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R3direct druckt 3D-Stadtmobiliar aus recycelten Materialien

Am 4. April 2023 von Leonie M. veröffentlicht

Nachhaltigkeit und ökologische Herausforderungen nehmen in der heutigen Gesellschaft einen zentralen Platz ein. Viele Unternehmen engagieren sich zunehmend und nutzen die Vorteile des 3D-Drucks, um Materialien, Produkte und Produktionsprozesse mit minimalen Auswirkungen auf die Umwelt zu entwickeln – R3direct ist eines von ihnen. Das italienische Start-up setzt dabei die additive Fertigung ein, um Teile aus Materialien herzustellen, die aus recycelten Abfällen gewonnen wurden. Die Projekte von R3direct werden sowohl von der öffentlichen Verwaltung als auch von renommierten privaten Initiativen in den Bereichen Kunst und Architektur anerkannt und unterstützt. Um mehr zu erfahren, haben wir den Mitgründer Stefano Giovacchini interviewt!

3DN: Können Sie sich und Ihre Verbindung zum 3D-Druck vorstellen?

Hallo! Mein Name ist Stefano Giovacchini, ich bin Designer und Mitgründer von r3direct. Wir sind ein Unternehmen, das mit der Verwendung von recycelten und nachhaltigen Materialien für den großformatigen 3D-Druck experimentiert. Ich habe mich seit Jahren mit der Kreislaufwirtschaft beschäftigt und unterrichte „Gestaltung für die Kreislaufwirtschaft“ an der School of Sustainability in Mailand. Bei r3direct bin ich vor allem an der Anwendungsforschung für neue Materialien aus zirkulären und nachhaltigen Lieferketten beteiligt. Den 3D-Druck entdeckte ich als begeisterter Anhänger von Open-Source-Technologien und freien Softwareprogrammen. Mit einem Freund besuchte ich damals die LUG (Linux User Group) in meiner Heimatstadt Lucca und wir beschlossen, eines der allerersten Kits des Rep-Rap-Projekts zu kaufen. Bis zum ersten tatsächlichen Druck war es ein echtes Abenteuer, aber es war eine Erfahrung, an die ich mich noch immer mit großer Freude erinnere. Dank des 3D-Drucks hatte ich die Möglichkeit, einen ganz neuen Beruf zu finden. Derzeit stellen wir Produkte und Dienstleistungen her, die es ohne 3D-Drucker garnicht geben würde.

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Das Team von r3direct

3DN: Wie kam es zur Gründung von r3direct und was ist Ihre Mission?

R3direct entstand aus einer Ausschreibung der Gemeinde Capannori – einer berühmten „Recycling-Gemeinde“ und der Heimat von Zero Waste. Sie suchten neue Ideen und Ansätze für die Kreislaufwirtschaft. Mit meinen späteren Partnern Cristiano Cavani und Marco Paganucci beteiligte ich mich mit der Idee, Plastik aus getrenntem Abfall zurückzugewinnen und daraus nachhaltige Produkte für die Bürger herzustellen – Der Vorschlag gefiel ihnen und wir gewannen die Ausschreibung. Ein Jahr später, begannen wir eine Forschungs- und Entwicklungsbeziehung mit Revet S.p.A., einem Unternehmen, das Multimaterialabfälle aus 90% der Toskana trennt, um recyceltes Kunststoffgranulat für den großformatigen 3D-Druck zu verwenden. Bis heute arbeiten wir mit Revet an verschiedenen Projekten zusammen.

3DN: Könnten Sie uns etwas über die interessantesten Projekte erzählen, an denen R3direct gearbeitet hat?

Da r3direct viel mit Designern zusammenarbeitet, sind aus den vielen Synergien sehr interessante Projekte entstanden. Doch im Grunde genommen, sind es die Arbeiten an öffentlichen Möbeln, die uns am meisten Freude bereiten. Desko® ist ein innovatives Modell von Stadtmöbeln, welches von vier jungen florentinischen Architekten entworfen wurde, um im Freien zu lernen und arbeiten. Ausgestattet mit einem Solarpanel ist es dadurch vollkommen selbstversorgend. Wir übernehmen dabei sowohl die Konstruktion als auch die Produktion und werden im März zwei Exemplare in einem Park in Florenz aufstellen. Eine weitere spannende Zusammenarbeit, war mit dem Architekten Mario Cucinella. Für seine Ausstellung „Design with Nature“ fertigten wir 80 Hocker an, die auf der Mailänder Möbelmesse 2022 präsentiert wurden. Für die Herstellung der Hocker haben wir 280kg Altplastik verwendet, das wir von Haus zu Haus gesammelt haben.

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Die Hocker, die R3direct nach einem Entwurf von Mario Cucinella Architects herstellte, auf der Mailänder Möbelmesse 2022

Darüber hinaus haben wir, zusammen mit der School of Sustainability in Mailand, rund 40 Sitzmöbel für Kaboom gedruckt – eine öffentliche Veranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit, die 2020 in Bologna stattfand. Außerdem möchte ich meine persönlich entworfenen Objekte erwähnen, die mir besonders am Herzen liegen. Dazu gehört die Deckenleuchte Magma, die aus verschmutztem Stadtmüll gedruckt und von innen mit Blattgold beschichtet ist. 2019 wurde sie als unser Firmen-Manifest geschaffen und auf verschiedenen internationalen Ausstellungen vorgestellt.

3DN: Könnten Sie uns mehr über das U.S.E.-Projekt von r3direct erzählen?

Das USE-Projekt beschäftigt uns schon seit Jahren. Es handelt sich um ein Forschungs- und Gestaltungsprojekt, das Industrie, Designer und lokale Behörden zusammenbringt. Die Idee geht auf die Dissertation einer jungen Architektin, Giulia del Grande, zurück. Ihre Idee ist es, die Antiterrorbarrieren aus Beton (die leider immer noch nützlich und bei öffentlichen Veranstaltungen gesetzlich vorgeschrieben sind) mit einem System aus Modulbauteilen zu verkleiden, die den Bürgern verschiedene Funktionen bieten, z.B. Sitzbänke, Blumenkästen und Fahrradständer.

Wir von r3direct schlugen vor, die ersten Prototypen zu entwickeln. Das Ergebnis war das erste Beispiel für die Verwendung des Materials für öffentliche Möbel mithilfe des 3D-Drucks. Das Resultat daraus waren USE-Bänke, von denen eine tatsächlich in der Altstadt von Lucca aufgestellt wurde. Für die Herstellung wurde Kunststoff aus recycelten Polyacrylatverpackungen (Tetrapak) verwendet, einer Mischung aus Polyethylen mit einem kleinen Prozentsatz Aluminium. Diese wird in einer Fabrik in unserer Provinz hergestellt, die in Europa jedoch einzigartig ist. Hier stellt Tetrapck sowohl Gegenstände aus recyceltem Papier als auch das Granulat her, das wir getestet und in unseren großformatigen 3D-Druckern verwendet haben. Das USE-Projekt befindet sich noch in der Testphase, aber bis 2023 wird es ein vollwertiges Produkt sein.

r3direct bank

3DN: Kunst ist ein zentraler Bestandteil Ihres Geschäfts. Wie nutzen Sie den 3D-Druck für diesen Bereich?

Die Nutzung des 3D-Drucks für die Herstellung von Kunstobjekten ist für uns ein wachsender Markt, den wir parallel zur Erforschung nachhaltiger Materialien bearbeiten. In diesem Bereich verwenden wir Großformatdrucker mit recycelten Kunststoffen für große Werke, zum Beispiel haben wir eine 2,2 Meter hohe Fellini-Skulptur hergestellt. Für Objekte, die mehr Liebe zum Detail erfordern, verwenden wir dagegen mittelformatige Harzdrucker. Wir stellen Einzelstücke aber auch Modelle für den Formenbau oder Bronzeguss her. Immer mehr Künstler verwenden digitale Werkzeuge, um ihre Werke zu schaffen, und sie brauchen Profis für die Materialisierung ihrer Arbeiten.

3DN: Was sind zukünftige Projekte von r3direct?

Wir engagieren uns an vielen Fronten, aber das Projekt, das uns am meisten am Herzen liegt, ist die Gründung einer Schule, die sich der additiven Fertigung widmet. Die SMAC, School of Additive Manufacturing in Coreglia Antelminelli, einem kleinen Dorf in der Provinz Lucca, folgt der Idee einer saisonalen Schule zur beruflichen Spezialisierung, in der Theorie und Praxis zusammengeführt werden. Die Schule basiert auf der alten Schule „Di Disegno e Plastica“ (Zeichnung und Plastik), die 1883 von Carlo Vanni gegründet wurde und versteht sich als zeitgenössische Fortsetzung. Sie soll neue Technologien verbreiten, die als Impulsgeber für neue lokale Wirtschaften dienen sollen. Klicken Sie HIER für weitere Informationen über die Schule.

Die 3D-gedruckte Deckenleuchte Magma

3DN: Haben Sie abschließende Worte für unsere Leser?

Geben Sie den Drang, mit dem 3D-Druck zu experimentieren, nicht auf! Unsere Welt hat erst einen Teil ihres tatsächlichen Potenzials zum Ausdruck gebracht, und sie wächst immer weiter.

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*Alle Bildnachweise: r3direct

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