Welchen Einfluss nimmt der 3D-Druck auf die Filmwelt?
Die Anwendungsbereiche des 3D-Drucks sind äußerst vielfältig: von Lebensmitteln bis hin zu Teilen für die Automobilbranche kann er in verschiedensten Formen und Materialien eingesetzt werden. Ein Bereich, in dem der 3D-Druck sein Potential besonders eindrucksvoll zeigt, ist die Filmwelt. In den letzten Jahren hat sich die Technologie weiterentwickelt und ermöglicht es Filmemachern, Requisiten, Kostüme und sogar ganze Set-Teile präziser und schneller zu produzieren. Bekannte und preisgekrönte Filme und Serien wie Avatar: The Way of Water, Iron Man, der Demogorgon von Stranger Things, Pinocchio, The Inventor, Thor, Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers und Black Panther: Wakanda Forever nutzen intensiv 3D-Drucktechnologien. Diese Entwicklungen erlauben eine nie dagewesene Designfreiheit und Flexibilität, die in traditionellen Fertigungsverfahren nicht möglich ist. Wir haben Filmemacher, Designer und Druckerhersteller kontaktiert, um mehr über die neuesten Innovationen und Anwendungen des 3D-Drucks in der Filmwelt zu erfahren.
Die Filmwelt unterliegt einem ständigen technologischen Wandel
Filme versuchen häufig, auf möglichst realistisch aussehende Kostüme und Requisiten zu setzen. Dies soll dafür sorgen, dass sich der Zuschauer von dem Film in den Bann gezogen fühlt und das Gefühl hat, selbst Teil des Geschehens zu werden. Um dies zu erreichen, unterlag die Filmwelt einem stetigen Wandel, bei dem stets versucht wurde, auf die neusten Technologien zurückzugreifen und so das volle Potenzial auszunutzen. Die Entwicklung hin zum Film begann bereits im 18. Jahrhundert durch die Aneinanderreihung einzelner Bilder, die zusammen eine bewegte Frequenz ergaben. Als Geburtsstunde des Films wird häufig das Jahr 1895 gesehen, in dem es den Brüdern Lumière gelang, eine Filmtechnik zu entwickeln, bei der ein Apparat das Projizieren und Abspielen von Filmen vereinte, damals jedoch noch ohne Ton und Schwarz-Weiß. 32 Jahre später wurde in den USA die Ära des vertonten Filmes eingeleitet und es folgten auch Farbfilme. Häufig tendieren wir dazu, an diese Entwicklungen zu denken, wenn wir an die Entwicklung der Filmwelt denken und vergessen dabei, dass der Film einem ständigen Wandel unterliegt. Neben der Weiterentwicklung der Techniken im Bereich Special Effects, hat sich die Filmwelt den 3D-Druck zu Nutzen gemacht.
Frank Ippolito, Gründer von Thingergy Inc., einem führenden Unternehmen für die Herstellung von Kostümen, Requisiten und Make-up für Spezialeffekte in Hollywood, bestätigt, dass seit den letzten fünf Jahren fast alle Produktionen Drucker am Set oder in der Requisiten- und manchmal auch in der Kostümabteilung haben. Auch Jason Lopes, Technischer Leiter bei Gentle Giant Studios und seit 20 Jahren in der Filmbranche tätig, erklärt, dass sich der größte Fortschritt der letzten Jahre bei den Materialien vollzogen hat. Er betont: „Als ich anfing, war fast alles, was gedruckt wurde, ein Prototyp aus festem Material für ein Urmodell oder eine kleinere Requisite. Jetzt haben wir mehr Materialoptionen, die es uns ermöglichen, weiche, flexible Endverbrauchsartikel für Animatronics, keramikgefüllte Materialien für kleine hochauflösende Werkzeuge sowie beispielsweise Nylon für den Bau von Figuren zu erstellen, die den Anforderungen am Set oder beim Herumlaufen in einem Themenpark gerecht werden.”
Carlos Padilla, Armaturenbauer und beteiligt an „The Inventor“, bestätigt, dass 3D-Druck in der Filmindustrie mittlerweile zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden ist. Er fügt hinzu: „In den letzten Jahren haben die Hersteller Drucker viel erschwinglicher gemacht, was vielen kleinen Studios die Möglichkeit eröffnet, die Technologie in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren. Außerdem hat sich die Qualität des Drucks verbessert, sodass in wenigen Stunden Ergebnisse erzielt werden können, für die man sonst mehrere Tage benötigt hätte und an denen mehrere Personen arbeiten mussten. Es ist großartig, eine Maschine zu haben, die im Hintergrund arbeitet, Zeit und Material spart und dabei präzise herstellt. So kann man sich auf die kreativen Aspekte konzentrieren und das Risiko von Fehlschlägen bei Prototypen und Tests senken.“
Welche Vorteile bietet der 3D-Druck in der Filmwelt?
Die Anforderungen, die Zuschauer an Filme stellen, wachsen stetig. Es ist daher notwendig, in einem Film nicht nur inhaltlich sondern auch design-technisch die kleinsten Details zu beachten. Jeder kleinste Bestandteil einer Requisite oder eines Kleidungsstückes spielen daher eine wesentliche Rolle. Julia Koerner, bekannt für ihre 3D-gedruckten Modekollektionen und ihr 3D-Kostümdesign im Film „Black Panther“ erklärt uns den Unterschied zwischen 3D-gedruckter Mode und Kostümen folgendermaßen: Bei der Herstellung von Mode steht die Tragbarkeit sowie die Ästhetik im Vordergrund, während bei der Kreation von Kostümen die Geschichte, die Schauspieler, das Set, Postproduction , etc. ebenfalls mit einfließen.“
Das Ziel, möglichst detail-genaue Teile zu fertigen, kann tage-, wochen-, oder gar monatelange Arbeit nötig sein. Bei herkömmlichen Herstellungstechniken ist häufig sehr viel Handarbeit gefragt. Dies stellt besonders eine große Herausforderung dar, wenn Kostüme für eine Vielzahl an Charakteren benötigt wird, wie beispielsweise Szenen, die ganze Legionen zeigen. Der 3D-Druck schafft hier die Möglichkeit der Reproduzierbarkeit. Das bedeutet, dass ein Designer ein Modell entwickeln kann und dieses dann innerhalb kürzester Zeit mehrfach drucken kann. Der Filmemacher Gilles-Alexandre Deschaud, der seit mehr als 10 Jahren 3D-Designer ist und besonders für dessen Kurzfilm „Chase Me“, bei dem alle Charaktere und Requisiten 3D-gedruckt wurden, bekannt ist, hat uns dies bestätigt: „Der 3D-Druck ermöglicht im Wesentlichen zwei Dinge: Eine beträchtliche Zeitersparnis bei der Herstellung von Elementen (und damit ein erheblicher finanzieller Gewinn). Und ein Gewinn an Qualität. 3D-Druckmodelle können sehr genau und detailliert sein. Es ist auch einfach, Iterationen durchzuführen, um den Teil zu verbessern oder Dinge zu korrigieren.“ Da die 3D-Drucke mittels digitaler Modelle erstellt werden, sind sie leicht veränderbar. Dies ermöglicht Filmemachern, kontinuierliche Änderungen vorzunehmen, die bei handgefertigten Requisiten zeitaufwendig und kostspielig wären. Auch Jason Lopes betont die Vorteile der Geschwindigkeit: „Der große Vorteil für uns ist die Geschwindigkeit und das Vertrauen. Für mich sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die Technologie akzeptiert wird und zum Standard geworden ist. Die Technik und die Materialien haben sich als unschätzbares Werkzeug in unserer Produktionspipeline erwiesen.”
Außerdem ermöglicht es der 3D-Druck in der Filmwelt, zunächst Prototypen herzustellen oder mehrere Varianten zu drucken und sie miteinander vergleichen. Dies sorgt für eine viel größere Flexibilität. Wenn im Rahmen des Drehs ein Teil kaputt geht, kann dieses erneut gedruckt werden. Auch kann dank einfacher Modifizierung ein Teil bereits designet werden, bevor überhaupt der eigentliche Schauspieler, an dessen Maße das Kostüm angepasst werden soll, festgelegt wurde. Außerdem sind 3D-Drucker vergleichsweise einfach zu transportieren und ermöglichen es, vor Ort zu produzieren anstelle es schicken zu lassen.
Neben der soeben genannten Zeit- und damit verbundenen Kostenersparnis bietet der 3D-Druck eine sehr große Designfreiheit. Es können Teile produziert werden, die bei anderen Herstellungsvarianten un-erdenklich wären. So hat uns Victor Marin, Concept Artist und Filmemacher, anvertraut: „In einer meiner neuesten und größten Arbeiten habe ich die digitale Skulptur der Falla von Valencia für Pichiavo angefertigt; dieses Kunstwerk wurde aus einem sehr komplexen Holzstück gefertigt, das 26 Meter hoch ist, und die Feier endet mit dem Verbrennen dieses riesigen Stückes. Es war eine sehr magische Erfahrung.“
Die Designfreiheit ist nicht zuletzt der Vielzahl an verfügbaren Materialien für den 3D-Druck zu verdanken. Neben der Ästhetik bietet dies auch praktische Vorteile während des Drehs: es können dank leichter Materialien und der Schaffung von Hohlräumen sehr viel leichtere Kostüme und Requisiten entwickelt werden, die im Film dennoch sehr massiv erscheinen.
Padilla erklärt uns: „Es ist ein sehr wertvolles Werkzeug, das große Freiheit beim Ausprobieren bietet, selbst bei Formen oder Strukturen, die sonst sehr kompliziert zu erstellen wären. Außerdem kann es rund um die Uhr für eine Vielzahl von Aufgaben verwendet werden. Da wir hauptsächlich mit digitalen Dateien arbeiten, eröffnet es die Möglichkeit, einen Teil des Arbeitsteams zu dezentralisieren, indem nur digitale Dateien zum Druck an den Bestimmungsort geschickt werden und keine physischen Elemente. Dadurch können andere Techniker, Künstler etc. aus der Ferne an demselben Projekt arbeiten, was die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen lokalen Abteilungen in Bezug auf Überprüfungen, Genehmigungen und Änderungen innerhalb des Projekts erleichtert.”
Vom Modell bis zur fertigen Requisite/ Kostüm
3D-Software für die Filmwelt
Ähnlich wie in vielen anderen Anwendungsbereichen des 3D-Drucks ist es notwendig, ein Modell von Grund auf oder auf Basis eines 3D-Scans zu entwickeln, bevor der Druckprozess beginnen kann. Jason Lopes, der jahrelang bei Legacy Effects tätig war, greift auf die Softwares Autodesk Maya, Inventor, Fusion 360, Modo und Solidworks zurück und zeigt dadurch, wie viel Auswahl an geeigneten Softwares es gibt. Für den Film “The Inventor” haben Capobianco und Padilla auf die 3D-Software von Dassault Systèmes zugegriffen, um Modelle und Maschinen des Erfinders zu rekonstruieren. Carlos Padilla nutzt aber auch Blender, aufgrund des ,,riesigen Ökosystems an Add-ons, die praktisch jede Aufgabe abdecken.” Er fügt hinzu: ,,Ich finde es großartig, um mechanische Konstruktionen mit eher „organischen“ Arbeiten wie Bildhauerei zu kombinieren. Trotzdem verwende ich gelegentlich noch SolidWorks oder FreeCAD für bestimmte Aufgaben, wie zum Beispiel das Zeichnen. Beim Schneiden wechsle ich zwischen PrusaSlicer und SuperSlicer.“
Auch Julia Körner bestätigt die vielfältige Auswahl der Software. Sie erklärt, dass die verschiedensten Softwares eingesetzt werden können, die auch im Bereich Architektur eingesetzt werden, wobei die Entwicklung von mehreren Tagen bis zu mehreren Wochen dauern kann. Für außergewöhnlichere Designs setzt sie zusätzlich auf eigene Algorithmen.
Frank Ippolito ergänzt: ,,Wir verwenden eine breite Palette von Software, hauptsächlich Zbrush, Fusion360 und Rhino. Aber es ist nicht ungewöhnlich, dass wir auch Blender, Plasticity, Modo, Nomad, Solidworks und einige mehr verwenden.” Als Slicer verwendet das Unternehmen Chitubox, Simplify3d, Prusa Slicer, Cura und Lychee, da diese kostengünstiger sind.
Jason Lopes verrät, dass er jedes verfügbare Tool verwendet, aber seine Standartworkflowouts Maxon ZBrush, Maya, Adobe Substance und Materialise Magics umfassen.
Der Rückgriff auf solche Software ermöglicht zudem eine effizientere Zusammenarbeit. Victor Marin erklärt uns dies folgendermaßen: ,,Jetzt ist es für den Regisseur einfacher, die Konzepte klar zu erkennen und manchmal sogar Konzeptkunst in 3D zu drucken und das Design zu malen. Es ist nicht nur für den Regisseur hilfreich, sondern auch für den Kameramann, zu sehen, wie sich das Licht verändert und das Stück beeinflusst. Es ist besser, Zeit und Geld in der Vorproduktionsphase zu investieren, als es zu verschwenden, wenn die Produktion beginnt.“
Die Rolle von 3D-Scannern in Filmproduktionen
„Das Scannen spielt eine große Rolle, wenn Sie mit dem Entwerfen von einem Anzug oder Accessoire für eine Person beauftragt werden. Es wird ein Körper/Kopf-Scan durchgeführt. Diese Daten ermöglichen es Ihnen nun, um die tatsächlichen Proportionen Ihres Schauspielers herum zu entwerfen. Sie können diese Scandaten auch verwenden und sie in niedriger Auflösung in 3D drucken oder sogar in Schaumstoff fräsen lassen, um die Passgenauigkeit der gedruckten Komponenten zu prüfen, die dann in kürzerer Zeit zusammen mit dem Schauspieler hergestellt werden können, bevor die endgültige Anpassung persönlich vorgenommen werden kann“, erklärt Jason Lopes, der unter anderem den bekannten Iron Man Anzug per 3D-Druck designet und gefertigt hat. Das 3D-Scannen zeigt, wie detailgenau und wie personalisierbar der 3D-Druck eingesetzt werden kann. Anstelle des manuellen Maßnehmen kann der 3D-Scanner zuverlässigere Ergebnisse liefern. Ippolito bestätigt die Verwendung von 3D-Scannern: ,,Wir haben in der Werkstatt noch ein paar andere Geräte zur Datenerfassung, zum Beispiel 3D-Handscanner wie Artec Eva und Artec Spider.“ Darüber hinaus verwendet er auch die Photogrammetrie.
Welche Druck-Technologie eignet sich für die Filmproduktion?
Die Frage, welche 3D-Drucker sich im Speziellen für die Filmproduktion eignen und für welche Projekte welcher 3D-Drucker eingesetzt wird, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass, um es mit den Worten von James Reeves, Geschäftsführer von voxeljet UK, auszudrücken, die Filmindustrie „eine sehr verschwiegene Industrie“ ist. Eine wesentliche Rolle spielt unter anderem auch das Budget eine Rolle. So wollte Gilles-Alexandre Deschaud zunächst aus Kostengründen auf einen FDM-Drucker zurückgreifen, konnte dann aber dank eines Kickstarters des Unternehmens Formlabs auf den Form 1 zurückgreifen, der laut ihm eine bessere Qualität, auch bei sehr kleinen Teilen, ermöglicht, der auf SLA basiert. Damals war es ihm lediglich möglich, mit grauem, transparenten oder schwarzen Material zu Drucken. Dies hat sich inzwischen verändert und es sind viele weitere Harze in den verschiedensten Farben verfügbar.
Mittlerweile wird am Set immer mehr auf die 3D-Technologie auf Basis von Flüssigharzen zurückgegriffen, da die typischerweise kleinen Teile sich ideal für Kostüme eignen, wenig Zeit in Anspruch nehmen und realisitisch aussehen. Dies bestätigt uns auch Carlos Padilla: „ Bei der Arbeit ist es je nach Studio üblich, Teile zu verwenden, die mit Harzdruckern hergestellt wurden, oder – in großen Studios wie Laika- Teile, die mit High-End-Druckern hergestellt wurden.” Für den Film “The Inventor” wurden zwei Arten des 3D-Drucks verwendet. Für die Füße einiger Hauptpersonen kam der 3D-Metalldruck zum Einsatz, und für den Löwen wurde ein FDM-Drucker und ABS-Filament verwendet, da dieses Material stark ist und sich für lange Stunden am Set als haltbar erwiesen hat, bekräftigt Carlos Padilla.
Neben Formlabs fällt der Hersteller Stratasys immer häufiger, wenn es um den 3D-Druck und Filme geht. So wurde für den für den Golden-Globe nominierten Animationsfilm „Mister Link“ der J750 des besagten Herstellers verwendet, der auf der PolyJet-Technologie basiert und den Druck der unterschiedlichsten Farbnuancen ermöglichen soll. Die neuste Version,das J750 TM 3D-Drucksystem, wird von Designerin Julia Koerner verwendet und bietet die Möglichkeit, direkt auf Stoff zu drucken anstelle die 3D-gedruckten Teile mit dem Stoff zusammenzusetzen. Koerner erklärt: „Dadurch entstehen ganz neue Möglichkeiten im Design in Bezug auf Tragbarkeit, Funktionalität und Farbästhetik.“
Frank Ippolito erläutert, dass auch CNC-Maschinen, Laserschneider und Plotter als Technologie eingesetzt werden. Derzeit verwendet sein Unternehmen etwa 30 3D-Drucker von Firmen wie Markforged, Prusa, Raise3D, 3DP, Peopoly und Phrozen. Er begründet: ,,Da wir in der schnelllebigen Fernseh- und Filmindustrie tätig sind, brauchen wir schnelle Lösungen. Die meisten Druckdienstleister sind für die meisten unserer Aufgaben viel zu teuer oder zu langsam. Wir versuchen, so viel wie möglich selbst zu machen.” Auch Jason Lopes spricht über die unterschiedlichen Technologien, die er verwendet: ,,Was die Technologien angeht, so umfasst unser Innovationslabor Großformat-SLA(s), DLP (Nexa XiP & XiP Pro), Mimaki Color Printing, MJP, Desktop-SLA und MJP(s) sowie FFF.”
Nachbearbeitung
In der Filmindustrie spielt die Nachbearbeitung von 3D-gedruckten Requisiten und Modellen eine wesentliche Rolle für die endgültige visuelle Darstellung und Qualität eines Films. „Sie müssen das Mesh vorbereiten, bevor Sie es zum Drucken schicken, und je nach der Technologie des 3D-Druckers (FDM, Harz usw.) ist es manchmal notwendig, das Stück nachzubearbeiten. Manchmal ist es notwendig, das Stück zu schleifen oder sogar traditionell über bestimmte Teile zu modellieren. Jedes Jahr versuchen die Hersteller der 3D-Drucker, diese zu verbessern, bessere Drucke (manchmal) ohne Reinigungsaufwand herzustellen.“, erklärt Victor Marin. So ist es meist unabdingbar, die 3D-gedruckten Teile nachzubearbeiten. Dabei kann die Nachbearbeitung einen erheblichen Faktor in der Zeit bis zum fertigen Teil einnehmen. Jason Lopes erklärt sogar, dass die Nachbearbeitungsschritte bis zu 99 Prozent der Herstellungszeit in Anspruch nehmen können. Unter die Nachbearbeitung fallen das Entfernen von Stützstrukturen, das Reinigen des Modells und die Glättung der Oberflächenstruktur. Zudem fällt in manchen Fällen eine Bemalung per Hand an, um dem 3D-gedruckten Teil zu noch mehr Details zu verhelfen.
Herausforderungen des 3D-Drucks in der Filmwelt
Besonders die soeben angeführte Dauer der Nachbearbeitung stellt für den 3D-Druck eine große Herausforderung dar. Neben dem Zeitfaktor, der in der Filmproduktion eine wesentliche Rolle spielt, führt dies zu hohen Personalkosten. Häufig muss eine Vielzahl an Kostümen und Requisiten hergestellt werden und so dauert die händische Nachbearbeitung sehr lange. Für seinen Kurzfilm „Chase Me“ hat Gilles-Alexandre Deschaud 20 Minuten alleine für die Figur für die Nachbearbeitung benötigt, also insgesamt über 800 Stunden. Julia Körner erwähnt diese Schwierigkeiten: „Die Herausforderung ist, dass das Design und die Kollaborationen oft viel Zeit in Anspruch nehmen. Manche potentiellen Partner treten sehr kurzfristig an mich heran und unterschätzen das Budget, das für die Entwicklung des Designs notwendig ist.”
Darüber hinaus müssen Requisiten nicht nur gut aussehen, sondern auch langlebig sein. Ippolito ergänzt: „Einige der älteren 3D-Drucktechnologien produzieren Teile, die nicht besonders stuntfreundlich sind und zerbrechen würden, wenn der Schauspieler sie fallen ließe“. Aus diesem Grund produziert er Teile, die aus einem auf Nylon basierenden Material bestehen, das dann mit Endloskohlefaser verschmolzen wird. Außerdem erklärt er, dass es einige großartige Technologien gibt, die hilfreich sein könnten, oft nicht bezahlbar sind. Das Hauptproblem ist laut Ippolito jedoch die Zeit und das Geld: Lösungen müssen schnell verfügbar sein und in die immer knapper werdenden Filmbudgets passen.
Auch für Lopes stellt der Kosten- und Zeitfaktor die größte Herausforderung dar: „Oft sind die Materialpreise ein Hindernis für echte Innovationen, vor allem bei anspruchsvollen Entwürfen, die mehrere Iterationen erfordern, bis sie perfekt sind. Die zweitgrößte Herausforderung ist die Reaktionszeit, wenn ein Drucker ausfällt und ein Techniker vor Ort für eine Reparatur benötigt wird, die wir nicht selbst durchführen können. Viele unserer Daten können nicht außer Haus gesendet werden, so dass eine maximale Betriebszeit entscheidend für die Einhaltung komplexer Produktionsfristen ist.” Für Stop Motion Abenteuer und Handwerker gibt es jedoch auch eine andere Herausforderung, Padilla erklärt: „Wenn wir Unvollkommenheiten imitieren können, besteht die Gefahr, dass wir den handwerklichen Touch verlieren, der für Stop-Motion so charakteristisch ist. Wenn die Dinge zu perfekt sind, werden sie manchmal uninteressant, ähnlich wie eine Zutat, die man nur in Maßen verwenden sollte, damit nicht alle Speisen gleich schmecken.”
Eine weitere Herausforderung, der sich der 3D-Druck in der Filmwelt stellen muss, ist das Verständnis für die Technologie. Lopes hat folgende Erfahrung gemacht: „Die meisten Entertainmentunternehmen setzen keine Additiv-Software ein. Das macht es schwierig, digitale Assets, die für Bildschirm/Digitalmedien bestimmt sind, zu verstehen und sie für das Additive Manufacturing richtig einzurichten. Dies kann sehr komplex und zeitaufwendig sein, aber am Ende gibt es keinen besseren Weg, um einen großartigen optimierten Workflow zu erreichen, der vom Konzept zur Realität führt.“
Wird der 3D-Druck in Zukunft herkömmliche Produktionsverfahren in der Filmwelt ablösen?
Der 3D-Druck hat bereits in zahlreichen spannenden und zu teilen preisgekrönten Filmprojekten einen Beitrag geleistet. Sicherlich wird er auch in zukünftigen Filmprojekten Verwendung finden. Leider wurde uns von Seiten der Filmstudios und Druckerhersteller mitgeteilt, dass es nicht möglich ist, Auskunft über konkrete zukünftige Projekte zu erhalten. Wir haben uns die Frage gestellt, wie realistisch es ist, dass der 3D-Druck in Zukunft nicht nur Bestandteil der Kostümbildung und der Entwicklung von Requisiten wird, sondern die sonstigen Verfahren dank der Flexibilität und Gestaltungsfreiheit ablöst, schließlich ist die Filmwelt in der Vergangenheit häufiger durch den technologischen Wandel geprägt worden und hat zugleich diesen vorangetrieben.
Gilles-Alexandre Deschaud sieht die Zukunft des 3D-Drucks in der Filmwelt als gewiss: „Sicherlich können wir bereits jetzt feststellen, dass der 3D-Druck in der Welt des Kinos sehr weit verbreitet ist. Ob in Stop-Motion-Filmen oder großen amerikanischen Blockbustern durch Werbung. Der 3D-Druck wird häufig zur Herstellung von Requisiten/Satzelementen verwendet, aber nicht nur, er findet sich auch in der Entwurfsphase zur Validierung eines kundenspezifischen/konzeptionellen Entwurfs oder anderen. Es ist offensichtlich, dass die Zukunft des 3D-Drucks im Kino bereits vorprogrammiert ist.“
Victor Marin geht davon aus, dass die 3D-Technologien in der Zukunft eine immer größere Rolle einnehmen werden, weil die digitale Erstellung oder der 3D-Scan von Modellen schneller erfolgen kann, als das händische Erstellen. Er empfiehlt jedoch die Koexistenz der Verfahren und warnt davor, traditionelle Methoden gänzlich zu ersetzen: „Wenn Sie zum Beispiel eine Statue anfertigen, ist es einfacher, sie mit wenigen Klicks neu zu skalieren oder sogar die Proportionen oder die Pose zu ändern. Auch ist es großartig, wenn Sie mit einem 3D-Scanner arbeiten, da Sie über den Scan ein sehr präzises Modell erstellen können. Wir erleben einen großen Erfolg mit der 3D-Technik, aber wir dürfen die traditionelle Methode nicht vergessen.“
Auch Julia Koerner ruft dazu auf, die beiden Welten zu vereinen. Sie sieht den 3D-Druck als zusätzliche Gestaltungsmöglichkeit, die es schafft, komplexe und aufwendige Strukturen zu schaffen, die mit traditionellen Herstellungsmöglichkeiten nicht realisiert werden können oder gar vorher nicht existiert haben. Mit ihren Arbeiten versucht sie, Tradition und Fortschritt zu vereinen, indem sie die beiden Methoden in ihrer Mode verbindet.
Weitere Informationen zu den benannten Projekten finden Sie hier und auf Julia Koerners Website und der offiziellen Seite von Gilles-Alexandre Deschaud.
Wir sind gespannt, inwiefern der 3D-Druck Filme beeinflussen wird und freuen uns auf neue, spannende Projekte! Lassen Sie uns zu diesem Thema gerne einen Kommentar da oder teilen Sie es uns auf Facebook, oder LinkedIN mit. Möchten Sie außerdem eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuigkeiten im 3D-Druck und der additiven Fertigung direkt und bequem in Ihr Postfach erhalten? Dann registrieren Sie sich jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter!
*Titelbildnachweis: Julia Koerner