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3Dnatives Labor: Der 3D-Drucker KODAK Portrait im Test

Am 16. September 2019 von Lukas Johannes B. veröffentlicht
Kodak Portrait

KODAK, das Unternehmen, das uns die bekannten Einweg- und Digitalkameras geliefert hat, betrat 2018 den 3D-Druckmarkt. Mit der Einführung der Maschine KODAK Portrait tritt das Unternehmen offiziell in den Markt der Desktop-FDM-3D-Drucker ein. Wichtig zu wissen ist, dass der 3D-Drucker „Portrait“ ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen KODAK und Smart International ist. Die beiden Partner haben einen Dual-Extrusions-3D-Drucker entwickelt, der in der Lage ist, die meisten der auf dem Markt erhältlichen standardmäßigen und technischen Thermoplaste zu verarbeiten. Darüber hinaus hat KODAK mit seinem Flaggschiff-Debüt ein eigenes Ökosystem hinsichtlich Material und eine spezielle Cloud-basierte Software ins Leben gerufen.

Kodak Portrait

Der KODAK Portrait mit dem gesamten mitgelieferten Zubehör

3Dnatives hatte bisher nur die Möglichkeit, den Drucker bei einigen Veranstaltungen zu sehen. Nun aber hatten wir die Chance, ihn in unserem Labor zu nutzen und zu testen. Also, was sind die wichtigsten Funktionen und wie einfach ist die Bedienung? Welche Materialien kann er verarbeiten und für wen genau ist diese Maschine geeignet? Und natürlich, ist er die Investition von 3.000 Euro wert? Unten finden Sie unsere vollständige Rezension des KODAK Portraits.

1. Auspacken des Kodak Portrait

Der 3D-Drucker wird zusammen mit seinem Zubehör, den Werkzeugen und Filamenten fast fertig aufgebaut in der Box geliefert. Mit einem Gewicht von über 25 kg können zwei Personen erforderlich sein, um ihn sicher aus der Box zu nehmen. Die Box enthält ein Netzkabel, eine Glasbauplatte (plus eine Ersatzplatte), 2 Spulenhalterungen und 2 Spulenkörper, ein Luftfiltergebläse und einen Werkzeugkasten. Alle Komponenten sind fest mit Schutzschaum überzogen und die zerbrechlichen Teile (Glasplatten) haben eigene Schutzabdeckungen. Die einzige erforderliche Montage besteht darin, die Spulenhalterungen und das Luftfiltergebläse auf der Rückseite der Maschine anzuschrauben, praktisch ein 2-minütiger Vorgang.

Die Box enthält zudem eine Vielzahl von Filamentspulen der Marke KODAK. Um genau zu sein, schickte uns das Team neben den standardmäßigen zwei 750g PLA+ und PLA harten Filamentspulen auch eine ABS, eine Nylon 6, eine Flex 98, eine PETG und eine PVA zum Testen. Die Toolbox enthält so ziemlich alles, was man braucht. Ein Spatel, eine Pinzette, eine Spitzzange, eine Entstopfungsnadel, eine Kalibrierkarte, Fett und Öl für die Stäbe, eine Stoffstaubschutzhülle und schlussendlich ein Klebstoff für die Bauplatte.

Designtechnisch ist der Drucker beeindruckend, mit Kunststoffwänden verkleidet, aber trotzdem gut gebaut und langlebig. Auf der Vorderseite sieht man den mehrfarbigen Touchscreen, über den der Drucker gesteuert wird, sowie einen USB-Steckplatz für die Dateiübertragung. Auf der Rückseite befinden sich neben dem Luftfiltergebläse und den Spulen auch die Steckdose sowie der LAN-Anschluss. Was die Seiten betrifft, so sind sie transparent, so dass alles, was im Drucker passiert, von außen sichtbar ist. Schließlich setzt das Interieur die Liste der praktischen Funktionen mit einem Dual-Extrusionssystem, einer Kamera zur Fernüberwachung, einer magnetisch befestigten Bauplatte und mehreren Lichtsignalen zur Anzeige des Druckstatus fort.

Eine Spule aus Nylon 6 und eine Spule aus ABS in ihren transparenten Kunststoffgehäusen

Aus Sicherheitsgründen verhindert die geschlossene Kammer mit Luftfilterung, dass giftige Partikel oder unerwünschte Gerüche in den Raum gelangen. Zudem hat der Benutzer während des Druckvorgangs eine sichere Entfernung zu den heißen Teilen in der Kammer, wodurch er vor allem für Anwendungen zu Hause oder in der Schule geeignet ist. Was das Druckvolumen betrifft, kann der KODAK Portrait mit 215 x 210 x 235 mm durchaus große Objekte erstellen. Mit einer Bauplatte, die sich bis zu 120°C erwärmen kann, und Düsen, die bis zu 295°C erreichen können, wird die Handhabung anspruchsvoller Materialien wie PETG und Nylon möglich gemacht.

2. Installation des KODAK Portrait

Nach der sehr simplen Montage des Luftfilters und der Spulenhalterungen muss man nur noch die Bauplatte befestigen, was ebenfalls ziemlich einfach ist, da sie magnetisch am Drucker befestigt wird. Wenn der KODAK Portrait zum ersten Mal angeschlossen wird, fordert er den Benutzer auf, über den Touchscreen die gewünschte Sprache auszuwählen. Danach hatten wir einige Schwierigkeiten, den Drucker an unser Wi-Fi anzuschließen, aber nach ein paar Bemühungen und der Kommunikation mit dem Kundendienst von KODAK gelang es uns, die Firmware anzuschließen und zu aktualisieren, dann platzierten wir die Filamente, indem wir den Mechanismus auf der Rückseite der Maschine anhoben und die Spulen hineinschoben. Über den Touchscreen kann der Benutzer einfach auf die Schaltfläche „Filament laden“ klicken und der Drucker kümmert sich um den Rest.

Sobald die Filamente startbereit sind, kann der Anwender mit der Kalibrierung der Maschine fortfahren. Nach Abschluss der X-Y- und Z-Kalibrierung haben wir auch das vorinstallierte Design „Z-Achsentest“ gedruckt und die Kalibrierkarte verwendet, um zu sehen, ob die Düsen eine zusätzliche Anpassung benötigen. Danach waren wir bereit für die ersten Druckvorgänge!

Kodak Portrait

Die beiden Extruder des KODAK Portrait

Insgesamt gibt es nicht viel zu sagen über die Hardware des Druckers. Er macht alles, was er soll, und sieht dabei sehr gut aus. Der Touchscreen war eines unserer Lieblingsmerkmale, da er uns das Leben wesentlich einfacher gemacht hat. Die Filamentgehäuse waren eine clevere Ergänzung, die nicht nur die korrekte Positionierung der Filamente sicherstellte, sondern sie auch vor Kondensation schützte. Was die Verarbeitungsqualität des Druckers mit Capricorn Bowden Schläuchen und den berühmten E3D-Hotenden betrifft, so hat KODAK die Messlatte hoch gelegt. Wir hatten keine hohen Erwartungen an die Qualität der Kamera, und um ehrlich zu sein, mussten wir das auch nicht. Die Videoqualität war gut, aber die Ansicht war nicht immer verfügbar.

Wir haben die Objekte, die wir in der Slicer-Software von KODAK drucken wollten, vorbereitet und in die Cloud hochgeladen (wir könnten sie auch über USB übertragen, aber die Cloud stellt sich als einfacher und schneller heraus). Vor dem Drücken der Taste „Drucken“ haben wir zuerst den Spezialkleber auf die beheizte Platte aufgetragen (Tipp: Da es sich um einen zweiteiligen Kleber handelt, schütteln Sie ihn vor der Anwendung 20-30 Sekunden lang gut). Endlich konnten wir mit dem Drucken beginnen!

3. Die Kodak 3D Slicer Software

Für den Bereich Slicing und Software entschied sich KODAK für eine bereits etablierte und zuverlässige Lösung. Der „KODAK 3D Slicer“ ist die bekannte Cura-Software, die an die Bedürfnisse von KODAK angepasst ist. Die Software befindet sich auf der Online-Plattform von KODAK und kann in wenigen Minuten heruntergeladen werden. Nach dem Herunterladen kann der Benutzer einfach das gewünschte 3D-Objekt hochladen, es in der Software anpassen, aufteilen und in die Cloud hochladen. Ein praktischer Vorteil des Slicers ist, dass der Benutzer eigene Druckprofile erstellen kann. Es gibt eine Anleitung für alles, aber um ehrlich zu sein, ist es ziemlich einfach zu bedienen (besonders wenn Sie bereits Cura-Benutzer sind). Das Benutzererlebnis ist auch bei anspruchsvolleren Teilen, beispielsweise zweifarbigen, die den Einsatz beider Düsen erfordern, sehr angenehm.

Der KODAK 3D Slicer

Obwohl die Teile im Slicer richtig vorbereitet wurden, hatte die Verbindung zwischen der Cloud und dem Drucker Probleme. Infolgedessen haben wir uns mit KODAK in Verbindung gesetzt. Ihre Kundendienstabteilung war sehr hilfreich und fand das Problem in unserem spezifischen Standort in Frankreich (ein Problem, das nun in der neuesten Firmware behoben wurde). Nach einem vollständigen Update der Firmware waren wir wieder auf Kurs, haben Teile aus verschiedenen Materialien vorbereitet und in die Cloud hochgeladen.

Selbstverständlich kann der Anwender mit dem KODAK 3D Slicer zahlreiche Parameter ändern (z.B. Füllgrad, Druckgeschwindigkeit, Temperatur etc.). Die Software übernimmt all das jedoch automatisch, je nach dem von Ihnen gewählten Material. Was die Materialien selbst betrifft, so hat alles, vom typischen PLA über das wasserlösliche PVA bis hin zum flexiblen Kunststoff Flex 98, ein ganz eigenes Materialprofil. Der Slicer gibt dem Benutzer alle Freiheiten, die er braucht, während er gleichzeitig einfach zu bedienen ist. Wir haben auch den Cloud-Service genutzt, da wir so simpel und schnell Designs hochladen und per Knopfdruck aus der Ferne drucken konnten.

Der 5″ Touchscreen oben rechts am KODAK Portrait

Sobald ein Teil in der Software vorbereitet und in die „KODAK 3D Cloud“ (powered by 3DprinterOS) hochgeladen wurde, kann der Benutzer den Befehl „print“ von der Website von Smart International senden – ja, das kann man wortwörtlich nehmen denn von überall auf der Welt ist dies möglich. Für uns haben wir festgestellt, dass die Cloud-Plattform eines der besten Merkmale im gesamten Druckprozess ist. Alle Drucke sind dort ordentlich gesammelt. Außerdem haben wir bemerkt, dass man unter „Drucker“ mehrere Drucker auf einmal hinzufügen kann, was es ideal für den multiplen 3D-Druck macht. Erwähnenswert ist auch das „Dashboard“. Dort kann der Benutzer mehrere interessante Statistiken über die Druckernutzung finden. Zum Beispiel haben wir erfahren, dass wir während unserer Testphase 73 Prints gemacht haben, die insgesamt 130 Stunden gedauert haben. Last but not least bietet KODAK „Design-Services“ an, bei denen der Anwender seine Projektidee an ein Team von Designern weitergeben und die 3D-Konstruktion dann direkt an ihn senden lassen kann.

Während des Druckprozesses haben wir die Website ziemlich genau ins Auge genommen, da sie einige nützliche Funktionen bietet. Zum Beispiel können Sie die genaue Temperatur der Platte, der Kammer und jeder Düse sehen. Zweitens, die verbleibende Druckzeit und schließlich das Live-Streaming des Drucks selbst durch die Kamera (obwohl dies nicht immer richtig funktionierte). Auf der Website kann man auch alle vorherigen Prints mit ihren Details vorfinden, sowie ein schnelles kurzes Video von jedem Print, und sie von dort aus nachdrucken, wann immer Sie es wünschen.

4. Erste Eindrücke des „Portrait“

Eine 3D-Drucklösung mit zwei Düsen anzubieten ist nie eine einfache Aufgabe. Die Kombination mit dem Umgang von Materialien (mit unterschiedlichen Eigenschaften) macht es noch schwieriger. Vielleicht ist hier die Tatsache, dass KODAK eine eigene Software und Materialien entwickelt hat, ein großes Plus. Ursprünglich hatten wir erwartet, dass wir mit den „üblichen“ Thermoplasten wie PLA und ABS gute Ergebnisse erzielen würden und nicht so gute Ergebnisse mit den anspruchsvollen PETG und Nylon. Irgendwie war es umgekehrt. Der KODAK Portrait schaffte es, Nylon-Windturbinen fast perfekt mit Standardparametern zu drucken, während wir oft mit dem Slicer spielen mussten, um die richtigen Parameter für weitere Standardmaterialien wie PLA oder ABS zu finden.

Wie auf den folgenden Fotos zu sehen ist, haben sich typische Prints wie der „Extremtest“ (Torture Test) und der „benchy“ sehr gut bewährt, ohne dass wir mit den Parametern des Slicers spielen mussten. Außerdem war es beeindruckend zu sehen, wie die technischen Materialien (ABS, Nylon PA6, aber auch PETG) mit einer solchen Qualität gedruckt wurden (die Vase und die Windturbine sind wirklich perfekt). Last but not least haben wir natürlich versucht, einzelne Objekte mit 2 Farben zu drucken, die Ergebnisse können Sie auf dem Foto sehen.

Für weitere Informationen zum KODAK Portrait klicken sie HIER.

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Benchy3D“ von CreativeTools

Kodak Portrait

Extremtest (Torture Test) von Makerbot

Zwei flexible Windturbinen aus Nylon (PA6)

Eine wirklich herausragendes Ergebnis, diese Vase gedruckt mit PETG

Mehrere zweifarbige Designs, die in PLA mit dem Dual-Extrusionssystem vom Kodak Portrait gedruckt wurden

Eine Reihe hohler Würfel 3D-gedruckt aus: (von links nach rechts: ABS, PETG, PLAtough, PLA+, Nylon 6)

 

Fazit

  • INHALT UND ZUBEHÖR DES 3D-DRUCKERS 8.0/10
  • SOFTWARE 8.0/10
  • QUALITÄT DES DRUCKS 7.5/10
  • HANDHABUNG 8.5/10
8 / 10

Positive Punkte :
– Cloud Plattform
– Handhabung
– Dualextruder

Negative Punkte :
– Häufige Firmware Updates
– Manuelle Kalibrierung
– Wi-Fi Verbindung

Die meisten erfolgreichen Player im Bereich der FDM-3D-Drucker haben eines gemeinsam, sie alle konzentrieren sich darauf, die 3 Säulen zu liefern, die einen 3D-Druck zu einer zuverlässigen Maschine machen: Hardware, Software und Materialien. Mit Hilfe von Smart International geht KODAK diesen Weg, baut alles von Grund auf neu auf und stellt sicher, dass alle 3 gut zusammenarbeiten. Und das alles bei einem Preis von nur 3.000 Euro.

Hardwaremäßig bietet der Drucker einige der Funktionen, die Sie von einem professionellen FDM-3D-Drucker erwarten würden, wie z.B. eine geschlossene Kammer, eine beheizte Platte, die sich bis zu 120°C erhitzen kann, einen Dualextruder-Druck mit einer Temperatur bis zu 295°C, einen großen 5″ Farb-Touchscreen, WiFi-Anschluss und sogar einen HEPA-Filter. Auf der Softwareseite ermöglicht der Cloud-Service von 3DPrinterOS das einfache Hochladen und Verwalten einer Druckwarteschlange per Fernzugriff. Was die Materialien betrifft, so hat der KODAK Portrait einige wirklich interessante Ergebnisse mit einigen technischen (d.h. drucktechnisch anspruchsvollen) Materialien wie ABS, Flex98 (ein TPU-Material), PETG und Nylon vorgelegt.

Die Probleme, die wir überwunden haben, wurden hauptsächlich durch die Firmware-Updates behoben, die zeigten, wie reaktiv die Unterstützung von KODAK ist. 3Dnatives hatten die Möglichkeit, persönlich mit dem Team zu diskutieren, und ihr tolles Feedback beweisen nur, wie sehr sie das Ziel das perfekte Produkt erschaffen zu wollen verfolgen.

Obwohl der KODAK Portrait noch relativ neu auf dem Markt ist, sieht es so aus, als wäre der Drucker eine gute Wahl für professionelle Anwender, die den 3D-Druck mit einer Vielzahl von technischen Materialien durchführen wollen, mit der Flexibilität einer Cloud-basierten Umgebung.

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