3D-gedruckte Prothese wird an Knochen eines Hundes eingeplanzt

Die additive Fertigung findet in der Medizin eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten. Eine davon sind Prothesen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit 30 Millionen Menschen Prothesen benötigen. Im Gegensatz zu herkömmlich produzierten haben 3D-gedruckte Prothesen den Vorteil, dass sie individuell auf den Patienten angepasst werden können. Ebenfalls sind sie in der Herstellung relativ kostengünstig und können lokal produziert werden.

Doch nicht nur Menschen können von 3D-gedruckten Prothesen profitieren: in der Veterinärmedizin kommt es oftmals vor, dass Tiere auf Prothesen angewiesen sind. Oftmals ist die Notwendigkeit hierfür auf Unfälle zurückzuführen. Ein Beispiel für dieses Szenario ist ein Hund aus Frankreich, welcher nach einem Autounfall eine 3D-gedruckte Prothese bekam.

Der Vierbeiner namens Lucky hatte bereits vor dem Unfall ein tragisches Schicksal erleben müssen. Als Welpe wurde der Hund von seinen Besitzern im Freien zurückgelassen und von der Tierschutzorganisation La Société Protectrice des Animaux (SPA) aufgenommen. Im September 2021 wurde Lucky schließlich von einer Familie adoptiert. Eines Tages fuhr ein Nachbar über die Pfote des Tieres, sodass der Hund in die Sirius-Klinik, eine Spezialklinik ausgerichtet auf schwierige Operationen, eingeliefert werden musste. Zunächst gingen die Besitzer davon aus, dass entweder eine Vollamputation der Pfote vorgenommen werden muss oder versucht wird, die Wunde langwierig und zugleich kostspielig zu heilen. Jedoch schlug ein Arzt der Klinik eine weitere Möglichkeit vor. Diese Methode sah vor, eine 3D-gedruckte Prothese direkt auf den Knochen des Hundes zu transplantieren.

Ablauf der Behandlung von 3D-gedruckten Prothesen für den Hund

Die Sirius-Klinik begann die erfolgreiche Einpflanzung von Prothesen an amputierten Körperteilen in der Tiermedizin als erste Institution in Frankreich im Jahr 2020. Dr. Frédéric Sanspoux, Tierarzt in der Spezial-Klinik, erklärte den Ablauf der Behandlung: „Wir beginnen mit einem vollständigen Scan des Tieres. Wir orientieren uns an der Form der gesunden Gliedmaße, um das amputierte Bein in einer Art ‚Spiegeleffekt‘ nachzubilden“. Er führte fort: „Das Ziel ist, dass das Tier die Mobilität wiedererlangt, die es vorher hatte. Deshalb muss die Prothese sehr gut in den Knochen integriert werden. Es gibt ein Phänomen, das ‚Osseointegration‘ genannt wird, was bedeutet, dass der Knochen einen Teil der Prothese ‚besiedelt‘, sodass sie ein Teil des Körpers des Tieres wird.“ Die Klinik arbeitet mit diversen Unternehmen zusammen, so ist Ennoïa beispielsweise für das Computermodell zuständig, während die Prothese selbst von 3D Med Labs hergestellt wird. Mit Operationskosten von 4000 € war diese Behandlung zwar nicht die günstigste, jedoch wurde die Summe von der Versicherung des Nachbars erstattet.

Die 3D-gedruckte Prothese wurde dem Hund am Bein eingeplanzt (Bild: Sirius-Klinik)

Generell besteht das Risiko von schweren entzündlichen und infektiösen Komplikationen nach solchen Eingriffen, doch Lucky blieb davon verschont, sodass er bereits vier Monate danach auf den Prothesen laufen kann. Nun zählt der Vierbeiner zu den Maskottchen der Klinik. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie HIER.

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*Titelbildnachweis: aniMotus