt es andere Projekte, die das gleiche Ziel haben wie „Scan The World“, eine Online-Community, die 2014 von der MyMiniFactory-Plattform geschaffen wurde, um Kunst der Öffentlichkeit zu präsentieren Die Sammlung umfasst 3D-Modelle von Skulpturen aus den bedeutenden Museen der Welt, wie dem Getty Center, dem Louvre, dem Vatikan und Versailles. Heute hat die Plattform Skulpturen und Kunstwerken angesammelt, die 21.000 Stunden bräuchten, um komplett gedruckt zu werden. Diese Community, die von ihren Nutzern organisiert wird, dient heute als ein Konzept für das Museum der Zukunft, das für alle zugänglich ist.

Ein weiterer Trend in den Museen ist die Möglichkeit, die ausgestellten Objekte anzufassen. Seit Jahrhunderten beinhalten diese Orte das Anschauen der Objekte oder das Zuhören einem Führer oder einem Audioguide, aber es gab nie die Frage, ob es möglich sei, die Werke zu berühren und zu ergreifen.

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Dank 3D-Technologien entstehen jedoch neue Initiativen. Eines der auffälligsten Beispiele ist das Belvédère Museum in Wien, das Teil des Projektes AMBAVI(Access to Museums for Bind and Visually Impaired People) ist. Man findet in diesem Mueseum ein Replik des Gemäldes Der Kuss von Gustav Klimt, ein Relief mit 42 x 42 Zentimetern. Es wurde mit einem CJP-Drucker (für ColorJet Printing) von 3D Systems, basierend auf der Pulverdrucktechnologie, 3D gedruckt. Biometrische Sensoren werden verwendet, um Audioinformationen durch Berühren bestimmter Partien des Objektes zu erhalten. Besucher erfahren hierdurch ein multisensorisches Erlebnis. Diese Methode dient vor allem blinden und sehbehinderten Menschen, die zum ersten Mal die Komplexität eines Kunstwerks durch Berühren erfassen  und erfahren können.

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Den Zugang zur Kultur zu bewahren, Kunstwerke zu replizieren und diese zu rekonstruieren, stellen die außergewöhnlichen Möglichkeiten dar, die durch die Einführung von Technologien wie 3D-Modellierung, die Digitalisierung oder den 3D-Druck entstanden sind. Ob Kunst bislang durch die Distanz zum Museum, eine körperliche Einschränkung etc. bislang nur schwer erfahrbar war, so gibt es nun neue Methoden, Kunst nicht nur einem bestimmten Klientel, sondern allen Menschen zugänglich zu machen, wobei der 3D-Druck seinen Teil dazu beitragen kann und allem Anschein auch wird.

Welche Einsatzmöglichkeiten fallen Ihnen in diesem Zusammenhang noch für den 3D-Druck ein?

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