Die Bilanz der Formnext 2023: Was sind die wichtigsten Markttrends?
Alle Jahre wieder ist es Zeit, dass wir Ihnen unser Feedback zur Formnext 2023 geben. Die Messe schloss am vergangenen Freitag ihre Pforten und bot auch dieses Jahr Tausende von Stunden des Austauschs zwischen Fachleuten und Industriellen, Dutzende von Produkteinführungen und Ankündigungen neuer Partnerschaften sowie Hunderte von Maschinen, die nun wieder eingepackt werden mussten. Sicher ist, dass diese Veranstaltung uns erneut überzeugt hat und trotz der aktuellen geopolitischen Lage einige Zahlen von vor der Pandemie erreicht hat. 859 Aussteller waren insgesamt vertreten, 60% von ihnen sind international tätig und adressierten zentrale Bereiche wie Medizin, Transport und Verteidigung. Doch was waren die großen Trends auf der Formnext 2023? Was gibt es über diese Ausgabe zu sagen? Wir ziehen Bilanz zur Formnext 2023.
Im Vergleich zur Ausgabe 2022 gab es in diesem Jahr mehr Aussteller – 50, um genau zu sein. 32 851 Menschen besuchten die Messe, 11% mehr als im Vorjahr. In den vier Hallen waren viele Maschinen zu sehen, insbesondere Hybridlösungen. Es war festzustellen, dass mehr Hersteller eine strategische Wende vollzogen haben, d. h. die additive Fertigung mit der maschinellen Bearbeitung oder anderen, traditionelleren Fertigungsverfahren kombinieren. Das war bereits bekannt, aber diese Formnext hat bestätigt, dass sich diese Produktionsmethoden ergänzen. Die Integration der additiven Fertigung erfolgt in einer globaleren Logik und die Industrie sucht nach All-in-One-Lösungen. Aus diesem Grund waren Maschinen, die Werkzeugköpfe schnell wechseln können, in der Überzahl, aber auch Roboterarme.
HoliMaker stellte seine HoliPress vor, eine Maschine, die Kunststoffgranulat schmilzt und in Ihre Form einspritzt. Die Maschine kann mit 3D-gedruckten Formen verwendet werden, was die Komplementarität der beiden Herstellungsverfahren verdeutlicht und ist mit einer sehr breiten Palette von Pellets kompatibel. Gerade bei den Pellets konnten wir dieses Jahr einen regelrechten Hype um die additive Fertigung mit Granulat bzw. Pellets feststellen. Im Vergleich zu den vorherigen Veranstaltungen waren bedeutend mehr Hersteller vertreten, die Pellet-Maschinen präsentierten.
Es gab auch viele Aussteller, die sich auf Materialien in jeglicher Form spezialisiert hatten: Filamente, Pulver, Harze, Silikon und Keramik. Was uns bei dieser Ausgabe auffiel, war der Fokus auf Maschinen zur Charakterisierung von Materialien (insbesondere von Pulvern) oder auch auf deren Herstellungsverfahren. Im Gespräch mit Microtrac MRB, einem führenden Anbieter von Pulvercharakterisierungsgeräten für die additive Fertigung, erzählte uns Dr. André Klicpera: „Der 3D-Druck ist einer der wichtigsten Bereiche, in denen wir die Notwendigkeit dieser Arbeit sehen, da die Größe und Form der Partikel für die Qualitätskontrolle sehr wichtig sind. Diese Technik wird für Metalle, Polymere und sogar Keramiken verwendet. Die Nachfrage steigt stetig an. Forschung und Entwicklung sind ebenfalls ein wichtiger Bereich für diese Art von Arbeit.“ Diese Charakterisierungsarbeit ist auch für das Recycling von Materialien von entscheidender Bedeutung, da der gesamte Markt auf diese Herausforderung der Nachhaltigkeit achtet.
3D-Drucker in jedem Ausmaß und für jede Druckgeschwindigkeit
Auf der diesjährigen Formnext wimmelte es von 3D-Druckern in jeglicher Größe. Einige Hersteller setzten auf große Formate – man denke nur an BigRep und Hage3D, die nach Bekanntgabe ihres Zusammenschlusses einen Stand mit großen Teilen und entsprechend großen Maschinen hatten -, während andere sich für den Mikrodruck entschieden, wie UpNano. Was uns in diesem Jahr jedoch besonders auffiel, war vielmehr die Anzahl der FDM-Desktop-Lösungen, die wieder in den Vordergrund rückten. Wohlgemerkt, nicht irgendwelche Maschinen, sondern Lösungen, die eine höhere Druckgeschwindigkeit bieten. Die Anwender scheinen auf der Suche nach einem schnellen und wiederholbaren Modell zu sein. Das hat man an der Begeisterung für den Bambu Lab gesehen, aber auch am Stand von Creality, das seine neue Maschine mit höheren Druckgeschwindigkeiten ausstellte. Der Materialhersteller Polymaker stellte sein Sortiment an Hochgeschwindigkeitsfilamenten PolySonic™ PLA vor, das auf diese Herausforderungen zugeschnitten ist.
Auf der industriellen Seite enthüllte Stratasys seine brandneue 3D-Drucklösung für Extrusion, die F3330. Sie ist doppelt so schnell wie andere Modelle auf dem Markt, verfügt über mehrere Extruder, einen neu gestalteten und zuverlässigeren Kopfbewegungsmechanismus und bietet ein großzügiges Druckvolumen von 600 x 600 x 800 mm.
Künstliche Intelligenz und Additive Fertigung
Wenn Sie durch die Gänge der Messe geschlendert sind, werden Sie an einigen Ständen zwangsläufig auf den Begriff „Künstliche Intelligenz“ gestoßen sein. Tatsächlich verlassen sich immer mehr auf dieses Konzept, das Maschinen ermöglicht, die menschliche Intelligenz zu imitieren und so menschliche Eingriffe und Arbeitskosten zu reduzieren. Auch wenn die KI derzeit aufgrund der Fragen, die sie aufwerfen kann, in aller Munde ist, bleibt sie ein mächtiges Werkzeug für die Industrie in allen Sektoren. Es gibt jedoch viele Akteure, die auf diesem „Buzz Word“ surfen und man könnte sich fragen, was sich wirklich hinter diesem Begriff verbirgt.
Es wurden jedoch einige Anwendungen entdeckt, die sich auf dieses Konzept und Maching Learning stützen, um ein innovatives Produkt anzubieten. So zum Beispiel das australische Unternehmen Automation Acoustics, das Sensoren entwickelt, die anhand der Geräusche, die die Maschine von sich gibt, Fehler in einem 3D-Drucker erkennen können. Das Unternehmen stützt sich dabei auf sieben Jahre Forschung und Daten, indem es sich die Geräusche anhört, die von Fertigungsmaschinen ausgehen. Im Moment konzentriert sich das Unternehmen auf die Fertigungs-Lösungen DED und WAAM. Auf der Softwareseite kann man die Lösung PRINT&GO erwähnen, die sich auf KI stützt, um Druckfehler zu erkennen und Daten über die ausgeführten Drucke zu sammeln. Ziel ist es, diese Daten zu nutzen, um das Verhalten der Maschine besser zu verstehen, den Workflow zu erleichtern und die Produktivität zu steigern.
Formnext 2023 konzentriert sich auf lokale Herstellung
Die additive Fertigung reagiert auf bestimmte Anwendungen, so kann sie ihr volles Potenzial entfalten. Schon seit einigen Jahren präsentieren die Aussteller auf der Formnext Teile, zeigen, wie sie verwendet werden können, etc. Doch in diesem Jahr war diese Anwendungsdimension noch stärker ausgeprägt, mit einem starken Fokus auf verschiedene treibende Sektoren der Industrie. Wie wir bereits in einem eigenen Artikel gezeigt haben, stand die Automobilbranche in diesem Jahr besonders im Mittelpunkt, mit einem eigenen Bereich für Autoteile, der in Zusammenarbeit mit Daimler organisiert wurde. Auch die Medizintechnik kam nicht zu kurz, mit einigen Ausstellern, die sich auf den Gesundheitssektor spezialisiert hatten. Schließlich betonten die Organisatoren der Messe die Bedeutung des Verteidigungs– und Luftfahrtsektors.
Außerdem bemerkten wir die Bedeutung der lokalen Fertigung auf der Formnext 2023, mit mehr Bereichen, die dem einen oder anderen Land gewidmet sind: Die nordischen Länder standen dieses Jahr im Mittelpunkt, aber wir hatten auch einen Bereich USA, Australien, mehrere, die Deutschland gewidmet waren, Bereiche für bestimmte Regionen wie die Region Nouvelle-Aquitaine, usw. Im Gespräch mit einigen Nutzern der Technologie erzählten sie uns, dass es für sie wichtig sei, lokale Partner zu finden, sowohl im sozialen als auch im ökologischen Bereich.
Auf jeden Fall bestätigt die Formnext 2023 das Interesse an der additiven Fertigung in der Industrie. Die geopolitische Lage ist derzeit besonders angespannt und das wirkt sich zwangsläufig auf den Markt aus. Dennoch ist dieser sehr dynamisch und zeigt Anzeichen von Wachstum: Während einige Aussteller ihre Stände erheblich verkleinert haben, haben andere sie vergrößert und es waren einige neue Aussteller auf der Veranstaltung vertreten. Wir erleben zurzeit einen Wendepunkt in der additiven Branche und die nächsten Monate werden für viele Akteure entscheidend sein. Wir sehen uns nächstes Jahr vom 19. bis 22. November zu einer neuen Ausgabe wieder!
Wie lautet Ihre persönliche Formnext Bilanz? Was hat Ihnen auf der Messe am besten gefallen? Lassen Sie uns dazu einen Kommentar da, oder teilen Sie es uns auf Facebook oder LinkedIN mit. Möchten Sie außerdem eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuigkeiten im 3D-Druck und der Additiven Fertigung direkt und bequem in Ihr Postfach erhalten? Dann registrieren Sie sich jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter.
*Bildnachweise: 3Dnatives