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#3DStartup: MB Therapeutics stellt personalisierbare Medikamente mit 3D-Druck her

Am 6. Februar 2024 von Astrid Z. veröffentlicht

Im Bereich der personalisierten Medizin erweitert der 3D-Druck seinen Anwendungsbereich über Prothesen und Implantate hinaus und wagt sich in ein innovatives Gebiet vor: die Herstellung von Medikamenten. Dieser technologische Fortschritt eröffnet vielversprechende Möglichkeiten für vereinfachte Behandlungen und personalisierte Dosierungen, die auf die einzigartigen Profile der Patienten zugeschnitten sind. Obwohl dieser Ansatz noch in den Kinderschuhen steckt, hat das französische Startup MB-Therapeutics die Initiative zur Entwicklung einer Lösung ergriffen.

Das an der Fakultät für Pharmazie in Montpellier ansässige Unternehmen MB-Therapeutics hat sein innovatives Verfahren vorgestellt, das sich auf die Herstellung personalisierter Medikamente mithilfe des 3D-Drucks konzentriert. Das System mit dem Namen Med-U Modular ist das Ergebnis von acht Jahren Erfahrung und Forschung und zeichnet sich durch seine patientenzentrierte Ausrichtung aus, die ursprünglich den Bedürfnissen von Kindern gewidmet war. Die Gründer, Stéphane Roulon und Ian Soulairol, wollen das Leben junger Patienten vereinfachen, indem sie den hohen Grad der Personalisierung nutzen, den der 3D-Druck bietet. Diese Technologie ermöglicht es MB-Therapeutics, Medikamente mit individuell angepassten Dosierungen und Formen zu entwerfen, die mehrere Wirkstoffe in einer einzigen Tablette kombinieren. Das ultimative Ziel ist es, die Einschränkungen zu überwinden, die mit der Einnahme mehrerer Medikamente verbunden sind. Wir haben uns mit Stéphane Roulon, CEO und Mitbegründer von MB Therapeutics, getroffen, um mehr über diese personalisierten Medikamente zu erfahren und die zukünftigen Pläne des Unternehmens kennenzulernen.

3DN: Könnten Sie MB Therapeutics kurz vorstellen und erzählen, wie Sie zum 3D-Druck gekommen sind?

MB Therapeutics ist ein Startup, das auf der Grundlage von acht Jahren Erfahrung in der Pharmaindustrie, in der Krankenhaus- und Universitätsapotheke zum Thema pharmazeutischer 3D-Druck gegründet wurde. Im Herzen der Pharmaindustrie, in der ich mich seit 2016 mit einer besonderen Leidenschaft für den pharmazeutischen 3D-Druck bewege, suchten wir nach einem flexiblen Weg, um die Entwicklung neuer Medikamente zu katalysieren. Hier erwies sich der 3D-Druck als unser idealer Verbündeter, der einen innovativen und effizienten Ansatz bietet. Im Jahr 2019 begannen wir die Zusammenarbeit mit dem Krankenhausapotheker Ian Soulairol. Ich fand heraus, dass es kein automatisches Verfahren zur Herstellung personalisierter Medikamente gab und dass die Lösungen, die den Kindern angeboten wurden, nicht ideal waren. Daher gründeten wir MB Therapeutics, um diese Probleme anzugehen und generell allen Patienten personalisierte Medikamente anzubieten.

3DN: Wie kam es zur Idee, den 3D-Druck und die Pharmazie zu kombinieren, um personalisierte Medikamente herzustellen? 

Als wir 2016 begannen, nach flexiblen, anpassungsfähigen Verfahren zu suchen, kam der 3D-Druck zum Vorschein. Wir begannen, Standard-3D-Drucker zu testen, um unser Konzept zu validieren, mussten aber feststellen, dass die verfügbaren Materialien nicht unseren spezifischen Anforderungen entsprachen. So begannen wir mit der Entwicklung des pharmazeutischen 3D-Drucks. Diese Idee haben wir dann mit dem MED-U Modular, unserem pharmazeutischen 3D-Drucker, in die Tat umgesetzt.

Stéphane Roulon (links) und Ian Soulairol (rechts).

3DN: Wie funktioniert der Druckprozess mit Ihrem modularen 3D-Drucker MED-U?

Der MED-U Modular ist der erste pharmazeutische 3D-Drucker in Industriequalität. Dieser Drucker entspricht vollständig den pharmazeutischen Standards und wird mit Qualifikationsunterlagen angeboten. Der MED-U Modular enthält bereits drei Arten von 3D-Drucktechnologien, die einfach und schnell ausgetauscht werden können. Der MED-U Modular verfügt über eine Gel-/Pastenextrusionstechnologie mit volumetrischer Dosierung, die eine optimale Genauigkeit und Reproduzierbarkeit bei der Materialablagerung gewährleistet. Wir bieten auch eine Technologie zur Abscheidung von geschmolzenen Filamenten an, die speziell auf die Anforderungen von pharmazeutischen Filamenten zugeschnitten ist, die für ihren technischen Charakter, ihre Zerbrechlichkeit oder ihre hohe Flexibilität bekannt sind. Dies hat uns dazu veranlasst, einen Druckkopf zu entwickeln, der schnell demontiert werden kann und gleichzeitig die pharmazeutischen Normen strikt einhält. Die integrierte Software erfüllt alle Anforderungen der Pharmaindustrie und gewährleistet Rückverfolgbarkeit, elektronische Signaturen, Sicherheit und eine nahtlose Verbindung mit anderen Softwareprogrammen, je nach den Bedürfnissen der Akteure im Gesundheitswesen.

3DN: Was sind die Vorteile der 3D-Drucktechnologie in medizinischen Anwendungen, gerade für kranke Kinder? 

Derzeit erfüllt die Pharmaindustrie bei einigen Erkrankungen nicht die Bedürfnisse der Patienten. In solchen Fällen stellen Apotheker individuelle Arzneimittel für ihre Patienten her, in der Regel manuell oder halbautomatisch. Auf Seiten der Patienten, vor allem bei Kindern, sind Kapseln und Tabletten unpraktisch, da sie das Risiko von Irrwegen und Erstickungsanfällen in sich bergen. Darüber hinaus sind flüssige Suspensionen, die Hilfsstoffe mit bekannten Wirkungen enthalten oder für bestimmte Altersgruppen kontraindiziert sein können, weniger stabil und bergen das Risiko von Fehlern bei der Verabreichung mit Dosierpipetten. Wir bieten daher eine neue Lösung an, mit der Apotheker automatisch Medikamente in individuellen Dosierungen und Formen herstellen können, die die Vorteile von Tabletten und flüssigen Suspensionen vereinen. Diese Medikamente der neuen Generation sind für Kinder geeignet, da sie in einem sehr kleinen Wasservolumen dispergiert werden können. Diese Medikamente sind ohne Hilfsstoffe mit bekannten Wirkungen formuliert und reduzieren Fehler bei der Verabreichung von Dosen. Wir sind die einzigen in Frankreich und weltweit, die über einen 3D-Drucker in Industriequalität verfügen, der den pharmazeutischen Standards entspricht.

médicaments impression 3D

Diese in 3D hergestellten Medikamente weisen ein bohnenähnliches Aussehen auf.

3DN: Wie trägt der pharmazeutische 3D-Druck dazu bei, das Risiko von Dosierungsfehlern zu verringern?

Wenn eine Kapsel geöffnet wird, um einem Kind den Inhalt zu verabreichen, kann die Dosis um bis zu 30% variieren. Bei flüssigen Suspensionen machen etwa 30% der Eltern Fehler bei der Verabreichung zu Hause. Im 3D-Druckverfahren hergestellte personalisierte Arzneimittel tragen zur Sicherheit bei und verringern das Risiko von Dosierungsfehlern, indem sie Formulierungen anbieten, die in einem sehr geringen Wasservolumen dispergierbar oder orodispergierbar sind. Dies gibt den Eltern die Gewissheit, dass sie ihren Kindern die verschriebene Dosis mit Zuversicht verabreichen können. Auf der Seite der Apotheker ermöglicht die Herstellung dieser Medikamente im 3D-Druckverfahren die Automatisierung des Prozesses mit industrieller Fertigungsqualität, während die Flexibilität der manuellen Zubereitung erhalten bleibt.

3DN: Was sind Ihre zukünftigen Projekte?

Zwischen 2023 und 2026 möchten wir mit allen Krankenhäusern, Universitäten und Industriebetrieben zusammenarbeiten, die neue Lösungen für ihre Patienten entwickeln möchten. Diese Zusammenarbeit kann mithilfe des MED-U Modular, unserem pharmazeutischen 3D-Drucker, erfolgen. Im Jahr 2026 werden wir eine schlüsselfertige Lösung vom Drucker bis zur pharmazeutischen Kartusche auf den Markt bringen, die für Offizin- und Krankenhausapotheken bestimmt ist, die Rezepturen herstellen. Diese Lösung wird die automatisierte und personalisierte Herstellung von Arzneimitteln ermöglichen, wobei zunächst Kinder als Zielgruppe im Fokus stehen.

3DN: Haben Sie noch ein letztes Wort an unsere Leserschaft?

Jeder Mensch ist einzigartig! Warum sollten also unsere Medikamente nicht auch einzigartig sein? Bei MB Therapeutics sind wir davon überzeugt, dass bald alle Medikamente mit personalisierten Dosierungen angeboten werden.

médicaments impression 3D

Das Startup schließt sich mit Lynxter zusammen, einem Experten für die Entwicklung und Herstellung von industriellen 3D-Druckern.

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*Bildnachweise: Stéphane Roulon 

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