Beton-3D-Druck: 23 Meter hoher Turm wird zur Kulturstätte in Bergidylle
Die ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) Zürich ist im Bereich der additiven Fertigung sehr aktiv. Das belegen nicht nur die zahlreichen Partnerschaften, welche neue Innovationen zum Vorschein bringen – wie z. B. kürzlich bioresorbierbare 3D-gedruckte Atemwegsstents – sondern auch die lange Liste an Spin-offs, unter der sich einige Unternehmen, beispielsweise 9T Labs, dem 3D-Druck widmen. Nun ist die Technische Hochschule erneut eine Partnerschaft eingegangen und beschäftigt sich somit mit einem ganz neuen 3D-Druck-Projekt: Zusammen mit der Schweizer Stiftung Origen soll im Frühling 2022 eine Kulturstätte aus Beton in 3D gedruckt werden.
Konkret handelt es sich hierbei um einen 23 Meter hohen Turm, der in dem Dorf Mulegns am Julierpass erbaut wird. Das kleine charmante Dorf hat mittlerweile nur noch um die 20 Einwohner – ein Anliegen, das Giovanni Netzer, Intendant der Origen Stiftung, persönlich am Herzen liegt. Er möchte wieder Leben in das kleine Örtchen bringen und die Kultur und Geschichte erhalten. Nach der Wiedereröffnung eines Hotels plant er nun deshalb das Projekt des weißen Turms mithilfe von Architekten und Ingenieuren der ETH, welche den Entwurf erstellt haben und die Bauweise planen. Die Kunststätte wird aus 3D-gedruckten, organisch geformten, weißen Betonsäulen bestehen und vier Etagen, die zwischen vier und acht Metern hoch sind, besitzen. Auf der Spitze des Turms wird sich eine Kuppel befinden, auf der Aufführungen stattfinden können.
3D-Druck als Bauweise
Um die komplexen Geometrien des Turms erstellen zu können und den Beton genau dort einzusetzen, wo er für die Tragstruktur auch benötigt wird, entschieden sich die Projektbeteiligten für die additive Fertigung als bevorzugte Bauweise. Tatsächlich ist die geplante Kulturstätte mit 23 Metern eine der höchsten jemals 3D- gedruckten, von Robotern gebauten Strukturen. Bei der Planung eines solchen Kunstwerks in 3D gibt es einige Faktoren zu beachten: ETH-Professoren kümmern sich um die richtige Betonmischung, die Tragstruktur und die Verbindungen der gedruckten Beton-Elemente sowie um die Vermessung und Formkontrolle. Zwei Vorteile des 3D-gedruckten Turms sind zum einen, dass der Bau insgesamt weniger Rohmaterialien verbraucht, da die Schalung entfällt, und zum anderen, dass die Betonelemente voneinander getrennt werden können, sodass die Kulturstätte abgebaut und woanders wieder aufgebaut werden könnte.
Gestern, am 22. Juni, wurde das Projekt erstmals von der Stiftung präsentiert. Persönlich überzeugen ließen sich der Bundespräsident Guy Parmelin und Mario Cavigelli, Regierungsrat des Kantons Graubünden. Auch Detlef Günther, ETH- Vizepräsident für Forschung, war anwesend, um das Projekt zu unterstützen. Wenn alles nach Plan verläuft, wird im April 2022 eine öffentliche Baustelle eingerichtet. Der Roboter wird den weißen Beton Schicht für Schicht auftragen, wobei er für ein drei Meter hohe Säule lediglich zwei Stunden benötigt. Für alle Neugierigen gibt es großartige Neuigkeiten: Jeder kann den Bau des weißen Turms vor Ort beobachten. Alle weiteren Informationen erhalten Sie in der offiziellen Pressemitteilung.
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