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Cocuus über den Einsatz des 3D-Drucks für die Lebensmittelproduktion

Am 25. Oktober 2021 von Regina P. veröffentlicht

Die additive Fertigung wird schon längst nicht mehr nur für die Herstellung von Prototypen aus Thermoplasten eingesetzt. Der Fortschritt bei der Entwicklung neuer Materialien hat es ermöglicht, dass die Technologie heute in einer Vielzahl von Sektoren eingesetzt werden kann. Dazu zählt auch die Gastronomie. Immer mehr Unternehmen sind auf der Suche nach Lösungen, mit welchen Lebensmittel auf einfachere Weise oder ohne den Einsatz von tierischem Fleisch 3D gedruckt werden können. Zu diesen Unternehmen zählt auch das spanische Unternehmen Cocuus, welches sowohl additiv als auch subtraktive Fertigungslösungen für Lebensmittel selbst entwickelt hat. Um mehr über die Methoden und dem Einsatz des 3D-Drucks in Erfahrung zu bringen, haben wir mit Patxi Larumbe, einem der Gründer von Cocuus, gesprochen.

3DN: Können Sie sich und Ihre Verbindung zum 3D-Druck kurz vorstellen?

Wir sind ein Unternehmen, das seit 20 Jahren 3D-Drucker entwickelt. Die meisten Leute kennen den 3D-Druck erst seit 6 oder 7 Jahren, aber wir arbeiten schon viel länger in diesem Bereich. Bei unserem Team handelt es sich daher um Leute, die bei der Entstehung des 3D-Drucks seit Anfang an dabei waren. Zu meiner Person, mein Name ist Patxi Larumbe, ich bin strategischer Direktor des Unternehmens und gemeinsam mit Daniel Rico einer der Gründungspartner. Was die Technik betrifft, so bin ich Experte für CAD-CAM-CAR-Systeme, Robotik und industrielle Laserschneidsysteme.

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Das Cocuus Team

Ich habe das Labor in Cizur Menor gegründet, um mich der Erforschung von Laseranwendungen in der Industrie, im Bildungswesen und in der Gastronomie zu widmen. Aus diesem Grund sehe ich mich als Experten für fast alle Prozesse, die beim Einsatz von Lasern anwendbar sind. Dazu gehören CO2-, Faser-, Rubin-, Dioden- und UV-Dioden und die Berechnung von Optiken zur Prozessoptimierung sowie Strahl- und optische Ausrichtungen, Einsatz von DSP-Karten, Robotik, Schrittmotoren, Servomotoren, Treiber, kartesische Achsen, Delta und Systeme mit Galvos. Darüber hinaus verfüge ich über Kenntnisse im Bereich der Showlaser-Beleuchtung. Außerdem verfüge ich über Wissen zur Programmierung von Systemen mit ILDA-Standard, der Programmierung von Arduinos und Firmware Marlin und GBRL, Stereolithographie-Systeme.

3DN: Wie ist die Idee zu Cocuus entstanden?

Als das Patent für den 3D-Druck nach 20 Jahren auslief, beschlossen wir, dass wir keine 3D-Drucker herstellen wollten, die Plastik drucken, so wie alle anderen es tun. Also beschlossen wir, uns auf den 3D-Druck von Lebensmitteln zu konzentrieren. Damals waren wir zu Recht der Meinung, dass dies ein Bereich mit weniger Konkurrenz sein würde. Denn der 3D-Druck von Lebensmitteln wird nur von sehr wenigen Unternehmen auf der Welt angeboten.

Wie bei vielen anderen Unternehmen begann alles mit ein paar Treffen von „Machern“, an einem Tisch mit Arduino-Boards und Bierdosen. Darauf fundiert der Keim einer Freundschaft sowie eines Bündnisses, welches uns dazu brachte, unsere Jobs aufzugeben und auf das Unternehmertum zu setzen. Was sehr schwierig sein kann – aber es ist nach wie vor die selbe Motivation und der Glaube an das, was wir tun, welcher uns bis hierher gebracht hat, auch wenn wir noch einen langen Weg vor uns haben.

Bild: Cocuus

Die erste Lasermaschine, die wir zusammengebaut haben, wurde für die Zubereitung eines Abendessens für unsere Freunde eingesetzt, mit welcher wir verschiedene Gerichte kreiert haben.  Diese überraschten mit ihrer Neuartigkeit aber auch durch das Potenzial, welches die Technologie für Restaurants bieten könnte. Daraus entstand schließlich das Interesse, den Köchen neue Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen, sowohl für das Schneiden des Grundprodukts als auch zum Formen oder zum Ändern von Texturen bzw. zur Fertigung von Gravuren und Zeichnungen auf den Lebensmitteln.

3DN: Können Sie erklären, welche 3D-Druck Technologie zum Einsatz kommt?

Wir setzen die 3D-Technologie in verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichen Ansätzen ein. Der erste ist der Einsatz einer bahnbrechenden 3D-Technologie, die auf einem subtraktivem Druck anstelle eines additiven Drucks basiert, was sich völlig von dem unterscheidet, was man sonst kennt. Wir verwenden Lasermaschinen, die etwas größer sind als ein Backofen, wir geben die Lebensmittel hinein und formen sie mit Ausschnitten. Die Reste sind wiederverwertbar, und wir konnten zudem herausfinden, wie verschiedene Lebensmittel auf einen so intensiven Strahl reagieren.

Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass Gastronomen, Köche, Caterer und Veranstaltungsfirmen sehr von den Möglichkeiten angetan sind, welche die Beschriftung oder Gravur von Lebensmitteln bietet. Und je mehr wir an diesen Projekten arbeiten, desto mehr gefällt uns, was wir tun. Ich erinnere mich an ein Projekt mit einigen Kindern in der Schule, als das Personal in der Kantine sagte: „Die Kinder schauen sich das Obst nicht einmal an.“ Wir haben mit unseren Maschinen Apfelschildkröten geschnitzt, und am Ende der Veranstaltung war nicht eine einzige übrig.

Dann haben wir festgestellt, dass uns die Farbe in unseren Produkten fehlt, und wir haben sie dank des Lebensmittel-Tintenstrahldrucks aufgetragen. Um es klar zu sagen: Wir verwenden einen Papierdrucker mit Lebensmitteltinten, aber anstatt auf Papier zu drucken, malt er auf einen Donut, auf einen Kuchen oder auf den Schaum von Kaffee oder Bier.

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Zeichnungen die mit dem Laser auf einen Apfel graviert wurden (Bild: Cocuus)

Während der Pandemie mussten wir diese Art von Produkten ein wenig beiseite lassen, weil es keine Veranstaltungen gab und das Gastgewerbe die ganze Zeit über sehr gelitten hat, so dass es schwierig gewesen wäre, diese Dienstleistungen anzubieten. Also haben wir uns der Entwicklung des 3D-Drucks in der Geriatrie und im Krankenhaus zugewandt, um für Menschen, die nicht kauen können oder Schluckbeschwerden haben, Lebensmittel zu produzieren, die leichter zu konsumieren sind, aber äußerlich echten Gerichten sehr ähnlich sehen.

Schließlich beschäftigen wir uns auch mit dem Bioprinting, bei dem mimetische Produkte gedruckt werden, die in Aussehen und Beschaffenheit Fleisch- und Fischprodukten so ähnlich wie möglich sind, wobei als Rohmaterial entweder pflanzliche Proteinprodukte oder in Bioreaktoren gezüchtete Zellen verwendet werden.

3DN: Was sind die Hauptvorteile bei Ihrer Methode? Gibt es Einschränkungen?

Der Hauptvorteil, den wir dem Markt bieten, besteht darin, dass wir bei der Bewertung eines Projekts stets auf die industrielle Projektion und Skalierung achten. Wir nehmen nichts in Angriff, was nicht sehr schnell und industriell umgesetzt werden kann. Im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern stellen wir also Maschinen her, die sehr schnell Produkte produzieren. Und wir entwickeln auch Maschinen, die mit verschiedenen Zutaten verwendet werden können, so dass sie mit leichten Modifikationen sowohl zellbasierte als auch pflanzliche Produkte herstellen können.

Was die Einschränkungen betrifft, so wird es immer einige Arten von Lebensmitteln geben, die nicht replizierbar sind, aber die größte Herausforderung oder das größte Hindernis könnte darin bestehen, dass wir nicht in der Lage sind, die folgenden Vorteile in einem planetarischen Maßstab zu übertragen:

  • Die Produktionsweise wird sich ändern müssen, um die Bevölkerung zu ernähren, denn es wird nicht genug Eiweiß vorhanden sein;
  • Unsere Methode hat eine geringere C02-Emission und damit eine geringere Auswirkung auf das Klima;
  • Sie eliminiert die Misshandlung und den Tod von Tieren;
  • Die Methode bietet die Möglichkeit Nahrungsmittel zu entwickeln, die einen noch besseren Nährwert haben.
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Bild: Cocuus

3DN: Wie sind die zukünftige Entwicklung des Lebensmittel 3D-Drucks Ihrer Meinung nach aus?

Wir müssen definieren, was 3D-Druck ist. Wenn wir von 3D-Druck sprechen, also davon, dass man Teig nimmt und ihn in ein Objekt verwandelt, dann liegt die Zukunft des 3D-Drucks größtenteils in den Händen der globalen Produktion. Wir glauben, dass es definitiv Fabriken geben wird, in denen Koteletts herauskommen aber keine Kühe hineingehen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website HIER.

Kennen Sie weitere Innovationen für den 3D-Druck dank Machine Learning? Lassen Sie uns dazu einen Kommentar da, oder teilen Sie es uns auf Facebook, Twitter LinkedIN oder Xing mit. Möchten Sie außerdem eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuigkeiten im 3D-Druck und der Additiven Fertigung direkt und bequem in Ihr Postfach erhalten? Dann registrieren Sie sich jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter.

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