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Additive Fertigung bei Lufthansa Technik: Ein Interview

Am 2. Januar 2020 von Lukas Johannes B. veröffentlicht
Additive Fertigung bei der Lufthansa

Auch in der Luftfahrtbranche spielt die Addititive Fertigung eine große Rolle. So prognostizierte die Studie „Global Commercial Aerospace 3D Printing Market“  für den Zeitraum zwischen 2017 und 2021 einen Wachstum von 23,01% innerhalb der Luft- und Raumfahrtindustrie. Auch Lufthansa, eines der größten Fluggesellschaften Europas, greift die 3D-Technologie bereits auf. Wir berichtet bereits über das AM Center der Lufthansa, dessen Ziel es ist, 3D-Technologien in den Produktionszyklus zu integrieren und deren Reifegrad zu erhöhen. Um mehr über den Einsatz der additiven Fertigung bei der Lufthansa zu erfahren führten wir ein Interview mit Frau Dr. Aenne Köster. Viel Spaß beim Lesen!

3DN: Könnten Sie sich und Ihre Verbindung zur Additiven Fertigung kurz vorstellen?

Mein Name ist Aenne Köster. Ich bin promovierte Materialwissenschaftlerin und leite seit Anfang 2018 das Additive Manufacturing Center (AM Center) bei Lufthansa Technik.

3DN: Wie entstand die Idee des AM Centers? Was sind Ihre Ziele?

Frau Dr. Aenne Köster

Lufthansa Technik hat das bereichsübergreifende AM Center mit dem Ziel eröffnet, die Kompetenz und Erfahrung, die das MRO-Unternehmen (Maintenance, Repair and Overhaul) mit dieser neuen Technologie in der Vergangenheit gewonnen hat, zu bündeln und zu erweitern. Das soll den Reifegrad der Technologie erhöhen und die Entwicklung neuer Produkte voranbringen.

Das AM Center setzt auf einen ganzheitlichen Ansatz in der Fertigungstechnologie, um die Entwicklung und Implementierung von additiv hergestellten Produkten zu beschleunigen. Dieser Ansatz reicht vom Design- und Herstellungsprozess über die Qualitätskontrolle bis hin zur Zulassung und Anwendung des Produkts.

Das Zentrum konzentriert sich auf die Cluster Prototyping, Tooling und Flying:

Additiv hergestellte Prototypen werden für Mock-ups oder Fitchecks verwendet (Cluster „Prototyping“). Die anspruchsvollen Aufgaben innerhalb des MRO-Geschäfts erfordern darüber hinaus maßgeschneiderte Werkzeuge. Hier stellt das Zentrum den Werkstätten die passenden Werkzeuge zur Verfügung: von der präzisen Anpassung aus polymeren Werkstoffen bis hin zu den hochfesten Metallpresswerkzeugen (Cluster „Tooling“). Eine der Hauptaufgaben bleibt jedoch die Entwicklung neuer Reparaturen, neuer Ersatzteile oder neuer Komponenten für den Luftfahrteinsatz, unter Berücksichtigung der Anforderungen des Genehmigungsverfahrens und der Qualifizierung des Herstellungsverfahrens (Cluster „Flying“).

Quelle: Lufthansa Technik AG

3DN: Welche Vorteile sehen Sie für sich und allgemein für den Luft- und Raumfahrtsektor mit dem Einsatz dieser Technologie?

Die Vorteile, die die Additive Fertigung birgt, beispielsweise eine höhere Gestaltungsfreiheit von Teilen, eine schnellere Fertigung oder eine Gewichtsreduktion von Bauteilen, sind gegeben und können für neue Produkte am Boden oder in der Luft genutzt werden. Die Lufthansa Technik nutzt die Technologie, um sowohl die Reparatur- und Wartungsprozesse intern effizienter zu gestalten, als auch um additiv gefertigte Einzelteile und neue Reparaturen für Flugzeugbauteile zu entwickeln.

3DN: Welche Herausforderungen bzw. Grenzen gibt es?

Ob ein Werkzeug oder Flugzeugbauteil additiv gefertigt werden kann, muss zunächst bauteilspezifisch bewertet werden. Hier wird beispielsweise geprüft, welche Restriktionen es noch seitens der Technologie bezüglich Material, Oberflächengüte oder Bauteilgröße gibt.

Darüber hinaus ist es beim Einsatz der Additiven Fertigung für Reparaturen und die Herstellung von Ersatzteilen oder Werkzeugen innerhalb des MRO-Geschäfts zwingend erforderlich, die Rechte Dritter zu respektieren, genau wie beim Einsatz konventioneller Fertigungsverfahren. Nach diesem Prinzip arbeitet Lufthansa Technik bei allen Entwicklungen von Einzelteilen oder neuen Reparaturen.

Collin Theiss, Ingenieur im AM Center von Lufthansa Technik, bei der Begutachtung eines im 3D-Druck-Verfahren entstandenen Werkzeugs für Schweißreparaturen – Quelle: Lufthansa Technik AG / Fotograf: Jan Brandes

3DN: Welche zukünftigen Projekte haben Sie im Rahmen des AM Centers?

Alle im AM Center durchgeführten Entwicklungen und Arbeiten haben einen starken Produktfokus. Ziel aller Aktivitäten ist die bestmögliche Nutzung der AM-Technologie für Lufthansa Technik, heute und in Zukunft: Das kann sich im erfolgreichen Einsatz der Technologie wiederspiegeln, in der effizienteren Gestaltung interner Reparatur- und Wartungsprozesse oder in der erfolgreichen Markteinführung additiv gefertigter Einzelteile und neuer Reparaturen für Flugzeugkomponenten.

Eine Auswahl verschiedener 3D-Druck-Teile (größtenteils aus der Kategorie Tooling), die im AM Center von Lufthansa Technik entworfen und gefertigt wurden – Quelle: Lufthansa Technik AG / Fotograf: Jürgen Mai

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Bildquelle Titelbild: Lufthansa Technik AG / Fotografin: Sonja Brüggemann

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