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Im tschechischen Liberec sollte die weltweit erste 3D-gedruckte Kirche entstehen

Am 6. August 2025 von Astrid Z. veröffentlicht
3d-gedruckte Kirche

Über Jahrhunderte hinweg wurden in Europa Kirchen gebaut, um die Hinwendung zu Gott auszudrücken. Noch heute bilden die Gotteshäuser den Kern von vielen Ortschaften und geben anhand ihrer Architektur und Ausstattung Aufschluss über die Geschichte. Dabei war der Bau einer Kirche keineswegs ein einfaches Unterfangen. Die Arbeiten nahmen mehrere Jahrzehnte in Anspruch und forderten zahlreiche Opfer. Auch wenn moderne Mittel zu einem schnellen und sicheren Bau beitragen würden, werden heutzutage kaum mehr Kirchen gebaut. Daher ist es umso erstaunlicher, dass im tschechischen Liberec ein Projekt für einen neuen Kirchenbau gestartet wurde. Die neue Kirche soll aber nicht auf herkömmliche Weise gebaut werden, sondern per 3D-Druck! Wie kam es also zur Idee einer 3D-gedruckten Kirche?

Liberec stand nicht immer ohne Kirche da. Die ursprüngliche Christuskirche von Reichenberg (heute Liberec) wurde 1864 im Stadtteil Christianstadt errichtet, allerdings während des Kommunismus im Jahr 1976 zerstört. Bereits zuvor war sie bei einem Brand schwer beschädigt worden und wurde so schließlich gesprengt. Nun soll am Českých bratří, dem Platz der Böhmischen Brüder, eine neue Kirche entstehen.

Eine Lehrtafel gibt Aufschluss darüber, wo sich bis 1976 die ursprüngliche Kirche befand. (Bild: David Pluhař)

Die Idee und der Entwurf dazu stammen vom Architekten Jiří Suchomel. Er ist Gründer der Fakultät für Kunst und Architektur an der TU Liberec (TUL), ein großer Förderer von Innovationen in der Baubranche und Initiator des Projekts „3D Star“. Im Rahmen dieses Projekts arbeiteten Teams der TUL und des Klokner-Instituts der Tschechischen Technischen Universität Prag zusammen, um einen mobilen 3D-Druck-Roboter „Printing Mantis“ für Zementmischungen zu entwickeln. Dieser soll für den Druck der Kirche zum Einsatz kommen.

3D-gedruckte Kirche als Verbindungsstück zwischen Tradition und Moderne

Nicht nur die Bauweise soll moderner sein als anno dazumal, sondern auch die Architektur, wie Professor Suchomel hervorhebt: „Mir kam die Idee, dass man versuchen könnte, mithilfe des 3D-Drucks eine neue Kirche an der Stelle zu entwerfen und zu bauen, an der bereits eine stand. Doch statt einer Kirche, die den formalen Gepflogenheiten von vor 150 Jahren entsprach, sollte man eine neue, völlig anders konzipierte Kirche bauen. Ein Gebäude, das ein zeitgemäßes Ambiente bietet und die Menschen des 21. Jahrhunderts anspricht.“ So soll die Kirche nicht nur für liturgische Zwecke genutzt werden, sondern auch für kulturelle Veranstaltungen. Daher weist die Kirche innen eine andere Form auf als außen, um die Akustik zu verbessern.

Der Entwurf sieht ein vierstöckiges Bauwerk mit 100 Sitzplätzen vor. Die Grundform sollte vollständig im 3D-Druckverfahren aus Beton hergestellt werden und mit einer Stahl- und Holzkonstruktion als Dach versehen werden. Professor Suchomel berücksichtigte bei der Grundform auch die architektonischen und statischen Potentiale von dünnwandigen Betonkonstruktionen. „Die Form ist von einem regelmäßigen Oktaeder abgeleitet, das aus acht gleichseitigen Dreiecken besteht. Eine der Seitenwände ist unterbrochen, um sich für Besucher zu öffnen und sie zum Eintreten einzuladen. Unter dem Hauptraum der Kirche befindet sich ein Stockwerk, das anderen Aktivitäten der Gemeinde und den notwendigen Einrichtungen dienen soll,“ erklärt er.

Die Grundform des Gebäudes nutzt die Gestaltungsmöglichkeiten des 3D-Betondrucks. (Visualisierung: Jiří Suchomel)

Der Druck der Kirche sollte laut Plan schrittweise erfolgen. Indem der Drucker horizontal verschoben wird, können nacheinander die verschiedenen Stockwerke entstehen. Anders als bei anderen Bauprojekten ist der eigens entwickelte Drucker nicht größer als das Bauwerk selbst, sondern relativ klein. Im Rahmen des 3D-Star-Projekts wurden bereits erste Testmodelle im halben Maßstab am Klokner-Institut hergestellt und getestet.

3D-gedruckte Kirche mit grünem Fußabdruck

Laut den am Projekt beteiligten Wissenschaftler sei die Wahl des 3D-Drucks für ein Bauwerk dieser Größe in vielerlei Hinsicht von Vorteil: Es lassen sich einerseits Zeit, Kosten und Personal einsparen, andererseits ermöglicht der 3D-Druck auch eine hohe Präzision und Anpassungsfähigkeit. Indem Hohlwände gedruckt werden, fällt insgesamt auch weniger Zement und Abfall an, was sich positiv auf die CO2-Bilanz auswirkt.

Ein erstes „symbolisches Fragment“ der 3D-gedruckten Kirche wurde bereits gesetzt. Ob das Projekt nun tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, hängt jedoch von den finanziellen Mitteln ab. Sollten die Suche nach Investoren und das Funding erfolgreich verlaufen, wird in Liberec wohl die weltweit erste 3D-gedruckte Kirche entstehen. Mehr dazu finden Sie HIER.

Professor Jiří Suchomel im Fakultätsatelier von Karel Hubáček. (Bild: Adam Pluhař)

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*Titelbildnachweis: Visualisierung der 3D-gedruckten Kirche von Jiří Suchomel

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