Sheyn über 3D-gedruckte Ästhetik und die Schönheit des Kleinen
Sheyn ist Jiddisch und bedeutet „schön“. Ästhetik ist ein Grundpfeiler in der Arbeit von Nicolas Gold und Markus Schaffer, sodass die beiden ihr Designstudio danach benannt haben. In ihrem Schaffen verbinden sie Architektur und Design und bringen die Schönheit von alltäglichen Utensilien zum Gelten, damit das Leben mit allem, was uns umgibt, ein klein bisschen schöner wird. Das Sortiment aus Vasen, Schalen, Übertöpfen und Leuchten wird aus nachhaltigem Material per 3D-Druck hergestellt und verfolgt minimalistische Ansätze, was Schaffer und Gold als „Tiny Architecture“ bezeichnen. So passen die Einrichtungsgegenstände auch in die kleinsten Räume und ergänzen das vorherrschende Ambiente. Seit der Gründung 2016 hat sich das Wiener Designstudio beständig weiterentwickelt, sein Sortiment erweitert und auch international mit seinen Innovationen und seiner kontemporären Designphilosophie aufhorchen lassen. Erst im Juni nahm Sheyn bei 3daysofdesign in Kopenhagen teil und 2023 war das Designstudio auf der London Design Fair vertreten. Wir haben uns mit dem Gründer-Duo Nicolas Gold und Markus Schaffer unterhalten, um mehr über die kreative Arbeit und die Ziele von Sheyn zu erfahren.
3DN: Könnten Sie sich kurz vorstellen und Ihren Zugang zum 3D-Druck erklären?
Wir sind Sheyn, das digitale Designstudio aus Wien, gegründet im Jahr 2016 von Nicolas Gold und Markus Schaffer. Nicolas ist Architekt und hat an der Tel Aviv University sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien unter renommierten Persönlichkeiten wie Zaha Hadid und Kazuyo Sejima studiert. Mit seinem tiefen Verständnis von Form und Struktur entwirft er all unsere Designs, die wir als “Tiny Architecture” bezeichnen.
Nicolas sammelte erste Erfahrungen im 3D-Druck während seines Studiums, wo 3D-Drucker für den Modellbau verwendet wurden. Zudem vertiefte er sein Wissen beim Wiener Startup mything, das sich auf 3D-Druck spezialisierte. Heute produzieren wir alle unsere Produkte in unserem Studio im Herzen Wiens.
3DN: Wie kam es zur Gründung von Sheyn und welche Ziele verfolgen Sie?
Im Jahr 2016 entwarf Nicolas während seines Studiums digital Schmuckstücke wie Ringe und Armreifen, die von einer Firma mittels 3D-Druck aus Wachs hergestellt und anschließend in Silber gegossen wurden. Er fragte mich, ob wir gemeinsam ein Unternehmen gründen möchten, um diese Stücke zu vermarkten. Nicolas übernahm den Design-Part, während ich, Markus Schaffer, zu dieser Zeit mein Masterstudium in Wirtschaftsinformatik an der Wirtschaftsuniversität Wien absolvierte und den wirtschaftlichen sowie IT-Part verantwortete.
Bis Ende 2019 war Sheyn ein Nebenprojekt, doch mit der Anschaffung unseres ersten eigenen Desktop-FDM-3D-Druckers und dem erfolgreichen Verkauf unserer Homeware-Prototypen auf einem Wiener Designmarkt entschieden wir, das Projekt weiter zu verfolgen. Dank einer Förderung der Wirtschaftsagentur entwickelten wir unsere Homeware-Kollektion, die wir bei der Vienna Design Week 2020 präsentierten. Heute ist die Homeware unser Hauptgeschäft und wir verkaufen unsere Produkte weltweit.
Unser Ziel ist es, das führende Designstudio im Bereich 3D-gedruckte Homeware zu sein. Wir wollen die anspruchsvollsten Designs entwerfen, in bester Qualität produzieren und die größte Produktvielfalt anbieten. Dabei möchten wir das Vorurteil widerlegen, dass 3D-gedruckte Produkte nicht ästhetisch ansprechend sind, und zeigen, dass wir mit den richtigen Fähigkeiten, Farben, Formen und Texturen wunderschöne Produkte schaffen können, die weit mehr sind als nur 3D-gedruckte Objekte.
3DN: Welche Produkte bietet Sheyn an und wo sind diese erhältlich?
Unsere aktuelle Kollektion umfasst Vasen, Schalen, Pflanzentöpfe, Tischlampen und Hängelampen. Es ist uns wichtig, Produkte zu entwickeln, die wir selbst produzieren können, um schnelle Designiterationen und hohe Qualität sicherzustellen. Als große Interior-Design-Fans identifizieren wir uns stark mit unseren Designs. Wir bieten mehr als 45 Designs in 14 verschiedenen Farben an, zusätzlich gibt es unsere “Blend Edition” mit fünf verschiedenen Farbverläufen. So können sich unsere KundInnen die perfekte Kombination aus Design und Farbe zusammenstellen.
Unsere Produkte sind für Endkunden in unserem Onlineshop und in unserem Geschäft im 7. Bezirk in Wien erhältlich. Zudem arbeiten wir mit ausgewählten Retailern zusammen, die unsere Produkte in größeren Mengen beziehen und weiterverkaufen. Dazu gehören Concept Stores, Museumsshops, Möbelgeschäfte und große Online-Retailer, wodurch unsere Produkte auf allen Kontinenten außer der Antarktis verfügbar sind. Beispiele dafür sind der MoMA Design Store in New York, der Museumshop des Centre Pompidou in Paris, der kanadische Onlineshop SSENSE und die Breuninger Kaufhäuser in Deutschland.
Im Herbst werden wir zwei neue Produktkategorien vorstellen, über die wir noch nicht zu viel verraten möchten. Bis jetzt haben wir noch keine vergleichbaren Produkte auf dem Markt gesehen, die mittels 3D-Druck hergestellt werden.
3DN: Mit welchen Technologien arbeiten Sie und welche Materialien kommen dabei zum Einsatz?
Wir verwenden Desktop-FDM-3D-Drucker, da sie leise, einfach zu bedienen und leicht skalierbar sind. Wir entwerfen “mit” den Maschinen und nicht “gegen” sie, sehen also die technologischen Einschränkungen als Herausforderung, ästhetische Designs zu schaffen, die jedes Mal perfekt gedruckt werden können.
Wir nutzen ausschließlich PLA für den 3D-Druck unserer Produkte, da es aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt wird und somit umweltfreundlicher ist als andere Materialien. Die Herausforderung besteht darin, mit verschiedenen Herstellern zusammenzuarbeiten und die Einstellungen oft pro Hersteller, Farbe und sogar Chargennummer anzupassen, um perfekte Ergebnisse zu erzielen.
3DN: Was waren bisher Ihre größten Learnings?
Wir haben gelernt, Herausforderungen mit offenen Armen zu begrüßen. Ein Beispiel ist unsere Teilnahme an der Maison&Objet, der größten Fachmesse im Bereich Homeware, die wir erstmals im September letzten Jahres besucht haben. Obwohl wir uns damals als kleines Designstudio noch nicht bereit fühlten, hat uns diese Erfahrung enorm weitergebracht. Heute besuchen wir mehrere Fachmessen pro Jahr. Im September stellen wir zum Beispiel wieder bei Maison&Objet in Paris aus. Interessierte können uns gerne an unserem Stand besuchen und sich mit uns über Design und 3D-Druck unterhalten.
Ein weiteres Beispiel ist die Übersiedlung unseres Studios in eine größere Geschäftsfläche zur Skalierung unserer Produktion. Wir zweifelten zunächst, ob wir genug Bestellungen erhalten würden, doch mittlerweile denken wir, dass wir gleich eine noch größere Fläche hätten wählen sollen.
3DN: Haben Sie noch abschließende Worte dazu, wie sich der 3D-Druck in Architektur und Design Ihrer Meinung nach entwickeln wird?
Wir sehen 3D-Druck als die Zukunft der lokalen Produktion. In den nächsten 5-10 Jahren wird jeder einfachen und niederschwelligen Zugang zu 3D-Druckern haben, um sich Designs selbst drucken zu können. Da glauben wir, dass es bis dahin schon Formen von DRM (Digital Rights Management) gibt, mit denen wir unsere Designs digital teilen können. Mehr zu Sheyn finden Sie auf unseren Social Media-Kanälen und unserer Website.
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*Bildnachweise: Sheyn