Tatyana McFadden will mit 3D-gedruckten Handschuhen nach Goldmedaille bei Paralympics greifen
„Lasset die Spiele beginnen“ heißt heute Abend, wenn die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 in Paris eröffnet werden. Zahlreiche Athleten aus allen Teilen der Welt werden ihr Bestes geben, um die begehrten Medaillen in ihrer Disziplin für sich entscheiden zu können. Um in den sportlichen Olymp aufzusteigen, braucht es allerdings nicht nur das nötige Talent, eiserne Disziplin und ein starkes Team, sondern auch die passende Ausrüstung. Insbesondere paralympische Teilnehmer profitieren von einer Ausstattung, die perfekt ihren Bedürfnissen entspricht und in großem Ausmaß an die eigene Person angepasst ist. Um dies sicherzustellen, setzen zahlreiche Athleten und ihre Ausstatter auf Innovation und die neuesten Technologien, darunter der 3D-Druck. 2016 trat etwa die deutsche Paralympionikin Denise Schindler mit einer 3D-gedruckten Beinprothese im Radsport an. Vor einigen Tagen gab auch die amerikanische Sportlerin Tatyana McFadden bekannt, mit 3D-gedruckten Handschuhen bei den Paralympischen Spielen 2024 anzutreten.
Die 3D-gedruckten Handschuhe sollen es der amerikanischen Rekordhalterin auf der 400m-Distanz erlauben, im Rollstuhlracing ganz an die Spitze zu kommen. Sie wurden zusammen mit dem 3D-Service-Dienstleister CRP USA entwickelt und sollen den Ansprüchen der Sportlerin in allen Belangen gerecht werden. Beim Rollstuhlracing besteht ein ständiger Kontakt zwischen Hand und Rad, daher kommt es zu großem Reibungswiderstand, dem traditionelle Handschuhe häufig nicht lange standhalten. Für die Athleten ist aber nicht nur die Qualität der Handschuhe entscheidend, sondern auch die Präzision und der Komfort – allesamt Punkte, die traditionell gefertigten Handschuhe nur mangelhaft erreichen.
„Meine ersten Rennhandschuhe für Rollstühle wurden „Harnischhandschuhe“ genannt. Sie waren daumenförmig und aus strapazierfähigem Stoff mit Gummipolsterung gefertigt. Ihre Weichheit ließ mich bei jedem Schlag auf den Handring den Aufprall spüren. Bis zu den Paralympischen Spielen 2008 begann mein Team, harte Handschuhe herzustellen. Wir nahmen Plastikkugeln, schmolzen sie in einem Topf mit kochendem Wasser und formten dann den Kunststoff um meine Hände. Dieser Prozess dauerte Tage, um ihn zu perfektionieren. Manchmal mussten wir von vorne anfangen und den ganzen Plastikhandschuh wieder ins Wasser werfen. Sobald sie perfekt waren, ließ ich die Handschuhe nicht aus den Augen, weil sie schmelzen würden, wenn sie zu lange im Auto oder in der Hitze lagen. Mit der Zeit nutzte sich der Kunststoff ab, daher machten wir die Handschuhe dick, aber sie waren schwer,“ erinnert sich McFadden an vorherige Versuche, den perfekten Handschuh für sie herzustellen. Ab 2015 begann das Team rund um die Athletin damit, den 3D-Druck zu erwägen und ein Jahr später wurde CRP USA damit betraut, starke, haltbare, 3D-gedruckte Handschuhe für McFadden zu entwickeln.
Die Anforderungen an die Rennhandschuhe sind äußerst herausfordernd, denn sie müssen nicht nur stark und haltbar, sondern auch leicht, steif und widerstandfähig sein – und das bei allen Witterungen. „Als ich das Team von CRP USA traf“, erzählt McFadden, „sprachen wir auch über Hitze, Gummi, Witterungseinflüsse und Riemen für die Handschuhe, damit sie besser an meinen Händen bleiben. Beim Wettkampf im Freien stehen wir verschiedenen Wetterbedingungen gegenüber und ich möchte für alles bereit sein. Meine Handschuhe sind in der Vergangenheit gerissen. Meine Stöße erzeugen viel Kraft, wenn ich den Handring treffe, und meine früheren Handschuhe hielten weniger als ein Jahr. Ich wollte auch eine bessere Methode, um Gummi an den Handringen anzubringen. Das Team von CRP USA hörte sich meine Bedürfnisse an und schaffte es, sie bestmöglich zu erfüllen.“ Insbesondere konnte die neueste Version der 3D-gedruckten Handschuhe in Bezug auf Grip und Komfort verbessert werden.
Mit 3D-gedruckten Handschuhen auf dem Weg zu Gold
CRP USA setzte für die Fertigung auf das Material Windform XT 2.0. Dabei handelt es sich um ein Komposit-Material mit herausragenden mechanischen Eigenschaften, wodurch das fertige Produkt dem hohen Reibungswiderstand trotzen kann. Daher verlängern sich auch die Lebensdauer und Haltbarkeit der Handschuhe. Die Rennhandschuhe wurden per selektivem Lasersintern 3D gedruckt und überzeugen mit Flexibilität, Dämpfung und hohem Tragekomfort. Der Gummi, der weiters verwendet wurde, ist ein herkömmliches Produkt, welcher auf die exakten Maße der Athletin zugeschnitten und dann mit einem Klebstoff an die Handschuhe aufgetragen wurde.
Dem Team gelang es auch, eine entscheidende Gewichtsreduzierung des Modells zu erzielen, indem die Teile ausgehöhlt wurden und mit einer inneren Struktur ergänzt wurden. Die Windform-Handschuhe wiegen nur etwa 100 Gramm, während herkömmliche Handschuhe 50 % mehr wiegen. Das geringere Gewicht trägt zu mehr Beweglichkeit und Geschwindigkeit während eines Wettkamps bei. Die ersten Tests der 3D-gedruckten Handschuhe waren äußerst positiv.
Ich erinnere mich, wie ich die Handschuhe in Windform XT 2.0 zum ersten Mal auf der Bahn und auf der Straße benutzt habe. Ich war so beeindruckt, wie leicht und langlebig sie waren. Meine Hände fühlten sich so leicht an, als ob ich nichts festhalten würde. Als ich meine Hände zum ersten Mal in den Handschuh legte, war er so glatt. Sie hatten auch zwei Löcher eingebaut, durch die ich die Handschuhe an meinen Händen befestigen konnte, anstatt zusätzliche Clips zu verwenden.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, wie der 3D-Druck im Spitzensport dazu beitragen kann, die Qualität der Ausrüstung zu verbessern und den Athleten ein besseres Feeling und Vertrauen in ihre Ausstattung zu schenken. Durch den 3D-Druck werden nicht nur neue Maßstäbe für Sport-Material geschaffen, sondern auch Herausforderungen bezüglich der Fertigung gelöst. Für Tatyana McFadden ist die Zusammenarbeit mit CRP USA zufriedenstellend: „Sie sind ein unglaublicher Partner und haben mir wirklich sehr geholfen. Nicht nur durch ihre Innovation, sondern auch durch das Vertrauen, das sie mir gegeben haben, da ich mir keine Sorgen um die Leistung meiner Rennhandschuhe machen muss.“ Wer weiß, vielleicht wird sie es schaffen, mit den 3D-gedruckten Handschuhen nach Gold zu greifen. Mehr zu CRP USA finden Sie HIER.
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*Titelbildnachweis: Olympics.com