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Interview: Quantica über neue Technologie NovoJet für den Multi-Material 3D-Druck

Am 31. May 2023 von Delona Z. veröffentlicht
Quantica

Heute richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Quantica, ein Startup-Unternehmen für die additive Fertigung von hochleistungsfähigen und vielseitigen Materialien. Erst kürzlich hat die Nachricht über die erfolgreiche Finanzierung der Serie-A in der 3D-Druck-Branche gehörig für Aufsehen gesorgt. Dieses Ereignis ebnet den Weg für die Markteinführung des mit Spannung erwarteten offenen Systems NovoJet C-7. Diese Nachricht geht einher mit der Erweiterung des Teams. Zu den Neuzugängen gehört unter anderem Sebastian Fritz, ein bekanntes Gesicht in der Branche, der nun die Leitung des Bereichs Vertriebskanäle und Customer Operations übernimmt. In diesem Interview haben wir das Privileg, Sebastian Fritz besser kennenzulernen. Er teilt mit uns seine Einblicke in die Zukunftsaussichten des Unternehmens und dessen spannende Projekte.

3DN: Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen und erläutern, wie Sie zum 3D-Druck gekommen sind?

Mein Name ist Sebastian Fritz, ich bin seit April 2023 bei Quantica und baue hier gerade den Bereich für Customer Operations auf. In den frühen 2010er-Jahren bin ich als Unternehmensberater durch die USA gereist. Dabei habe ich unzählige Fabriken und Fertigungsanlagen gesehen und aus erster Hand in Erfahrung bringen können, wie Produkte dort hergestellt werden. 2014 bin ich dann mit Formlabs in Kontakt gekommen. Damals war das noch ein kleines Hardware-Startup in Somerville, Massachusetts und sie hatten gerade den Form 1, die erste Generation ihres SLA 3D-Druckers, herausgebracht. Mir war sofort klar, dass ich Teil davon sein musste, weil 3D-Druck die Art und Weise, wie man Produkte entwickelt und herstellt, fundamental verändert. Also trat ich dem Unternehmen bei und baute neben anderen Bereichen auch die Dienstleistungsabteilung auf. Das war eine tolle Erfahrung und es war einfach unglaublich, von 40 auf 700 Mitarbeiter zu wachsen und über 200 Millionen US-Dollar Umsatz zu erwirtschaften. Nach ca. sieben Jahren bei Formlabs und einem kurzen Abstecher in den Consumer Electronics Bereich, freue ich mich sehr darüber, wieder im Bereich der additiven Fertigung gelandet zu sein.

 

Sebastian Fritz von Quantica

Sebastian Fritz, früher bei Formlabs, jetzt bei Quantica als Leiter des Bereichs Vertriebskanäle und Customer Operations.

3DN: Wer steht hinter Quantica und wie sind Sie zur Firma gekommen?

Das hat schon etwas Zeit gedauert. Die ersten Gespräche haben bereits 2019 stattgefunden, als Quantica nur aus 9 Mitarbeitern bestand. Damals hat es nicht gepasst, aber wir sind in Kontakt geblieben und diesmal war das Timing richtig. Wir sind jetzt ein Team aus über 50 Personen mit Hauptsitz in Berlin, sowie Büros in Barcelona und Cambridge, UK. Quantica hat eine neue Jetting-Technologie namens NovoJet entwickelt. Damit sind wir in der Lage, ultra-hochviskose Materialien zu drucken. Bis jetzt konnte man diese nicht jetten und jetzt eröffnet sich dadurch eine ganz neue Welt der Möglichkeiten: echtes, multi-funktionales Drucken mit Multi-Materialien. Mit unserer Technologie ist das Drucken von voll-funktionsfähigen Produkten aus verschiedenen Materialien Realität und nicht mehr Fiktion. Der beste Teil ist, dass unsere Druckköpfe auch in herkömmlichen 2D-Druckern verwendet werden können und somit ein ganz neues Level der Produktion ermöglichen. Es ist nun durchaus vorstellbar, Leiterbahnen in die Türverkleidung von Autos zu drucken oder dass  das Bedrucken und die Verglasung von Fliesen in einem Produktionsschritt erfolgen.

3DN: Welche Technologien und Materialien sind besonders relevant für eure Ziele?

Für das Erreichen unserer Ziele sind verschiedene Technologien und Materialien relevant. Unser Fokus liegt darauf, die Möglichkeiten unseres NovoJet-Druckkopfs einzusetzen und Materialien zu drucken, die mit keiner anderen Technologie gedruckt werden können. Zusammengefasst: wenn ein Material mit SLA (Stereolithographie) oder DLP (Digital Light Processing) gedruckt werden kann, dann kann unser Druckkopf dieses jetten – und noch mehr! Ein Hauptvorteil unserer Technologie ist die Möglichkeit, hochviskose Materialien zu handhaben. Diese Charakteristik gibt uns Flexibilität in der Herstellung von funktionalen Komponenten, der Produktion von Teilen mit besseren Eigenschaften, als auch eine wesentlich höhere Effizienz im Fertigungsprozess. Anders als herkömmliche Druckköpfe, welche typischerweise Flüssigkeiten mit einer Fluidität von ca. 20 mPas verarbeiten können, erlaubt unser NovoJet-Druckkopf mit 380 mPas eine wesentlich höhere Viskosität für eine größere Bandbreite an Materialien.

3DN: Quantica hat eine Finanzierung über 14 Millionen Euro erhalten. Mit welchen Projekten und Plänen können wir dadurch in Zukunft von euch rechnen?

Derzeit besteht unser primärer Fokus auf dem Abschluss der Entwicklung der ersten Generation unseres NovoJet-Druckkopfs und unseres NovoJet C-7 Druckers. Dieser Drucker ist mit sieben verschiedenen Druckköpfen ausgestattet und wir werden ihn als offenes System herausbringen. Unsere Kunden haben also völlig freie Hand in der Materialauswahl und können so mit dem Multi-Material 3D-Druck experimentieren. Wir planen, Ende des Jahres mit der Auslieferung zu beginnen und nehmen derzeit Vorbestellungen an. Zusätzlich planen wir, Ende 2024 ein weiteres System mit von uns entwickelten und getesteten Materialien auf den Markt zu bringen. Damit möchten wir eine optimale Druckqualität und User Experience garantieren. Des Weiteren haben wir einen fortlaufende Koorperation mit einem führenden Player in der Dental-Industrie, mit welchem wir aktiv an der Entwicklung eines Dental-Druckers arbeiten.

Quantica NovoJet C-7

Ende 2023 sollen die ersten Modelle des NovoJet C-7 mit 7 Druckköpfen ausgeliefert werden.

3DN: Was begeistert Sie an Ihren beruflichen Projekten am am meisten?

Wie gesagt, ich habe den Eindruck, Quantica könne das liefern, was der Massenmarkt seit langer Zeit vom 3D-Druck erwartet: Multi-Material-Druck und nicht nur 3D-Druck in verschiedenen Farben. Es ist natürlich auch unglaublich, dabei zu sein, wenn Menschen so einen Druck das erste Mal in der Hand halten. Wir bei Quantica öffnen eine ganz neue Tür für die Fertigung. Des Weiteren testet unsere Chemie-Abteilung ständig neue Materialien. Erst kürzlich haben es die Kollegen dort geschafft, mit einer flüssigen Legierung zu drucken, welche leitfähig ist und zum Beispiel für weiche Robotik oder dehnbare Elektronik eingesetzt werden kann. Diese könnte Kabel und Elektroden ersetzen. Man stelle sich das vor: Kabel könnten direkt in ein Objekt reingedruckt werden. Das könnte ein echter Gamechanger sein.

3DN: Haben Sie noch abschließende Worte für unsere Leserschaft?

Wir haben gerade erst angefangen, an der Oberfläche der Möglichkeiten zu kratzen, die von unserer Technologie ermöglicht werden. Wer mehr über Quantica oder unsere Technologie erfahren will, kann sich gerne bei mir melden. Wie bereits erwähnt, nehmen wir zurzeit Vorbestellungen an, sind aber auch immer auf der Suche nach neuen Partnern, mit denen wir die Grenzen des Machbaren weiter verschieben können. Mehr zu Quantica finden Sie HIER.

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*Bildnachweise: Quantica

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