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Print Pioneers und 3D-Metalldruck im Design

Am 30. Mai 2019 von Ann-Kathrin L. veröffentlicht

Den 3D-Metalldruck sieht man üblicherweise eher in der Industrie als in Kunst und Design. Unser heutiger Interviewpartner Print Pioneers ändert dies, und will diese Technologie und ihre Möglichkeiten auch Partnern aus Bereichen außerhalb der Industrie, wie der Kunst, dem design oder der Architektur näher bringen. Wir hatten die Möglichkeit, ein Interview mit Daniel Bärwolff führen zu können, dem Head of Market & Business Architecture der B.I.G. Group sowie Division Manager von Print Pioneers, der uns mehr über das 3DMP®-Verfahren erklärt und über verschieden Projekte von Print Pioneers spricht.

3DN: Können Sie sich und Ihre Verbindung zum 3D-Druck kurz vorstellen?

Als Business Unit der Berlin.Industrial.Group. (B.I.G.) hat sich Print Pioneers (ehemals 3DMP-Living) zum Ziel gesetzt, die innovative 3DMP® Technologie (3D Metal Print) auch für Kunden und Partner aus den Bereichen Architektur, Design und Kunst nutzbar zu machen. Mit einem interdisziplinären Netzwerk aus Gestaltern, Strategen und technischen Experten möchte Print Pioneers Kooperationen fördern und somit 3D Metalldruck Verfahren für alle interessierten Designer, Architekten und Künstler verständlich und zugänglich machen. Eventuell bestehende Hemmschwellen sollen abgebaut und neue Anwendungsmöglichkeiten für die Verwendung des 3DMP® Verfahrens, welches momentan hauptsächlich in der Industrie verwendet wird, geschaffen werden.

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Daniel Bärwolff. Bildnachweis: Print Pioneers

3DN: Welche Technologie und Materialien verwenden Sie?

3DMP® verbindet das technisch ausgereifte und bewährte Lichtbogenschweißverfahren mit den CAD-Daten des zu produzierenden Metallteils. Hochpräzise, CNC-gesteuerte Portalmaschinen wurden dafür mit der Drucktechnologie ausgestattet. Eine eigens entwickelte Software schafft die Schnittstelle zwischen den Plandaten des Ingenieurs bzw. Entwicklers einerseits und der Lichtbogenschweißanlage andererseits. 3DMP® setzt auf den Ausgangswerkstoff Draht. Das aufwendige Pulverhandling entfällt.

Grundsätzlich sind alle metallischen Materialien schweißbar, die als Schweißdraht am Markt erhältlich sind. Durch deren unterschiedliches Abschmelzverhalten liegt der Materialfokus derzeit auf Baustahl, Edelstahl, Aluminium, Titan, Bronzelegierungen und Duplexstahl. Zusammen mit dem Maschinenhersteller GEFERTEC arbeiten wir permanent an der Weiterentwicklung der Materialvielfalt.

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Entwürfe aus Moto Waganaris Serie „Digital Primitives“. Bildnachweis: Print Pioneers/Moto Waganari

3DN: Was sind die Vorteile dieser Technologie? Welche Herausforderungen gibt es?

Das 3DMP®-Verfahren punktet auf zahlreiche Weisen: Zum einen ist die Lichtbogentechnologie eine am Markt bekannte und etablierte Schweißtechnologie. Die Hürde, sich auf Neues einzulassen, ist somit geringer als bei der Arbeit mit Laser. Des Weiteren sind die Betriebskosten wesentlich geringer als bei pulverbasierten Verfahren. Der Schweißdraht kostet einen Bruchteil des ansonsten nötigen Pulverinvestments. Auch die hohen Aufbauraten sind für unsere Kunden ein wichtiges Argument. Das 3DMP®-Verfahren arbeitet, verglichen mit dem herkömmlichen Pulverbettverfahren, rund fünf bis zehn Mal schneller, wobei der Engpass in der Geometrie und den Kühlzeiten liegt. Wir von Print Pioneers lieben die einzigartige Oberfläche – ebenso wie unsere bisherigen Kooperationspartner übrigens. Es gibt kein anderes Verfahren weltweit, das solch einmalige Strukturen bereitstellt. Sie ermöglichen eine ganz neue Art von Design. Das alles macht es so spannend, diese Technologie zu nutzen. Wir arbeiten hier mit flüssigem Metall, das schichtweise aufgebaut wird. Begrenzungen finden wir allein in den Gesetzen der Physik, etwa bei scharfen Winkeln, Überhängen oder auch extrem komplexe Geometrien.

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Verschiedene Oberflächenstrukturen. Bildnachweis: Print Pioneers

3DN: Sie arbeiteten kürzlich mit dem Künstler Moto Waganari für sein Werk „THE THINKER“ zusammen. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Die Zusammenarbeit mit Moto Waganari ist ein schönes Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation mit einem Industrie-fernen Kunden. Die hierbei entstandenen Kunstwerke zeigen, wie sich Industrie und Kunst gegenseitig beeinflussen und miteinander wachsen können. Moto Waganari entwirft transparente Gitternetz-Skulpturen, die sich als schwerelose Körperhüllen vor dem Auge des Betrachters abzeichnen. Inszeniert als Lichtinstallationen werden die dreidimensionalen Figuren um ein zweidimensionales Schattenbild erweitert und erhalten ein immaterielles Alter Ego. Während sich Moto Waganari mit den Möglichkeiten des 3DMP® Druckverfahrens vertraut machte und dessen künstlerisches Potential testete, konnten das Team von Print Pioneers und die Experten von flying-parts die Grenzen des 3DMP® Verfahrens herausfordern und weiterentwickeln. „The Thinker“ ist ein in dieser Kooperation entstandenes Großprojekt. Gleich drei Unternehmen der Berlin.Industrial.Group. (B.I.G.) waren beteiligt: Unter Federführung der Unit Print Pioneers produzierte Auftragsfertiger flying-parts die Skulptur. Gedruckt wurde auf Maschinen der GEFERTEC.

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Entwürfe aus Moto Waganaris Serie „Digital Primitives“. Bildnachweis: Print Pioneers/Moto Waganari

3DN: Was sind Ihre zukünftigen Projekte?

In den Bereichen Stahlbau und Architektur bieten sich mit der Technologie ganz neue Möglichkeiten. Stichwort „Knotenpunkte“ oder „Verbindungselemente“. Hierbei geht es um das Verbinden von aufeinandertreffenden Bauelementen (z.B. Stahlträgern) aus unterschiedlichen Raumrichtungen in einem Punkt. Bisher wurden sie händisch durch Schweißen hergestellt, was sehr aufwendig und teuer ist. Oftmals sogar direkt auf der Baustelle. Ziel ist es nun, komplexe Knoten direkt im CAD zu designen und sie auf der Baustelle nur noch zu montieren.

Im Formenbau finden Designer neue Inspirationen durch die einzigartigen Oberflächen. Teilweise sieht die Oberflächenstruktur wie gehäkelt aus, sodass Designer versuchen diese Strukturen in neue Designs zu integrieren. Von Glas bis Kunststoffguss liefert das Verfahren neue Inspirationen.

Auch sicherheitsrelevante Themen finden bei uns Beachtung. Wir beschäftigen uns aktuell mit Sicherheitselementen für die Installation im öffentlichen Raum. Das Lichtbogenverfahren bietet hier ungeahnte Möglichkeiten, die nicht nur aus technischer, sondern auch ästhetischer Sicht neue Möglichkeiten eröffnen. So könnten zum Beispiel die hässlichen Poller zur Absperrung von öffentlichen Plätzen doch einfach mal als Kunstwerk gedacht werden. Im Grunde bietet das Druckverfahren eine Vielfalt neuer Geschäftsideen und eine große Spielwiese für Designer, Ingenieure oder Künstler. Was uns aber sehr am Herzen liegt ist die Nachhaltigkeit dieser Technologie.

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Schutzpoller für Innenstädte: “Anti-Terror-Elemente“ kombiniert mit Design und Kunst. Konzeptentwurf zum Patent angemeldet. Bildnachweis: Print Pioneers

3DN: Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft des Metall-3D-Drucks in der Architektur (sowie der Kunst und dem Design) aus?

Wir sehen ein großes Potential für 3D-Metalldruck in Architektur, Kunst und Design. Nicht nur bietet die Technologie eine ganz einzigartige Oberflächenstruktur und somit nie dagewesene Formsprachen und Ästhetiken: Es lassen sich zum einen ganz individuelle Formen und Oberflächen gestalten, zum anderen eignen sich die Materialeigenschaften eines 3D gedruckten Metallteils besonders auch für statisch belastete Produkte.

3DN: Noch ein paar letzte Worte an unsere Leser?

Wer Lust hat mehr über additive Technologien zu erfahren, soll sich einfach bei uns melden. Besonders die Auswahl des geeigneten 3D Druckverfahrens für das eigene Projekt sorgt manchmal für etwas Verwirrung, in die wir gern Ordnung bringen. Wir haben Erfahrung mit jeder am Markt verfügbaren Technologie, wissen um ihre Stärken und Schwächen. Wir können aber sagen, dass jede Technologie ihren Platz verdient.

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Entwurf von Outdoor Leuchten – Machbarkeitsstudie. Bildnachweis: Print Pioneers

Für noch mehr Informationen Können Sie die Website von Print Pioneers besuchen.

*Informationen zum Beitragsbild: Der Künstler Moto Waganari ist begeistert von den neuen Möglichkeiten des 3DMP® Verfahrens. Seine Interpretation eines Knotenpunktes für mögliche Anwendungen in der Architektur ist derzeit auf der Bundesgartenschau (BUGA) in Heilbronn zu sehen. Bildnachweis: Print Pioneers/Moto Waganari

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