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Rewild the Run: Grünere Städte und mehr Umweltbewusstsein durch 3D-gedruckten Laufschuh

Am 7. August 2023 von Astrid Z. veröffentlicht

Er sieht aus wie ein Huf, er streut Samen und stammt aus dem 3D-Drucker. Auf Anhieb bringt man diese Attribute nicht mit einem Laufschuh in Verbindung. Designkunst, Ambition und Mut zur Kreativität machen es aber möglich, all diese Eigenschaften unter einen Hut – beziehungsweise einen Schuh – zu bringen. Die britische Jungdesignerin Kiki Grammatopoulos rief im Rahmen ihres Masters in Material Futures an der London University Central Saint Martins das Projekt „Rewild the Run“ ins Leben. Im Zentrum dieses Projekts steht eben dieser 3D-gedruckte, Saaten-streuende Schuh. Konkret handelt es sich bei ihrer Laufschuh-Kreation um einen herkömmlichen New Balance Trailschuh mit einer 3D-gedruckten Außensohle, die beim Laufen Samen und Saaten von Pflanzen ausstoßt und so zur Bepflanzung von urbanen Gegenden beiträgt. Sinn des Projekts ist für Grammatopoulos, die Stadtleute dazu anzureizen, sich mehr mit dem Bewildern zu befassen und die umgebende Natur aktiv zu erhalten und mitzugestalten.

Rewilding ist eine Form der ökologischen Wiederherstellung und ein Ansatz, die Natur wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen. Der Mensch setzt den Anreiz, lässt der Natur dann aber ihren Lauf und greift möglichst wenig ein. In urbanen Gebieten ist der natürliche Kreislauf nämlich durch die dichte Bebauung unterbrochen und die Natur kann sich kaum von selbst regenerieren und Wälder können sich nicht ausbreiten. Mit ihren 3D-gedruckten Laufschuhen will Grammatopoulos die Natur in städtischen Gegenden unterstützen und die Menschen dazu animieren, aktiv einen Beitrag zu leisten. Damit dies möglichst einfach gelingen kann, hat sie einen Prototyp von einem Laufschuh entworfen, der Samen direkt beim Joggen streut. Derzeit arbeitet sie mit der Laufgruppe „Run the Boroughs“ zusammen, um ihr Design und dessen Auswirkungen zu testen und anhand der Daten zu verbessern.

Im Rahmen des Projektes „Rewild the Run“ ist dieser 3D-gedruckte Laufschuh entstanden, der beim Laufen Samen und Saaten transportiert und zerstreut. (Bild: Maël Hénaff)

Der markanteste Teil von Grammatopoulos Kreation ist die 3D-gedruckte Außensohle. Diese wurde durch Nylon-Polymer im 3D-Drucker erstellt. Die additive Fertigung erlaubte das auffällige und funktionelle Design des Laufschuhs, denn die Außensohle verfügt über winzige Haken, die an Zotteln und Tierfell erinnern. Schmutz, Samen und Pflanzenmaterial können sich an diese Haken festklammern und so am Laufschuh durch den Menschen in andere Gegenden transportiert werden und sich dort weiterverbreiten. Abgeschaut hat sich die Designerin diese Funktion in der Tierwelt, wo sich Samen in Fell und Pfoten festsetzen und so von A nach B in neue Gegenden gelangen und dort Wurzeln schlagen. Anhand der Biometik gelingt es der Designerin, die Natur-Prinzipien mit innovativer Technologie zu verbinden und städtische Flächen grüner zu machen.

3D-gedruckter Laufschuh nimmt sich Tierwelt zum Vorbild

Neben der Saat ist Grammatopoulos Ansatz bei ihrem 3D-gedruckten Laufschuh auch von einem weiteren Phänomen der Tierwelt geprägt. Bei der Wiederbelebung und Gestaltung der Umgebung spielen nämlich sogenannte „Schlüsselarten“ eine entscheidende Rolle. Ein Beispiel dafür ist der Bison, der durch seine klobigen Hufe Pfade trampelt, die von anderen Tieren für das Weiterziehen in Neuland genutzt werden. Die Schuhe imitieren so nicht nur die Verbreitung der Saat durch Tierfell, sondern die Form erinnert auch an die klobigen Hufe des Bisons. Der Läufer, der mit dem 3D-gedruckten Sportschuh von Grammatopoulos seine Runden im Park dreht, verbreitet durch die gezottelte Außensohle daher zugleich Samen und ebnet durch die großen Fußabdrücke einen Weg für Tiere, dies ebenfalls zu tun. Bewilderung der urbanen Flächen soll so auf doppelte Weise stattfinden und orientiert sich an Prinzipien aus der Natur selbst.

Das Design der Sohle orientiert sich an Prinzipien aus der Tierwelt. (Bild: Kiki Grammatopoulos)

Die Designerin will durch ihr Projekt Sport und Mode – zwei Leidenschaften des Menschen – gezielt einsetzen, um das Engagement der Menschen für die Umwelt zu steigern und sie zum Umdenken anregen, wie unsere Beziehung zur Natur aussehen kann. Der 3D-Druck kann durch seine umweltschonende Fabrikation von Prototypen und Konsumgütern auch für nachhaltige Zwecke und Projekte sinnvoll eingesetzt werden. Derzeit handelt es sich bei dem 3D-gedruckten Laufschuh um einen Prototyp, der unter anderem auch auf der Designwoche in Mailand vorgestellt wurde. Bei der Überarbeitung des Produktes möchte Grammatopoulos den Schuh aus Gummi 3D-drucken oder per Spritzgussverfahren herstellen, um die Langlebigkeit und Funktionalität des Schuhs zusätzlich zu verbessern. Außerdem arbeitet die Designerin auch an anderen Aufsätzen für Schuhe, die ebenso die Funktion der Saat beim Laufen und Gehen erfüllen. Mehr dazu erfahren Sie HIER.

Was halten Sie von diesem 3D-gedruckten Laufschuh, der Samen streut? Würden Sie ihn gerne ausprobieren? Lassen Sie uns gerne einen Kommentar da, oder teilen Sie es uns auf Facebook oder LinkedIN mit. Möchten Sie außerdem eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuigkeiten im 3D-Druck und der additiven Fertigung direkt und bequem in Ihr Postfach erhalten? Dann registrieren Sie sich jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter.

*Titelbildnachweis: Tom Mannion / Kiki Grammatopoulos

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