Ist Forward AM insolvent?
Forward AM bedient seit seiner Gründung als Teil von BASF die gesamte Wertschöpfungskette der additiven Fertigung. Beratung, Simulation von Prototypen, Endbearbeitung und Bauteileprüfung gehörten ebenso zu den Leistungen wie die Entwicklung von Materialien, wofür Forward AM vor allem bekannt ist. Das umfassende Materialportfolio zählt Filamente, Pulver und Photopolymere, welche das Vertrauen von namhaften Unternehmen gewonnen haben und für diverse beeindruckende Use Cases herangezogen wurden. Die Liste der Unternehmen, die mit Materialien von Forward AM arbeiten, ist lang. HP 3D Printing, Weerg, Nexa3D, Creality 3D und Axtra3D zählen dazu, um nur einige zu nennen und die Relevanz von Forward AM am Markt für 3D-Druck hervorzuheben.
Wo das Unternehmen heute steht, dem liegt ein langer Weg zugrunde und als neue Marke wollte Forward AM richtig durchstarten, wie es Mitte Oktober in einer Aussendung von Managing Director Martin Back hieß: „Die Umwandlung von BASF 3D Printing Solutions, bekannt als BASF Forward AM, zu unserer neuen Marke Forward AM steht für unsere Entwicklung. […] Wir heißen Sie herzlich willkommen, Teil dieser Reise zu sein, und gemeinsam werden wir die Welt des AM weiter anführen und weiterentwickeln. Die Zukunft ist rosig, und wir können es kaum erwarten, die Möglichkeiten mit Ihnen zu erkunden.“ Es scheint, als könnte es nicht besser laufen. Dann kamen vor einigen Tagen Medienberichte zu einem Insolvenzverfahren von Forward AM auf. Ist die Zukunft für das Unternehmen doch nicht so rosig wie vermutet?
Unsere Medienkollegen von 3D Printing Industry griffen das Thema der Insolvenz von Forward AM zuerst auf und berichten von einem am 21. November eingereichten Verfahren am Amtsgericht Heidelberg ohne konkrete Quellen zu nennen. 3Druck griff die Information auf und widmete der Affäre ebenfalls einen Beitrag. Laut Eintrag auf der Website Versteigerungskalender, die von der ZVG Daten GmbH verwaltet und gefüttert wird, wurde am Donnerstag vergangener Woche tatsächlich ein Insolvenzverfahren von Forward AM eröffnet. Dies ist aus mehreren Gründen verwunderlich.
Erstens folgt ein Verfahren auf einen vorausgegangenen schriftlichen Antrag, wenn ein konkreter Eröffnungsgrund zutrifft, das heißt, vorherrschende oder drohende Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung. Zweitens muss laut deutscher Rechtslage ein solcher Insolvenzantrag unverzüglich, innerhalb von drei Wochen nach Kenntnis der drohenden oder tatsächlichen Insolvenz gestellt werden. Dies steht im Kontrast zum Optimismus, den Forward AM im Rahmen der Formnext vom 19. November bis 22. November auf seinen Social Media Kanälen verbreitete. Dort war nichts von einer prekären Situation des Unternehmens zu erahnen, im Gegenteil, hieß es dort doch: „Unser Team freut sich darauf, mit Ihnen in Kontakt zu treten und Ihnen Einblicke zu gewähren“, und am Abschluss der Messe:
Formnext – Where ideas take shape! war ein voller Erfolg! Der Kontakt mit so vielen Partnern und Besuchern an unserem Stand war wirklich inspirierend, und wir haben jedes Gespräch über die Zukunft der Additiven Fertigung genossen. […] Wir freuen uns darauf, zu sehen, wohin unsere Zusammenarbeit uns als nächstes führen wird! – Forward AM auf LinkedIn am 22.11.2024
In naher Zukunft steht für Forward AM vor weiterführenden Kollaborationen wohl das laufende Insolvenzverfahren an. Dafür wird ein Insolvenzverwalter an die Seite des Unternehmens gestellt werden. Dieser erhält Einsicht über alle Geschäftspapiere und Konten und hat das Ziel, das Vermögen zu sichern und zu prüfen, ob die Kosten des Verfahrens durch das vorhandene Vermögen gedeckt werden können, und ob das Unternehmen Aussicht auf Weiterbestehen hat. Im Verfahren werden verschiedene Möglichkeiten abgewägt, zum Beispiel die Sanierung des Unternehmens, die Übernahme durch einen Investor (übertragene Sanierung) oder die völlige Liquidation. Das Unternehmen hat über den Ausgang kaum Einflussgewalt, da es ab laufendem Verfahren aufgrund der Rechtslage in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt ist und durch den Insolvenzverwalter vertreten wird. Ein Insolvenzgeldfonds soll sicherstellen, dass die Löhne der Arbeitnehmer in den nächsten Monaten und vor der verkündeten Insolvenz gesichert sind.
Es bleibt abzuwarten, wie es für Forward AM weitergeht. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten und zu Neuigkeiten in dieser Angelegenheit berichten. Mehr zu Forward AM finden Sie HIER.
* Anmerkung: Im Laufe des Tages vom 26.11.2024 wurde von Forward AM offiziell bestätigt, dass das Unternehmen einen Antrag für ein Insolvenzverfahren gestellt hat. Ziel sei es, eine Umstrukturierung anzustreben und sich neu aufzustellen. Bisherige Aufträge würden weiterhin erfüllt werden.
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*Bildnachweise: Forward AM