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3D-gedruckte Arzneimittel mit Himbeergeschmack zur Behandlung von Krebs bei Kindern

Am 4. Februar 2025 von Astrid Z. veröffentlicht

„United by Unique“, so lautet der Leitsatz der Internationalen Vereinigung gegen Krebs (UICC) und dieser Satz zeigt auf, dass Krebspatienten trotz ihrer gemeinsamen Diagnose auch eine persönliche Historie haben und individuelle Bedürfnisse in ihrer Behandlung. Allein in Deutschland erkranken rund 500.000 Menschen jährlich an Krebs.  2.000 der Betroffenen sind Jugendliche, Kinder oder Babys. Es liegt auf der Hand, dass die verschiedenen Generationen eine unterschiedliche und altersgerechte Behandlung benötigen. In der Praxis erweist sich dies allerdings als schwierig. Viele Medikamente liegen etwa nicht in Tropfen- oder Saftform vor, so müssen Kindern zerkleinerte Tabletten – die eigentlich für Erwachsene gedacht sind – verabreicht werden. Diese sind häufig zu hoch dosiert und unangenehm im Geschmack. Der Nachwuchs reagiert darauf kompromisslos. Was nicht schmeckt, wird ausgespuckt und der Wirkstoff kommt nicht im Körper an. Tatsächlich geeignete Medikamente für die jüngeren Patienten sind rar. Hier setzt eine neue Studie an der Universitätsklinik Mainz an. Mithilfe eines 3D-Druckers werden dort Pillen mit individualisiertem Wirkstoffprofil und angenehmen Geschmacksrichtungen gedruckt. Es soll geprüft werden, wie die 3D-gedruckten Arzneimittel von Kindern mit Krebs akzeptiert werden.

Die Studie mit dem Namen „Gutenberg SMILE Studie“ ist eine Zusammenarbeit von mehreren Parteien. Die Sophia-Kallinowsky-Stiftung (SKS) aus Bad Kreuznach finanziert die Stiftungsprofessur und den 3D-Medikamentendrucker, die Studie selbst wird in Kollaboration mit der Kinderklinik, der Kinderonkologie und der Klinik-Apotheke der Universitätsklinik Mainz durchgeführt. SMILE steht für Smart and individualized Medication in ChILdren and Elderly based on 3D printing technology. In diesem Kürzel stecken sowohl das Vorgehen als auch das Ziel. Um die individualisierten Arzneimittel zu erstellen, kommt nämlich ein 3D-Medikamentendrucker zum Einsatz. Dieser wurde vom finnischen Startup CurifyLabs erworben.

Die Studie zielt darauf ab, zu testen, ob Kinder mit Krebs die 3D-gedruckten Arzneimittel akzeptieren.

Himbeer-Drops zur Behandlung von Krebs bei Kindern

Per 3D-Druck können auf dem Drucker von CurifyLabs Arzneimittel mit individualisierten Wirkstoffen und ansprechendem Geschmack gedruckt werden. Die 3D-gedruckten Drops werden neben den Krebs-Medikamenten (Zytostaika) auch mit Himbeer-Vanille oder Limonen-Geschmack angereichert, was die Einnahme erträglicher macht. Indem die Drops gelutscht werden, lösen sich die Hilfsstoffe im Kontakt mit Speichel auf und die Zytostatika gelangen in die Schleimhäute. Die 3D-gedruckten Medizin-Bonbons sind so altersgerecht dosiert, sicher und sollen durch den leckeren Geschmack auch bereitwilliger eingenommen werden. Neben Kindern könnten auch ältere Personen mit Schluckbeschwerden von diesem Ansatz profitieren.

Vorerst besteht das Ziel der Studie darin, die Akzeptanz der 3D-gedruckten Arzneimittel zu prüfen. Langfristig könnten durch die schmackhaften Drops aber bedeutende Herausforderungen bei der Krebsbehandlung von Kindern bewältigt werden. Indem eine altersgerechte medikamentöse Behandlung häufig nicht vorhanden ist, erhalten Kinder oftmals zu hohen Dosierungen eines Wirkstoffes, welche unerwünschte Wirkungen mit sich bringt.

Im 3D-Drucker können Medikamente mit individualisiertem Wirkstoffprofil und leckerem Geschmack hergestellt werden.

Die Inhaberin der SKS-Stiftungsprofessur Alexandra Russo zeigt sich begeistert über die Möglichkeiten, die der 3D-Druck für dieses Problem bietet. „Wir sind die ersten im Rahmen der Onkologischen Medizin, die einen solchen 3D-Medikamentendrucker nutzen können, um unsere Patienten mit Schluckbeschwerden besser zu versorgen. Gerade für Kinder und Erwachsene mit Schluckbeschwerden, für die eine Tablette zu groß wäre, ist dies eine hoffnungsvolle Alternative.

Die Gutenberg Smile Studie ist die erste „first-in-human“ Akzeptanzstudie dieser Art und soll zwei Jahre laufen. Die Kosten sollen sich für die Gesamtdauer auf 300.000 Euro belaufen. Damit diese gedeckt werden können, seien neben der Finanzierung durch die SKS und der mit 5.000 Euro beteiligten Volksbank Darmstadt Mainz an die Stiftung weitere Gelder nötig. Mehr zur Sophia-Kallinowsky-Stiftung und der Studie finden Sie HIER.

Neben den Förderungen durch die SKS und die Volksbank sind weitere Finanzierungen für die Studie nötig.

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*Bildnachweise: UM / Peter Pulkowski

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