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Schuhe by Alex Reed: Moderner 3D-Druck trifft uraltes Handwerk

Am 13. September 2017 von Moritz M. veröffentlicht
alex reed 3D-Druck

Wir sind vor einiger Zeit auf den Schuhmacher Alex Reed aufmerksam geworden, der nicht nur mit seinen außergewöhnlichen Schuhdesigns für Furore sorgt, sondern auch dadurch, dass er modernen 3D-Druck mit dem uralten Handwerk des Schuhmachers verbindet. Wir haben uns mit Alex Reed unter anderem darüber unterhalten, wie er auf diese Idee kam und was er von Adidas und dessen Bemühungen in der additiven Fertigung hält.

alex reed 3D-Druck

Der Londoner Schuhmacher Alex Reed. Bild via Alex Reed

3Dnatives: Kannst du uns über dich und deine ersten Erfahrungen im 3D-Druck erzählen?

Ich bin 31 Jahre alt und komme ursprünglich aus London. Dort habe ich sieben Jahre lang als Schuhmacher gearbeitet und habe für Kunden handgefertigte Schuhpaare gefertigt, die alle möglichen Arten von Unisex Schuhen umfassten. Ehrlich gesagt hatte ich zunächst Photographie an der Art School studiert, bis ich eines Tages einen Schuhmacher getroffen haben, der sein Wissen um die Herstellung von Schuhen unbedingt weitergeben wollte. Er unterrichtete mich in diesem Handwerk in einem Workshop und stellte mich anschließend als Schuhmacher ein. Wir hatten einen sehr kleinen Laden, wo ich im hinteren Teil damit beschäftigt war, die Kundenwünsche zu erfüllen. Wir wuchsen allerdings recht schnell und verkauften bald schon Schuhe an Selfridges, Harrods und ASOS, um nur einige zu nennen. Wir vergrößerten bald schon unsere Produktion in London und ich begann, junge Leute in diesem Handwerk auszubilden und die Fähigkeiten, die ich gelernt hatte, weiterzugeben.

Als jemand, der keine Collegeausbildung in Schuhdesign beziehungsweise in der Schuhfertigung erhielt, war ich immer etwas über die doch recht antiquierten Herstellungsverfahren besorgt. So begann ich, nach neuen Techniken und Verfahren zu suchen, mit denen Schuhe gefertigt werden könnten. Dies führte mich zum 3D-Druck als eine Methode um Schuhleisten zu fertigen(Anm. d. Red.: Schuhleiste ist eine Form, die einem Fuß nachempfunden ist und dazu dient, einen Schuh zu produzieren).

Ich begann mich mit unterschiedlichen 3D-Drucktechnologien und 3D-Scansoftware auseinanderzusetzen. Hierbei stieß ich auf Autodesk und deren Workshop Pier 9 in San Francisco. Ich bewarb mich dafür und war überglücklich, genommen worden zu sein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich praktisch keinerlei Erfahrung im Bereich des 3D-Drucks, doch die super Unterstützung vor Ort führte dazu, dass ich ziemlich schnell alles Notwendige erlernte.

Mein erstes Projekt bei Pier 9 war die Herstellung meines ersten eigenen Paares Schuhe aus Polycarbonat mithilfe eines Fortus M450mc. Dies kostete zwar 10 Mal mehr als die Kosten eines Paares aus der Schuhfabrik, doch ich war trotzdem von dem Ergebnis vollkommen angetan.

3Dnatives: Wie läuft der Prozess der Schuhherstellung mithilfe der additiven Fertigung bei dir ab?

Wenn ich einen neuen Schuh drucken möchte, mache ich mir zunächst einmal Gedanken über das Aussehen und welches Ziele, mit diesem Exemplar verfolgt werden. Dann kümmere ich mich um das Material, was in meinen Augen mit am Wichtigsten ist. Bis jetzt, habe ich meine Schuhe überwiegend aus Leder, Polyestergewebe und 3D-gedrucktem TPU Filament (z.B. Ninjaflex) gefertigt.

Die Drucker, die es bei Pier 9 gibt, sind meistens FDM-Drucker und ich bin gerade dabei, das Potential von Selektivem Lasersintern für mich und meine Schuhe zu entdecken. Ehrlich gesagt, eignet sich FDM beziehungsweise die Schmelzschichtung nicht so gut für die Umsetzung meiner Ideen, da immer mindestens eine Schicht komplett flach auf der Platte liegen muss.

Das Entwerfen des Schuhs geht meistens sehr schnell, indem ich meine Ideen in mein Notizbuch kritzele und ich dies dann meistens mithilfe der CAD/Cad Software Fusion 360 umsetze. Wenn dies dann einmal geschafft ist, kann ich mich gleich ans Drucken machen und das ist das Gute an dem 3D-Druck. Die Zeit, die ich mir so spare, nutze ich dazu, neue Stile zu entwerfen und meine fertigen Modelle auf Herz und Nieren zu testen und etwaige Probleme zu beseitigen.

Wenn ich dann die unterschiedlichen 3D-gedruckten und mithilfe eines Lasers zu recht geschnittenen Schuhkomponenten vorliegen habe, füge ich diese manuell zusammen, so wie ich es in der Schuhwerkstatt gelernt habe.

3Dnatives: Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich für dich in der Schuhfertigung, seitdem du Pier 9 von Autodesk verlassen hast?

Für ein paar Monate ein Teil der Autodesk Familie gewesesen zu sein, war eine großartige Erfahrung, sowohl im Pier 9 als auch außerhalb. Ich habe in dieser Zeit Leute getroffen, die daran arbeiten, die nächste Generation 3D-Drucker zu bauen, neue Slicing Software zu entwickeln und welche wiederum, die für Filamentehersteller arbeiten. Außerdem habe ich viele Gleichgesinnte getroffen, die ebenfalls 3D-Druck für die Schuhfertigung verwenden, sei es von kleinen Startups oder großen Sportkonzernen. Zudem wurde mir durch das interne PR-Team von Autodesk die Möglichkeit gegeben, Leute wie euch kennenzulernen!

3Dnatives: Wie siehst du die Zukunft des 3D-Drucks in der Schuhindustrie?

Die Zukunft des 3D-Drucks in der Schuhindustrie hat eine rosige Zukunft, aber dennoch bin ich mir nicht sicher, ob inzwischen jeder weiß, wo genau dieses Potential liegt. Dies macht die Gegenwart gerade zu einer sehr spannenden Zeit für mich als unabhängigen Maker und große Unternehmen, da man noch sehr viel testen und ausprobieren kann. Adidas zum Beispiel hat inzwischen sehr viel Geld für die Umstellung von Teilen der Produktion auf die additive Fertigung investiert, wobei ich dies eher als PR-Gag sehe als ein ernstgemeintes Investment.

Medizinische Einlegesohlen haben sich inzwischen durch den 3D-Druck großartig entwickelt, da man den Fuß einscannen und dann die Sohle optimal an den Fuß des Kunden angepasst, drucken kann. Aber schaut, welches Potential hier drin steckt!

3Dnatives: Was sind deine Projekte für die Zukunft mit Alex Reed Shoes?

Gerade beschäftige ich mich damit, die Art und Weise zu verändern, wie Leute das Produkt Schuh konsumieren. Der 3D-Druck kann nicht nur Schuhe herstellen, sondern man kann damit auch Schuhe reparieren anstatt sie nur zu benutzen und dann bei dem kleinsten Makel wegzuwerfen. Der globale Energieverbrauch und die Umweltverschmutzung durch die Schuhindustrie sind gigantisch. Ich sehe durch die neuen Technologien viele Möglichkeiten, um energiesparender und direkt vor Ort zu produzieren. Ich entwickle gerade eine neue Schuhkollektion, die einige dieser erwähnten Punkte aufgreift und zudem bequem zu tragen ist.

3Dnatives: Hast du noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser?

Ich kann euch das Residency Program bei Pier 9 nur wärmstens empfehlen. Alle meine Autodesk Projekte findest du hier und mich auch auf Instagram unter alexreedshoes.

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