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„Startup-Schmiede“ HZG Group setzt sich aktiv für Innovation und Kompetenz-Vermittlung in der AM-Branche ein

Am 17. Januar 2024 von Astrid Z. veröffentlicht

Frank Carsten Herzog blickt auf mittlerweile mehr als 25 Jahre Erfahrung in der AM-Branche zurück. In dieser Zeit hat er ein Unternehmen aufgebaut, mehr als 120 Erfindungen patentiert, technologische Bildungseinrichtungen mit aufgebaut und in zahlreiche Startups investiert. Er gründete zusammen mit seiner Frau das Unternehmen Concept Laser und baute dieses zu einem führenden Technologie- und Innovations-Unternehmen aus, das später von GE übernommen wurde. Die Leidenschaft für technische Themen, die einst zur Gründung von Concept Laser führte, behält sich Frank Carsten Herzog nach wie vor bei und gibt diese aktiv weiter. Als Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der HZG Group begleitet er junge Unternehmen in der AM-Branche auf ihrem Werdegang. Neben dem finanziellen Investment profitieren die Schützlinge auch von der Expertise, dem Wissensaustausch und dem Netzwerk. Tatsächlich taucht in der Bio zahlreicher erfolgstragenden Startups der letzten Jahre häufig der Name HZG Group auf; so bei Xolo, Q.Big, Axtra3D und trinckle, um nur einige zu nennen.

Die „Startup-Schmiede“ HZG Group ist allerdings nur ein Bereich, in dem Frank Carsten Herzog aktiv ist. Er beschäftigt sich auch mit der frühen Förderung von technologischer Begeisterung und hat so zum Aufbau eines 3D-Campus in Lichtenfels und auch zur Implementierung eines Master-Studiengangs für 3D-Druck an der Hochschule Coburg beigetragen. Daneben ist er als Experte in Gremien, als Hochschulrat und Kurator tätig. Sein Anliegen ist es, in allen Bereichen den AM-Markt aktiv mitzugestalten und dabei seinen Werten treu zu bleiben: Vertrauen, Wertschätzung, Partnerschaft. Im Interview spricht Herzog über seinen Werdegang, seinen Investment-Fokus und darüber, wie sich neu-gegründete Startups eine Marktstellung sichern und zur Zukunft der additiven Fertigung beitragen können.

3DN: Könnten Sie sich kurz vorstellen und erzählen, wie Sie zur additiven Fertigung gekommen sind?

Frank Carsten Herzog

Frank Carsten Herzog (Bild: Sebastian Buff)

Meine 3D-Druck-Reise begann Mitte der 90er Jahre bei einem Nebenjob in einem führenden 3D-Druck-Unternehmen in Oberfranken. Dort kam ich das erste Mal mit der Technologie und dem Schichtbauverfahren in Berührung. Das Verfahren hieß damals bereits Stereografie. Mein spontaner Vorschlag an den Chef war, das Verfahren statt mit einer Flüssigkeit mit Metallen umzusetzen. Das hat erfreulicherweise sehr gut geklappt und ich konnte auf der Basis meiner Diplomarbeit dazu zwei Grundlagenpatente für das Laserschmelzverfahren anmelden. Im Jahr 2000 habe ich dann gemeinsam mit meiner Frau Kerstin Herzog das Unternehmen Concept Laser gegründet und ein Jahr später die erste LaserCUSING®-Maschine auf der Euromold-Messe in Frankfurt präsentiert. Aufgrund des überproportionalen Wachstums unseres Unternehmens Mitte der 2010er Jahre reifte der Entschluss, in eine Partnerschaft mit dem international agierenden Großkonzern General Electric einzutreten. Uns war besonders wichtig, dass das Unternehmen und die Arbeitsplätze in Lichtenfels/Oberfranken erhalten blieben und auch in die heimische Infrastruktur investiert wird.

Wir haben in den folgenden Jahren die Transformation des Unternehmens und der Technologie mit beeinflusst und begleitet. Nach Eröffnung des modernen 3D-Campus in Lichtenfels haben wir uns aus dem Unternehmen zurückgezogen und die HZG Group aufgebaut. Mit der HZG investieren wir in vielversprechende Startups im Bereich Additive Manufacturing und betreiben ein privates Forschungs-, Entwicklungs- und Anwendungszentrum.

3DN: Was ist Ihr Ansatz für nachhaltiges Investment?

Der Investmentfokus auf die 3D-Druck-Technologie ist auch ein klarer Fokus auf Nachhaltigkeit. 3D-Druck eröffnet für viele Bereiche von Wirtschaft bis Gesellschaft ressourcensparende Perspektiven. Gefertigt wird, wo Teile gebraucht werden. Lokal und bedarfsorientiert. Das senkt die Transportkosten und den CO2-Ausstoß. Außerdem werden im additiven Fertigungsprozess massiv Ressourcen gespart. Pulverwerkstoffe können beispielsweise zu einem großen Teil wiederverwendet werden.

Beim Investieren achten wir außerdem darauf, dass die Technologie erstens eine Innovation enthält und zweitens ökonomisch erfolgsversprechend ist. Das können wir mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung gut einschätzen. Der dritte und oftmals entscheidende Punkt: Überzeugt uns das Team? Wenn die drei Punkten für uns stimmen, investieren wir und bringen entsprechend unser Know-How und Netzwerk ein, um den Startups auf die nächste Stufe zu helfen! Wenn ich mich verpflichten soll, erwarte ich allerdings auch dasselbe von meinen Partnern. Ein eindeutiges Commitment der Gründer zu ihrem Unternehmen, dem Führungsteam und der Technologie ist ein Muss für uns. Wichtig ist, ob die Gründerinnen und Gründer Durchhaltevermögen haben und auch Probleme und Krisen gemeinsam lösen. Dafür bekommen wir in persönlichen Gesprächen schnell ein Gefühl.

3DN: Gab es in den letzten Jahren einige Startups, die Sie besonders überrascht haben, positiv und negativ?

Da gab es eine ganze Reihe, allen voran unsere Investments mit der HZG Group. Wir hatten das große Glück, dass wir durchweg in Wunschkandidaten mit sehr viel Potential investieren konnten. Unser Portfolio umfasst mittlerweile vier Maschinenentwickler, zwei Software-Spezialisten und ein Beratungsunternehmen. Allesamt wirkliche Spezialisten und Innovationstreiber in ihrem Segment.

Überrascht hat mich gerade zu Beginn meiner professionellen Investorentätigkeit die überzogenen Bewertungen, die manche Gründer aufgerufen haben. Zum Teil gab es weder Patent noch Produkt. Da gehen wir nicht mit. Zum Glück hat sich das vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage wieder etwas normalisiert – und wir mit unserer Investitionskultur auch Recht behalten.

Die HZG Group investiert nicht nur in Startups, sondern kümmert sich aktiv um den Kompetenz-Aufbau in der AM-Branche. Die Naddcon (New ADDitive CONcepts) ist ein privates Forschungs-, Entwicklungs- und Anwendungszentrum aus Lichtenfels und Teil der HZG Group. (Bild: naddcon)

3DN: In welchen Sparten können sich Startups innerhalb der AM-Branche von der Konkurrenz abheben?

Es ist in manchen Bereichen bestimmt schwieriger geworden, mit Grundlagenpatenten zu punkten und die mittlerweile etablierten Verfahren auf ein komplett neues Level zu heben. Im Metall-3D-Druck geht es z.B. eher um Prozessverbesserungen und -optimierungen. Wobei das ökonomische Potential von Effizienzsteigerungen gerade durch die Verbreitung der Technologie enorm ist!

Auf der anderen Seite haben wir neue Verfahren, mit denen aktuell völlig neue Segmente für den 3D-Druck erschlossen werden. Etwa beim Bioprinting. Dort sehe ich nach wie vor viel Potential für große technologische Durchbrüche. Nicht zu vernachlässigen sind außerdem neue Software-Lösungen. Beispielsweise um die Leistungsfähigkeit moderner KI-Modelle für den 3D-Druck nutzbar zu machen. Unterm Strich geht es also aus meiner Sicht nicht um die Sparte, sondern um die Leidenschaft, den unbedingten Innovationswillen und gute Kundenbeziehungen. Mit Exzellenz in diesen Bereichen können sich Startups wirklich von der Konkurrenz abheben!

3DN: Wo sehen Sie Potentiale und Limits der Startups der DACH-Region, die AM-Branche aktiv mitzugestalten? Was unterscheidet sie von internationalen Startups?

Wir haben hierzulande nach wie vor ein enormes technisches Know-How und ein starkes Netzwerk aus exzellenten Universitäten und Hochschulen. Davon profitieren auch die Startups; viele von ihnen haben ihren Ursprung in den Forschungslaboren. Entscheidend ist, dass zügig Patente angemeldet werden, um Innovationen zu schützen.

Das Umfeld für die innovativen Startups ist hingegen ein anderes, zum Beispiel im Vergleich zu den USA. Die etablierten Unternehmen sind dort häufig offener gegenüber neuen Technologien und lassen sich leicht von der Begeisterung mitnehmen. Das ist für die DACH-Startups gerade mit Blick auf die Exit-Perspektive ein Unterschied.

Patente HZG Group

Zügige Pantentanmeldung ist unerlässlich, um neue Innovationen zu schützen. Im Foyer des 3D-Campus in Lichtenfels werden die Patente von Frank Carsten Herzog als Mobile inszeniert. (Bild: GEPLAN DESIGN)

3DN: Was braucht es, dass AM aus seiner Nische heraustritt und zum Fertigungs-Standard wird?

Ich sehe die Branche nicht in der Nische. Aber für einen breiten Einzug in die industrielle Produktion haben wir tatsächlich noch gehörig Strecke vor uns. Es wird darum gehen, jeweils hohe Maße an Zuverlässigkeit, Flexibilität, Reproduzierbarkeit und Geschwindigkeit zu erreichen und gleichzeitig die Kosten so zu senken, dass sie für die Großserienfertigung von Teilen und Produkten eingesetzt werden können.

Die Zukunft von AM sehe ich in der Einbindung von KI und Process Monitoring, Automation und allgemein in der Industrialisierung der Technologie mit allen Konsequenzen. Für mich ist AM nach wie vor eine absolute Zukunftstechnologie. Im Prinzip sehe ich in allen Bereichen des 3D-Drucks noch Raum für weitere Innovationen. Wir stehen immer noch am Anfang unserer Möglichkeiten im 3D-Druck für die Industrie, obwohl sich die Technologie in den letzten Dekaden weiterentwickelt hat.

3DN: Haben Sie noch abschließende Worte an unsere Leserschaft?

Mir ist es wichtig, kommende Generationen zu fördern und die Lust an technologischem Fortschritt zu wecken. Bei vielversprechenden Gründerinnen und Gründern investiere ich in der Frühphase mit der HZG Group. Die unternehmerische Frühphase ist aber gleichzeitig oft bereits Endphase eines Bildungswegs, der optimalerweise naturwissenschaftliches Verständnis und Forschergeist befördert hat.

Daher setze ich mit meinem zivilgesellschaftlichen Engagement noch deutlich früher an und habe in meiner Heimatregion Oberfranken das Projekt „Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien“ initiiert, kurz FADZ. Neben einem Wirtschaftsverband und einem 3D-Druck-Masterstudiengang bauen wir ein kooperatives Technologietransferzentrum mit erheblichen Fördermitteln und mitten in der Innenstadt von Lichtenfels einen Makerspace mit moderner technischer Ausstattung auf. Unsere „Machbar“ steht allen Interessierten offen und in Kursen und Workshops lernen bereits Grundschüler die Grundlagen des 3D-Drucks kennen. Am besten funktioniert das meiner Erfahrung nach beim Selbermachen. Mehr zur HZG Group finden Sie HIER.

Frank Carsten Herzog liegt es am Herzen, die Begeisterung für Technologie früh zu wecken und Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen. Hier im Bild in der Naddcon. (Bild: Markus Drossel)

Was halten Sie von den Investment-Förderungen von Frank Carsten Herzog an der Spitze der HZG Group? Lassen Sie uns gerne einen Kommentar da, oder teilen Sie es uns auf Facebook oder LinkedIN mit. Möchten Sie außerdem eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuigkeiten im 3D-Druck und der additiven Fertigung direkt und bequem in Ihr Postfach erhalten? Dann registrieren Sie sich jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter.

*Titelbildnachweis: Frank Carsten Herzog, fotostudio bewe

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