Ein Kleid, das Gedanken liest: ScreenDress begeistert am Linzer Ars Electronica Festival
Freude, Frust, Ärger, Stress – sie alle beeinflussen unseren mentalen Zustand und unsere darauffolgenden Handlungen. Häufig behalten wir unsere Gefühle für uns, sei es aus sozialen Gründen, oder weil wir sie schlicht und einfach gar nicht so deutlich wahrnehmen und uns ihrer nicht bewusst sind. Unser Unterbewusstsein tut dies allerdings sehr wohl, unbemerkt von unserer Umwelt und uns selbst. Anouk Wipprecht schlüsselt mit ihrer neuesten Kreation diese Schranke zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein auf. Die niederländische High Tech Fashion-Designerin hat mit dem ScreenDress ein 3D-gedrucktes Kleid entworfen, das Gedanken liest und sie für die Umwelt sichtbar macht.
Anouk Wipprecht arbeitet im Feld der FashionTech und kombiniert Modedesign mit Ingenieurwesen, Wissenschaft und UX-Design. Bereits ihre vorherigen Arbeiten der Technological Couture sorgten für Aufsehen. Ihr SpiderDress verfügt über Sensoren und bewegliche Arme, die den persönlichen Raum der Trägerin wahren. Ihr CageDress ist sogar in der Lage, eine Ladung von einer Million Volt abzugeben. Für ihre Innovationen hat Wipprecht mit zahlreichen namhaften Unternehmen zusammengearbeitet, darunter Google, Microsoft, Autodesk, Swarovski und Stratasys. Ihre neueste Kreation, das ScreenDress gliedert sich nun in die Reihe ihrer Techno-Mode ein und überzeugt durch mehrere innovative, technologische Elemente. Das ScreenDress wurde im Rahmen des Ars Electronica Festivals 2023 offiziell vorgestellt. Das Festival ging vom 06. bis 10. September unter dem Motto „Who owns the truth?“ in der Postcity in Linz über die Bühne. Anouk Wipprechts Beitrag, vor allem ihr ScreenDress, war zweifelsohne ein Highlight des Festivals.
Im ScreenDress vereint: 3D-Druck, Neuro-Technologie und Mode
Einer der Grundgedanken von Wipprechts Arbeit ist die Annahme, dass wir Menschen Technologie gestalten, diese aber wiederum uns gestaltet. Wipprecht beschäftigt sich mit der Frage, wie Mode aussieht in einer Welt, in der Technologie in unserem Alltag durchwegs präsent ist. Ihre Kreationen sind daher eine Kombination aus Mode und Technologie. Auch das neuste ScreenDress repräsentiert diese Symbiose. Das Kleid wurde per 3D-Druck gefertigt und mit technologischen Elementen ausgestattet, um die Gehirnsignale der Trägerin zu lesen und darauf zu reagieren. Mithilfe von PTC’s Onshape CAD-Software wurde das Design erstellt, wobei zahlreiche Funktionen der Software zum Einsatz kamen, wie Mixed Modeling, generatives Design, Render Studio und kontextbezogenes Design. Für den Druck bediente sich Wipprecht der Multi Jet Fusion-Technologie von HP. Neben MJF stammt auch das Material von HP. Das Kleid besteht aus dem neuen Material HP HR 3D PA 12W, das im HP Inc Multi Jet Fusion 5420W verarbeitet wurde. Das verwendete Nylon ist ideal für weiße, funktionelle Qualitätsteile.
Das ScreenDress ist zusätzlich mit mehreren kleinen Displays ausgestattet, die aus dem Kragen des Kleids herausragen. Die Displays zeigen, was in der Trägerin vorgeht, und sind die Kommunikationsschnittstelle zwischen dem Unterbewusstsein der Trägerin und deren Umwelt. Jedes Display zeigt einen Augapfel, dessen Pupille sich bewegt und weitet, je nach kognitiver Last der Trägerin. Die Chipsätze in jedem dieser Augäpfel sind mit Elektroenzephalogramm-Sensoren verbunden, die die Gehirnaktivität aufzeichnen. Dies gelingt über ein 4-Kanal BCI-Haarband, dem Unicorn Headband, das von der österreichischen NeuroTech Firma g.tec entwickelt wurde. Über EEG misst es die Gehirnaktivität in Echtzeit und gibt diese über die Augäpfel auf den Displays am Kleid wider. Durch diese Veranschaulichung des Unterbewussten der Trägerin und ihrer kognitiven Belastung entsteht eine neue Art der Kommunikation zwischen der Trägerin und ihrer Umwelt. Auf diese Weise regt Mode zur Interaktion an.
Bereits vor der offiziellen Veröffentlichung im Rahmen des Linzer Ars Electronica Festivals sorgte das ScreenDress für Aufsehen. Das erste Exemplar konnte schon vorab im niederländischen „Museum voor Beeld & Geluid“ bewundert werden. Auch die Pop-Künstlerin Viktoria Modesta und die Miss Universe von Thailand 2022, Perpetua Smith, haben bereits für Fotos im ScreenDress posiert. Nach dem Ars Electronica Festival wird das ScreenDress demnächst bei weiteren Veranstaltungen zu sehen sein, zum Beispiel beim BrainBar in Budapest oder auf der MakerFaire in Eindhoven. Mehr zu Anouk Wipprechts FashionTech-Kreationen finden Sie HIER.
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*Bildnachweise: Anouk Wipprecht