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Philipp Aduatz nutzt den 3D-Druck für seine Designs

Am 27. April 2021 von Regina P. veröffentlicht
philipp aduatz

Die Designfreiheit zählt mitunter zu den bedeutendsten Stärken der additiven Fertigung. Auch in der Kreativbranche kommen deshalb immer häufiger verschiedene 3D-Druck-Verfahren zum Einsatz. Diese bieten nie dagewesene Möglichkeiten im Design-Prozess, wodurch der Kreativität immer weniger Grenzen gesetzt sind. So kann die Technologie beispielsweise für die Replikation natürlicher Formen (Bionik) genutzt werden oder aber auch zur Erschaffung experimenteller Designs. Beim österreichischen Produkt-Designer Philipp Aduatz ist der 3D-Druck seit Jahren zu einem festen Bestandteil seiner Arbeit geworden. Seine Designs sind ein Paradebeispiel dafür, wie die Vorteile der additiven Fertigung genutzt werden können. Von der Erstellung des ersten Prototypen bis zum 3D-Beton-Druck von limitierten Möbelstücken. Philipp Aduatz hat mit uns über die Anwendung der additiven Fertigung für seine Tätigkeit gesprochen und erklärt, wie die Technologie seinen Designprozess beeinflusst.

3DN: Können Sie sich und Ihre Arbeit kurz vorstellen? 

philipp aduatz

Philipp Aduatz

Ich bin Produkt-Designer aus Wien und meine Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle von Design und Kunst. Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei Technologie und Materialwissenschaften ein. Mein Prozess ist sowohl von experimentellen als auch von wissenschaftstheoretischen Merkmalen geprägt und das Ergebnis sind Objekte in kleinen limitierten Auflagen. Der 3D-Druck spielte bei meiner Arbeit schon immer eine Rolle. Seit 2005 verwende ich ihn vor allem zur schnellen Herstellung von kleinen Arbeitsmodellen im Design-Prozess. In den letzten Jahren haben sich aber vor allem die möglichen Dimensionen im 3D-Druck geändert und seit 2018 produziere ich auch große Objekte im 1:1 Maßstab, welche auch benutzt werden können.

3DN: Welche Vorteile ergeben sich durch die additive Fertigung im Design- und Herstellungsprozess Ihrer Objekte? 

Für mich persönlich gibt es mehrere Vorteile. Der Wichtigste für mich ist, dass kein aufwendiger Formenbau zu Herstellung notwendig ist. Das ist vor allem ein ökonomischer Vorteil. Früher musste ich immer große finanzielle Aufwendungen für die Herstellung von Modellen und Negativformen aufbringen, durch den Einsatz der additiven Fertigung fällt dies völlig weg. Weiters können in der Nullserienfertigung immer wieder noch kleinere Änderungen und Optimierungen vorgenommen werden. Selbst in der Produktion können bei Bedarf noch Anpassungen gemacht werden. Früher war das für mich nicht möglich, sobald Gussformen einmal hergestellt wurden, war es unmöglich, hier noch Änderungen vorzunehmen. Und nicht zuletzt sind neue gestalterische Ausdrucksformen auch ein wesentlicher Vorteil des 3D-Druckes, besonders die ästhetische Dimension ist ein interessanter Aspekt für Gestalter.

3DN: Erst kürzlich haben Sie eine limitierte Möbelserie, additiv gefertigt aus Beton, präsentiert. Können Sie uns dazu mehr erzählen?

Der 3D-Beton-Druck ist ein neues und innovatives Herstellungsverfahren, wodurch große und komplexe Strukturen im Design sehr schnell gedruckt werden können. Die Firma incremental3d arbeitet im Rahmen eines Forschungsprojektes derzeit an Möglichkeiten, Beton im 3D-Druck-Verfahren einzufärben. Dabei werden Farbpasten während dem Druckprozess direkt in die Düse eingespritzt, um dadurch Arbeitsleistung, Abfall und Zeitverzögerung zu reduzieren. Somit kann die farbliche Gestaltung nicht nur global gewählt werden, sondern lokal Punkt für Punkt. Ziel bei der Entwicklung der neuen Serie war es, Technologie mit farblicher Gestaltung zu kombinieren, um auf diesem Wege innovative Produkte zu erzeugen.

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Der „Gradient Stool“ gefertigt im 3D-Beton-Druck. (Bilder: Philipp Aduatz)

3DN: Können Sie uns mehr über die Drucker und Materialien erzählen, die Sie verwenden?

Ich arbeite hinsichtlich des Beton-3D-Drucks mit der Firma incremental3d aus Österreich zusammen, diese ist ein Spin-Off der Universität Innsbruck. Wir verwenden einen Sechs-Achsen Industrieroboter welcher einen innovativen Spezialmörtel auf Basis von Zement durch eine Düse in Bahnbreiten zwischen 10 und 40 mm und Bahnhöhen zwischen 5 und 10 mm aufträgt. Ein während dem Druckprozess eingemischter Beschleuniger sorgt für ein rasches Abbinden, sodass große Geometrien in relativ kurzer Zeit erzeugt werden können. Durch die hohe Standfestigkeit und den raschen Festigkeitsaufbau wird der Druck von 3-dimensionalen räumlichen Strukturen (ebenflächig, einfach- oder doppelt gekrümmt) ermöglicht.

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Schicht für Schicht entstehen die Beton-Objekte der „Gradient Furniture“ Serie. (Bild: Philipp Aduatz)

3DN: Der 3D-Druck ist für seine Vorzüge der Designfreiheit bekannt. Inwiefern beeinflusst dies die Entstehung neuer Projekte? Wo sehen Sie kreative Grenzen?

Natürlich enorm, die Freiheiten sind gegenüber konventionellen Technologien sehr groß. Es gibt allerdings auch Grenzen. Der Beton-3D-Druck funktioniert ähnlich wie das bereits sehr bekannte FFF-Verfahren mit Kunststoff, wobei hier keine Stützkonstruktionen möglich sind. Überhänge können somit nur bis zu einem gewissen Grad gestaltet werden, man arbeitet immer gegen die Schwerkraft. Bei der Entwicklung der Objekte versuchen wir immer, so weit wie möglich an die Grenzen herzugehen um damit gestalterische Spielräume maximal ausnützen zu können.

3DN: Wollen Sie letzte Worte an unsere Leser richten?

Alle meine neuen Möbel sind übrigens käuflich zu erwerben, ich biete unterschiedliche Farben und auf Anfrage auch Einzelanfertigungen an. Bei Interesse bitte ich um Kontaktaufnahme unter [email protected]

Philipp Aduatz

Designer Philipp Aduatz mit dem Gradient Fauteuil. (Bild: Philipp Aduatz)

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