#3DExpress: UKE druckt Arzneimittel für kranke Kinder

#3DExpress ist zurück mit einer neuen Ausgabe und auch in dieser Woche enthält das Format fünf spannende Neuigkeiten aus der Welt der additiven Fertigung. Wir werfen zunächst einen Blick darauf, wie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) den 3D-Druck nutzt, um krebskranke Kinder zu behandeln. Anschließend bleiben wir beim Thema der 3D-gedruckten Arzneimittel und Sie erfahren, wie sich MB Therapeutics kürzlich weiterentwickelt hat. Es geht medizinisch weiter, denn Stratasys und Siemens Healthineers haben neue Studienergebnisse zur medizinischen Bildgebung vorgelegt. Im Anschluss daran lesen Sie von Materialise, das die EN 9100-Zertifizierung von additiv gefertigten Metallbauteilen für die Luft- und Raumfahrt geschafft hat. Zum Abschluss der #3DExpress-Nachrichten berichten wir noch vom britischen Unternehmen DML, das die DNV-Zulassung für seine 3D-gedruckten Druckbehälter erreicht hat. Viel Spaß beim Lesen und einen schönen Start ins Wochenende.
UKE behandelt Kinder mit selbst gedruckten Medikamenten
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf stellt nun erstmals 3D-gedruckte Medikamente vor Ort in der Klinikapotheke her und verabreicht diese an Kinder, die an Krebs erkrankt sind. Die gedruckten Tabletten enthalten Dexamethason und sollten Übelkeit bei Chemotherapie vorbeugen. Herkömmliche Medikamente werden in flüssiger Form verabreicht und sind häufig bitter, wohingegen Tabletten oftmals zu groß sind und von den Kindern nicht geschluckt werden können. Diese Umstände stellen bedeutende Herausforderungen bei der Behandlung von Kindern und der richtigen Dosierung dar. Indem die Medikamente per 3D-Druckverfahren hergestellt werden, kann ein individuelles Wirkstoffprofil umgesetzt werden und ein ansprechenderes Aroma. Ziel der Studie, die bis Beginn 2026 angesetzt ist, ist es, herauszufinden, ob die süßen Kautabletten aus dem 3D-Drucker besser angenommen werden. Darüber hinaus wird auch die Arzneimittelsicherheit geprüft. „Wir sind deutschlandweit die erste Klinik, die 3D-gedruckte Medikamente selbst entwickelt und nun im Rahmen einer Studie Patient:innen in der Kinderonkologie verabreicht. Wir wollen damit eine präzise Arzneimitteldosierung ermöglichen“, erklärt Dr. Adrin Dadkhah, Co-Leiter Forschung und Lehre in der UKE-Klinikapotheke.

Bild: UKE
MB Therapeutics bringt 2 Millionen Euro auf
Das französische Startup MB Therapeutics mit Sitz in Montpellier hat eine Finanzierungsrunde in Höhe von 2 Millionen Euro angekündigt. Das Unternehmen ist auf den 3D-Druck von Medikamenten spezialisiert und möchte die erste pharmazeutische Struktur schaffen, die sich der „Produktion von Lösungen widmet, die mit der 3D-Drucktechnologie in der Pharmazie kompatibel sind.“ Konkret will das Startup den Druck von maßgeschneiderten Medikamenten direkt vor Ort in Apotheken ermöglichen, die mit einem Vorbereitungsgerät ausgestattet sind. Damit richtet sich das Unternehmen an über 1.000 Apotheken in Europa und könnte viele ihrer Herausforderungen lösen, wie z. B. die Verbesserung der Qualität, eine bessere Antizipation von Lieferengpässen oder die Deckung der Nachfrage nach personalisierten Arzneimitteln. Dr. Stéphane Roulon, CEO und Mitbegründer von MB Therapeutics, erklärt: „Die lokale Herstellung von maßgeschneiderten Arzneimitteln in Apotheken oder Krankenhausapotheken ermöglicht eine schnelle Verfügbarkeit und präzise Dosen, die für eine dringende und personalisierte Versorgung unerlässlich sind.“

Bild: MB Therapeutics
Stratasys und Siemens Healthineers stellen Forschungsergebnisse an Bildgebungsphantomen bekannt
Stratasys und Siemens Healthineers arbeiteten zusammen an einer Initiative, um 3D-gedruckte Phantome für die medizinische Bildgebung zu erforschen. Dafür bündelten sie ihre Kräfte und verbanden die RadioMatrix-Materialien und die Digital Anatomy-Technologie von Stratasys mit den Siemens Healthineers Algorithmen. Auf diese Weise konnten sie die Qualität von medizinischen Bildgebungssystemen verbessern, die getreu die Anatomie des Patienten wiedergeben. Die 3D-gedruckten Modelle dienen den Ärzten dazu, chirurgische Eingriffe besser zu planen. „Die Integration von 3D-Drucklösungen zur Erstellung patientennaher CT-Phantome in Kombination mit der Digital Anatomy®-Technologie von Stratasys stellt eine bedeutende Innovation auf dem Gebiet der Computertomographie dar“, sagte Jesús Fernández Léon, Leiter Computertomographie Produkt- und Klinikmarketing bei Siemens Healthineers. „Diese Kooperation verbessert nicht nur unsere Fähigkeit, die Leistungsfähigkeit moderner CT-Systeme zu bewerten und zu verifizieren, sondern stellt auch sicher, dass unsere Algorithmen auf einer hochrealistischen Darstellung der menschlichen Anatomie basieren können. Durch unsere Zusammenarbeit setzen wir neue Maßstäbe in der medizinischen Bildgebung.“

Bild: Business Wire
Materialise kündigt EN 9100-Zertifizierung für Metall-AM-Teile in der Luft- und Raumfahrt an
Materialise hat bekannt gegeben, dass es die EN 9100-Zertifizierung für seine Metall-AM-Prozesse erhalten hat. Das Unternehmen, das bereits die EN 9100 für Polymer-AM-Prozesse besitzt, stellt fest, dass es damit nachweist, dass es „ein Qualitätsmanagementsystem implementiert hat, das die Produktqualität, die Prozesskontrolle, die Einhaltung von Vorschriften und die kontinuierliche Verbesserung gewährleistet.“ Materialise ist nun in der Lage, die gesamte Wertschöpfungskette in der Luft- und Raumfahrt bei der Identifizierung und Beschaffung von flugtauglichen 3D-gedruckten Metall- oder Polymerteilen zu unterstützen. Erik de Zeeuw, Market Manager für Luft- und Raumfahrt bei Materialise, fasst zusammen: „Unser Qualitäts- und Prozesskontrollsystem vereinfacht den digitalen Prozess, der für die Qualifizierung von 3D-gedruckten Metallteilen notwendig ist. Und das ist etwas, von dem wir unglaublich begeistert sind. Wir sind bereit, mit unserem umfangreichen Netzwerk von Partnern in der Raum- und Luftfahrt zu sprechen und zusammenzuarbeiten, um die perfekten Anwendungen für Metall-AM zu identifizieren, zu produzieren und zu entwickeln. Gemeinsam werden wir mit Sicherheit eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten buchstäblich in die Luft gehen sehen.“

Bild: Materialise
DML erhält DNV-Zulassung für 3D-gedruckte Druckbehälter
Das britische Unternehmen DEEP Manufacturing Limited (DML) hat die DNV-Zulassung für den Einsatz der additiven Fertigung mit Drahtbögen für begehbare Stahldruckbehälter erhalten. Das Unternehmen betreibt eine der größten Konzentrationen von WAAM-Systemen weltweit, nämlich 20 in seinem Advanced Manufacturing Center of Excellence. Jedes Robotersystem ist in der Lage, Metallteile mit einem Durchmesser von bis zu drei Metern herzustellen, und eine sechsarmige synchronisierte Konfiguration ermöglicht die Herstellung von Teilen mit einem Durchmesser von bis zu 6,1 Metern und einer Höhe von 3,2 Metern. Peter Richards, Chief Executive Officer von DEEP Manufacturing, bekräftigt: „Der Einsatz des additiven Fertigungsverfahrens von DEEP Manufacturing ermöglicht es Unternehmen, bei ihren Unterwasserprojekten immer einen Schritt voraus zu sein. Die additive Fertigung ist die schnelle und sichere Lösung für die Herstellung großer, komplexer Metallteile. Wenn sich Unterwasserunternehmen immer noch auf traditionelle Schmiede- und Gussverfahren verlassen, laufen sie Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten. Es bedarf eines Umdenkens in Richtung Innovation und proaktiver Maßnahmen, um die Widerstandsfähigkeit der gesamten Branche zu verbessern. Wir wollen unsere Kunden dabei unterstützen, Innovationen anzunehmen und anpassungsfähigere, widerstandsfähigere Betriebe aufzubauen. Dies ist ein Wendepunkt für unsere Branche, und es ist an der Zeit, die Vorteile, die die additive Fertigung bietet, voll auszuschöpfen.“

Bild: DML
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*Titelbildnachweis: UKE