Bold Design über die Nutzung der additiven Fertigung im kreativen Bereich
Die großen Fortschritte des 3D-Drucks haben dazu geführt, dass dieser heutzutage in einer Vielzahl von Projekten und Branchen eingesetzt werden kann. Dies ist unter anderem auf die hohe Flexibilität und die Designfreiheit, aber auch auf die schnelle Herstellung und Kosteneinsparung zurückzuführen. Tatsächlich sieht man in Europa immer mehr, dass kleine und mittlere Unternehmen die additive Fertigung als Produktionsmethode einsetzen – entweder durch den Kauf einer Maschine oder durch einen 3D-Druckservice. Das französische Studio Bold Design hat es sich zum Ziel gemacht, den 3D-Druck in allen Bereichen des kreativen Arbeitens zu etablieren. Dies reicht von Kunsthandwerk über Innenarchitektur bis hin zu anderen Designbereichen. Um mehr über die Arbeit des Unternehmens zu erfahren, haben wir uns mit den Gründern unterhalten.
3DN: Könnten Sie sich und Ihre Verbindung zum 3D-Druck vorstellen?
Hallo! Wir sind William Boujon und Julien Benayoun, Designer und Mitbegründer von Bold Design. Unsere Beziehung zum 3D-Druck hat sich im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt. Wir sind ein Forschungslabor und hinterfragen deshalb ständig die Möglichkeiten und Grenzen der Technologien. Dabei beschäftigen wir uns vor allem mit dem Entwurf von Objekten, Möbeln, Räumen und einer Vielzahl an Produkten für verschiedene Unternehmen. Immer mehr Kunden wenden sich an uns, um 3D-gedruckte Teile und Kollektionen zu entwerfen, die ihren Produkten eine gefühlvollere Seite verleihen. Darüber hinaus veranstalten wir auch zahlreiche Workshops zum Thema 3D-Druck und Design und halten Vorträge zu dem Thema.
3DN: Wie entstand die Idee, Bold Design zu gründen?
2014 baten wir das französische Unternehmen DOOD, im Rahmen der Entwicklung eines Objekts für eine Zusammenarbeit mit dem MIT Media Lab, zahlreiche Modelle für uns zu drucken. Im darauffolgenden Jahr entwarfen wir für DOOD einen FDM-3D-Drucker. Die Idee war es, ihre Drucker aus der Welt der „Maker“ herauszuholen und ein Produkt zu schaffen, welches für die Verwendung in Schulen, Designagenturen, in der Architektur und anderen Branchen geeignet ist. Wir stellten den ersten Prototypen in der Agentur auf und fragten uns, ob es mit diesem Gerät möglich ist, eine ganz bestimmte Form zu drucken. Schon bald kreierten wir unser „3D-Ideenbuch“. Die erste Idee und das erste Experiment zogen Dutzende weitere nach sich. Dadurch, dass wir keine offizielle Ausbildung im 3D-Druck hatten, stammt das meiste unseres heutigen Wissens aus stundenlangem Herumexperimentieren und praktischer Erfahrung mit dem Drucker.
Eine unserer ersten Überlegungen war der Druck von Haaren. Wir überlegten uns Strategien für die Modellierung und führten zahlreiche Tests durch. Als wir unsere Experimente auf den sozialen Netzwerken veröffentlichten, wurde die AYBAR-Galerie aus Miami auf uns aufmerksam und beauftrage uns. Für sie entwickelten wir die Kollektion „POILU“, bestehend aus drei Vasen, hergestellt aus PLA und gefüllt mit Naturfasern wie Bambus, Kokosnuss und Holz. Unser Projekt wurde in zahlreichen Publikationen präsentiert und gewann an viel Aufmerksamkeit, was wir als Möglichkeit sahen, um auf die Themen Design und 3D-Druck aufmerksam zu machen. Dies brachte uns andere Aufträge ein und schon bald arbeiteten wir mit dem Habitat Design Lab und anderen Designern zusammen.
3DN: Welche Technologien und Materialien verwenden Sie bei Bold Design für den 3D-Druck?
Je nach Kunde und Projekt arbeiten wir mit verschiedenen Arbeitsabläufen, Technologien und Materialien. Bei unseren Druckprojekten mit FDM, verwenden wir Rhinoceros und Fusion 360. Die Konfiguration der Dateien erfolgt in Cura und SuperSlicer. Die ersten Modelle drucken wir selbst aus, danach arbeiten wir Hand in Hand mit einem unserer Partner an dem Prototypenbau und der Serienproduktion. Für bestimmte Arten von Projekten, wie beispielsweise die vom Centre Pompidou in Auftrag gegebenen Ateliermasken, arbeiten wir mit dem französischen Unternehmen Cosmyx 3D zusammen. Bei anderen, wie Quincaillerie Moderne, bei welcher wir mehrere Leuchtenkollektionen entwickeln, arbeiten wir mit der Firma Batch.works zusammen, die in London und Amsterdam ansässig ist. Gemeinsam entwickeln wir unsere Produkte so lange, bis sie sowohl technisch, als auch ästhetisch einwandfrei sind.
Auch wurden wir von Unternehmen wie Lynxter kontaktiert, welches uns über die Erfahrungen bei der Entwicklung von 3D-Druckern und der Verwendung von sehr interessanten Materialien, wie Silikon und Keramik berichtete. In diesem Fall haben wir uns tiefgreifend mit den vorgestellten Technologien beschäftigt, die Verfahren in den Werkstätten ausprobiert und uns dann ein Ideenkatalog ausgedacht. Die Dateien wurden dann in Rhinoceros 3D und im Plugin Grasshoper ausgearbeitet. Die Idee dieser Zusammenarbeit war es, unser jeweiliges Know-how zu veranschaulichen und unsere Erfahrungen hervorzuheben. In diesem Zusammenhang haben wir auch eine Kollaboration mit der Pâtisserie Numérique initiiert, um neue Konzepte für 3D-gedrucktes Gebäck zu entwerfen.
Vor Kurzem haben wir mit dem Armines-Labor, dem Carnot-Institut M.I.N.E.S und dem CNRS einen metallgedruckten Prototypen entworfen, der mithilfe von Laserschmelz- und Pulverbindetechniken hergestellt wurde. Wir haben uns mit dem Labor ausgetauscht, um die Vorteile und Grenzen dieser Technologien zu verstehen. Unser Ziel war es nicht, ein funktionales Produkt zu entwerfen, das in Massen hergestellt werden sollte, sondern viel mehr ein außergewöhnliches Werk mit starker visueller Wirkung und vielen Details, um die vielfältigen Möglichkeiten des Materials zu veranschaulichen. Dazu zeichneten wir unsere Vorstellungen und schickten unsere 3D-Dateien anschließend an das Labor, das unsere Skizze anpasste und optimierte, damit sie gedruckt werden konnte. Tatsächlich haben wir das Labor sehr stark in Anspruch genommen, indem wir Formen mit teilweise komplexen und feinen Details entwarfen.
3DN: Welche Vorteile bietet Ihnen der 3D-Druck im Vergleich zu herkömmlichen Methoden?
Wir versuchen immer für jedes Projekt, die richtige Methode zu verwenden. Der Einsatz des 3D-Drucks bietet dabei viele Vorteile, beispielsweise können wir Projekte in verschiedenen Größenordnungen, Typologien und Materialien entwickeln. Besonders gefällt uns dabei die Personalisierung und Kreativität, die die Technologie bietet, auch ist es relativ einfach, neuen Materialien durch das recyclen von Produktionsresten, eine neue Form und Ästhetik zu geben. Wenn wir Produkte für die Massenproduktion herstellen, ermöglicht es uns der 3D-Druck, Objekte so nah wie möglich am Endverbraucher zu produzieren. Außerdem können wir so die Lagerhaltung minimieren, indem wir in kleinen Serien auf Abruf produzieren, ohne notwendigerweise die Kosten erhöhen zu müssen. Durch die additive Fertigung können wir sowohl den ästhetischen Aspekt, als auch die technischen Elemente gestalten und den menschlichen Eingriff minimieren – so können wir präzise und qualitativ hochwertige Objekte zu sehr vernünftigen Preisen herstellen.
3DN: Haben sie noch letzte Worte an unsere Leser?
Wir glauben fest an das Potenzial der additiven Fertigungstechnologien. Tatsächlich sind sie bereits überall zu finden, von fortschrittlichen medizinischen Lösungen im Nanometerbereich, bis hin zu großflächigen Bauvorhaben, Beton und vielen anderen Möglichkeiten.
Bei der Herstellung von Gegenständen, Möbeln und Gebäuden ermöglicht uns der 3D-Druck eine einfache und schnelle Wiederverwendung dessen, was heute noch als Abfall betrachtet wird. Wir befinden uns an einem Punkt in der Geschichte, an dem wir die begrenzten Ressourcen der Erde weitestgehend ausgeschöpft haben. Andererseits werden wir von Abfällen überschwemmt, die bei der Produktion von Konsumgütern anfallen. Es ist an der Zeit, die alten Materialien in groß angelegten Projekten wiederzuverwenden und die Zukunft neu zu gestalten. Weitere Informationen finden Sie HIER auf der Website von Bold Design.
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*Titelbildnachweis Emmanuelle Roule