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#3DStartup: Concrete 3D über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des 3D-Drucks mit Beton

Am 4. November 2021 von Regina P. veröffentlicht

Immer häufiger hören wir von Projekten bei denen der Beton 3D-Druck zum Einsatz kommt. Meist handelt es sich bei diesen Vorhaben um Bauprojekte. So haben wir in der Vergangenheit bereits über einen 3D-gedruckten Parkourplatz, einen Beton-Turm oder über die Nutzung von Beton zum Brückenbau berichtet. Auch das österreichische Startup Concrete 3D widmet sich seit diesem Jahr dem Betondruckverfahren. Das junge Unternehmen aus Vorarlberg ermöglicht Kunden die Fertigung von Fassadenelementen,  Hoch- und Tiefbauprodukten und sogar individuellen Möbelstücken für die eigenen vier Wände. Damit will Concrete 3D den Einsatz des Verfahrens weiter vorantreiben und die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Technologie auch in neuen Segmenten ermöglichen. Wir haben mit Michael Gabriel, Bereichsleiter bei Concrete 3D über das Potenzial des Betondrucks und die ersten Projekte gesprochen.

3DN: Können Sie sich selbst und Ihre Verbindung zum 3D-Druck kurz vorstellen?

Mein Name ist Michael Gabriel, ich bin Bereichsleiter bei Concrete 3D. Ich bin seit November 2020 in der Branche der additiven Fertigung tätig. In meiner neuen Position durfte ich zu Beginn sowohl die 3D Modelle bzw. Druckpfade erstellen aber auch selbst produzieren. Aus diesem Grund wurde ich nicht nur sehr schnell mit dem Drucker und dem Zeichenprogramm vertraut, sondern habe auch schnell die Herausforderungen beim 3D-Druck mit Beton kennengelernt.  

In der Mitte: Michael Gabriel, Bereichsleiter (Bild: Udo Mittelberger)

3DN: Was macht Concrete 3D? Mit welcher Mission wurde das Unternehmen gegründet?

Prinzipiell ist das schöne am 3D Druck, dass die Möglichkeiten unbegrenzt sind. Wir haben uns daher zu Beginn auf vier Teilbereiche festgelegt: Individuelle Fassadenbauteile, C-Form Aussparungssysteme, Möbel & Accessoires und Fertigteile  sowie Halbfertigteile die auf herkömmliche Art einen hohen Schalaufwand mit sich bringen würden. Unsere Mission ist es, die Industrie 4.0 endlich auch in der Baubranche einzuführen. Material wieder nur dort zu nutzen wo es auch benötigt wird und somit zurück zu schlankeren Bauteilen zu gelangen, was nicht nur Gewicht sondern auch Ressourcen spart und den CO2 Ausstoß deutlich senkt. Zudem möchten wir unseren Kunden mit Hilfe des 3D-Druckverfahrens Individualisierung trotz Industrialisierung zu einem leistbaren Preis bieten.

3DN: Können Sie uns etwas mehr über die von Ihnen verwendete Technologie erzählen? 

Wir verwenden derzeit einen 6-Achs Roboterarm mit einem Düsenaufsatz und einem 2K-Material zur Erstellung unserer Bauteile. Aber auch in diesem Bereich wollen wir uns nicht für immer auf dieses System beschränken. Die Zeit wird zeigen für welche Anwendungen eine Änderung der Anlage sinnvoll oder unumgänglich ist.

Der 6-achsige Roboterarm lässt das Objekt aus Beton Schicht für Schicht entstehen. (Bild: Dietmar Mathis)

3DN: Für welche Anwendungsgebiete wird der Beton 3D-Druck genutzt? Haben Sie bereits erste Projekte abgeschlossen?

Anwendungsgebiete gibt es unzählige. Ich sage immer so schön „Das Einzige was die Möglichkeiten beschränkt ist unsere eigene Vorstellungskraft etwas mit 3D Beton zu fertigen.“

Wir beschäftigen uns aktuell mit dem Fassadenbau, wo wir in 6710 Nenzing (Vorarlberg) im Juli diesen Jahres unser Referenzprojekt der Presse präsentieren durften. Es wurden 50 Elemente mit je ca 1,5 m2 produziert. Die Maße waren überall unterschiedlich – von 20 Elementen durften wir die Oberfläche frei gestalten. Portraits, Wappen, Muster… es wurde einiges präsentiert, um Architekten und Bauherren das Produkt näherzubringen.

Ein weiterer Anwendungsbereich ist unser C-Form Aussparungssystem. Um den Facharbeitermangel in der Baubranche  etwas zu entlasten und um Holzabfälle zu reduzieren werden bei uns Aussparungen auf Maß produziert und direkt von unserem Vertriebspartner Schmidt’s Handelsgesellschaft mbH auf die Baustelle in Vorarlberg & Tirol geliefert – Vertriebspartner in der Schweiz oder (Süd-)Deutschland suchen wir noch. Der Einbau ist einfach und schnell. Aufwendige Schalarbeiten und Ausschalarbeiten gehören der Vergangenheit an, da die C-Form als verlorene Schalung teil des Bauwerks wird. Das System wurde bei unseren Gesellschaftern JOLO Betonfertigteile – Josef Loacker GmbH in Elementdecken & bei Tomaselli Gabriel Bau GmbH auf der Baustelle mit Ortbeton getestet und mit Bauleitern, Polieren und Facharbeitern zusammen entwickelt und verbessert.

Die Anwendungsmöglichkeiten für den Beton 3D-Druck sind vielfältig. (Bildrechte: Dietmar Mathis)

Ein großer Anwendungsbereich stellen auch Möbel und Accessoires dar. Beton wird meist als sehr schwerer Baustoff gesehen. Aufgrund der Ausnutzung von geometrisch günstigen Formen können auch aus unbewehrtem Beton verhältnismäßig leichte Möbel entstehen deren Schalaufwand auf herkömmliche Art unbezahlbar wären. Gerade in diesem Bereich können wir Designern den Baustoff Beton auf ganz neue Art anbieten und Ihnen somit noch mehr Möglichkeiten in der Umsetzung Ihrer Ideen bieten.

Zu guter letzt ist aber zu betonen, dass mit dem 3D-Druck so ziemlich alles möglich ist, egal ob Vasen, Halbfertigteile, Fertigteile,… Die Freiform & Individuelle Oberflächengestaltung stellt dabei einen großen Vorteil dar.

3DN: Welche Herausforderungen gibt es beim Beton 3D-Druck? Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Verfahrens? 

Die größte Herausforderung liegt sicher darin, dass es sich um unbewehrten Beton handelt. Es kann natürlich etwas eingelegt werden aber wir sehen die Entwicklung dahingehend, dass es eine Möglichkeit geben muss, das Material noch stabiler zu machen und das mit möglichst wenig Mehraufwand.Zudem ist das Material sehr abhängig von der Geometrie, was die richtige Nachbehandlung beeinflusst. Was bei einer Geometrie funktioniert, ist nicht zwingend auf andere anwendbar.  

Zudem gibt es aktuell viele verschiedene 3D Betondruckverfahren die alle Ihre Vor- & Nachteile haben. Wohin es sich entwickelt und ob es schlussendlich DAS eine Verfahren für alles gibt werden wir sehen, ich denke aber es könnte eine Mischung aus den bisherigen sein.

3DN: Haben Sie noch letzte Worte für unsere Leserschaft? 

3D Betondruck ist nicht nur eine neue Möglichkeit für Architekten und Bauherren dank der Individualität und Freiform um Bauwerken einen enormen Mehrwert zu geben sondern auch für jeden Betonliebhaber der gerne etwas leistbares, ohne hohe Schalungskosten, verwirklichen möchte, von der Vase über den Stuhl bis hin zu ganzen Bauteilen. Weitere Informationen zu Concrete 3D finden Sie HIER

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*Titelbildnachweis: Udo Mittelberger

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