Start-Up Interview: Umeleon und Ihr Wunschfilament
Auf Onlineplattformen findet man unendlich viele STL-Dateien für 3D-Drucke aber für jede der benötigten Farben muss der man eine komplett neue Filamentrolle kaufen, obwohl man diese eine Farbe doch nur für ein Objekt braucht. Hinzu kommt, dass dies auf Dauer dafür sorgt, dass man ziemlich viele Reste und Müll von den Spulen übrig hat. Die Gründer des deutschen Start-Ups Umeleon waren genervt von diesem Problem und suchten eine Lösung. Sie entwickelten eine Filamentextrusionsmaschine, welche, unabhängig von einem 3D-Drucker, die entsprechende Farbe in der Menge produziert, welche der Nutzer braucht. 3Dnatives führte ein Interview mit einem der Gründer, Fabian Duske um mehr über diese Idee herauszufinden.
Können Sie sich kurz vorstellen und uns mehr über die Entstehung von Umeleon erzählen?
Aktuell gibt es mehr als 750 Produzenten von FDM-Druckern. Dazu gibt es zahlreiche Plattformen mit mehreren Millionen Dateien für 3D-Drucke. Allerdings müssen Nutzer derzeitig für jeden Farbwunsch eine neue Filament Spule kaufen und das obwohl Farben meistens nur für ein bestimmtes Objekte gebraucht werden. Die Konsequenz ist, dass überall die gleichen Standardfarben zu sehen sind. Nach einiger Zeit hat uns das bei unseren Drucken eingeschränkt, vor allem, weil wir einen riesigen Stapel an verschiedenen Farben bei uns im Büro liegen haben, die wir nie nutzen.
Wir entwickeln den Umeleon 1 Pro. Dabei handelt es sich um eine Extrusionsmaschine, mit der eine unbegrenzte Anzahl an farbigen Filamenten hergestellt werden kann. Dadurch bekommen Nutzer von 3D-Druckern einen uneingeschränkten Zugang zu allen Farben. Darüber hinaus können wir jeden angebotenen Farbton in jeder Transparenz produzieren.
Dank des Gründerstipendiums „Exist“ können wir seit August 2018 in Vollzeit für unser Unternehmen arbeiten. Mit unseren Partnern aus Kunst- und Farbstoffindustrie sowie guter Vernetzung in der Forschung bieten wir gleichermaßen hohe Qualitätsstandards.
Welche Services bietet Ihr aktuell an?
Aktuell beschäftigen wir uns damit das weltweit größte Farbangebot für PLA und in Zukunft auch PETG anzubieten. Obwohl PLA 70% des Marktes ausmacht, ist die Farbauswahl nach wie vor stark begrenzt. Der europäische Marktführer für Filament bietet beispielsweise 32 PLA-Farben an. Für PETG sind es nur drei. Häufig kommt es vor, dass eine Farbe nur mit einem bestimmten Durchmesser vorhanden ist.
Darüber hinaus definieren wir unsere Farben nach RAL- und Pantone-Standards. Da es bisher keine einheitlichen Farbstandards für 3D-Druck Filamente gibt, produzieren wir Farbregister, in denen wir ausgedruckte Proben unserer Farben haben. Die Register können von den Nutzern dafür verwendet werden um eine Auswahl des Farbtons zu treffen, noch bevor das Filament bestellt wird.
Auf Anfrage stellen wir auch Wunschfarben her. Dank des Umeleon 1 Pro können wir angefragte Farben innerhalb weniger Tage produzieren.
Unsere Filamente werden unter anderem dank der verschiedenen Transparenzen in lichtrelevanten Anwendungsfeldern verwendet. Zum Beispiel für beleuchtete Logos und Lampen.
Was ist der Umeleon 1 Pro und wie funktioniert er?
Mit dem Umeleon 1 Pro können durch ein integriertes Patronensystem Filamente in jeder Farbe hergestellt werden.
Der Umeleon 1 Pro verfügt aufgrund des neuartigen Verfahrens über eine hohe Flexibilität in der Filamentproduktion und hat gleichzeitig nur die Größe eines Ultimaker 2+. Die geringere Produktionsgeschwindigkeit im Vergleich zu Industriemaschinen kann durch die Vervielfachung der Geräte ausgeglichen werden. Die Investitionshöhe ist hierbei gemessen an industriellen Maschinen niedriger.
Außerdem haben wir eine Software für eine eigene Farbbibliothek entwickelt. Der daraus resultierende Vorteil ist, dass die Farben auf Abruf automatisiert mit perfekter Reproduzierbarkeit hergestellt werden können. Dadurch können wir eine unzählige Anzahl an Farben per Klick und in Kleinstmengen produzieren. Deshalb wird Filament bei uns weder vorproduziert noch eingelagert.
Im Umeleon 1 Pro ist zudem ein industrieller Sensor verbaut. Mit diesem garantieren wir eine hohe Maßhaltigkeit des Filaments bei jedem beliebigen Filamentdurchmesser.
Wie weit seid Ihr mit der Entwicklung?
Unser Prototyp samt Software ist voll funktionsfähig. Darüber hinaus melden wir aktuell das entwickelte Verfahren zum Patent an. Über regelmäßige Aufträge entwickeln wir unsere Maschine unter realen Bedingungen kontinuierlich weiter. Das Ziel ist dabei Anfragen automatisiert abzuwickeln und die Materialkosten des Umeleon 1 Pro bei gleichbleibender Qualität zu reduzieren.
Was für Pläne habt Ihr für die Zukunft?
Mittelfristig werden wir den Umeleon 1 Pro bis zur Serienreife entwickeln und verkaufen. Langfristig planen wir sehr flexible Maschinenparks innerhalb als auch außerhalb von Europa. Unter Verwendung genormter Kunststoffe, Farbpigmente und Farbrezepturen ermöglichen diese Maschinenparks einheitliche Qualitätsstandards. Folglich bekommen Nutzer von 3D-Druckern immer und überall Zugang zu einer riesigen standardisierten Farbauswahl. Durch die dezentrale Filamentproduktion verringern sich außerdem Lieferzeiten und -kosten.
Noch ein paar letzte Worte an unsere Leser?
Bleiben Sie dabei, wie Sie durch eine unbegrenzte Farbauswahl in allen Transparenzstufen neue Anwendungsfelder für 3D Druck entdecken können. Teilen Sie uns Ihre Meinung oder Interesse über unsere Website mit oder besuchen Sie uns persönlich auf der Hannover Messe in Halle 13 Stand E13/1 in der Startup Area sowie auf der Maker Faire Berlin.
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