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3D-Druck: Welche Anwendungen finden sich in der Kunst?

Am 8. Oktober 2021 von 3Dnatives veröffentlicht

Der 3D-Druck gibt dem Motto “Die Kunst kennt keine Grenzen” eine vollkommen neue Bedeutung und beweist, dass neue Technologien und Kreativität sehr gut miteinander vereinbar sind. Denn der Einsatz der additiven Fertigung erlaubt es Künstlern in ihrem kreativen Prozess noch einen Schritt weiter zu gehen. Stichwort Designfreiheit: die Arbeit mit additiven Fertigungsverfahren ermöglicht die Verwirklichung von hochkomplexen Geometrien mit einem hohen Detailgrad. Vorteile, die beispielsweise zur Herstellung von Repliken für Museen genutzt werden. Aber die Anwendung des 3D-Drucks im Kunstsektor beschränkt sich längst nicht auf diesen Zweck: inzwischen steht vermehrt das additiv gefertigte Objekt an sich im Mittelpunkt. Die Technologie wird von Künstlern immer häufiger als ein Werkzeug adaptiert, mit welchem die Umsetzung einer Idee kaum noch Einschränkungen kennt – außer der Schwerkraft. Wir wollen Ihnen in unserer Auswahl einige aktuelle Beispiele vorstellen, welche die Bedeutung des 3D-Drucks für die Kunst veranschaulichen werden.

Hypnerotomachia Naturae

Die Skulptur “hypnerotomachia naturae”, die von Stefan Maier und Giacomo Pala unter Betreuung von Bart Lootsma am Institut für Architekturtheorie der Universität Innsbruck umgesetzt wurde, erinnert auf den ersten Blick an einen Baukasten. Und das bewusst: denn die modulare Bauweise soll an die Verbindung und Widersprüche der Beziehung des Menschen zur Natur und Technologie erinnern. Hypnerotomachia wurde in Zusammenarbeit mit concr3de in Beton verwirklicht und im letzten Jahr im Rahmen der Ausstellung ‘schönheit vor weisheit. das wissen der kunst und die kunst der wissenschaft’ (engl.: ‘beauty before wisdom. the knowledge of art and the art of science’) im Tiroler Landesmuseum in Innsbruck ausgestellt. Zu sehen ist eine Vielzahl individueller Teile, die miteinander zu einem großen Ganzen verbunden sind. Die einzelnen Objekte sollen den Betrachter thematisch an die Vielfältigkeit von Utopien, Mythen und Kulturen erinnern.

Mat Collishaw’s Equinox auf der Dubai Expo 2020

Für die Weltausstellung 2020 in Dubai, welche auf Grund der Pandemie erst ab Oktober 2021 stattfinden kann, hat sich der Künstler Mat Collishaw mit dem Werk “Equinox” etwas besonderes einfallen lassen. In einer optischen Illusion wird eine gigantische Lotusblume im Zentrum des Terra Pavillons wahrhaftig zum Leben erweckt. Die Blüten drehen sich, Insekten umkreisen und flattern um die Blume herum und bestäuben diese. Damit dieser ökologische Tanz gelingt, öffnet und schließt sich das fünf Meter hohe und drei Meter breite Zoetrop mit der Hilfe von Hydraulik.  geöffnet und geschlossen. Die Blütenblätter wurden allesamt 3D-gedruckt. Welchem Verfahren sich der Künstler für die Umsetzung bedient hat ist nicht bekannt, wir wissen jedoch, dass Collishaw in der Vergangenheit ein Zoetrop für die Galleria Borghese in Rom in Zusammenarbeit mit dem spanischen Unternehmen Sicnova 3D umgesetzt hat.

Michelangelo’s David aus dem 3D-Drucker

Anlässlich der Weltausstellung Expo 2020 in Dubai, die am 1. Oktober begann, wurde für den italienischen Pavillon eine Replik von Michelangelos David mit Hilfe des 3D-Drucks hergestellt. Hinter dem Projekt stehen die Ingenieure der Universität Florenz und der schwedische Hersteller Hexagonal. Die 3D-gedruckte Statue, die den biblischen Helden David bei seinem Kampf gegen den Riesen Goliath darstellt, ist genauso groß wie das Original, nämlich über 5 Meter hoch. Damit das Werk vollständig digitalisiert werden konnte, waren Tausende von Scans erforderlich. Für den Druck beschloss das Team das Werk in 14 Teilen zu fertigen. Diese wurden aus Acrylharz gefertigt und dann von Kunstrestauratoren mit Leim und Marmorstaub zusammengesetzt.

Silent Orchestra – Kunst von Peter Lang

Beim von Peter Lang und Akustikexperten der Fachhochschule Rosenheim entwickelten „Stillen Orchester“ handelt es sich um eine 3D-gedruckte Skulptur. Inspiriert von Wespen und Hornissen Nestern, fungiert das Werk als Schallabsorber. Bestehend aus unterschiedlich großen Röhren wurde Silent Orchestra im FDM-Verfahren 3D-gedruckt. Dazu zeichnete Peter Lang zunächst die Umrisse des Objekts in jeder Schicht von Hand auf 3 x 6 Meter große Vliesbögen, bevor er sie einscannte. Anschließend wurde der Schallabsorber in Zusammenarbeit mit Additive Tectonics aus Tecnaros Arboblend Biopolymer, das zu 100 % biobasiert ist, 3D-gedruckt. Ein einzigartiges und nachhaltiges Kunstwerk, das in der Lage ist, Schall zu absorbieren, und das das Beste aus Handwerk und neuen Technologien vereint.

Claude Monet’s berühmte Seerosen, aber 3D-gedruckt

Joseph Coddington studiert an der Victoria University of Wellington und konnte ein interessantes Kunstprojekt mit der additiven Fertigung verwirklichen. Coddington hat den Voxel 3D-Druck genutzt, um daraus eine Tafel aus der Sammlung „Seerosen“ des Künstlers Claude Monet nachzubilden. Beim Originalwerk handelt es sich um eine Reihe von Gemälden, die zwischen 1914 und 26 entstanden sind. Für den Zweck reproduzierte Coddington das Gemälde digital und verwendete einen Stratasys J750 3D-Drucker, um die Drucke herzustellen. Diese Methode ermöglichte es, jeden einzelnen Punkt, sogenannte Voxel, für das endgültige Modell in Farbe zu definieren. Er erklärt zudem, dass es sein Ziel ist, neue Anwendungsmöglichkeiten und die künstlerische Qualität zu zeigen, die der Voxel-3D-Druck in der Kunst ermöglichen kann.

Die Installation Yinyun

Yinyun ist eine Kunstinstallation, die aus 85 3D-gedruckten Keramikteilen entstanden ist. Das Werk befindet sich im Taipower D/S ONE Showroom in Taipeh, Taiwan. Damit das Projekt erfolgreich umgesetzt werden konnte, nutzten die Verantwortlichen einen generativen Design Algorithmus, welcher die elektronischen Daten extrahiert, wodurch ein Gradient Effekt entsteht. Später kam die additive Fertigung ins Spiel, um die einzelnen Teile aus Keramik zu fertigen. Die Teile sind mit recyceltem Material gedruckt worden. Gleichzeitig gelang es, dank der Technik ein originelles, detailliertes Oberflächenrelief zu kreieren. Das Hauptmerkmal der Yinyun-Installation besteht darin, dass die komplexen Formen der einzelnen Teile es schaffen, dass keines der Teile dem anderen gleicht.

Sebastian Errazuriz und seine 3D-gedruckten Skulpturen

Der in New York ansässige Designer Sebastian Errazuriz hat eine Sammlung von Statuen für die New Yorker Galerie Elizabeth Collective im Mai 2019 entwickelt. Das Projekt ist zwar nicht ganz neu, aber die dargestellten Figuren sind allen bekannt. Der Künstler hat sich einige große Persönlichkeiten wie Steve Jobs, Trump, Elon Musk und Jeff Bezos vorgenommen und sie in 3D-gedruckte Statuen verwandelt, die an die römische Mythologie erinnern. Die Kollektion trägt den Titel „The Beginning of the End“ (Der Anfang vom Ende) und soll alle technologischen Veränderungen aufzeigen, die die Menschheit verändern werden. Sie nutzt die Technik als Mittel, um die Auswirkungen der Technologie anzuprangern. So ist die Büste des Facebook-Gründers zu sehen, die den Titel „The New Opium“ trägt, mit dem Gedanken, dass wir süchtig nach dem sozialen Netzwerk geworden sind. Das Team hat zunächst Hunderte von Bildern dieser Persönlichkeiten abgerufen, um sie in 3D zu rekonstruieren – eine zeitaufwändige Aufgabe, die mehrere Monate dauerte. Wir wissen nicht, welche Drucktechnologie verwendet wurde, aber die Details sind da! Das folgende Video gibt einen Überblick über das gesamte Projekt:

Mellifera, 3D-gedruckte Bienenstöcke

Für das London Design Festival im vergangenen September entwarf der französische Architekt Arthur Mamou-Mani Mellifera: The Dancing Bee Hives, eine Reihe von 3D-gedruckten Strukturen, die an Bienenstöcke erinnern. Diese wurden mit PLA 3D-gedruckt und in der Mitte der Wendeltreppe des berühmten Fortnum & Mason-Geschäfts in Piccadilly installiert. Ziel des Architekten war es, an die Bedeutung der Bienen in unserer Gesellschaft sowie an die Notwendigkeit zu erinnern, unser Konsumverhalten und unsere Stadtplanungen zu überdecken, damit die Bienen überleben können. Er entschied sich für den 3D-Druck und insbesondere für PLA, weil es die Umwelt weniger belastet. Arthur Mamou-Mani erklärte in einem Interview, dass PLA einen um bis zu 80 % geringeren Kohlenstoff-Fußabdruck hat als eine Erdöl-Alternative.

3D-gedruckte Möbel von MAD Architects auf der Mailänder Designwoche

Während der Mailänder Designwoche stellte das in Peking ansässige Architekturbüro MAD Architects sein 3D-gedrucktes Möbeldesignprojekt vor. Für das Projekt interpretierte das Studio das ikonische Möbelstück von Christian Dior, den Medallion Chair, neu. Mithilfe der 3D-Drucktechnologie gelang es dem Designstudio, die Stühle in Bewegung darzustellen. Den Designern zufolge dienen die 3D-gedruckten Polyurethan-Stühle mit dem Titel „Meteor“ als Reflexion von Zeit und Raum.

Angela Merkel Reiterstatue

Obwohl es unklar ist, ob die ehemalige deutsche Staatschefin ein Reitfan ist, hat sich ein bayerischer Künstler die kreative Freiheit genommen und Angela Merkel auf einem Pferd in einer 3D-gedruckten Betonstatue dargestellt. Die 2,70 Meter hohe, lebensgroße Statue soll an die Dienstjahre der ersten deutschen Bundeskanzlerin erinnern. Der Künstler Wilhelm Koch hat die Statue aus recyceltem Beton 3D-gedruckt, was als Anspielung auf Merkels politischen Einsatz für die Klimapolitik interpretiert werden kann.

‚RGB Scone, Hold Your Nose‘ von Alan Phelan

Hold Your Nose“ von Alan Phelan ist eine 5,5 Meter hohe, in 3D gedruckte Skulptur aus Öko-Kunststoff und Papier, die in Dublin, Irland, im Rahmen einer Initiative des Dubliner Stadtrats zu sehen ist, der sechs öffentliche Skulpturen für Parks und öffentliche Plätze in der Stadt in Auftrag gegeben hat. RGB Scone, “Hold Your Nose“ war dabei die erste, die in Auftrag gegeben wurde. Die Skulptur sollte auf einem historischen Sockel aufgestellt werden, der in Dublin frei steht, seit die ursprüngliche Statue in den 1860er Jahren entfernt wurde. Die „überschwängliche“ Skulptur wurde zunächst als fertiges Modell in kleinem Maßstab angefertigt, welches dann vor dem Zusammenbau in 3D gescannt und maßstabsgetreu gedruckt wurde. Der Künstler ließ sich von verschiedenen Formen der Emanzipation in der Region inspirieren, darunter die irische Unabhängigkeit, EU-Präsidentschaften, Untersuchungsgerichte und wichtige bürgerliche Ereignisse im Zusammenhang mit der Gleichstellung der Ehe und Reproduktionsfreiheit.

Magic Queen

Eine vielleicht etwas ungewöhnliches Anwendungsbeispiel der additiven Fertigung in der Kunst ist ein Projekt, das auf der Architekturbiennale von Venedig 2021 vorgestellt wurde: Magic Queen. Magic Queen ist eine 3D-gedruckte, biologisch abbaubare Kunst Struktur aus lokaler Erde, die als Landschaft für verschiedene Pflanzen und Pilze konzipiert wurde. Die Landschaft wird von einem Robotergärtner gepflegt, der die Landschaft bewässert und Veränderungen in der Oberflächenbeschaffenheit und im Wachstum der Pflanzen auf der Struktur wahrnimmt, um die Landschaft zu erhalten. Das Projekt wurde von MAEIN, einem Büro unter der Leitung von Daniela Mitterberger und Tiziano Derme, entworfen und sollte die Verschmelzung von organischen Materialien und Maschinen aufzeigen und die Möglichkeit des Einklangs und der Koexistenz der beiden unter Beweis stellen. Durch den 3D-Druck mit Erde konnten die Designer eine einzigartige Struktur schaffen, die sich hervorragend dafür eignet, Leben zu erhalten.

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