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#Startup3D: Aeditive mit ihrem Betondrucker

Am 10. November 2020 von Michelle J. veröffentlicht

In den vergangenen Jahren haben sich die additiven Fertigungstechnologien insbesondere in baufremden Industriezweigen stark entwickelt. Mit dem 3D-Druck werden die Vorteile der sinkenden Herstellungskosten, der schnelleren Fertigungszeiten und der Ressourceneffizienz verbunden. Durch die Verwendung von Beton als Material, erfährt nun auch die Bauindustrie die Vorteile der additiven Fertigung. Sie bietet vom 3D-gedruckten Haus bis zu Krankenhauskapazitäten eine große Gestaltungsfreiheit. Daher wird prognostiziert, dass der Betonmarkt für 3D-Druck bereits im Jahr 2027 bei mehr als 40.000 Millionen Euro liegt. Kein Wunder also, dass immer mehr Akteure in diesen Markt eintreten. Einer von ihnen ist das Startup Aeditive.

„Aeditive“, ist ein Kunstwort und ist abgeleitet von „Additive Fertigung“ und „Aedificium“, lateinisch für Bauwerk. Damit indiziert bereits der Name des Unternehmens ihr Ziel, die Bauindustrie mit robotischen Drucklösungen zu digitalisieren. Kürzlich stellten sie ihren 3D-Drucker Aeditive Concrete vor. Dieser kann Betonteile mit Maximalmaßen von 11x4x4 Meter auf einer Stahlpalette produzieren. Wir wollten mehr über diese Technologie erfahren und haben uns daher mit Alexander Türk, einem der Gründer von Aeditive, zu einem Interview getroffen.

3DN: Können Sie sich und Ihre Verbindung zur additiven Fertigung vorstellen?

Aeditive ist ein in 2019 gegründetes Hochtechnologie-Startup mit Sitz in Norderstedt bei Hamburg. Mit unseren robotischen 3D-Drucklösungen digitalisieren wir die Bauindustrie. Wir schaffen höhere Produktivität und Nachhaltigkeit beim Bauen, damit Menschen wohnen können, das Klima geschont wird und die Arbeitsumgebung im Betonbau sicherer und sauberer wird.

Aeditive Gründer

Die Gründer von Aeditive, von Links im Uhrzeigersinn: Niklas Nolte, Hendrik Lindemann, Alexander Türk und Roman Gerbers | Bildnachweis: Aeditive

3DN: Wie kam die Idee zur Gründung von Aeditive auf?

Drei unserer Gründer haben sich im Forschungsprojekt an einer technischen Universität kennengelernt. Dort wurde gemeinsam an digitalen Fertigungsprozessen für den Betonbau geforscht. Als die Technologie nach vier Jahren Forschung marktreif war, entstand die Idee zur Gründung von Aeditive.

3DN: Wie funktioniert Ihr 3D-Drucker “Concrete Aeditor” und welche Möglichkeiten werden durch diesen eröffnet?

Der Concrete Aeditor erzeugt Betonbauteile im Spritzbetonverfahren. Darin liegt eine Besonderheit des Verfahrens, die uns zum Beispiel erlaubt, Stahlbewehrung zu integrieren. Wir arbeiten dazu mit zwei Robotern. Ein Roboter trägt den Beton schichtweise auf, während der zweite Roboter beispielsweise Oberflächen nachbearbeitet. Dadurch ermöglichen wir unseren Kunden einen hohen Automatisierungsgrad in der Betonteilfertigung und gleichzeitig nachhaltigere Produkte durch Materialeinsparungen.

3DN: Was sind Ihrer Meinung nach die Bedeutung und die realen Möglichkeiten des 3D-Drucks in der Bauindustrie?

Der 3D-Druck steht in der Bauindustrie gerade am Anfang. Nach ersten Showcases und Prototypen in den vergangenen Jahren sehen wir aktuell im Markt den Übergang dazu, dass 3D-Druckverfahren auch regelmäßig als Produktionsmethode eingesetzt werden. Dabei müssen sich die Verfahren zwei besonderen Herausforderungen stellen. Zum einen bedeutet Bauen immer auch Multimaterialität. Ein Bauwerk besteht eben nicht nur aus Beton, sondern auch aus Stahlbewehrung, aus Rohren, Fenstern und vielem mehr. Deshalb müssen wir bei den Fertigungsverfahren weit über den reinen 3D-Druck hinaus denken. Zum anderen hat die Bauindustrie ihre heutigen Fertigungsverfahren über Jahrzehnte perfektioniert. Der 3D-Druck tritt also sowohl technisch als auch wirtschaftlich gegen  ein starkes Handwerk an.

3DN: Welche zukünftigen Projekte haben Sie geplant und können Sie einige Ihrer Kunden nennen?

Zusammen mit unseren Pilotkunden erstellen wir derzeit immer weitere Bauteilprototypen und erweitern so das Anwendungsspektrum unseres Concrete Aeditors. 2021 werden wir die ersten Concrete Aeditor bei unseren Kunden vor Ort im Fertigteilwerk in Betrieb nehmen. Zu unseren Kunden gehören innovative Fertigteilhersteller wie die Firma Glatthaar Technology aus dem Schwarzwald sowie eine ganze Reihe weitere Unternehmen unterschiedlicher Größe und aus den vielfältigen Bausektoren.

 

Derzeit produziert Aeditive Prototypen mit ausgewählten Pilotkunden auf ihrer Demostrationsanlage. 2021 kommt der Aeditive Concrete dann bei den Pilotkunden vor Ort zum Produktionseinsatz. | Bildnachweis: Aeditive

3DN: Wo sehen Sie Aeditive in 5 Jahren?

Ich sehe ein Technologieunternehmen mit vielen zufriedenen Kunden und einem hervorragenden Produkt, das einfach zu nutzen und zu bedienen ist. Ich sehe, dass wir die Arbeitsplatzqualität bei unseren Anwendern steigern und die Arbeitsplätze im Betonbau sicherer machen. Mit unserer Technologie schaffen wir es, Engpässe am Bau zu reduzieren, sodass Infrastrukturprojekte nicht ins stocken geraten und dringend benötigter Wohnraum zeitnah geschaffen werden kann. Schließlich ermöglicht unsere Technologie, den Einsatz von Zement zu reduzieren und so einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

3DN: Haben Sie noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?

Weltweit herrscht in der Bauindustrie Aufbruchstimmung. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird Technologie Einzug erhalten und die Industrie auf noch ungeahnte Weise verändern. Das Spektrum ist dabei weit und reicht von Software über Robotik und 3D-Druck. Für viele spannende Herausforderungen fehlen noch Ideen und Macher werden gesucht!

Aeditive Concrete

Der Aeditive Concrete basiert auf dem RSP-Verfahren (Robotic Shotcrete Printing), welches das Team in vier Jahren akademischer Forschung entwickelt hat. Es basiert auf dem Spritzbetonprozess. | Bildnachweis: Aeditive

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