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3Dnatives Labor: Der 3D-Drucker Anet E10 im Test

Am 31. August 2017 von Raphael S. veröffentlicht
Anet E10

Mit der steigenden Bekanntheit des 3D-Drucks steigt ebenso die Nachfrage nach immer erschwinglicheren und effizienteren Modellen für Verbraucher. Auf Kickstarter beispielsweise unterbieten sich Hersteller immer wieder, den günstigsten 3D-Drucker anzubieten, einige Produkte kann man schon für unter 100€ erwerben. Es gibt aber auch Kits bzw. Bausätze für 3D-Drucker, die man selbst zusammenbauen muss und wir haben euch ein Ranking zusammengestellt, wo ihr euer bestes Kit findet.

In unserem heutigen Test stellen wir euch einen Bausatz aus dem Hause Anet vor, einem chinesischen Lowcost Hersteller für FDM-3D-Drucker. Erst Mitte Juli kam der Anet E10 als Nachfolger des A8 und des A6 auf den Markt und wir von 3Dnatives testen ihn auf Herz und Nieren. Der 3D-Drucker verspricht viel: hohe Präzision, beheiztes Druckbett, Aluminiumrahmen und eine benutzerfreundliche Handhabung – also ein perfekter Einstieg in die Welt des 3D-Drucks, aber kann er auch das halten, was er verspricht?

Unboxing

Die Verpackung des Druckers spielt eine große Rolle, denn ohne die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen kann bei der Lieferung vieles kaputtgehen, vor allem wenn der 3D-Drucker aus China versandt wird und 10.000 km unterwegs ist. Beim Öffnen des ca. 9kg schweren Kartons springt einem erstmals der Quick Start Guide sowie zwei Packungen mit weißem Testfilament entgegen. Der Anet E10 selbst ist in Schaumstoffverpackung stoßsicher eingebettet und besteht aus zwei Teilen plus der Steuereinheit. Zusätzlich dazu befinden sich im Lieferumfang noch weitere Einzelteile wie Schrauben oder Ersatzteile und den notwendigen Tools für den Zusammenbau. Ein USB-Kabel und eine Micro-SD Karte inklusive Adapter ist ebenso dabei. Letztere wird nicht nur für den „Offline-Druck“ benötigt, sondern enthält darüber hinaus Software, Anleitungen für die Installation und Testmodelle zum Drucken.

Anet E10

Die Ästhetik der Verpackung kann mit den konventionellen Herstellern wie Ultimaker oder MakerBot nicht verglichen werden, stattdessen ist sie auf das Nötigste beschränkt. Dafür möchte Anet mit der Technik des E10 überzeugen, diese beinhaltet wie folgt:

  • Rahmen aus Aluminium
  • Bauvolumen: 220 x 270 x 300 mm
  • Düsendurchmesser: 0.4 mm
  • Schichtdickte: 0.1 – 0.4 mm
  • Genauigkeit: XY: 12 µm Z: 4 µm
  • Druckgeschwindigkeit: 40 – 120 mm/s
  • Materialien: PLA, ABS, HIPS, TPU, PP, Nylon, Wood-Filament
  • Dateiformate: STL, OBJ
  • Beheiztes Druckbett (bis zu 100 °C)
  • Software: Cura
Anet E10

Der Lieferumfang des Anet E10

Installation

Der Anet E10 muss im Unterschied zu Plug&Play 3D-Druckern zunächst zusammengebaut werden. Die Anleitung dazu befindet sich im Handbuch, allerdings ist diese meiner Meinung nach ziemlich mager und recht wenig ausführlich. Ich rate daher dazu, auf die ausführliche Anleitung auf der SD-Karte zurückzugreifen, nicht nur um den Zusammenbau zu beschleunigen, sondern ebenfalls um Fehler zu vermeiden.

Anet E10

Nach dem Zusammenschrauben müssen noch alle Kabel angesteckt werden

Zunächst muss man die beiden Rahmenteile zusammenstecken und befestigen, hier gibt es auch gleich noch etwas zu beachten, um im Nachhinein keine Probleme zu bekommen: Die Anschlüsse für die Z-Achsen Motoren sind standardmäßig nach innen gerichtet, das blockiert aber später das Druckbett und man sollte sie vom Rahmen lösen und die Motoren nach hinten drehen, sodass die Anschlüsse nach hinten zeigen. Gleich danach kann man die Spulenhalterung an der Steuereinheit installieren und die Kabel am 3D-Drucker anschließen, diese sind für Motoren, X-Y-Z-Achsensensoren und das Hotend. Insgesamt dauert der Zusammenbau nur eine Stunde, je nach Fingerfertigkeit. Einen wichtigen Punkt darf man nicht vergessen: Die Riemen sollten vor Inbetriebnahme noch stärker gespannt werden, sonst sind sie zu locker und die Druckqualität leidet.

Anet E10

So sollte der 3D-Drucker fertig aufgebaut aussehen

Um nun mit dem Drucken beginnen zu können, muss nur noch das Filament eingeführt werden. Ich rate, zunächst den Teflonschlauch von der Extrudereinheit zu entfernen und das Material direkt ins Hotend einzuführen, da sich das Filament sonst verkanten könnte und blockiert. Anschließend muss der Anet E10 kalibriert und konfiguriert werden, beginnend mit dem Druckbett. Das kann ganz einfach offline getan werden, da die Achsen ausgeschaltet ohne Probleme bewegt werden können. Nachdem dieser Schritt abgeschlossen ist, so kann man sich an die Einrichtung der Software kümmern.

Software

Anet setzt beim Slicing Programm auf die Open-Source Lösung Cura von Ultimaker, somit ist der 3D-Drucker mit Windows, Mac und Linux kompatibel. Bei diesem Test wurde der Einfachheit halber ein Windows PC verwendet, da Anet eine vorgefertigte Konfigurationsdatei für Cura gleich mitgeschickt hat (Cura 14.07). Für Mac müsste man die Daten manuell eingeben, was aber kein Problem darstellen sollte.

Die Installation und der Import der Konfigurationsdatei geht schnell und unkompliziert, in weniger als 10 Minuten sollte der Slicer eingerichtet sein, eine ausführliche Anleitung kann man auf der mitgelieferten MicroSD Karte finden. Die Steuerung des Druckers selbst funktioniert über einen LCD-Bildschirm mit Drehknopf. Leider ist das Menü etwas unübersichtlich und manche Einstellungen sind schwer zu finden, nach ein wenig Einarbeitung dürfte man allerdings einen Überblick bekommen.

Anet E10

Die Menüführung wird durch einen Drehknopf gesteuert

Ersten Drucke

Laut dem Hersteller kann der Anet E10 mehrere Materialien verarbeiten, dazu gehören PLA, ABS, HIPS, PETG und weitere. Für diesen Test haben wir uns jedoch auf die Druckqualität von Polylactide (PLA) mit verschiedenen Parametern beschränkt. Insgesamt wurden mit dem 3D-Drucker vier unterschiedliche Bauteile gedruckt, die sich in ihrer Komplexität unterscheiden.

Bei einfacheren Bauteilen, wie zum Beispiel der Pyramide, gibt es nichts auszusetzen und das Resultat überzeugt voll und ganz. Je komplexer das zu druckende Bauteil aber ist, desto unpräziser wird der Druck und man hat später mit einigen Problemen zu kämpfen. So hat die Büste (siehe unten) zwar funktionell keinen Wert, optisch jedoch lässt die Detailgenauigkeit zu wünschen übrig. Bei der Schraube + Mutter sieht der Druck einwandfrei aus, nichtsdestotrotz kann man die Mutter aber nicht aufschrauben, da sie sich ab ca. der Hälfte verkantet.

Weitere 3D-Drucker Tests finden Sie in unserem 3Dnatives Labor!

Fazit

  • Lieferumfang 7/10
  • Software 5/10
  • Qualität des Druckes 8.5/10
  • Benutzerfreundlichkeit 5/10
6.4 / 10

Zusammenfassend kann man sagen, dass es noch sehr viele Lücken und Problemchen gibt, mit denen der Anet E10 zu kämpfen hat. So einfach und schnell wie der Aufbau sein mag, für uns gab es immer wieder Verbesserungspotenzial in einigen Belangen.

Abgesehen von der Qualität der Drucke, die überwiegend zufriedenstellend ist, muss man sich mit so allerhang Problemen vor Beginn des Druckprozesses herumschlagen. Eine verstopfte Düse, das Filament verkantet beim Einführen, das Menü hängt. Außerdem zeichnet sich die Betriebssoftware nicht gerade durch Übersichtlichkeit aus. Alles in allem muss man trotz korrektem Aufbau noch sehr viel tüfteln und gegebenenfalls ändern, wenn man ein gutes Resultat erzielen will (oder überhaupt anfangen will zu drucken).

Dieses Risiko ist bei Bausätzen aber ohnehin gegeben und der E10 ist keine Ausnahme. Wer einen günstigen 3D-Drucker, wie diesen, für den Eigenbau sucht, der sollte handwerklich versiert sein, sofern die Entscheidung auf den neuesten 3D-Drucker von Anet fällt. Mit dem Code „FCAnetE10“ gibt es den Drucker für 240€ bei Gearbest zu kaufen.

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  1. Anonymous sagt:

    Visitor Rating: 10/10

  2. Moritz M. sagt:

    Visitor Rating: 1.5/10

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