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DACH-Region: Start-Up Unternehmen in der 3D-Druck-Branche

Am 29. April 2021 von Kathrin J. veröffentlicht
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Neben altbekannten deutschen Herstellern sind es vor allem die Start-up Unternehmen, die mit ihren Ideen für frischen Wind sorgen und den 3D-Druck in der DACH-Region weiter vorantreiben. Als Start-up werden junge Unternehmen bezeichnet, bei welchen das Gründungsmotiv auf der Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee, wie beispielsweise eines neuartigen Verfahrens, basiert. Da der 3D-Druck selbst noch quasi in den Kinderschuhen steckt, ist es daher wenig überraschend, dass in den letzten Jahren viele Start-ups entstanden sind, welche die Technologien, Materialen oder Anwendungsmöglichkeiten der additiven Fertigung mit ihren zum Teil revolutionären Geschäftsmodellen, einen Schritt weiterdenken. Von den Newcomern der Start-up Szene über akademischen Spin-Offs bis hin zu bereits etablierten Erfolgssternchen der 3D-Druck Branche – wir stellen Ihnen die vielseitigen Ideen der Start-ups aus der DACH-Region vor. Eines ist dabei sicher: Wachstumspotenzial haben sie alle.

Die Newcomer

Revo Foods 

Das Auge isst bekanntlich mit. Das weiß auch das junge Unternehmen Revo Foods, das mit seinen Produkten zur nachhaltigen Alternative von Fisch werden will. Damit umweltbewusste Konsumenten nicht auf Lachsbrötchen oder Meeresfrüchte verzichten müssen, sollen diese ganz einfach im 3D-Drucker hergestellt werden können. Denn mit der Herstellung von Meeresfrüchten im 3D-Druck wird nicht nur auf tierisches Fleisch verzichtet, sondern auch CO2 eingespart. Gedruckt wird hier mit verschiedenen Zutaten auf Pflanzenbasis, weshalb sich die Produkte auch für Veganer eignen. Die Technologie basiert auf einer Art Extrusion, welche es ermöglicht die Struktur von Fisch, wie beispielsweise Lachs, zu imitieren. Die Produkte sollen also nicht nur geschmacklich an den herkömmlichen Fisch erinnern, sondern auch das Mundgefühl dieser nachbilden können.

Bildnachweis: Revo Foods

Mobbot

Das 2018 gegründete Schweizer Unternehmen Mobbot möchte die Bauindustrie revolutionieren. Dieses Ziel soll mit seiner einzigartigen, patentierten 3D-Drucktechnologie erreicht werden, welche die Integration von passiver Bewehrung ermöglicht und konventionellen Beton verwendet. Die daraus resultierenden 3D-Betondruck-Lösungen sollen robust und effizient in der Anwendung sein, die Arbeitsbedingungen auf Baustellen stark verbessern und den CO2-Fußabdruck der Bauindustrie drastisch reduzieren. Ermöglicht wird das Ganze durch den 3D-Drucker, der aus einem Industrieroboter mit einem Druckkopf, der Spritzbeton mit neuen Technologien kombiniert, besteht. Durch diese revolutionäre Idee, die Nachhaltigkeit sowie Zeit- und Kosteneinsparung verspricht, konnte sich Mobbot einen Platz in unserem Ranking sichern. 

xolo

Bei dem nächsten Start-up handelt es sich um das in Berlin ansässige xolo. Aufgrund seiner Besonderheit haben wir es bereits als Start-up des Monats vorgestellt. Was ist die Besonderheit? xolo beschäftigt sich mit dem volumetrischen 3D-Druck, auch Xolographie genannt, der sich vom Schicht- und Laser-Druck abhebt. Konkret bedeutet das, dass dieses 3D-Druck-Verfahren unterschiedliche Initiatoren und zwei Arten von Wellenlängen verwendet, um das Harz zu härten. Es wird also ein Muster in eine mit transparentem Photopolymerharz gefüllte Schale mehrmals aus allen Winkeln projiziert, woraus letztendlich ein komplettes 3D-gedrucktes Objekt entsteht. Das Start-up konnte bereits seinen ersten eigenen 3D-Drucker, den xube, vorstellen, der auf dem volumetrischen 3D-Druck basiert. Diese Methode könnte die additive Fertigung revolutionieren, da sie einen viel schnelleren Prozess, eine glattere Oberfläche und mehr Materialfreiheit ermöglicht. 

xube, der 3D-Drucker von xolo, der auf dem volumetrischen 3D-Druck basiert. (Bildnachweis: xolo)

Glassomer

Auch unser nächstes Start-up konnte derart überzeugen, dass wir es als Start-up des Monats platzierten. Hierbei handelt es sich um das 2018 gegründete Glassomer mit Sitz in Freiburg, Baden-Württemberg. Dieses junge Unternehmen schaffte es, eine eigene 3D-Drucktechnologie für Glas zu entwickeln, die hohe Präzision, komplexe Strukturen und Energieeinsparungen verspricht. Doch wie soll das funktionieren? Um Glas in 3D drucken zu können, muss dieses zuerst in eine andere Form umgewandelt werden. Glassomer bietet daher sogenannte Nanokomposite (oder auch Glassomere) an, die als Flüssigkeit oder Feststoff vorliegen. Während es als Flüssigkeit durch Raumtemperaturreplikation oder stereolithographischen 3D-Druck strukturiert werden muss, kann es als Festkörper mit klassischen subtraktiven Strukturierungstechnologien wie Bohren, Fräsen, Drehen oder einfachem Schnitzen mit einem Messer strukturiert werden. Dank dieser Entwicklung konnte das Start-up bereits einige Auszeichnungen ergattern, und auch wir möchten auf diese revolutionäre Idee aufmerksam machen.

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Glassomer ermöglicht – wie es der Name schon verrät – den 3D-Druck mit Glas.

Akademische Spin-Offs

Kumovis

Bei Kumovis handelt es sich um ein Spin-Off Unternehmen, zu welchem die Idee an der Technischen Universität München entstanden ist. Das junge Unternehmen wurde 2017 von fünf ehemaligen Studenten, unter anderem aus den Studienzweigen der Medizin- und Kunststofftechnik, gegründet. In den ersten Jahren hat sich das Team auf auf den 3D-Druck medizinischer Produkte mit Hochleistungs- und resorbierbaren Polymeren konzentriert. Kumovis hat es sich zum Ziel gesetzt, Medizinprodukte dort zu drucken, wo diese gerade benötigt werden. Aus dieser Motivation heraus ist 2019 der Kumovis R1 3D-Drucker entstanden, der erste FDM-Drucker, der speziell für medizinische Anwendungszwecke konzipiert wurde und durch seine technischen Eigenschaften den 3D-Druck in Reinräumen ermöglicht. 

kumovis

Bild: Kumovis

Aeditive

Die Anfänge des im Jahr 2019 gegründeten Start-ups Aeditive reichen auf das Jahr 2015 zurück, als die Jungunternehmer im Rahmen eines universitären Forschungsprojektes mit der Entwicklung ihrer Technologie begonnen haben. Heute hat das Unternehmen die Gründungsphase bereits hinter sich und digitalisiert mit der sogenannten Robotic Shotcrete Printing (RSP) Technologie die Bauindustrie. Zur Fertigung eines Bauteils wird Beton Schicht für Schicht auf einer Stahlplatte von zwei Roboterarmen der Firma KUKA aufgetragen und anschließend im ebenfalls automatisierten Prozess nachbearbeitet. Es entstehen bewehrte Bauteile, die als Strukturelemente im Bau eingesetzt werden können.

9T Labs

Auch an der ETH Zürich sind schon einige Start-ups entstanden, welche sich verschiedenen Anwendungen des 3D-Drucks widmen. Dazu zählt auch das vor drei Jahren gegründete 9T Labs, das den 3D-Druck mit Kohlefaserverbundwerkstoffen innoviert. Während des Studiums wurden die Gründer auf das Marktpotenzial für das Material aufmerksam, haben jedoch festgestellt, dass sich dieses Potenzial nicht mit traditionellen Herstellungsverfahren ausschöpfen lässt. Aus diesem Grund hat sich 9T Labs der Entwicklung von vollautomatischen Produktionssystemen mit integrierten Softwarelösungen verschrieben. Die rundum Lösungen des jungen Unternehmens eignen sich für die verschiedensten Industrien, dazu zählt beispielsweise der medizinische Sektor, die Schmuckindustrie aber auch die Luft- und Raumfahrt. 

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Ein von 9T Labs gedrucktes Teil. (Bildnachweis: 9T Labs)

Cubicure 

Das österreichische Unternehmen Cubicure wurde 2015 an der Technischen Universität in Wien von Prof. Dr. Jürgen Stampfl (Inst. für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie) und Dr. Robert Gmeiner gegründet. Zunächst hat man sich auf die Entwicklung von Photopolymeren spezialisiert. Um Kunden mit dem besten Hochleistungsmaterial ausstatten zu können, bietet das Unternehmen die Möglichkeit, Materialparameter anwendungsspezifisch anzupassen. Seit 2017 hat das Unternehmen zudem eine eigens entwickelte und patentierte 3D-Druckanlage. Der Hot Lithografie Prozess (HL) basiert auf dem 3D-Druckverfahren der Stereolithografie und zeichnet sich durch seinen Beheizungs- und Beschichtungsmechanismus aus, welcher den Druck von höchstviskose Harzen und Pasten bei Arbeitstemperaturen von bis zu 120°C ermöglicht. 

Bildnachweis: Cubicure GmbH

Die Erfolgssternchen

BigRep

Über BigRep haben wir schon oft berichtet: Das Unternehmen und Hersteller für 3D-Drucker BigRep wurde 2014 in Berlin-Kreuzberg gegründet und ist insbesondere für seinen Großformat FFF-3D-Drucker, den BigRep One v3, bekannt, der über ein Druckvolumen von 1005 x 1005 x 1005 mm verfügt. Seit der Einführung des BigRep One wurde das Sortiment um den BigRep Studio G2 und den BigRep Pro erweitert. Mit Blade hat das Unternehmen außerdem eine eigene Großformat-3D-Slicer-Software entwickelt. BigRep verkauft einen Großteil seiner Maschinen an Kunden im Ausland, dazu zählt beispielsweise Kawasaki. Neben seinem Sitz in Deutschland hat BigRep mittlerweile auch eine Niederlassung in den Vereinigten Staaten sowie in Singapur. 

DyeMansion

DyeMansion dürfte mittlerweile den meisten Anwendern der additiven Fertigung ein Begriff sein. Das bayerische Unternehmen wurde jedoch tatsächlich erst 2015 gegründet und konnte seither bereits viele Erfolge verzeichnen. Die Geschäftsidee für DyeMansion entstand nach einem ersten missglückten Projekt: Die 3D-gedruckten verkauften Handyhüllen färbten stark ab und mussten deshalb zurückgenommen werden. So entstand die Idee, das Problem selbst in die Hand zu nehmen und eigene Färbelösungen zu entwickeln. Im November 2015 konnte dann die weltweit erste automatisierte Färbeanlage zur Einfärbung von additiv gefertigten Kunststoffteilen, die DM60, vorgestellt werden. Wenig später erkannte das Start-up, dass zu einem hochwertigen 3D-gedruckten Teil mehr zählt als die korrekte Einfärbung. So wurde die erste Powershot Reihe zur Nachbearbeitung eingeführt und das Prinzip von DyeMansion, so wie wir es heute kennen, war geboren. 

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DyeMansion kooperiert mit verschiedenen Unternehmen, um 3D-gedruckte Konsumgüter, Medizinprodukte und co herzustellen. (Bildnachweis: DyeMansion)

Hyperganic

Das nächste deutschsprachige Start-up auf unserer Liste ist das in München ansässige Hyperganic. Im Gegensatz zu den meisten 3D-Druck-Unternehmen geht es bei Hyperganic nicht vorrangig um den Druck, sondern um die Software – denn ohne passende Software gibt es kein 3D-Modell und somit auch kein 3D-gedrucktes Produkt. Bei dieser hauseigenen Software handelt es sich aber keineswegs um eine gewöhnliche CAD-Software, sondern um die Erstellung von Objekten durch Algorithmen und künstliche Intelligenz. Auf diese Weise sollen Anwender 3D-Objekte erschaffen können, die so komplex, funktional, elegant und nachhaltig sind wie die Natur. Markus Finke, Director of Business Development bei Hyperganic, meinte bereits in unserem Interview: „Das wahre Potenzial von Additiver Fertigung wird durch die Fähigkeit realisiert, generativ gestaltete Objekte mit komplexen inneren Strukturen herzustellen. 

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Strukturen wie in der Natur – das ist die Devise von Hyperganic (Bildnachweis: Hyperganic)

UpNano

Das 2018 in Wien gegründete Start-up UpNano ist ein Systemanbieter für hochauflösenden 3D-Druck im Mikrobereich. Das junge Unternehmen konnte bereits eigene Drucksysteme und Software entwickeln, wobei diese kompakten Desktop-Anlagen eine unübertroffene Geschwindigkeit, höchste Qualität im Zentimeter-Maßstab und biologische Anwendungen bieten. Beispielsweise ermöglicht das hauseigene 3D-Drucksystem NanoOne, hochauflösende mikrostrukturierte Teile  für spezifische Anwendungen kosteneffizient zu fertigen. Die Technik von UpNano basiert auf dem 2-Photonen-Polymerisationsverfahren (2PP), welches in der Lage ist, Kunststoffteile mit einem Volumen von 100 bis 1012 Kubikmikrometern in nur wenigen Minuten zu produzieren, was eine Auflösung im Nanobereich darstellt – deshalb der Name UpNano. Das 2PP-Verfahren ist unabhängig von der Schichtdicke – im Gegensatz zu SLA-Verfahren – und unterstützt den Trend der Miniaturisierung. 

Ein Schloss auf der Spitze eines Bleistiftes – durch dieses Projekt sind UpNano bekannt. (Bildnachweis: UpNano)

Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Start-ups in der DACH-Region, die in dieser Liste nicht inkludiert sind: z. B. weitere Unternehmen im Lebensmittelbereich, wie chocholate3 und Print2Taste, oder weitere Unternehmen, die mit unkonventionellen Materialien drucken, wie Sandhelden und Printstones. Die Auswahl ist riesig, weshalb wir leider nicht alle Start-ups erwähnen können. Nichtsdestotrotz laden wir Sie ein, einen Blick auf unsere Interview-Artikel zu werfen, in denen wir immer wieder neue junge Unternehmen und Projekte vorstellen. 

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