Recht auf Reparatur durch 3D-Druck vom EU-Parlament vorgestellt
In Anbetracht der enormen jährlichen Mengen an Abfall in der EU in Form von gebrauchsfähigen Konsumgütern hat der Binnenmarkt- und Verbraucherausschuss des EU-Parlaments sich für das Recht auf Reparatur eingesetzt und nun nach etwa zehn Jahren seiner Bemühungen Erfolg verzeichnen können. Die bislang hohe Menge an Abfall hat eine erhebliche negative Umweltbelastung zur Folge. Das Wegwerfen der Güter produziert nämlich jährlich 35 Millionen Tonnen Abfall, 261 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent und einen Ressourcenverbrauch von 30 Millionen Tonnen. Auch für die Konsumenten selber stellt die Situation ein Problem dar, da sie durch die Entsorgung ihrer Produkte jährlich einen Verlust in Höhe von 12 Milliarden Euro davon tragen, der durch Reparaturen vermieden werden könnte.
Das EU-Parlament hat nun einige Maßnahmen beschlossen, um Konsumenten die Reparatur im Vergleich zum Neukauf schmackhaft zu machen, wobei unter anderem die additive Fertigung bei der flexiblen Produktion von Ersatzteilen Abhilfe leisten kann. Die Maßnahmen dienen der Verlängerung des Lebenskreislauf von Produkten und tragen zum Umweltschutz bei. So sollen sich zum einen die Verkäufer zur kostenlosen Ausbesserung innerhalb der gesetzlichen Garantiezeit verpflichten. Es soll hingegen auf Reparaturen verzichtet werden, wenn der Ersatz durch ein neues Produkt günstiger als die Ausbesserung ist oder die Wiederherstellung des Artikels dem Kosumenten Umstände bereitet. Zum anderen sollen Reparaturen den Nachfragern schmackhaft gemacht werden, etwa in Form von Garantieverlängerungen reparierter Güter um ein Jahr oder durch Gutscheine. Jedoch sollen Unternehmen auch für die Reparatur von einer gewissen Menge an Produkten aufkommen, die nicht im Rahmen der gesetzlichen Garantie liegen. Dazu zählen beispielsweise technische Geräte. Während der Reparaturzeit sollen Unternehmen zudem Güter an die Kunden verleihen, um eine Ersatzleistung für den gewissen Zeitraum zu bieten.
Bild: Euractiv
Folgen des Rechts auf Reparatur
Durch das Recht auf Reparatur wird sich auch eine neue Umgebung von Services um die Reparatur herum entwickeln. Demnach werden unabhängige Werkstätten für die Reparatur, Instandsetzer und Konsumenten für die Gesamtdauer des Produktlebenszyklus zu jeder Zeit Zugriff auf die nötigen Ersatzteile haben, ohne dafür ein Vermögen ausgeben zu müssen. Dies kann zusätzlich durch Online-Plattformen, die über Reparaturbedingungen, -möglichkeiten und -orte informieren, begünstigt werden. Die EU-Parlamentarier erhoffen sich durch das Recht auf Reparatur eine Senkung der Reparaturkosten, eine Steigerung des Wettbewerbs und mehr Auswahl für Nachfrager. Der Berichterstatter René Repasi (S&D, DE) nahm ebenfalls Stellung zu der Bedeutung des Ausmaßes des Rechts auf Reparatur:
„Heute [den 25.10.2023] haben wir direkte Reparaturverpflichtungen für Hersteller eingeführt und neue Anreize für Verbraucher geschaffen, sich für eine Reparatur zu entscheiden. Wir haben die Rolle der unabhängigen Werkstätten gestärkt und stellen sie in den Mittelpunkt der Verbesserung der Reparatur in Europa. Durch einen besseren Zugang zu relevanten technischen Reparaturinformationen und erschwinglichen Ersatzteilen für Werkstätten, einschließlich der Förderung des 3D-Drucks von Teilen, wird mehr Wettbewerb die Reparaturkosten senken. Wir haben dies mit einer Verpflichtung der Mitgliedstaaten verbunden, finanzielle Anreize zu schaffen, um den Reparatursektor anzukurbeln.“
Die entgültige Fassung des Rechts auf Reparatur steht noch aus. Die Europaabgeordneten werden über den Mandatsentwurf auf der kommenden Plenartagung im November abstimmen und das weitere Vorgehen besprechen. Weitere Informationen finden sie HIER.
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*Titelbildnachweis: PhoneArena
