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10-jähriger Junge erhält Schädeldecke aus dem 3D-Drucker

Am 5. Februar 2024 von Astrid Z. veröffentlicht
Schädeldecke aus dem 3D-Drucker

Werner, wir haben unser erstes Kind,“ – das waren die Worte, mit denen Neurochirurg und 3D-Druck-Pionier Johannes Pöppe am 6. Januar mit dem IT-Spezialisten Werner Wurm telefonisch in Verbindung trat, um eine Schädeldecke für den 10-jährigen Felix drucken zu lassen. Dieser wurde nach einem Unfall im Wald mit einem Metallstück im Schädel ins Salzburger LKH eingeliefert und konnte dank hervorragender ärztlicher Hilfe und 3D-Technologie am Freitag, dem 2. Februar gesund entlassen werden. Seit 2023 ist es dem Uniklinikum des Salzburger Landeskrankenhauses (SALK) möglich, 3D-Druck direkt vor Ort durchzuführen. Bisher erhielten bereits 24 Erwachsene einen Teil der Schädeldecke aus dem 3D-Drucker der SALK, aber noch keine Kinder. „Dass eine im Haus selbst 3D-gedruckte Plastik bei einem Kind gemacht worden ist, ist unserer Kenntnis nach das erste Mal passiert“, sagt Neurochirurg Pöppe. Und das womöglich weltweit.

Der Junge aus Ainring (Bayern) erlitt bei einem Forstunfall am 28. Dezember 2023 schwere Verletzungen am Schädel. Ein Zugseil riss und ein Verbindungsstück aus Metall traf Felix am Kopf, wo es in der Schädeldecke stecken blieb. Es kam zu sofortigen Einbußen des Sehvermögens, der Junge blieb aber bei Bewusstsein. Nach Erster-Hilfe-Leistung der Angehörigen wurde Felix mit dem Hubschrauber ins Uniklinikum Salzburg transportiert. Durch eine Not-Operation konnte sein Zustand stabilisiert und das Metallteil entfernt werden, jedoch blieb ein großer, zerstörter Teil der Schädeldecke zurück. Der Junge befand sich im künstlichen Koma und die Angehörigen und Ärzte blieben mit etlichen Fragen zurück. Wie wirkt sich die Schwellung des Gehirns aus? Mit welchen neurologischen Schäden ist zu rechnen?

Das CT-Bild zeigt das rund 5 Zentimeter große Metallstück im Schädel von Felix. (Bild: SALK)

Die Schwellung ging schneller zurück als erwartet und auch der Zustand des 10-Jährigen verbesserte sich. Diesen positiven Umständen folgend initiierten die Ärzte den 3D-Druck der Schädeldecke, genauer gesagt einem Teil davon, der Kalotte. Dieser Teil wurde aus PEEK hergestellt, welches als äußerst beständig und biokompatibel gilt. Da der Körper das Material nicht abstößt, kommt PEEK häufig bei medizinischen Anwendungen zum Einsatz. Über den Drucker und das Verfahren wurden zwar keine genaueren Informationen vonseiten der SALK kommuniziert, allerdings dürfte es sich um einen Drucker von Formlabs gehandelt haben.

In einer Operation am 17. Januar wurde das PEEK-Implantat dann eingesetzt, die Operation dauerte 2,5 Stunden. Obwohl das Uniklinikum bereits Erfahrungen im 3D-Druck von Schädeldecken im eigenen Drucklabor und deren Einsetzung bei Erwachsenen hatte, war die Prämiere bei einem Kind mit besonderen Herausforderungen verbunden. Neurochirurg Johannes Pöppe äußerte sich wie folgt dazu: „Bei Felix war die große Herausforderung, dass wir kein Bild vom Zustand davor hatten. Daher mussten wir quasi den Kopf spiegeln und die rechte Schädelform am Computer nachkonstruieren.“

Schädeldecke aus 3D-Drucker in fünf Tagen gefertigt

Bei medizinischen Anwendungen ist der Faktor „Zeit“ der häufigste Gegenspieler für Erfolg. Wenngleich die Zertifizierung von 3D-Druck in hauseigenen Klinik-Drucklaboren sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, bietet die Verwendung von 3D-Druckern am Point of Care zahlreiche Vorteile – vor allem einen zeitlichen. 3D-Druck Servicedienstleister benötigen meist mehrere Tage bis Wochen für den Druck von Auftragswaren. Erfolgt der Druck allerdings vor Ort, kann diese Zeitspanne wesentlich verringert werden. Von der Modellierung bis zum Druck von Felix‘ Schädeldecke am Salzburger Uniklinikum vergingen nur fünf Tage „Normalerweise brauchen wir von den ersten CT-Bildern bis zur fertigen Platte zehn Tage. Weil es sich um ein Kind gehandelt hat, hat die gesamte Familie der Salzburger Landeskliniken zusammengeholfen und wir haben es in nur fünf Tagen geschafft“, erinnert sich Werner Wurm.

Dem 10-jährigen Felix geht es so weit gut, er konnte die Klinik am vergangenen Freitag, nur fünf Wochen nach seinem Unfall gesund verlassen. Sofern sein Wachstum kein neues, größeres Implantat erfordert, ist seine Schädeldecke aus dem 3D-Drucker wohl Jahrzehnte beständig und sollte keine Probleme machen, da sie direkt auf ihn angepasst ist. „Ich spüre sie gar nicht. Sie fühlt sich nicht anders an als zuvor“, sagt Felix dazu. Der Junge wird langsam die Schule wieder aufnehmen und freut sich nun darauf, mit Freunden und Familie Silvester nachzufeiern. Mehr dazu finden Sie HIER.

IT-Experte Werner Wurm mit dem Modell des Implantats, das am 17. Jänner eingesetzt wurde. (Bild: SALK/Fürweger)

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*Titelbildnachweis: Salk/ Leon Bernhofer; v. l.: Neurochirurg Johannes Pöppe, Felix (10), Vater Andreas H., Bruder Simon (8), Mutter Monika H., Kinder-Neurochirurg Matthias Krause, Professor Roman Metzger, Vorstand der Uniklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Werner Wurm, Leiter des 3D-Drucklabors.

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