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3D-gedruckte Wand aus Sand „Nadarra“ in Dubai ausgestellt- unter bayrischer Beteiligung

Am 21. Dezember 2023 von Astrid Z. veröffentlicht
Nadarra

Wer an Materialien für 3D-Druck denkt, denkt in erster Linie an Polymere, Harze oder auch Metalle, die in den letzten Jahren stark auf dem Vormarsch waren. Aber auch Keramik wird immer beliebter und … Sand! Tatsächlich ist die additive Fertigung mit Sand in der Automobilindustrie bereits etabliert und gewinnt zunehmend an Zuspruch im Bauwesen und vor allem im Design. Künstler und Designer experimentieren mit diesem natürlichen Material und schaffen so vielfältige Anwendungen. Unter ihnen befindet sich auch Barry Wark, Architekt und Designer, der im Februar 2022 im Rahmen der temporären Ausstellung Tomorrow Today im Museum of the Future in Dubai zu dessen Eröffnung eine beeindruckende 3D-gedruckte Wand aus Sand ausstellte. Nun wurde die Sand-Wand mit dem Namen Nadarra vergrößert und ergänzt die ständige Sammlung des Museums. Obwohl die Wand aus dem Drucker an Fernost und Wüste erinnert, gilt es doch, die deutsche Beteiligung daran hervorzuheben. Für Nadarra ging es nämlich von Bayern aus nach Dubai.

Barry Wark arbeitet häufig mit internationalen Unternehmen zusammen, um seine Projekte rund um den Globus umzusetzen. Wark gründete sein Designstudio 2017, war in London tätig und lehrt und forscht nun an der University of Pennsylvania an der Weitzman School of Design. In seinen Projekten, darunter auch eines in der Erlachgasse in Wien, findet man stets ein ökologisches Leitmotiv. Das Thema Nachhaltigkeit ist genauso wie eine umfassende Ästhetik in allen Projekten allgegenwärtig. Um dieses ästhetische Gesamtbild zu verwirklichen, setzt Wark auf computergestützte Designmöglichkeiten und moderne, technologische Herstellungswege. Für die Umsetzung letzterer holt er sich Unterstützung von internationalen Branchen-Vorreitern. So arbeitete Wark bereits mit dem Rotterdamer 3D-Druck-Unternehmen CONCR3DE zusammen und erstellte in dieser Kollaboration auch Artefakte, die auf der vergangenen Formnext präsentiert wurden. Aber auch mit dem in Gersthofen ansässigen Unternehmen Sandhelden scheint eine gewinnbringende Zusammenarbeit zu bestehen, denn Nadarra wurde neben anderen Projekten auch von Sandhelden umgesetzt. Das bayrische Unternehmen gehört zu den Pionieren im 3D-Druck mit Sand und den nötigen Nachbearbeitungsschritten. Es hat sich beispielsweise mit seinen 3D-gedruckten Badezimmermöbeln aus Sand einen Namen gemacht.

In der Eröffnungs-Ausstellung war eine kleine Erstversion von Nadarra zu sehen, die damals auch noch mit Moosen bewachsen war. Nun kommt eine größere Version in den Bestand des Museums of the Future. (Bilder: Sandhelden)

3D-Druck-Expertise lässt Nadarra entstehen

Die Expertise von Sandhelden war für Barry Wark ein Muss, um die „komplizierteste 3D-gedruckte Wand aller Zeiten“ herzustellen. Im Gegensatz zum kleinen Bruder von 2022, kommt die neue Version von Nadarra zwar ohne Grünbewachs daher, aber umso imposanter in ihrer Größe. Diese wurde nämlich auf 6×3 Meter vergrößert und gehört nun in dieser Ausführung zum Fixbestand des Museums. Die Wand weist viele komplizierte Details auf, was in einer einzigartigen Ästhetik resultiert. Um dies umzusetzen, kam der 3D-Druck ins Spiel, denn er ermöglicht es, beinahe unbegrenzte geometrische Formen zu erstellen.

3D-Druck war aber nicht die einzige Technologie, die zu diesem Werk beitrug. Für das Design der Oberfläche nutzte Wark KI-Software. Nach erfolgreicher Erstellung des detaillierten Modells wurde die Wand in kleinen Stücken gedruckt und dann wie ein Puzzle zusammengesetzt. Beauftragter für diesen Schritt war Sandhelden, das mit der Binder Jetting-Technologie operiert und sein eigenes Post-Processing-Verfahren anwendet. Der Druck selbst, bei dem die Sand-Partikel des Quarzsands SH-P14 mit einem Bindemittel verklebt wurden, wurde mit dem Voxeljet VX1000 umgesetzt. Durch Binder Jetting ist die Verarbeitung von diversen Sandtypen und Kies möglich und durch die Nachbearbeitung können bestehende, funktionelle Strukturen realisiert werden. Laut Wark soll Nadarra bis zu acht Mal Schleifen überstehen, ohne Einbußen in ihrer Beschaffenheit und Ästhetik davonzutragen. Das hebt auch Carlos del Castillo, Head of Design bei Sandhelden hervor: „Unsere 3D-Drucktechnologie ermöglicht es uns, hochwertiges Design mit unbegrenzten technischen und ästhetischen Möglichkeiten zu kombinieren.“

Die Bestandteile von Nadarra wurden einzeln gedruckt und dann wie ein Puzzle zusammengebaut. (Bilder: Barry Wark)

Ökologisches Leitmotiv in Nadarra

Auch der ökologische Gedanke, der in Warks Werk vorherrscht, wurde bei der 3D-gedruckten Nadarra aufgegriffen, denn beim 3D-Druck wird nur die Menge an Materialien verwendet, die tatsächlich für das Endprodukt nötig ist. Zudem kann die Wand aus Sand nach Ablauf ihrer Lebensdauer natürlich entsorgt und wiederverwertet werden. „Das Projekt befasst sich mit der Bedeutung von Materialien und ihren Lebenszyklen in der gebauten Umwelt. Durch den Einsatz fortschrittlicher 3D-Druck-Sandtechnologie können die Teile hergestellt, installiert und nach Gebrauch bis zu acht Mal recycelt werden,“ heißt es auf der Website von Sandhelden dazu. Den Lebenszyklus spiegelt die 3D-gedruckte Wand auf besondere Weise wider. Die Oberfläche ist so gestaltet, dass sie an eine natürliche Erosion erinnert. So finden sich Glättungen, Abtragungen, aber auch Meißelspuren wie auf antiken Artefakten wieder. Barry Wark spielt so einerseits auf die Natur und ihre eigenen Gesetze der Witterung und Erosion an, andererseits aber auch auf die von Hand geschaffenen Spuren. Indem beides auf Nadarra zu vernehmen ist, lässt er die Grenzen wischen Natürlichem und vom Menschen Geschaffenem verschwimmen. „Ausgehend von der Erkenntnis, dass alle Gebäude mit der Zeit erodieren, verschmutzen und verwittern, ist das Projekt so konzipiert, dass es seine Verbundenheit mit der Umgebung, mit anderen Worten, seine Ökologie, zeigt,“ so Sandhelden. Mehr zu Barry Wark und Nadarra finden Sie HIER.

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*Titelbildnachweis: Sandhelden GmbH & Co. KG

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