Rapid Liquid Print überwindet mit innovativem Druckverfahren die Grenzen der Schwerkraft
Das 2017 gegründete Unternehmen Rapid Liquid Print (RLP) will mit seiner 3D-Drucktechnologie die Grenzen der Schwerkraft überwinden und die größte Herausforderungen bei gängigen Verfahren beseitigen. Ursprünglich aus dem MIT hervorgegangen, zielt RLP nun darauf ab innerhalb von nur wenigen Minuten diverse hochwertige 3D-gedruckte Objekte herzustellen. Die Anwendungen reichen von der Medizin, über Automobilteile, Komponenten für Luft- und Raumfahrt bis hin zu herkömmlichen Konsumgütern wie Schuhe und Haushaltswaren. Der Vorteil des Verfahrens liegt neben der Druckgeschwindigkeit auch in der Mögichkeit, im großen Maßstab zu drucken. Wir haben mit Schendy Kernzian gesprochen, um mehr über das innovative Druckverfahren von Rapid Liquid Print zu erfahren und über die Potentiale für die vielfältigen Anwendungen.
3DN: Könnten Sie sich kurz vorstellen und erzählen, wie Sie zum 3D-Druck gekommen sind?
Hallo, mein Name ist Schendy Kernizan und ich bin der CEO von Rapid Liquid Print. Mein Abenteuer mit dem 3D-Druck begann während meiner Forschung am Self-Assembly Lab am MIT, wo mich die Möglichkeiten des 3D-Drucks faszinierten und mich seitdem nicht mehr losließen.
3DN: Wie kam es zur Gründung von Rapid Liquid Print?
Alles begann mit einem Forschungsprojekt, das von Steelcase gesponsert wurde, einem Möbelhersteller, der die Grenzen des Möbeldrucks in großem Maßstab erkunden wollte. Nachdem wir uns monatelang mit den üblichen Herausforderungen des 3D-Drucks herumgeschlagen hatten – schlechte Materialeigenschaften, kleine Bauvolumen und langsame Druckzeiten – entwickelte unser Laborteam unter der Leitung von Bjørn Sparrman, der heute unser brillanter CTO ist, das einzigartige Verfahren, das wir heute verwenden.
Der Wendepunkt war die Präsentation unserer Technologie auf der Design Miami. Die Begeisterung und das Interesse, das uns entgegengebracht wurde, überzeugte Skylar Tibbits, Jared Laucks, Bjørn Sparrman und mich davon, die Technologie aus dem MIT auszugliedern und Rapid Liquid Print als Unternehmen zu gründen.
3DN: Wie funktioniert Ihr Rapid Liquid Print-Verfahren und welche Möglichkeiten bietet es?
Rapid Liquid Printing verändert die Herstellungsmöglichkeiten. Unser patentiertes nicht-planares, schwerkraftfreies System beseitigt die typischen Beschränkungen des 3D-Drucks. Wir drucken Elastomere in einer wiederverwendbaren wasserbasierten Gellösung, sodass das extrudierte Material frei im 3D-Raum schweben kann. Kommerziell verwenden wir RTV-Silikone, die dem Industriestandard entsprechen. Wir haben auch mit Polyurethan, Epoxidharzen und Acrylaten experimentiert und entsprechende Proofs of Concept gezeigt.
Der Prozess beginnt mit einer digitalen Datei, die durch unsere nicht-planare Slicing-Software verarbeitet wird, die die Geometrie analysiert, um die beste Ausrichtung, die Richtung des Werkzeugwegs und die Vorschubgeschwindigkeit zu bestimmen. Diese Daten werden dann an die Maschine gesendet, wo die Silikonkartuschen von Teil A und B in den Extruder gepumpt werden. Das Material extrudiert aus der Düse im Gel-Tank und folgt dabei dem von unserer Software generierten Werkzeugweg. Nach dem Druck härtet das Produkt im Geltank bei Raumtemperatur aus und wird dann entnommen und mit Wasser abgewaschen – für unsere Silikondrucke brauchen wir nur ein Waschbecken, um das Gel abzuwaschen, es sind keine zusätzlichen Geräte oder Schritte erforderlich. Die Nachbearbeitung ist also sehr einfach, man muss das Druckobjekt lediglich kurz abzuspülen.
Der Vorteil von Rapid Liquid Print ist, dass unser Verfahren nicht an die Schwerkraft gebunden ist, sodass wir keine Plattform benötigen, um Schicht für Schicht zu drucken, wie es bei anderen Technologien der Fall ist. Wir können Produkte in menschlichem Maßstab in Minuten und nicht in Tagen drucken. Vor allem aber können wir komplexe, flexible Teile mit industrietauglichen Silikonen herstellen, die bisher für den 3D-Druck als unmöglich galten.
Wir sind stolz darauf, dass wir die Produkte unserer Kunden schnell und mit minimalem Abfall zum Leben erwecken können, indem wir Materialien verwenden, die sich nicht nur für das Prototyping eignen. Zu den wichtigsten Anwendungen gehören Gliedmaßenprothesen und Orthesen im medizinischen Bereich, Dichtungen für die Schifffahrt, die Automobilindustrie, die Luftfahrt, die Medizin und Konsumgüter sowie Schuhe und aufblasbare Vorrichtungen für medizinische und robotische Systeme.
3DN: An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?
Viele Projekte sind vertraulich, daher kann ich nicht zu viel verraten. Besonders aufregend ist jedoch unsere Zusammenarbeit mit BMW bei der Innovation der Automobilmobilität. Wir arbeiten auch mit großartigen Kunden in den Bereichen Schuhwerk, Raumfahrt und Medizin zusammen, um die Grenzen dieser neuen Technologie zu erweitern.
Zu den lohnendsten Projekten gehört unsere Zusammenarbeit mit Kliniken auf der ganzen Welt, wo wir maßgeschneiderte Lösungen für Patienten entwickeln. Vor kurzem haben wir mit Jeff Erenstone von Operation Namaste zusammengearbeitet, um eine maßgeschneiderte Prothesenlösung für einen Patienten in Nepal zu entwickeln.
3DN: Was waren bisher die größten Meilensteine von Rapid Liquid Print?
Da stechen vor allem zwei Meilensteine hervor. Erstens der Verkauf einer frühen Betamaschine an einen Kunden aus der Orthesen- und Prothetikbranche. Deren Feedback ist von unschätzbarem Wert für die Verfeinerung unserer kommerziellen Maschinen. Und zweitens die Entwicklung unserer Software-Plattform. Eine kundenspezifische Lösung von Grund auf zu entwickeln, war sowohl eine Herausforderung als auch unglaublich lehrreich und lohnend, denn unser Softwar-Team entwickelt nun Lösungen, die genauso innovativ sind wie der Prozess selbst.
3DN: Haben Sie noch ein abschließendes Wort an unsere Leserschaft?
Wir haben die Nachfrage laut und deutlich vernommen, daher ist unser unmittelbares Ziel, die RLP-Maschine bald für Kunden verfügbar zu machen. Unser Ziel ist es, die traditionellen und 3D-Druck-Fertigungsverfahren für Elastomere zu verändern und unseren innovativen Ansatz einem breiteren Markt zugänglich zu machen. Die Zukunft der Fertigung ist vielversprechend, und wir freuen uns darauf, den Weg zu ebnen. Mehr zu Rapid Liquid Printing können Sie HIER erfahren.
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*Titelbildnachweis: Kimball Kaiser, RLP